Auszug - Gespräch über Rückläuferproblematik im Bezirk   

 
 
28. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Bildung, Schule und Kultur
TOP: Ö 3
Gremium: Ausschuss für Bildung, Schule und Kultur Beschlussart: erledigt
Datum: Mi, 02.04.2014 Status: öffentlich
Zeit: 17:00 - 19:12 Anlass: ordentliche Sitzung
Raum: Ernst-Abbe-Oberschule
Ort: Sonnenallee 79, 12045 Berlin
 
Beschluss

Herr Schulze dankt dem stellvertretenden Schulleiter des Ernst-Abbe-Gymnasiums, Herrn Westenberger, im Namen der Anwesenden für das zur Verfügung Stellen des Sitzungsraumes

Herr Schulze dankt dem stellvertretenden Schulleiter des Ernst-Abbe-Gymnasiums, Herrn Westenberger,  im Namen der Anwesenden für das zur Verfügung Stellen des Sitzungsraumes. Der Bildungsausschuss hat ein Interesse daran, die pädagogische Sicht auf die Ursachen für die Rückläuferzahlen an Gymnasien zu hören. Er ist zudem an Maßnahmen interessiert, die von den Schulen aufgeboten werden, um die Zahl der Rückläuferinnen und Rückläufer zu reduzieren.

 

Herr Westenberger begrüßt die Anwesenden und dankt zunächst Frau BzStRin Dr. Giffey für die Unterstützung des Bezirks bei der Sanierung des denkmalgeschützten Schulgebäudes.

 

Im Anschluss kommt Herr Westenberger auf die Rückläuferthematik zu sprechen. An der Ernst-Abbe-Oberschule bestehen rund 30% der Schülerinnen und Schüler der 7. Klassen das Probejahr nicht. Die Ursachen dafür sind vielfältig:

 

  • Eltern sind nicht selten beratungsresistent und folgen der Förderprognose der Grundschule  vielfach nicht,
  • hohe Sprachdefizite,
  • bildungsferne Elternhäuser,
  • fehlende Unterstützung der Eltern,
  • Konzentrationsschwierigkeiten.

 

Auf Nachfrage von Frau BV Lanske erklärt Herr Westenberger, dass die Ernst-Abbe-Oberschule Schülerinnen und Schüler der Grundschulen bis zu einer Durchschnittsnote von 3,0 aufnimmt.

Frau Oberschulrätin Unruhe ergänzt, dass das novellierte Schulgesetz ab einer Durchschnittsnote von 3,0 oder schlechter eine verbindliche Beratung der Eltern an einem Gymnasium vorsieht. Daraus ergeben sich jedoch keinerlei Konsequenzen. Der Elternwille gilt als höchstes Gut, Empfehlungen der Pädagoginnen und Pädagogen müssen nicht befolgt werden. Ist ein Gymnasium nicht übernachgefragt, muss es alle Schülerinnen und Schüler unabhängig von ihrer Förderprognose aufnehmen.

Herr Westenberger ergänzt, dass allen Eltern an der Ernst-Abbe-Oberschule umfassende Beratungsangebote unterbreitet werden. Die Resonanz ist jedoch nicht immer die von den Lehrkräften gewünschte. Vor allem in den höheren Klassen nehmen Eltern die Sprechtage seltener wahr. Auch das hauseigene Elterncafé wird nicht so stark angenommen wie erhofft.

 

Auf Nachfrage von BV Glücklich entgegnet Herr Westenberger, dass die neue Geschwisterregelung im Schulgesetz bisher keine Auswirkungen auf die Anmeldezahlen hat.

 

Frau BV Christians-Roshanai fragt nach den Kompetenzen, die Schülerinnen und Schüler mitbringen sollten, um das Probejahr zu bestehen. Herr Westenberger erklärt, dass bereits aus der Grundschule Defizite mitgebracht werden, die von den Kolleginnen und Kollegen an den Grundschulen nicht alle gelöst werden können. Es mangelt vor allem an Grundkompetenzen wie Lesen, Schreiben, Rechnen.

 

Auf Nachfrage von Herrn BV Biedermann bestätigt Herr Westenberger Sprachprobleme der Eltern, so dass vielfach die Kinder bei Elterngesprächen Übersetzungsarbeit leisten müssen. Der ndH-Anteil an der Schule liegt bei 97%.

