Drucksache - 1255/III
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Wir
bitten zur Kenntnis zu nehmen: (Text siehe
Rückseite) Bezirksamt Mitte von Berlin .
Oktober 2009 Abt. Gesundheit und Personal 9018 32336 - Bezirksbürgermeister - Bezirksverordnetenversammlung Drucksache
Nr. Mitte
von Berlin 1255/III Vorlage - zur Kenntnisnahme
– über die Interkulturelle
Öffnung der Regelversorgung Wir bitten, zur Kenntnis zu
nehmen: Die Bezirksverordnetenversammlung
hat in ihrer Sitzung am 18.06.2009 folgendes Auskunftsverlangen an das
Bezirksamt beschlossen (Drucksache Nr. 1255/III): Das Bezirksamt wird ersucht,
eine Bestandsaufnahme über die bereits erfolgte Interkulturelle Öffnung der
psychologischen, sozialen und gesundheitlichen Regeldienste zu veranlassen.
Diese Bestandsaufnahme soll auch die Herangehensweise an die erfolgte Öffnung,
die damit verbundenen Schwierigkeiten sowie Beispiele für eine Kooperation und
Vernetzung der verschiedenen Versorgungsangebote aufzeigen. Das Bezirksamt hat am 27.10.2009 beschlossen, der
Bezirksverordnetenversammlung dazu Nachfolgendes als Schlussbericht zur
Kenntnis zu bringen. Der Zugang in die Regelversorgungssysteme im psychologischen,
sozialen und gesundheitlichen Bereich für Menschen mit Migrationshintergund
stellt sich nach wie vor häufig schwieriger dar als für die Bevölkerungsteile
ohne Migrationshintergrund. Die Qualifizierungsreihe mit
dem Titel „Interkulturelle Kompetenz und Managing Diversity“ umfasste ein
umfangreiches Repertoire an Fortbildungsmodulen zur Vermittlung von
Schlüsselqualifikationen zur Umsetzung von Innovations- und
Qualitätsentwicklungsprozessen in der Arbeit mit Menschen mit
Migrationshintergrund im Gesundheits- und Sozialbereich. Die Schulung fand in
Zusammenarbeit mit der Ev. Fachhochschule Berlin e.V. über das EU-Projekt
"Xenos - Leben und Arbeiten in Vielfalt" statt. Im Januar 2008 wurde aus den
FortbildungsteilnehmerInnen der LUV Soziales sowie Gesundheit eine
Multiplikatorengruppe gebildet, die die Implementierung interkultureller
Kompetenzen in beiden LuV kontinuierlich befördern.
Darüber gibt es die
folgenden Einzelprojekte bzw. –vorhaben: Aus dem LuV Soziales: Ø Angebote ·
Interkultureller
Beratungsführer Eine Datensammlung über
Hilfs- und Beratungsangebote für Migrantinnen und Migranten in Berlin, sowie
gleichzeitig Informationsquelle für die Mitarbeiter in der Beratung, wurde
federführend in der Fachstelle für Wohnungsnotfälle entwickelt und ist auf dem
Internetportal des Bezirksamtes Mitte unter Publikationen veröffentlicht; Problem: Fehlende
Personalressourcen zur Datenpflege ·
Interkultureller Beratungsführer für ältere
MigrantInnen Eine Übersicht von Projekten
und Einrichtungen als Informationsquelle für Mitarbeiter in den Sozialdiensten;
Daten werden im ASD eingepflegt ·
Soko 40 Sondersoko, bestehend aus
vorwiegend türkischstämmigen MigrantInnen Informationsveranstaltung
für die Soko - Mitglieder mit türkischem Migrationshintergrund. Es besteht ein
Angebot zum Austausch und zur Beratung im Einzelfall. Ø Vernetzung ·
Forum für
kultursensible Altenhilfe Regionalgruppe Ost Mitglieder sind regionale
Akteure der Altenhilfe; Teilnahme der MultiplikatorInnen; erörtert werden
Themen der interkulturellen Öffnung der Regeldienste in der Altenhilfe. Aktuell
wird ein Fachgespräch in Berlin geplant. ·
Arbeitskreis
Interkulturelle Öffnung Der Arbeitskreis bildet in
Berlin Mitte einen Kompetenzpool für Fragen der interkulturellen Öffnung der
Regeldienste. Er besteht aus verschiedenen Migrationsprojekten und bietet
Fachberatung und Fortbildung an. Teilnahme der MultiplikatorInnen am Arbeitskreis sowie
der Unterarbeitsgruppe
Integrationskonzept Berlin - Berlin Mitte: Konkretisierung der Wege und
Strategien zur interkulturellen Öffnung/ Orientierung. ·
Runder Tisch
Interkulturelle Öffnung der Altenhilfe in den Bezirken Gemeinsam mit dem
Kompetenzzentrum Interkulturelle Öffnung der Altenhilfe und der
Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales wurde am 04.07.07 unter
Beteiligung der Berliner Bezirke die Gründung eines Runden Tisches initiiert
mit dem Ziel, eine Optimierung in der Versorgung der Zielgruppe zu erreichen.
