Drucksache - 1255/III  

 
 
Betreff: Interkulturelle Öffnung der Regelversorgung
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:Fraktion der SPDBezirksamt Mitte von Berlin
Verfasser:Neuhaus Matischok-Yesilcimen 
Drucksache-Art:AntragVorlage zur Kenntnisnahme
Beratungsfolge:
BVV Mitte von Berlin Entscheidung
28.05.2009 
25. öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Mitte von Berlin vertagt     
18.06.2009 
26. öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Mitte von Berlin ohne Änderungen in der BVV beschlossen   
BVV Mitte von Berlin Entscheidung
12.11.2009 
30. öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Mitte von Berlin mit Abschlussbericht zur Kenntnis genommen   

Sachverhalt
Anlagen:
1. Antrag vom 19.05.2009
2. Beschluss vom 18.06.2009
3. Vorlage zur Kenntnisnahme vom 29.10.2009
Anlage Präsentation

Die Bezirksverordnetenversammlung möge beschließen:

Wir bitten zur Kenntnis zu nehmen:

 

 

 

(Text siehe Rückseite)


Bezirksamt Mitte von Berlin                                                  .         Oktober 2009

Abt. Gesundheit und Personal                                                               9018 32336

- Bezirksbürgermeister -

 

 

 

Bezirksverordnetenversammlung                                                              Drucksache Nr.

Mitte von Berlin                                                                                      1255/III

                                               

 

 

 

 

Vorlage - zur Kenntnisnahme –

 

über die Interkulturelle Öffnung der Regelversorgung

 

 

Wir bitten, zur Kenntnis zu nehmen:

 

 

Die Bezirksverordnetenversammlung hat in ihrer Sitzung am 18.06.2009 folgendes Auskunftsverlangen an das Bezirksamt beschlossen (Drucksache Nr. 1255/III):

 

Das Bezirksamt wird ersucht, eine Bestandsaufnahme über die bereits erfolgte Interkulturelle Öffnung der psychologischen, sozialen und gesundheitlichen Regeldienste zu veranlassen. Diese Bestandsaufnahme soll auch die Herangehensweise an die erfolgte Öffnung, die damit verbundenen Schwierigkeiten sowie Beispiele für eine Kooperation und Vernetzung der verschiedenen Versorgungsangebote aufzeigen.

 

Das Bezirksamt hat am  27.10.2009 beschlossen, der Bezirksverordnetenversammlung dazu Nachfolgendes als Schlussbericht zur Kenntnis zu bringen.

 

 

 Der Zugang in die Regelversorgungssysteme im psychologischen, sozialen und gesundheitlichen Bereich für Menschen mit Migrationshintergund stellt sich nach wie vor häufig schwieriger dar als für die Bevölkerungsteile ohne Migrationshintergrund.

Dies hängt insbesondere mit der großen Heterogenität innerhalb der Migrantengruppen bezogen auf Migrationstypologie und –status zusammen. Neben der Gruppe von legal in Deutschland lebenden  Menschen mit Migrationshintergrund mit einem potenziell möglichen Zugang zur gesundheitlichen Versorgung gibt es eine große Anzahl von „illegal“ in Deutschland, so auch in Berlin lebenden Menschen ohne gültige Papiere und Krankenversicherung. Diese Gruppe wird nur zum Teil innerhalb des medizinschen Systems versorgt. Hier kommt dem ÖGD eine besondere Rolle aufgrund seines sozialkompensatorisch ausgerichteten Auftrags zu.

Um diesem Auftrag gerecht zu werden, wurden insgesamt 20 MitarbeiterInnen unterschiedlicher Berufsgruppen aus den LuV Gesundheit und Soziales im Rahmen einer 2-jährigen Qualifizierung ( EU-Förderprogramm Xenos: „Leben und arbeiten in Vielfalfalt“) in Fragen der interkulturellen Kompetenz über einen Zeitraum von 2 Jahren (2005 – 2007) geschult.

 

Die Qualifizierungsreihe mit dem Titel „Interkulturelle Kompetenz und Managing Diversity“ umfasste ein umfangreiches Repertoire an Fortbildungsmodulen zur Vermittlung von Schlüsselqualifikationen zur Umsetzung von Innovations- und Qualitätsentwicklungsprozessen in der Arbeit mit Menschen mit Migrationshintergrund im Gesundheits- und Sozialbereich. Die Schulung fand in Zusammenarbeit mit der Ev. Fachhochschule Berlin e.V. über das EU-Projekt "Xenos - Leben und Arbeiten in Vielfalt" statt.

