Drucksache - 0373/III  

 
 
Betreff: Ausbildungsoffensive 2007
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:Fraktion DIE LINKEBezirksamt Mitte von Berlin
Verfasser:Dr. Reuter für die Fraktion 
Drucksache-Art:AntragVorlage zur Kenntnisnahme
Beratungsfolge:
BVV Mitte von Berlin Entscheidung
21.06.2007 
8. öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Mitte von Berlin überwiesen   
Hauptausschuss Entscheidung
07.08.2007 
8. öffentliche/nichtöffentliche Sitzung des Hauptausschusses mit Änderungen im Ausschuss beschlossen   
BVV Mitte von Berlin Entscheidung
20.09.2007 
9. öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Mitte von Berlin ohne Änderungen in der BVV beschlossen   
BVV Mitte von Berlin Entscheidung
24.01.2008 
13. öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Mitte von Berlin vertagt     
21.02.2008 
14. öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Mitte von Berlin mit Zwischenbericht zur Kenntnis genommen   
BVV Mitte von Berlin Entscheidung
20.11.2008 
20. öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Mitte von Berlin vertagt   
18.12.2008 
21. öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Mitte von Berlin mit Zwischenbericht zur Kenntnis genommen   
BVV Mitte von Berlin Entscheidung
18.06.2009 
26. öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Mitte von Berlin mit Abschlussbericht zur Kenntnis genommen   

Sachverhalt
Anlagen:
1. Antrag vom 12.06.2007
2. Beschlussempfehlung Hauptausschuss vom 10.09.2007
3. Beschluss vom 21.09.2007
4. Vorlage zur Kenntnisnahme vom 22.01.2008
Anlage zur Vorlage zur Kenntnisnahme
5. Vorlage zur Kenntnisnahme vom 29.10.2008
6. Beschluss vom 19.12.2008
7. Vorlage zur Kenntnisnahme vom 09.06.2009

Die Bezirksverordnetenversammlung möge beschließen:

Wir bitten zur Kenntnis zu nehmen:

 

(Text siehe Rückseite)


Bezirksamt Mitte von Berlin

Abt. Wirtschaft, Immobilien, Ordnungsamt

 

 

 

Bezirksverordnetenversammlung                                                 Drucksache-Nr.: 0373/III

Mitte von Berlin

 

 

Vorlage -  zur Kenntnisnahme –

 

 

über

 

Ausbildungsoffensive 2007

 

Wir bitten, zur Kenntnis zu nehmen:

 

Die Bezirksverordnetenversammlung hat in ihrer Sitzung am 21.September 2007 folgendes

beschlossen (Drucksache- Nr.: 0373/III):

 

Das Bezirksamt wird ersucht, mit im Bezirk ansässigen Unternehmen und Verbänden, mit Ausbildungsverbünden, Kammern, dem Jobcenter Mitte und der Agentur für Arbeit für

Oktober eine öffentliche Tagung vorzubereiten, auf der über zusätzliche Möglichkeiten und praktische Schritte zum Abbau der Jugendarbeitslosigkeit und zur Ausweitung der betrieb­lichen und überbetrieblichen Ausbildung für Schulabgängerinnen und Schulabgänger im Bezirk Mitte beraten wird.

 

Das Bezirksamt hat am  02. Juni 2009 beschlossen, der Bezirksverordnetenversamm­lung dazu Nachfolgendes als Schlussbericht zur Kenntnis zu bringen.

 

Mit einem Bekenntnis zu einer qualifiziert hochwertigen beruflichen Bildung in allen

Aus­bildungsbereichen eröffnete der Bezirksstadtrat für Wirtschaft, Immobilien, Ordnungsamt, Joachim Zeller, den Fachtag „Ausbildung in Mitte –Rückblick und Ausblick“.

Ziel der Veranstaltung war es, mit dieser Veranstaltung der Diskussion über die Ausbildungssituation im Bezirk Mitte einen neuen Impuls geben und gleichzeitig dem dringenden Anliegen der Bezirksverordnetenversammlung Rechnung tragen.

 

Der Fachtag, auf dem sich vier junge Leute über ihre Ausbildungssituation mit Experten aus Schule, Verwaltung und Unternehmen auseinandersetzten, endete mit dem Aufruf zur Initiative „Mehr Ausbildung in Mitte für Mitte“.

Ziel dieser Initiative ist es, mit den Akteuren der beruflichen Bildung aus Wirtschaft, Verwal­tung, Schulen und Bildungsträgern neue Ideen und gemeinsame Wege zu suchen und nachhaltig zu etablieren.