Seitdem finden regelmäßige Treffen statt. Bereits erfolgt sind Bestandsaufnahme
der bezirklichen Aktivitäten und Angebote, Vorstellung geplanter
Veranstaltungen und Projekte. Teilnahme durch Soz 1100. Ø Schulungen Externe Multiplikatoren mit Migrationshintergrund
werden durch Mitarbeiter des LUVs Soziales mit dem Aufbau und den Angeboten des
LUVs Soziales vertraut gemacht. ·
Das
Integrationslotsenprojekt " Die Brücke" Kontinuierliche Schulungen
der Integrationslotsen im Bereich der Angebote der Regeldienste des LUVs
Soziales. Im Einzelfall Beratung der
Lotsen bei Schwierigkeiten mit Institutionen und Klienten. ·
Kulturen im Kiez "
Kiezmütter" Informationsveranstaltung
für die Kiezmütter über Strukturen und Angebote des LUV Soziales Ø Geplante Maßnahmen
·
Kontaktaufnahme zum
Projekt " Altenservice für Migranten" Freizeit und Beratungscenter Die Zusammenarbeit muss noch konkretisiert werden. ·
Informationsreihe für
Migranten zum Thema “Älter werden in Deutschland” Gemeinsam mit der
Migrationsberatungsstelle der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland
e.V. soll eine Veranstaltungsreihe zum Thema für die Zielgruppe geplant und
durchgeführt werden. Aus dem Bereich Qualitätsentwicklung,
Planung und Koordination: Im Bereich der
Regelversorgung von psychisch erkrankten und suchtkranken Menschen, werden
landesweit umfangreiche, zumeist standardisierte Sachberichte oder
Basisdokumentationen geführt. Unter bestimmten Voraussetzungen können Menschen
mit einer psychischen Erkrankung (einschließlich Suchtkranke) zum Personenkreis
der seelisch behinderten Menschen gehören. Über das etablierte Gremiensystem
erfolgt eine enge Vernetzung und Nutzung, geeigneter Einrichtungen (z.B.
individuelle Hilfebedarfsplanung im Steuerungsgremium Psychiatrie). Die Tabelle Anlage 1
dokumentiert, dass im Rahmen der vom Trägerbudgetkontrollprogramm erfassten
Eingliederungshilfeprojekte der Bezirk Mitte die mit Abstand höchste
Versorgungsdichte von Menschen mit Migrationshintergrund aufweist. Das dazugehörige
Steuerungsgremium Psychiatrie bestätigt dem Bezirk Mitte darüber hinaus einen
Spitzenplatz bei der Vorstellung von MigrantInnen in diesem Beratungsgremium. Die Integration von
MigrantInnen ins Regelversorgungssystem ist im Bezirk Mitte demzufolge
vergleichsweise fortgeschritten, wenngleich nur vereinzelt die statistisch
gemäß der Verteilung zu erwartenden Bevölkerungsanteile erreicht werden. Eine adäquate Versorgung ist
zunächst vorrangig durch eine Qualifikation des Angebots, sowie durch
Verbraucherinformation über die Angebote der Regelversorgung zu gewährleisten. Lediglich beim Vorliegen
besonderer Faktoren, sollten spezialisierte Angebote für MigrantInnen
vorgehalten werden. Hier bewährt es sich ggf., derlei Angebote möglichst nicht
solitär zu betreiben, sondern integriert im Rahmen der Regelversorgung
gewissermaßen als „Integrierte Kompetenzinseln“ vorzuhalten. Diese erfüllen zweierlei
Vorgaben:
Insgesamt zeigt sich
allerdings eine Diskrepanz zwischen der Bereitschaft der Träger, interkulturell
kompetente MitarbeiterInnen einstellen zu wollen und der tatsächlichen