Im Januar 2008 wurde aus den FortbildungsteilnehmerInnen der LUV Soziales sowie Gesundheit eine Multiplikatorengruppe gebildet, die die Implementierung interkultureller Kompetenzen in beiden LuV kontinuierlich befördern.

Während des gleichen Zeitraums wurde im Bezirk das Lotsenprojekt  „Die Brücke!“ installiert. Mit seinen mittlerweile 8 Vor-Ort-Büros und einer annähernd stabilen Finanzierung hat sich dieses Projekt zu einem wichtigen Pfeiler der Interkulturellen Öffnung der Regelversorgungsangebote  entwickelt. Die geschulten Lotsen stellen im Rahmen ihrer Mittlerfunktion ein wichtiges Bindeglied zwischen den Fachdiensten der Regelversorgung und den verschiedenen migrantischen Communities dar. Ihre Dienste werden gleichermaßen von Fachdiensten und MigrantInnen wahrgenommen und tragen zu einer Erhöhung der Inanspruchnahme von Regelversorgungs-leistungen unter den Menschen mit Migrationshintergrund bei.



Perspektiv sollte allerdings auch darauf hingewirkt werden, dass im Zuge von Stellenbesetzungsverfahren die kulturelle Vielfalt der Bevölkerung stärker als bisher berücksichtigt wird und sich in der Besetzung von Stellen anteilig widerspiegelt.

Darüber gibt es die folgenden Einzelprojekte bzw. –vorhaben:

 

Aus dem LuV Soziales:

 

Ø      Angebote

 

·        Interkultureller Beratungsführer

Eine Datensammlung über Hilfs- und Beratungsangebote für Migrantinnen und Migranten in Berlin, sowie gleichzeitig Informationsquelle für die Mitarbeiter in der Beratung, wurde federführend in der Fachstelle für Wohnungsnotfälle entwickelt und ist auf dem Internetportal des Bezirksamtes Mitte unter Publikationen veröffentlicht;  Problem: Fehlende Personalressourcen zur Datenpflege

·        Interkultureller Beratungsführer für ältere MigrantInnen

Eine Übersicht von Projekten und Einrichtungen als Informationsquelle für Mitarbeiter in den Sozialdiensten; Daten werden im ASD eingepflegt

 

·        Soko 40

Sondersoko, bestehend aus vorwiegend türkischstämmigen MigrantInnen

Informationsveranstaltung für die Soko - Mitglieder mit türkischem Migrationshintergrund. Es besteht ein Angebot zum Austausch und zur Beratung im Einzelfall.

 

 

Ø      Vernetzung

 

·        Forum für kultursensible Altenhilfe

     Regionalgruppe Ost

Mitglieder sind regionale Akteure der Altenhilfe; Teilnahme der MultiplikatorInnen; erörtert werden Themen der interkulturellen Öffnung der Regeldienste in der Altenhilfe. Aktuell wird ein Fachgespräch in Berlin geplant.

 

 

·        Arbeitskreis Interkulturelle Öffnung

Der Arbeitskreis bildet in Berlin Mitte einen Kompetenzpool für Fragen der interkulturellen Öffnung der Regeldienste. Er besteht aus verschiedenen Migrationsprojekten und bietet Fachberatung und Fortbildung an.

Teilnahme der MultiplikatorInnen am Arbeitskreis sowie der Unterarbeitsgruppe  Integrationskonzept Berlin - Berlin Mitte: Konkretisierung der Wege und Strategien zur interkulturellen Öffnung/ Orientierung.

 

·        Runder Tisch Interkulturelle Öffnung der Altenhilfe in den Bezirken

Gemeinsam mit dem Kompetenzzentrum Interkulturelle Öffnung der Altenhilfe und der Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales wurde am 04.07.07 unter Beteiligung der Berliner Bezirke die Gründung eines Runden Tisches initiiert mit dem Ziel, eine Optimierung in der Versorgung der Zielgruppe zu erreichen. Seitdem finden regelmäßige Treffen statt. Bereits erfolgt sind Bestandsaufnahme der bezirklichen Aktivitäten und Angebote, Vorstellung geplanter Veranstaltungen und Projekte. Teilnahme durch Soz 1100.

