Drucksache - 0373/III
![]() |
![]() |
|
Wir
bitten zur Kenntnis zu nehmen: (Text siehe
Rückseite) Bezirksamt
Mitte von Berlin Abt.
Wirtschaft, Immobilien, Ordnungsamt Bezirksverordnetenversammlung
Drucksache-Nr.: 0373/III Mitte von Berlin Vorlage
- zur Kenntnisnahme – über Ausbildungsoffensive 2007 Wir bitten, zur Kenntnis zu nehmen: Die Bezirksverordnetenversammlung hat in ihrer Sitzung am
21.September 2007 folgendes beschlossen (Drucksache- Nr.: 0373/III): Das Bezirksamt wird ersucht, mit im Bezirk ansässigen
Unternehmen und Verbänden, mit Ausbildungsverbünden, Kammern, dem Jobcenter
Mitte und der Agentur für Arbeit für Oktober eine öffentliche Tagung vorzubereiten, auf der über
zusätzliche Möglichkeiten und praktische Schritte zum Abbau der
Jugendarbeitslosigkeit und zur Ausweitung der betrieblichen und
überbetrieblichen Ausbildung für Schulabgängerinnen und Schulabgänger im Bezirk
Mitte beraten wird. Das Bezirksamt hat am
02. Juni 2009 beschlossen, der Bezirksverordnetenversammlung dazu
Nachfolgendes als Schlussbericht zur Kenntnis zu bringen. Mit einem Bekenntnis zu einer qualifiziert hochwertigen
beruflichen Bildung in allen Ausbildungsbereichen eröffnete der Bezirksstadtrat für
Wirtschaft, Immobilien, Ordnungsamt, Joachim Zeller, den Fachtag „Ausbildung in
Mitte –Rückblick und Ausblick“. Ziel der Veranstaltung war es, mit dieser Veranstaltung der
Diskussion über die Ausbildungssituation im Bezirk Mitte einen neuen Impuls
geben und gleichzeitig dem dringenden Anliegen der
Bezirksverordnetenversammlung Rechnung tragen. Der Fachtag, auf dem sich vier junge Leute über ihre
Ausbildungssituation mit Experten aus Schule, Verwaltung und Unternehmen auseinandersetzten,
endete mit dem Aufruf zur Initiative „Mehr Ausbildung in Mitte für Mitte“. Ziel dieser Initiative ist es, mit den Akteuren der
beruflichen Bildung aus Wirtschaft, Verwaltung, Schulen und Bildungsträgern
neue Ideen und gemeinsame Wege zu suchen und nachhaltig zu etablieren. Der Fachtag wurde gemeinsam vom itw - Institut für Weiterbildung und der
Wirtschaftsförderung / -beratung veranstaltet. In seiner Eröffnungsrede umriss Herr Zeller den Zustand der
Ausbildungssituation mit dem Bild einer sich öffnenden Schere. Auf der einen
Seite stünden steigende Anforderungen an junge Menschen beim Start in die
berufliche Erstausbildung. Auf der anderen Seite gehe es um die vor allem von
ausbildenden Unternehmen viel beklagte Verringerung des Bildungsniveaus und
der Ausbildungsreife. Herr Zeller appellierte deshalb daran, Bildung und Ausbildung
mehr und stärker als treibende Kraft für die Entwicklung perspektivreicher
Lebens- und Wirtschaftbedingungen in Mitte wahrzunehmen und zu fördern. Durchlässigkeit im Bildungssystem war das Thema des
einführenden Vortrages von Prof. Dr. Peter Dehnbostel von der
Helmut-Schmidt-Universität in
Hamburg. Der Berufs- und Arbeitspädagoge stellte heraus, wie wichtig es heute
sei, die Übergänge zwischen unterschiedlichen Bildungsabschnitten und
Bildungsgängen zu erleichtern. Dies betreffe die Verzahnung zwischen Haupt- und
Realschule ebenso wie die Integration des Übergangssystems in das
Schulberufssystem bzw. das duale System und reiche bis zum Zugang zur Hochschule
ohne Abitur. Auch die Initiativen zur Anerkennung von Weiterbildungsberufen für
Bachelor- oder Masterstudiengängen oder die Gleichsetzung von Meisterbrief und Hochschulzugangsberechtigung
gehörten dazu. Durchlässigkeit spiele jedoch auch eine wichtige Rolle in
der beruflichen Weiterbildung, damit die in der Arbeitswelt erworbenen
Kompetenzen und Berufsprofile als Bausteine der Qualifizierung und des
beruflichen Fortkommens anerkannt werden können. Neben Durchlässigkeit müsse sich die
Qualität der Aus- und Weiterbildung außer auf Fachkompetenz mehr denn je auf
Persönlichkeitsentwicklung und soziale Kompetenzen konzentrieren. Im Mittelpunkt des Fachtages standen jedoch konkrete Fragen
und Anliegen betroffener junger Leute zwischen 18 und 25 Jahren. Als „Protagonisten“ stellten vier junge Leute
stellvertretend für ihre Gruppe ihre Problemlagen dar.
