Auszug - Sozialstudie QM Moabit West BE: Herr Gude, TOPOS Stadtforschung  

 
 
38. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Soziale Stadt (QM), Integration und Gleichstellung
TOP: Ö 5.1
Gremium: Soziale Stadt Beschlussart: erledigt
Datum: Mi, 15.09.2010 Status: öffentlich
Zeit: 17:30 - 20:00 Anlass: ordentlichen Sitzung
 
Wortprotokoll
Beschluss

Die Sozialstudie wird von Herrn Gude anhand einer Powerpoint-Präsentation vorgestellt

Die Sozialstudie wird von Herrn Gude anhand einer Powerpoint-Präsentation vorgestellt.

 

Auf eine Nachfrage von Herrn Diedrich teilt Herr Gude mit, dass die Sozialstudie vom Bezirksamt (Abt. QM) beauftragt wurde.

Frau Patz-Drüke erklärt dazu, dass diese Beauftragung auf eine Anregung des Quartierrates entstanden ist. Im Quartiersrat wurde der dringende Wunsch formuliert, eine spezielle Studie zur Fragestellung durchzuführen. Insofern handelt es sich um ein QM-Projekt.

 

Herr Dr. Streb fragt nach, in welcher Höhe die finanziellen Mittel zur Durchführung der Studie eingestellt wurden.

Frau Patz-Drüke stellt richtig, dass es sich bei der Sozialstudie um ein normales QM-Projekt handelt, dafür standen 20.000 Euro zur Verfügung.

 

Herr Dr. Streb legt dar, dass laut Ausführungen eine Rücklaufquote (Antwortbögen) von lediglich 10% besteht. Demnach sind 90% der BewohnerInnen des Gebietes nicht zur Mitarbeit (Beantwortung der Fragebögen) bereit. Er bezweifelt, dass diese Quote eine Repräsentation des Gebietes darstellt.

 

Herr Gude führt dazu aus, dass der Anteil der Personen, welche den Antwortbogen ausgefüllt zurückgesendet haben, nichts mit der Repräsentativität zu tun hat. Er erklärt, dass sich die Repräsentativität lediglich aus der Qualität (absolute Anzahl der Rückläufe- nicht Prozentzahlen) ableiten lässt.

 

Herr Dr. Streb bezeichnet diese Verfahrensweise als irreführend und erklärt erneut, dass etliche Fragebögen an die BürgerInnen versendet wurden, von denen nur ein geringer Prozentsatz (10%) überhaupt beantwortet wurde.

 

Herr Gude führt aus, dass diese Verfahrensweise eine Art Stichprobe darstellt und entsprechend gewertet wird. Man geht dabei davon aus, dass die Aussagen relativ repräsentativ sind. Trotzdem können die Angaben der Fragebögen über das Verhalten (beispielsweise über das Vorhaben eines Wegzugs aus dem Gebiet) nicht als Prognose gewertet werden.

 

Herr Diedrich dankt Herr Gude für die Ausführungen und schlägt vor, die bevorstehenden Nachfragen auf die Inhalte der Studie zu beziehen.

Herr Dr. Streb führt dazu aus, dass er die inhaltlichen Fragen aus der Studie nicht beantwortet sehen kann, da er anzweifelt, dass die Studie in gewissen Punkten überhaupt valide ist.

Herr Dr. Streb bezieht sich auf die Aussage von Herrn Gude, dass es sich um eine Art Stichprobe handelt und teilt dazu mit, dass eine flächendeckende Versendung an jeden Haushalt keine Stichprobe darstellt. Aus dem fehlenden Rücklauf (90%) können durchaus Rückschlüsse gezogen werden.

 

Herr Bertermann bezieht sich auf die Ausführungen zum Thema Verteilungskämpfe diverser ethnischen Gruppierungen und legt dazu dar, dass eine Gettoisierung spezieller Gruppen an einem Ort bestimmt nicht günstiger wäre als eine gemischte Gesellschaft.

Herr Gude führt dazu aus, dass die spezielle Zersplitterung des Gebietes immer wieder festgestellt wurde und als besonderes Problem anzusehen ist. Jedoch ist der Umkehrschluss einer Gettoisierung natürlich auch nicht zulässig.

 

Herr Bertermann bittet um Informationen zur Auswertung der Befragung zum geplanten Projekt Hamberger.

Herr Gude berichtet, dass das Thema Hamberger zum Zeitpunkt der Befragung nicht aktuell war. Erst nach der Durchführung der Studie wurde seitens des Bezirksamtes auf diese Thematik aufmerksam gemacht. Herr Gude legt dar, dass er darum gebeten wurde, zu diesem Thema im Stadtentwicklungsausschuss zu berichten, jedoch würde es sich bei den Ausführungen lediglich um Ableitungen handeln. Herr Gude hält es nicht für sinnvoll, im heutigen Ausschuss darüber zu berichten.