 

Der Fachtag wurde gemeinsam vom itw -  Institut für Weiterbildung und der Wirtschaftsförde­rung / -beratung veranstaltet.

 

 

 

 

 

 

In seiner Eröffnungsrede umriss Herr Zeller den Zustand der Ausbildungssituation mit dem Bild einer sich öffnenden Schere. Auf der einen Seite stünden steigende Anforderungen an junge Menschen beim Start in die berufliche Erstausbildung. Auf der anderen Seite gehe es um die vor allem von ausbildenden Unternehmen viel beklagte Verringerung des Bildungs­niveaus und der Ausbildungsreife. Herr Zeller appellierte deshalb daran, Bildung und Ausbil­dung mehr und stärker als treibende Kraft für die Entwicklung perspektivreicher Lebens- und Wirtschaftbedingungen in Mitte wahrzunehmen und zu fördern.

 

Durchlässigkeit im Bildungssystem war das Thema des einführenden Vortrages von Prof. Dr. Peter Dehnbostel von der Helmut-Schmidt-Universität  in Hamburg. Der Berufs- und Arbeitspädagoge stellte heraus, wie wichtig es heute sei, die Übergänge zwischen unter­schiedlichen Bildungsabschnitten und Bildungsgängen zu erleichtern. Dies betreffe die Verzahnung zwischen Haupt- und Realschule ebenso wie die Integration des Übergangs­systems in das Schulberufssystem bzw. das duale System und reiche bis zum Zugang zur Hochschule ohne Abitur. Auch die Initiativen zur Anerkennung von Weiterbildungsberufen für Bachelor- oder Masterstudiengängen oder die Gleichsetzung von Meisterbrief  und Hochschulzugangsberechtigung gehörten dazu.

Durchlässigkeit spiele jedoch auch eine wichtige Rolle in der beruflichen Weiterbildung, damit die in der Arbeitswelt erworbenen Kompetenzen und Berufsprofile als Bausteine der Qualifizierung und des beruflichen Fortkommens anerkannt werden können. Neben  Durch­lässigkeit müsse sich die Qualität der Aus- und Weiterbildung außer auf Fachkompetenz mehr denn je auf Persönlichkeitsentwicklung und soziale Kompetenzen konzentrieren.

 

Im Mittelpunkt des Fachtages standen jedoch konkrete Fragen und Anliegen betroffener junger Leute zwischen 18 und 25 Jahren.

Als „Protagonisten“ stellten vier junge Leute stellvertretend für ihre Gruppe ihre Problem­lagen dar.                 

 

Sven Kuschel (18 Jahre alt) schilderte seinen Werdegang vom Mittleren Berufsabschluss bis zum Berufsvorbereitungsjahr im Modellprojekt TRIDEM. In diesem Projekt gehe es um die Festigung der Ausbildungs- und Berufsreife und um die Vermittlung in eine Ausbildung.

Her Kuschel strebt eine berufliche Ausbildung zum Mediengestalter in einem Betrieb oder einer überbetriebliche Einrichtung an. Alternativ hat er sich zur Erlangung des Abiturs auch an einem Gymnasium angemeldet. Aus seiner Praktikumstätigkeit bei der Fa. Cinescope zeigte er den Abriss des Palastes der Republik in einem einminütigen Zeitraffer-Video.

 

Asuman Aygün (26 Jahre) hat erst im Alter von 24 Jahren eine berufliche Ausbildung begonnen. Nach Mutterschaft und Erziehungszeit erfolgt ihre Ausbildung zur Kauufrau für Bürokommunikation in Verbund von Betrieb, überbetrieblicher Ausbildung und Berufs-schule.

 

Frau Asuman Aygün berichtete, wie sie trotz vieler Hindernisse als alleinerziehende Mutter mit Migrationshintergrund durch eigene Initiative zu einem qualifizierten Ausbildungsplatz kam. Sie ist überzeugt, anschließend im erlernten Beruf gut Fuß fassen zu können.

 

Franz Ihrke (18 Jahre) strebt mit seinem mittleren Berufsabschluss eine Ausbildung zum IT-Systemelektroniker an. Nach einer einjährigen Ausbildung zum Technischen Assistenten für Metalltechnik an einem Oberstufenzentrum befindet er sich derzeit in einer berufsorientie­renden Maßnahme im JobCenter Mitte.  

Franz Ihrke würde einen Ausbildungsplatz in einem Betrieb gegenüber einer überbetrieb­lichen Ausbildung vorziehen.