Sven Kuschel (18 Jahre alt) schilderte seinen Werdegang vom
Mittleren Berufsabschluss bis zum Berufsvorbereitungsjahr im Modellprojekt
TRIDEM. In diesem Projekt gehe es um die Festigung der Ausbildungs- und
Berufsreife und um die Vermittlung in eine Ausbildung. Her Kuschel strebt eine berufliche Ausbildung zum
Mediengestalter in einem Betrieb oder einer überbetriebliche Einrichtung an. Alternativ
hat er sich zur Erlangung des Abiturs auch an einem Gymnasium angemeldet. Aus
seiner Praktikumstätigkeit bei der Fa. Cinescope zeigte er den Abriss des
Palastes der Republik in einem einminütigen Zeitraffer-Video. Asuman Aygün (26 Jahre) hat erst im Alter von 24 Jahren eine
berufliche Ausbildung begonnen. Nach Mutterschaft und Erziehungszeit erfolgt
ihre Ausbildung zur Kauufrau für Bürokommunikation in Verbund von Betrieb,
überbetrieblicher Ausbildung und Berufs-schule. Frau Asuman Aygün berichtete, wie sie trotz vieler
Hindernisse als alleinerziehende Mutter mit Migrationshintergrund durch eigene
Initiative zu einem qualifizierten Ausbildungsplatz kam. Sie ist überzeugt,
anschließend im erlernten Beruf gut Fuß fassen zu können. Franz Ihrke (18 Jahre) strebt mit seinem mittleren
Berufsabschluss eine Ausbildung zum IT-Systemelektroniker an. Nach einer
einjährigen Ausbildung zum Technischen Assistenten für Metalltechnik an einem
Oberstufenzentrum befindet er sich derzeit in einer berufsorientierenden
Maßnahme im JobCenter Mitte.
Franz Ihrke würde einen Ausbildungsplatz in einem Betrieb
gegenüber einer überbetrieblichen Ausbildung vorziehen. Franziska
Flatz (20) hat
Abitur, sie absolviert eine Ausbildung im klassischen Dualen System bei der Fa.