Situation auf dem Arbeitsmarkt. Menschen mit
psychotherapeutischem oder psychiatrischem Hilfebedarf:
Hier wurde durch
verschiedene Aktivitäten, z.B. die Vorträge von Frau Dr. Schouler-Ocak von der
Psychiatrischen Universitätsklinik der Charité im St. Hedwig Krankenhaus sowie
„Die Berliner Erklärung“ von SUSI (Interkulturelles Frauenzentrum), ein
besonderer Hilfebedarf deutlich. Je niedriger die Entwicklung
der Sozialstruktur in einem Sozialraum ist, desto weniger niedergelassene
Psychiater bzw. Psychotherapeuten sind wohnortnah ansässig. Im Bereich
psychotherapeutischer Versorgung werden von den Beteiligten zudem strukturelle
Hürden im Zulassungsverfahren für Therapeuten mit Migrationshintergrund
kritisiert. Folgende Projekte und Arbeitsweisen aus dem Bezirk
Mitte sollen besonders erwähnt werden. Berliner Krisendienst
(BKD)
Der BKD ist bestrebt, im
Rahmen der vernetzten Arbeitsweise mit hauptamtlichen und vernetzten HonorarmitarbeiterInnen
interkulturelle Kompetenz vorzuhalten. Insbesondere bei HonorarmitarbeiterInnen
gelingt dies auch. Es bestehen enge Kontakte zu Einrichtungen, welche von
Migranten genutzt werden. Flyer des BKD sind im Internet in bezirklich relevanten
Fremdsprachen hinterlegt. Bei Bedarf nutzt der BKD den
Gemeindedolmetschdienst. Im Rahmen eines Forschungsprojekts mit der Charité
wird das Angebot demnächst durch eine Hotline für türkische Frauen ergänzt. Die
Verträge sind hierfür geschlossen. Psychiatrisches Tageszentrum Wiesenstr. Der Träger KBS e.V. hat es
erreicht, dass zwischen 50-60 % der BesucherInnen einen Migrationshintergrund
aufweisen. Die Mitarbeiter sind besonders geschult und motiviert, der
Gemeindedolmetschdienst muss nur selten in Anspruch genommen werden. Wie wurde
diese außergewöhnlich hohe Inanspruchnahme erreicht?
Gerontopsychiatrische
Tagespflegestätte
Seit Jahren wird die
gerontopsychiatrische Tagespflegestätte „Sommergarten“ von einer engagierten,
türkischsprachigen Mitarbeiterin der AWO geleitet. Dennoch ist das
Inanspruchnahmeverhalten durch türkischstämmige MigrantInnen nicht erhöht. Hier
stehen Trägerbemühungen sozialen und finanziellen Faktoren gegenüber. Behandlungszentrum für
Folteropfer
Das Behandlungszentrum für
Folteropfer bietet ein spezialisiertes Angebot, ist jedoch ebenfalls gut ins
System der Regelversorgung eingebunden. Schwerste Traumatisierungen werden
durch besonders qualifizierte TherapeutInnen, u.U. unter Zuhilfenahme von
Dolmetschdiensten behandelt. Zusätzlich erfolgt deutscher Sprachunterricht. Konferenzen und
Arbeitsgruppen
Das Bezirksamt Mitte hat
aufgrund einer Initiative der BVV Mitte 2003 eine Seniorenkonferenz zum Thema
„Ältere Migranten“ durchgeführt. Mitarbeiter des Bezirksamtes
haben sich an einer landesweiten AG „Verbesserung der Versorgungssituation für
psychisch erkrankte ältere Migrantinnen und Migranten im Land Berlin“
beteiligt, siehe Abschlussbericht:
http://www.berlin.de/lb/psychiatrie/veroeffentlichungen/index.html#fach. Psychiatrische Klinik
Charité (CCM) und St. Hedwig
Krankenhaus behandeln MigrantInnen in größerer Anzahl im Rahmen der Regelversorgung.