 

Herr Bertermann fragt nach, welche Resultate das Bezirksamt aus den Ergebnissen der Studie zieht.

Herr Dr. Hanke antwortet, dass die Ergebnisse der Studie in amtsinterne Diskussionen einfließen, möglicherweise auch im politischen Raum. Auch im Gesundheitsausschuss wurde die Studie thematisiert. Des weiteren ist die Studie ein weiteres Material zur Erstellung der Bezirksregionprofile, welche im Rahmen der Sozialraumorientierung erstellt werden sollen.

 

Herr Hennig bezieht sich auf die Ausführungen zu einer vergangenen Untersuchung des Beusselkiezes (aus dem Jahre 1999) und fragt dazu nach, ob es sich dabei um die aktivierende Befragung zur Einrichtung des QMs handelte. Herr Gude verneint und führt dazu aus, dass die damalige Befragung der Prüfung dienen sollte, ob dieses Gebiet ein Erhaltungssatzungsgebiet werden sollte. Damals wurde festgestellt, dass das Erhaltungssatzungsgebiet für die spezielle Problematik des Beusselkiezes nicht sinnvoll wäre, deshalb ist dieses Areal zu einem QM-Gebiet geworden.

 

Herr Hennig fragt nach, ob die jetzige Befragung mit der damaligen Untersuchung vergleichbar ist.

Herr Gude führt aus, dass die Ergebnisse der damaligen Untersuchung in der Studie als Vergleichsergebnisse zum Beusselkiez herangezogen wurden. Für das gesamte Gebiet gab es keine Vergleichsmöglichkeiten.

 

Auf eine Nachfrage von Herrn Barow zur Vorbefragung antwortet Herr Gude, dass es sich um eine Expertenbefragung handelte, es lag kein Anspruch auf eine Repräsentativität vor. Es wurden Personen aus diversen aktiven Gruppen, der Verwaltung usw. befragt.

Danach wurde mit einzelnen BewohnerInnen gesprochen, um thematisch in alle Gebiete tiefer eintauchen zu können. Ein Fragebogen deckt zwar eine große Breite ab, jedoch kann nur wenig auf den Inhalt eingegangen werden. Deshalb ist es sinnvoll, vorab festzustellen, wie die Fragen formuliert werden müssen, um eine inhaltliche Tiefe zu erreichen.

 

Herr Dr. Streb fragt nach, was sich seit der Untersuchung aus dem Jahre 1999 verändert (verbessert oder verschlechtert) hat.

Herr Gude führt aus, dass eine große Kontinuität zu beobachten ist, es hat sich nicht sehr viel verbessert. Er gibt zu bedenken, dass das Stadtmonitoring gerade für diese Gebiete zu einer Entwicklung der stärkeren Gettoisierung, zu einem stärkeren Auseinanderklaffen zwischen Arm und Reich sowie zu einer Erhöhung der Problematik führt. Dies ist jedoch nicht eingetroffen, insofern ist es zumindest gelungen, eine weitere negative Entwicklung zu vermeiden.

 

Herr Dr. Streb fragt ferner nach der Summe der finanziellen Mittel, welche seit dem Jahre 1999 im Programm Soziale Stadt, Bereich Moabit West zur Verfügung gestellt wurden.

Herr Dr. Hanke teilt dazu mit, dass das Stadtmonitoring gezeigt hat, dass das QM als Interventionsinstrument geeignet ist. Die generelle Tendenz der Segregation ist damit jedoch nicht zu bekämpfen gewesen. Deshalb hat man versucht, über die Aktionsräume Plus eine Ebene zu entwickeln, um die sozialen Teilungstendenzen zu minimieren.

 

Auf eine Nachfrage von Herrn Greiner wird vom Bezirksamt zugesagt, die Langfassung der Studie an die Ausschussmitglieder zu senden.

 

Herr Dr. Streb fragt nach dem entscheidenden Mehrwert dieser Studie gegenüber den Ergebnissen des Sozialmonitorings (Moabit West).

Herr Dr. Hanke antwortet, dass nicht nur soziale Indikatoren abgefragt und bewertet wurden. Vielmehr wurde eine qualitative Befragung von Experten sowie eine repräsentative Einschätzung von Altersgruppen, Wertehaltung sowie Verbundenheit/Identität mit dem Kiez durchgeführt. Dies ist methodisch breiter gefasst als der Sozialmonitor.


 

 
 

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