ATOTECH in Berlin-Moabit. Ihre Ausbildung betrachtet sie bewusst als einen
„Karrierestart ohne Abitur“. Sie sieht in der Fort- und Weiterbildung die beste
Möglichkeit zum fachlichen Kompetenzerwerb und damit auch gute Chancen für
ihren beruflichen Aufstieg. Zu
den Beiträgen der vier Protagonisten nahmen verschiedene Experten vom JobCenter
Mitte, vom Jugendberatungshaus Mentos, vom Bezirksamt Mitte sowie Ausbilder von
ATOTECH und Siemens Stellung. Der
Teamleiter Horst Heichel vom JobCenter Mitte wies besonders auf die
Gratwanderung zwischen persönlicher Zuwendung und individueller Beratung
einerseits und behördlichen Zwängen andererseits hin. Die
Möglichkeiten, Spielräume für individuelle Betreuung und die Notwendigkeit,
aktive Lebenshilfe leisten zu müssen, steht für Sascha Köhler vom
Jugendberatungshaus Mentos im Mittelpunkt der Arbeit seiner Institution. Patrick
Wasmund,
Ausbildungsreferent bei ATOTECH, beklagte die mangelhafte oder fehlende
Ausbildungsreife vieler Bewerber für einen hochwertigen Ausbildungsplatz in
seinem Unternehmen. Ausgebildet wird hier der Nachwuchs für kaufmännische und
für technische Berufe. Uwe
Mewes, Ausbilder
bei Siemens Energy Sector, berichtete, dass in seinem Unternehmen
Quereinsteiger aus überbetrieblichen Ausbildungsgängen ebenso wie Absolventen
des Übergangssystems Chancen auf einen qualifizierten Ausbildungsplatz hätten.
Neben den fachlichen Voraussetzungen stünden Persönlichkeitsmerkmale wie
Pünktlichkeit, Ehrlichkeit, Fleiß ebenso hoch im Kurs wie soziale und
kommunikative Kompetenzen. Zum
Thema Migration und Integration referierte Franziska Woehlert vom
Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung. Sie berichtete über Ergebnisse
der Studie „Ungenutzte Potentiale – Zur Lage der Integration in Deutschland“.
Neben statistischen Daten (Aussiedler stellen die größte Herkunftsgruppe vor
den türkischen Migranten) wies sie im besonderen auch auf die besondere Rolle
der Schule im Integrationsprozess
hin. Denn Schulen seien die einzigen öffentlichen Einrichtungen, die für alle
Kinder und Jugendlichen verpflichtend seien. Abgerundet
wurden die Expertenbeiträge mit einer Übersicht über die vielfältigen Maßnahmen
und aktivierenden Hilfen am Übergang von Schule zu Beruf sowie über Förderinstrumente
der Berufsausbildung. Herr Pede, Bezirksamt Mitte, Abteilung Jugend
und Finanzen, erläuterte anhand
statistischer Zahlen und Daten die Entwicklung und Wirksamkeit der
verschiedenen Maßnahmen und Instrumente. Aufgrund der demografischen
Entwicklung und dem zunehmenden Anteil von Schulabgängern nichtdeutscher
Herkunft müssten hier verstärkte Anstrengungen unternommen, aber auch
innovative Wege gegangen werden. So seien 2008 im Bezirk Mitte von insgesamt
2.400 Schulabgängern 55 % nichtdeutscher Herkunft gewesen. Dabei sei die Quote
bei den Gesamtschulen mit 76% am höchsten gewesen, gefolgt von den Realschulen
(70%), den Hauptschulen (62%) und den Gymnasien (38%). Zum
Abschluss des Fachtages rief Dr. Elke Raddatz, Leiterin des itw - Institut für
Aus- und Weiterbildung zur Initiative „Mehr Ausbildung in Mitte für Mitte“ auf
und lud alle „Interessierten und Engagierten“ zu einem ersten Treffen ein. Rechtsgrundlage:
§36 BezVG,
§21, Abs.3 LGG Auswirkungen
auf den Haushaltplan und die Finanzplanung: a)
Auswirkungen auf Einnahmen und Ausgaben: geprüft b)
Personalwirtschaftliche Auswirkungen: Berlin, den Dr. Hanke Zeller Bezirksbürgermeister Bezirksstadtrat |
||
![]() |
![]() |
Legende
Ausschuss | Tagesordnung | Drucksache | |||
BVV | Aktenmappe | Drucksachenlebenslauf | |||
Fraktion | Niederschrift | Beschlüsse | |||
Sitzungsteilnehmer | Auszug | Realisierung | |||
Anwesenheit | Kleine Anfragen |