Dennoch werden für diesen Personenkreis spezialisierte Angebote vorgehalten,
welche das Inanspruchnahmeverhalten verbessern sollen und das umgebende
Hilfesystem hinsichtlich interkultureller Kompetenz fortbilden. Im
BVV- Gesundheitsausschuss Mitte hat Frau Dr. Schouler-Ocak am 25.6.09
dargestellt, wie Fehlinterpretationen kulturell unterschiedlicher
Verhaltensweisen eine psychiatrische Exkloration gefährlich beeinträchtigen
können. Mit dem Zentrum für
interkulturelle Psychiatrie/ Psychotherapie, den spezialisierten Angeboten der
Psychiatrischen Institutsambulanz des St. Hedwig Krankenhauses (ca. 60%
Patienten mit Migrationshintergrund) und neuesten Forschungsprojekten (Hotline
beim BKD- Suizidalität bei türkischen Frauen) verfügen wir neben einem gut
eingestellten Regelversorgungssystem über mehrere hoch wirksame
Spezialangebote, welche dennoch überwiegend integriert tätig sind. Bei den
zuwendungsfinanzierten Einrichtungen weist das BA die Zuwendungs-empfänger
regelmäßig im Zuwendungsbescheid darauf hin, bei der Personalauswahl
interkulturelle Kompetenz als wichtiges Einstellungskriterium zu
berücksichtigen. Suchthilfe- und
Psychiatriekoordinator haben die Träger entgeltfinanzierter Projekte 2002
angeschrieben und erfragt, welche Fremdsprachenkenntnisse deren Mitarbeiter
vorweisen. Es ergaben sich erhebliche Abweichungen bei der Personalpolitik der
Träger. Eine gravierende Diskrepanz bestand auch bei den vorgehaltenen
Sprachkenntnissen im Gesamtbezirk und den im Bezirk vorrangig gesprochenen Sprachen
(z.B. Finnisch/ Schwedisch je 2 Kräfte, Türkisch 1 Kraft). Eine direkte
Einflussnahme auf die Personalpolitik der freien Träger besteht jedoch nicht.
In den letzten Jahren bemühen sich die beteiligten Träger zwar, interkulturelle
Kompetenz als Anstellungskriterium zu berücksichtigen. Übereinstimmend erhalten
wir jedoch die Rückmeldung, dass auf Stellenausschreibungen insbesondere in den
sozialstrukturschwachen Bezirksteilen wenig Resonanz von Fachpersonal mit
Migrationshintergrund erfolgt. Dies betrifft insbesondere männliche Fachkräfte. Im Internet sind zwei Flyer
mit Basisinformationen über das Versorgungssystem in zwei Fremdsprachen
übersetzt hinterlegt. Fazit: Im Bezirk Mitte bemühen sich
alle Angebote der Regelversorgung um eine Stärkung der interkulturellen
Kompetenz. Im landesweiten Vergleich sind diese Bemühungen erfolgreich, ein
Stagnieren auf dem erreichten Stand ist jedoch nicht angebracht. Es bestehen gute
Erfahrungen, MigrantInnen im Rahmen der Regeldienste zu versorgen. In einigen
speziellen Bereichen ist es angemessen, ein spezialisiertes Angebot
vorzuhalten. Besonders gute Erfahrungen liegen bei Angeboten vor, welche trotz
Spezialisierung in die Regeldienste eingebunden sind. Für die Zukunft empfiehlt es
sich folgende Aspekte verstärkt zu betrachten:
Einen erheblichen Nutzen
könnten Migranten zusätzlich ziehen, wenn sich die geeigneten Angebote für alle
psychisch erkrankten oder von Behinderung bedrohten Personen im Bereich Arbeit
und Beschäftigung verbessern würden. Wir bitten, den Beschluss
damit als erledigt anzusehen. Rechtsgrundlage: §
13 i. V. mit § 36 Bez.VG Auswirkungen auf den
Haushaltplan und die Finanzplanung: a) Auswirkungen auf
Einnahmen und Ausgaben: Keine b) Personalwirtschaftliche
Ausgaben: Keine Berlin, den 27. Oktober 2009
Bezirksbürgermeister |
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