 

Zu den Anmeldegründen an der Ernst-Abbe-Oberschule zählen u.a. der "Tag der offenen Tür", die Wohnortnähe vieler Familien, Geschwister, die die Schule bereits besuchen und auch die Möglichkeit, Latein als 2. Fremdsprache zu lernen. Latein verbessert die Deutschkenntnisse der Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund, da sie dadurch lernen, Latein kreativ in gutes und grammatikalisch richtiges Deutsch zu übersetzen. Zudem entscheiden sich viele Eltern bewusst für ein Gymnasium.

 

Herr BV Posselt fragt nach dem entscheidenden Ansatz, um die hohen Rückläuferzahlen an den Schulen künftig zu reduzieren?

Herr Westenberger vertritt die Auffassung, dass Schülerinnen und Schülern schon damit geholfen wäre, wenn Eltern das Abitur nicht als den einzig wahren Schulabschluss ansähen und ihre Kinder entgegen der Förderprognose auf das Gymnasium schickten. Es sei ebenfalls nicht hilfreich, wenn Schülerinnen und Schüler das Abitur knapp bestehen. Die hohen Abbrecherquoten an den Universitäten zeigen, dass vielfach die Kompetenzen für ein Universitätsstudium fehlen. Eine gute Ausbildung kann auch erfüllend sein. Das Abitur hat einen zu hohen Stellenwert.

 

Frau BV Klein fragt nach Möglichkeiten für Grundschülerinnen und Grundschüler, im Unterricht der Ernst-Abbe-Oberschule zu hospitieren. Herr Westenberger hat die Erfahrung gemacht, das ein "Probe"-unterricht nicht überzeugend ist, da er den Unterrichtsalltag nicht widerspiegelt. Allerdings bietet die Ernst-Abbe-Oberschule seit einem Jahr Nachmittagsveranstaltungen für Schülerinnen und Schüler der sechsten Klassen in den Fächern Mathematik und Englisch an, die sehr gut angenommen werden.

 

Im Anschluss geht Herr Westenberger auf die zu erwartende Anzahl an Rückläuferinnen und Rückläufer im Schuljahr 2013/2014 ein. Es wird erwartet, dass erneut 30% das Probejahr nicht bestehen werden. Um dem zu begegnen, werden zahlreiche Fördermöglichkeiten angeboten:

 

  •                   umfangreiches Sprachförderkonzept in allen Fächern in Kooperation mit der HU Berlin,
  •                   detaillierter Förderplan für alle gefährdeten Schülerinnen und Schüler,
  •                   Lernstationen in den Kernfächern,
  •                   Zusammenarbeit mit Lernstudios für BUT-Berechtigte,
  •                   Förder-AGs,
  •                   Nachmittagsbetreuung zusammen mit dem QM Donaustraße-Nord.

 

Auf Nachfrage führt Herr Westenberger aus, dass die anfänglich hohe Nachfrage nach Fördermaßnahmen mit der Zeit bröckelt. Alle Fördermaßnahmen an Oberschulen sind nicht verpflichtend und damit freiwillig. Auf Nachfrage ergänzt er, dass BuT-berechtigte Schülerinnen und Schüler trotz schlechter Noten, die eine Grundvoraussetzung für die BuT-Förderung sind, Erfolge vorweisen, wenn sie die Förderung regelmäßig in Anspruch nehmen. Insgesamt sei die Entwicklung, dass Schülerinnen und Schüler neben der regulären 34-Stunden-Woche noch zusätzliche Förderangebote wahrnehmen müssen, bedenklich. Die Arbeitswoche sei viel zu umfangreich.

 

Im Anschluss der Diskussion erläutert Frau BzStRin Dr. Giffey die Sanierungsmaßnahmen. Die Ernst-Abbe-Oberschule gehört zum Sanierungsgebiet Karl-Marx-Straße/Sonnenallee. In das über 100 Jahre alte Gebäude werden 5 Millionen Euro aus Städtebaufördermitteln investiert. Unterrichtsräume werden renoviert, Fußböden erneuert, es gibt eine neue IT-Ausstattung, einen 2. Zeichensaal, schalldämmende Maßnahmen und am Ende auch einen neuen Schulhof. Die Einfeld-Turnhalle ist bereits fertig saniert worden. 2016 ist die denkmalgerechte Sanierung des gesamten Schulgebäudes bei laufendem Schulbetrieb abgeschlossen.

 

 


 
 

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