 

 

Ø      Schulungen

Externe Multiplikatoren mit Migrationshintergrund werden durch Mitarbeiter des LUVs Soziales mit dem Aufbau und den Angeboten des LUVs Soziales vertraut gemacht.

 

·        Das Integrationslotsenprojekt " Die Brücke"

Kontinuierliche Schulungen der Integrationslotsen im Bereich der Angebote der Regeldienste des LUVs Soziales.

Im Einzelfall Beratung der Lotsen bei Schwierigkeiten mit Institutionen und Klienten.

 

 

·        Kulturen im Kiez " Kiezmütter"

Informationsveranstaltung für die Kiezmütter über Strukturen und Angebote des LUV Soziales

 

 

Ø      Geplante Maßnahmen

 

·        Kontaktaufnahme zum Projekt " Altenservice für Migranten" Freizeit und Beratungscenter

Die Zusammenarbeit muss noch konkretisiert werden.

 

·        Informationsreihe für Migranten zum Thema “Älter werden in Deutschland”

Gemeinsam mit der Migrationsberatungsstelle der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland e.V. soll eine Veranstaltungsreihe zum Thema für die Zielgruppe geplant und durchgeführt werden.

 

 

 

 

 

Aus dem Bereich Qualitätsentwicklung, Planung und Koordination:
(siehe dazu Anlage 1):

 

Im Bereich der Regelversorgung von psychisch erkrankten und suchtkranken Menschen, werden landesweit umfangreiche, zumeist standardisierte Sachberichte oder Basisdokumentationen geführt. Unter bestimmten Voraussetzungen können Menschen mit einer psychischen Erkrankung (einschließlich Suchtkranke) zum Personenkreis der seelisch behinderten Menschen gehören. Über das etablierte Gremiensystem erfolgt eine enge Vernetzung und Nutzung, geeigneter Einrichtungen (z.B. individuelle Hilfebedarfsplanung im Steuerungsgremium Psychiatrie).

 

Die Tabelle Anlage 1 dokumentiert, dass im Rahmen der vom Trägerbudget­kontrollprogramm erfassten Eingliederungshilfeprojekte der Bezirk Mitte die mit Abstand höchste Versorgungsdichte von Menschen mit Migrationshintergrund aufweist.

Das dazugehörige Steuerungsgremium Psychiatrie bestätigt dem Bezirk Mitte darüber hinaus einen Spitzenplatz bei der Vorstellung von MigrantInnen in diesem Beratungsgremium.

 

Die Integration von MigrantInnen ins Regelversorgungssystem ist im Bezirk Mitte demzufolge vergleichsweise fortgeschritten, wenngleich nur vereinzelt die statistisch gemäß der Verteilung zu erwartenden Bevölkerungsanteile erreicht werden.

Eine adäquate Versorgung ist zunächst vorrangig durch eine Qualifikation des Angebots, sowie durch Verbraucherinformation über die Angebote der Regelversorgung zu gewährleisten.

Lediglich beim Vorliegen besonderer Faktoren, sollten spezialisierte Angebote für MigrantInnen vorgehalten werden. Hier bewährt es sich ggf., derlei Angebote möglichst nicht solitär zu betreiben, sondern integriert im Rahmen der Regelversorgung gewissermaßen als „Integrierte Kompetenzinseln“ vorzuhalten.

Diese erfüllen zweierlei Vorgaben:

  • Die Bekanntmachung von Versorgungsangeboten für MigrantInnen
  • Die Kompetenzerweiterung des gesamten Versorgungsangebots durch einen engen Austausch mit dem Spezialangebot.

Insgesamt zeigt sich allerdings eine Diskrepanz zwischen der Bereitschaft der Träger, interkulturell kompetente MitarbeiterInnen einstellen zu wollen und der tatsächlichen Situation auf dem Arbeitsmarkt.

 

Menschen mit psychotherapeutischem oder psychiatrischem Hilfebedarf:

Hier wurde durch verschiedene Aktivitäten, z.B. die Vorträge von Frau Dr. Schouler-Ocak von der Psychiatrischen Universitätsklinik der Charité im St. Hedwig Krankenhaus sowie „Die Berliner Erklärung“ von SUSI (Interkulturelles Frauenzentrum), ein besonderer Hilfebedarf deutlich.

Je niedriger die Entwicklung der Sozialstruktur in einem Sozialraum ist, desto weniger niedergelassene Psychiater bzw. Psychotherapeuten sind wohnortnah ansässig.