 

 

Franziska Flatz (20) hat Abitur, sie absolviert eine Ausbildung im klassischen Dualen System bei der Fa. ATOTECH in Berlin-Moabit. Ihre Ausbildung betrachtet sie bewusst als einen „Karrierestart ohne Abitur“. Sie sieht in der Fort- und Weiterbildung die beste Möglichkeit zum fachlichen Kompetenzerwerb und damit auch gute Chancen für ihren beruflichen Aufstieg.

 

Zu den Beiträgen der vier Protagonisten nahmen verschiedene Experten vom

JobCenter Mitte, vom Jugendberatungshaus Mentos, vom Bezirksamt Mitte sowie Ausbilder von ATOTECH und Siemens Stellung.

 

Der Teamleiter Horst Heichel vom JobCenter Mitte wies besonders auf die Gratwanderung zwischen persönlicher Zuwendung und individueller Beratung einerseits und behördlichen Zwängen andererseits hin.

 

Die Möglichkeiten, Spielräume für individuelle Betreuung und die Notwendigkeit, aktive Lebenshilfe leisten zu müssen, steht für Sascha Köhler vom Jugendberatungshaus Mentos im Mittelpunkt der Arbeit seiner Institution.

 

Patrick Wasmund, Ausbildungsreferent bei ATOTECH, beklagte die mangelhafte oder fehlende Ausbildungsreife vieler Bewerber für einen hochwertigen Ausbildungsplatz in seinem Unternehmen. Ausgebildet wird hier der Nachwuchs für kaufmännische und für technische Berufe.

 

Uwe Mewes, Ausbilder bei Siemens Energy Sector, berichtete, dass in seinem Unternehmen Quereinsteiger aus überbetrieblichen Ausbildungsgängen ebenso wie Absolventen des Übergangssystems Chancen auf einen qualifizierten Ausbildungsplatz hätten. Neben den fachlichen Voraussetzungen stünden Persönlichkeitsmerkmale wie Pünktlichkeit, Ehrlichkeit, Fleiß ebenso hoch im Kurs wie soziale und kommunikative Kompetenzen.

 

Zum Thema Migration und Integration referierte Franziska Woehlert vom Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung. Sie berichtete über Ergebnisse der Studie „Ungenutzte Potentiale – Zur Lage der Integration in Deutschland“. Neben statistischen Daten (Aussiedler stellen die größte Herkunftsgruppe vor den türkischen Migranten) wies sie im besonderen auch auf die besondere Rolle der Schule im

Integrationsprozess hin. Denn Schulen seien die einzigen öffentlichen Einrichtungen, die für alle Kinder und Jugendlichen verpflichtend seien.

 

Abgerundet wurden die Expertenbeiträge mit einer Übersicht über die vielfältigen Maßnahmen und aktivierenden Hilfen am Übergang von Schule zu Beruf sowie über För­derinstrumente der Berufsausbildung. Herr Pede, Bezirksamt Mitte, Abteilung

Jugend und Finanzen,  erläuterte anhand statistischer Zahlen und Daten die Entwicklung und Wirksamkeit der verschiedenen Maßnahmen und Instrumente. Aufgrund der demografi­schen Entwicklung und dem zunehmenden Anteil von Schulabgängern nichtdeutscher Herkunft müssten hier verstärkte Anstrengungen unternommen, aber auch innovative Wege gegangen werden. So seien 2008 im Bezirk Mitte von insgesamt 2.400 Schulabgängern 55 % nichtdeutscher Herkunft gewesen. Dabei sei die Quote bei den Gesamtschulen mit 76% am höchsten gewesen, gefolgt von den Realschulen (70%), den Hauptschulen (62%) und den Gymnasien (38%).

 

Zum Abschluss des Fachtages rief Dr. Elke Raddatz, Leiterin des itw - Institut für Aus- und Weiterbildung zur Initiative „Mehr Ausbildung in Mitte für Mitte“ auf und lud alle „Interessier­ten und Engagierten“ zu einem ersten Treffen ein.

 

 

Rechtsgrundlage:

§36 BezVG, §21, Abs.3 LGG

 

 

Auswirkungen auf den Haushaltplan und die Finanzplanung:

 

a) Auswirkungen auf Einnahmen und Ausgaben:
    Die Auswirkungen auf den Haushaltsplan und die Finanzplanung werden derzeit

    geprüft

 

b) Personalwirtschaftliche Auswirkungen:
    keine, weil kein zusätzliches Personal benötigt wird.

 

 

 

 

Berlin, den

 

 

 

 

Dr.  Hanke                                                                               Zeller

Bezirksbürgermeister                                                                        Bezirksstadtrat

 

                                   

 

 

 
 

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