Auszug - Projekt "2. Chance an der Zuckmayer-Schule" Referent: Herr Gülfirat  

 
 
52. öffentliche Sitzung des Jugendhilfeausschusses
TOP: Ö 4
Gremium: Jugendhilfeausschuss Beschlussart: erledigt
Datum: Do, 16.12.2010 Status: öffentlich
Zeit: 17:00 - 19:20 Anlass: ordentliche Sitzung
Raum: Nachbarschaftsheim Neukölln
Ort: Schierker Straße 53, 12051 Berlin
 
Beschluss
Abstimmungsergebnis

Frau Pelivan, die Regionalleiterin, stellt zunächst die Arbeit des Vereins „Vielfalt e

Frau Pelivan, die Regionalleiterin, stellt zunächst die Arbeit des Vereins „Vielfalt e.V.“ vor. Dieser ist ein anerkannter freier Träger der öffentlichen Jugendhilfe in Kreuzberg und Neukölln. Den Schwerpunkt seiner Tätigkeit liegt „in der (muttersprachlichen) Begleitung von Familien mit Migrationshintergrund und in der Förderung eines Zusammenlebens in Vielfalt“ (vgl. www.vielfaltev.de und www.zweite-chance.vielfalt.de). Neben dem Bereich ambulante Hilfen zur Erziehung bildet das Projekt „Die 2. Chance - Schulverweigerung“ einen wesentlichen Teil seiner Arbeit.

 

Das Programm Die 2. Chance ist Bestandteil der Initiative JUGEND STÄRKEN. Sie richtet sich an Jugendliche, die ihren Hauptschulabschluss durch aktive oder passive Schulverweigerung gefährden. Ziel des Programms ist es, diese Jugendlichen in das Schulsystem zurückzuführen und ihre Chancen auf einen Schulabschluss zu verbessern. Das Programm wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gesteuert und aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) finanziert. Die 2. Chance an der Zuckmayer-Schule wird vom Jugendamt Neukölln kofinanziert.

 

Herr Gülfirat erläutert das Projekt. In der Bundesrepublik erreichen jedes Jahr 8-10 % der Schüler/innen keinen Abschluss. Die 2. Chance richtet sind an Schüler/innen mit weniger als 20 Fehltagen im Halbjahr, die aktiv und passiv den Unterricht verweigern. Die Bereitschaft an dem Projekt teilzunehmen, setzt aber Freiwilligkeit voraus. Aktuell gibt es an der Zuckmayer-Schule 2 Gruppen à 8 Schüler/-innen, eine weibliche und eine männliche (zurzeit ist ein Platz noch unbesetzt). Die Gruppenleitungen sind ebenfalls geschlechtsspezifisch besetzt.

 

Die Einzelbetreuung umfasst themenspezifische Einzelgespräche (Bezugsbetreuung), bei Bedarf das Abholen vom Elternhaus, kontinuierliche Motivationsarbeit und Begleitung zu externen Stellen. Zur Gruppenarbeit gehören Antiaggressions- und Sozialtraining, Projektarbeiten (z. B. Filmproduktion), Werkstattbesuche, Wissensvermittlung (Hausaufgabenhilfe), Ferienprogramme sowie geschlechtsspezifische Gruppen.

Einen wichtigen Baustein bildet die Elternarbeit. Sie beinhaltet Aufnahmegespräche, niedrigschwellige Beratung, Familienkonferenzen, themenbezogene Gespräche und Auswertungen. Die Zusammenarbeit mit dem Jugendamt umfasst Hilfeplanung und -konferenzen sowie einen regelmäßigen Informationsaustausch. Ein intensiver Austausch findet ebenfalls mit der Schulleitung, Lehrerinnen und Lehrern und der Schulsozialarbeit statt. Des Weiteren gibt es sowohl eine regionale Vernetzung im Sozialraum (Jugendamt, Schulamt, Polizei, Vereine) als auch eine überregionale mit Trägern und Projekten sowie einen internationalen Austausch über Projektarbeiten (Hospitationen).

 

Die Bilanz der 2. Chance an der Zuckmayer-Schule ist positiv: 16 betreute Schülerinnen konnten erfolgreich in die Schule reintegriert werden, lediglich 5 Betreuungen mussten abgebrochen werden.

 

Frau Pohl fragt in der anschließenden Diskussion, wie die „regulären“ Schüler auf das Projekt reagieren. Herr Rühmann möchte die Begründung für die Geschlechtertrennung erfahren. Frau Heinemann fragt, was mit den Schüler/-innen passiert, die die Auflagen nicht erfüllen.

Die 2. Chance ist bei den Schüler/innen gut angesehen. Herr Gülfirat verweist darauf, dass es eine Warteliste gibt, obwohl das Projekt auch für seine Strenge bekannt ist. Auflagen und Regeln müssen eingehalten werden, sonst gibt es Sanktionen - bis hin zum Ausschluss aus dem Projekt. Die Geschlechtertrennung erfolgt ausschließlich aus pädagogischen Gründen und wird von den Schüler/innen ebenfalls positiv gesehen. Ein gewisses Problem bedeutet die Beschränkung auf die Jahrgangsstufen 7, 8 und 9.

 

Frau BzStR Vonnekold ergänzt, dass es für die Älteren die Maßnahmen „Wild aktiv“ und „Neukölln aktiv“ gibt, die demnächst neu beginnen. Allerdings gebe es auch junge Menschen, die man „nicht einfangen“ könne.

 

Frau Dr. Gallus-Jetter fügt hinzu, dass zu Beginn der 2. Chance Schulversäumnisanzeigen eine Voraussetzung für die Teilnahme war. Man erhoffte sich dadurch eine Verringerung von HzE-Maßnahmen.

 

Herr Gülfirat nennt als gravierendes Problem den Sprachmangel. Die Sprachprobleme derjenigen Schüler/innen, die bereits in Berlin eine Kita besucht haben, nehmen tendenziell ab, aber es gibt Zuzüge von Familien, deren Kinder erhebliche Probleme mit der deutschen Sprache haben (aus arabischen Ländern und aus Roma-Familien). Herr Posner verweist auf positive Erfahrungen in Kitas mit dem Sprachtagebuch. An den Grundschulen gebe es aber leider keine Fortsetzung. Dadurch werde die Sprachförderung behindert.

 

(Der Vortrag ist diesem Protokoll im Internet als Datei hinterlegt und kann bei Bedarf im BVV-Büro in Schriftform angefordert werden.)

 

Frau Finger dankt Frau Pelivan und Herrn Gülfirat für ihren Vortrag und ihre Erläuterungen.

 


Abstimmungsergebnis:

Anlagen:  
  Nr. Name    
Anlage 1 1 52_Vielfalt_2.Chance16122010 (10583 KB)    

 
 

Legende

Ausschuss Tagesordnung Drucksache
BVV Aktenmappe Drucksachenlebenslauf
Fraktion Niederschrift Beschlüsse
Sitzungsteilnehmer Auszug Realisierung
   Anwesenheit Kleine Anfragen

BVV-Büro Neukölln

Zimmer: A 201

Verkehrsanbindungen

Sprechzeiten

Montag bis Donnerstag
nach Vereinbarung

an Sitzungstagen des Ältestenrats
geschlossen

an Tagen der BVV-Sitzungen
geschlossen