Im Bereich psychotherapeutischer Versorgung werden von den Beteiligten zudem strukturelle Hürden im Zulassungsverfahren für Therapeuten mit Migrationshintergrund kritisiert.

 

Folgende Projekte und Arbeitsweisen aus dem Bezirk Mitte sollen besonders erwähnt werden.

 

Berliner Krisendienst (BKD)

Der BKD ist bestrebt, im Rahmen der vernetzten Arbeitsweise mit hauptamtlichen und vernetzten HonorarmitarbeiterInnen interkulturelle Kompetenz vorzuhalten. Insbesondere bei HonorarmitarbeiterInnen gelingt dies auch. Es bestehen enge Kontakte zu Einrichtungen, welche von Migranten genutzt werden. Flyer des BKD sind im Internet in bezirklich relevanten Fremdsprachen hinterlegt.

Bei Bedarf nutzt der BKD den Gemeindedolmetschdienst. Im Rahmen eines Forschungsprojekts mit der Charité wird das Angebot demnächst durch eine Hotline für türkische Frauen ergänzt. Die Verträge sind hierfür geschlossen.

 

Psychiatrisches Tageszentrum Wiesenstr.

Der Träger KBS e.V. hat es erreicht, dass zwischen 50-60 % der BesucherInnen einen Migrationshintergrund aufweisen. Die Mitarbeiter sind besonders geschult und motiviert, der Gemeindedolmetschdienst muss nur selten in Anspruch genommen werden. Wie wurde diese außergewöhnlich hohe Inanspruchnahme erreicht?

  • Intensive Einbeziehung von Angehörigen
  • Alle Feiertage, welche Einrichtungsbesucher in ihrer jeweiligen Kultur feiern, werden gemeinsam gefeiert (Jede zusätzliche Kultur bereichert das Spektrum)
  • Vordergründig nonverbale Aktivitäten wie Tanzen, Kunsttherapie und vor allem Kochen
  • Es gibt Schwerpunktveranstaltungen „Rund um die Küche“ der jeweiligen Heimatländer, was sehr gut angenommen wird

 

Gerontopsychiatrische Tagespflegestätte

Seit Jahren wird die gerontopsychiatrische Tagespflegestätte „Sommergarten“ von einer engagierten, türkischsprachigen Mitarbeiterin der AWO geleitet. Dennoch ist das Inanspruchnahmeverhalten durch türkischstämmige MigrantInnen nicht erhöht. Hier stehen Trägerbemühungen sozialen und finanziellen Faktoren gegenüber.

 

Behandlungszentrum für Folteropfer

Das Behandlungszentrum für Folteropfer bietet ein spezialisiertes Angebot, ist jedoch ebenfalls gut ins System der Regelversorgung eingebunden. Schwerste Traumatisierungen werden durch besonders qualifizierte TherapeutInnen, u.U. unter Zuhilfenahme von Dolmetschdiensten behandelt. Zusätzlich erfolgt deutscher Sprachunterricht.

 

Konferenzen und Arbeitsgruppen

Das Bezirksamt Mitte hat aufgrund einer Initiative der BVV Mitte 2003 eine Seniorenkonferenz zum Thema „Ältere Migranten“ durchgeführt.

Mitarbeiter des Bezirksamtes haben sich an einer landesweiten AG „Verbesserung der Versorgungssituation für psychisch erkrankte ältere Migrantinnen und Migranten im Land Berlin“ beteiligt, siehe Abschlussbericht: http://www.berlin.de/lb/psychiatrie/veroeffentlichungen/index.html#fach.

 

Psychiatrische Klinik

Charité (CCM) und St. Hedwig Krankenhaus behandeln MigrantInnen in größerer Anzahl im Rahmen der Regelversorgung. Dennoch werden für diesen Personenkreis spezialisierte Angebote vorgehalten, welche das Inanspruchnahmeverhalten verbessern sollen und das umgebende Hilfesystem hinsichtlich interkultureller

Kompetenz fortbilden. Im BVV- Gesundheitsausschuss Mitte hat Frau Dr. Schouler-Ocak am 25.6.09 dargestellt, wie Fehlinterpretationen kulturell unterschiedlicher Verhaltensweisen eine psychiatrische Exkloration gefährlich beeinträchtigen können.

Mit dem Zentrum für interkulturelle Psychiatrie/ Psychotherapie, den spezialisierten Angeboten der Psychiatrischen Institutsambulanz des St. Hedwig Krankenhauses (ca. 60% Patienten mit Migrationshintergrund) und neuesten Forschungsprojekten (Hotline beim BKD- Suizidalität bei türkischen Frauen) verfügen wir neben einem gut eingestellten Regelversorgungssystem über mehrere hoch wirksame Spezialangebote, welche dennoch überwiegend integriert tätig sind.

 

Bei den zuwendungsfinanzierten Einrichtungen weist das BA die Zuwendungs-empfänger regelmäßig im Zuwendungsbescheid darauf hin, bei der Personalauswahl interkulturelle Kompetenz als wichtiges Einstellungskriterium zu berücksichtigen.

Suchthilfe- und Psychiatriekoordinator haben die Träger entgeltfinanzierter Projekte 2002 angeschrieben und erfragt, welche Fremdsprachenkenntnisse deren Mitarbeiter vorweisen. Es ergaben sich erhebliche Abweichungen bei der Personalpolitik der Träger. Eine gravierende Diskrepanz bestand auch bei den vorgehaltenen Sprachkenntnissen im Gesamtbezirk und den im Bezirk vorrangig gesprochenen Sprachen (z.B. Finnisch/ Schwedisch je 2 Kräfte, Türkisch 1 Kraft). Eine direkte Einflussnahme auf die Personalpolitik der freien Träger besteht jedoch nicht. In den letzten Jahren bemühen sich die beteiligten Träger zwar, interkulturelle Kompetenz als Anstellungskriterium zu berücksichtigen. Übereinstimmend erhalten wir jedoch die Rückmeldung, dass auf Stellenausschreibungen insbesondere in den sozialstrukturschwachen Bezirksteilen wenig Resonanz von Fachpersonal mit Migrationshintergrund erfolgt. Dies betrifft insbesondere männliche Fachkräfte.

Im Internet sind zwei Flyer mit Basisinformationen über das Versorgungssystem in zwei Fremdsprachen übersetzt hinterlegt.

 

Fazit:

Im Bezirk Mitte bemühen sich alle Angebote der Regelversorgung um eine Stärkung der interkulturellen Kompetenz. Im landesweiten Vergleich sind diese Bemühungen erfolgreich, ein Stagnieren auf dem erreichten Stand ist jedoch nicht angebracht.

Es bestehen gute Erfahrungen, MigrantInnen im Rahmen der Regeldienste zu versorgen. In einigen speziellen Bereichen ist es angemessen, ein spezialisiertes Angebot vorzuhalten. Besonders gute Erfahrungen liegen bei Angeboten vor, welche trotz Spezialisierung in die Regeldienste eingebunden sind.

Für die Zukunft empfiehlt es sich folgende Aspekte verstärkt zu betrachten:

  • Aktive Verbesserung interkultureller Kompetenzen in allen Versorgungsbereichen
  • Anpassung einzelner gesundheitspolitischer Rahmenbedingungen an die Bedürfnisse von MigrantInnen (z.B. Zulassungsverfahren für PsychotherapeutInnen),
  • Homogenere Versorgungsdichte niedergelassener Ärzte und Psychotherapeuten auch in Wohngebieten mit schwacher Sozialstruktur
  • Aufklärung und Verbraucherinformation. Stärkung des Wissens von Migranten über Krankheitsbilder und Information über das breite Versorgungsangebot (z.B. Hilfs- und Beratungsangebote für Migrantinnen und Migranten in Berlin /BA Mitte, Abt. Soziales und Bürgerdienste), u.a. durch Schulung von Migranten akzeptierter Multiplikatoren.

 

Einen erheblichen Nutzen könnten Migranten zusätzlich ziehen, wenn sich die geeigneten Angebote für alle psychisch erkrankten oder von Behinderung bedrohten Personen im Bereich Arbeit und Beschäftigung verbessern würden.

 

Wir bitten, den Beschluss damit als erledigt anzusehen.

 

Rechtsgrundlage:

§ 13 i. V. mit § 36 Bez.VG

 

Auswirkungen auf den Haushaltplan und die Finanzplanung:

 

a) Auswirkungen auf Einnahmen und Ausgaben:

     Keine

 

b) Personalwirtschaftliche Ausgaben:

     Keine

 

 

Berlin, den 27. Oktober 2009

 

 

Bezirksbürgermeister

 

 

 
 

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