Auszug - Gesundheitsmanagement  

 
 
42. öffentliche Sitzung des Hauptausschusses
TOP: Ö 1.3
Gremium: Hauptausschuss Beschlussart: erledigt
Datum: Di, 31.08.2010 Status: öffentlich
Zeit: 17:30 - 21:15 Anlass: ordentlichen Sitzung
 
Wortprotokoll
Beschluss

Herr Neuhaus merkt an, dass den Mitgliedern der Gesundheitsbericht des Bezirksamtes Mitte per E-Mail zugegangen ist

Herr Neuhaus merkt an, dass den Mitgliedern der Gesundheitsbericht des Bezirksamtes Mitte per E-Mail zugegangen ist.

 

Frau Lehmann teilt vorab mit, dass in diesem Jahr erstmalig ein solcher Bericht erstellt wurde. Er stellt einen sog. Rechenschaftsbericht für die Jahre 2006 bis 2008 dar. Das Jahr 2009 ist enthalten, weil die Senatsverwaltung für Inneres und Sport eine Anforderung an die Bezirke gestellt hat, einen solchen Gesundheitsbericht zu fertigen. Zur Historie des Themas Gesundheitsmanagement oder betriebliche Gesundheitsförderung führt sie aus, dass mit Beschluss des Bezirksamtes vom 01.11.2005 zum integrierten Arbeits- und Gesundheitsschutzkonzeptes dieses Anliegen immer wieder auf der Tagesordnung des Bezirksamtes steht und seit dem die betriebliche Gesundheitsförderung auch fester Bestandteil der Bezirksamtkultur ist. Mit Beginn des Jahres 2006 wurde dieses Thema aktiv angegangen, in dem die Stelle der Gesundheitskoordinatorin (Frau Ahrend) im Bereich Personalamt/Personalentwicklung eingerichtet wurde. Im zweiten Halbjahr 2006 wurde ein kleines Team (Gesundheitskoordinatorin, Konfliktbeauftragter und eine betriebliche Sozialberaterin) gebildet. Unterstützt werden diese Kolleginnen von der Arbeitsgruppe betriebliche Gesundheitsförderung. In dieser Arbeitsgruppe sind alle Ebenen des Bezirksamtes vertreten (Frau Hänisch, Vertreter der LuV- und SE-Leitung, Vertreter der Beschäftigtenvertretung, Personalentwicklungsberaterin, ein Vertreter des Arbeitskreises Sucht, die betriebliche Sozialberatung, der Konfliktbeauftragte und auch der Arbeitsschutzbeauftragte). Das Ziel der Gesundheitsförderung soll sein, Arbeitsbedingungen zu schaffen, die die Gesunderhaltung, die Arbeitszufriedenheit und Motivation der Beschäftigten fördert, in dem gesundheitsschädliche Arbeitsbedingungen verändert und gesundheitsförderliche Potentiale gestärkt werden. Seit der Fusion im Jahre 2000 gab es einen massiven Stellenabbau. Von damals ca. 6.500 Mitarbeiter/innen wurden auf derzeit ca. 2.900 Mitarbeiter/innen abgebaut. Darunter fällt allerdings auch die Abgabe der Kitas. Hinzu kommt, dass es den Einstellungsstopp von außen gibt und sich die jüngeren Mitarbeiter/innen erfolgreich zu den Senatsverwaltungen und zu Bundesbehörden weg bewerben. Das Bezirksamt hat sich als Aufgabe gestellt, besonders belastete Arbeitsbereiche analytisch zu betrachten und auf Veränderungen hinzuwirken, Instrumente der betrieblichen Gesundheitsförderung einzusetzen, Zeit- und Maßnahmepläne zu erstellen und auch umzusetzen, Öffentlichkeitsarbeit zu leisten und die erzielten Ergebnisse zu kontrollieren bzw. Schlussfolgerungen daraus abzuleiten. Unterstützt durch die City-BKK wurde im Jahre 2007 mit einer Gesundheitsbefragung aller Mitarbeiter/innen begonnen. Mehr als 26 % (858) der Mitarbeiter/innen haben sich an dieser Befragung beteiligt. Auch die Unfallkasse, die Senatsverwaltung für Inneres und Sport, die Verwaltungsakademie u.a. unterstützen und begleiten bis heute das Bezirksamt. Auch gab es konkrete finanzielle Unterstützung durch das Projekt KAB 40+, das vom Bundesministerium für Familie und Beruf finanziert wurde. Angeboten und durchgeführt wurden z.B. Kurse zur Stressbewältigung, zur Arbeitszufriedenheit, Worklife Balance und die sog. Aktive Pause (Rückengymnastik, Yoga u.a.). Weiterhin wurden jedes Jahr die Gesundheitstage durchgeführt, es gab Einzelcoaching für LuV- und SE-Leitung, Teamentwicklung und Konfliktprophylaxe sowie rauchfrei am Arbeitsplatz. Weitere konkrete Veranstaltungen des Bezirksamtes können im Gesundheitsbericht nachgelesen werden. Insgesamt kann aber festgestellt werden, dass es einen großen Zulauf und großes Interesse bei allen angebotenen Veranstaltungen gab. Das hebt auch die Motivation der Arbeitsgruppe, dort weiter zu machen. Die bisherige Zeit war zu kurz, um Aussagen treffen zu können, ob es positive Auswirkungen auf die Mitarbeiterschaft hat. Dennoch kann festgestellt werden, dass alle Maßnahmen von großem Nutzen sind und auch weiterhin dringend für erforderlich angesehen werden. Ganz besonders erfreulich ist es, dass seit 2009 diese Maßnahmen auch durch das Bezirksamt und durch die BVV in Höhe von 50.000 € finanziell unterstützt werden. Ein großer Schwerpunkt innerhalb des Gesundheitsmanagements ist das betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM), das mit der Novellierung des SGB IX (§ 84 Abs. 2) zum 01.05.2004 eingeführt wurde. Alle Verwaltungen haben die Pflicht zur Umsetzung, was bedeutet, dass die Mitarbeiter/innen, die länger als sechs Wochen im Jahr erkrankt sind, ein Unterstützungsangebot erhalten. Diese Unterstützung kann ganz unterschiedlich aussehen, z.B. arbeitsorganisatorische Unterstützung (Arbeitsabläufe verändern, veränderte Schreibtische, Stühle u.a.). Das betriebliche Eingliederungsmanagement wird schon in vielen Bereichen umgesetzt. Allerdings ist die Qualität noch sehr unterschiedlich. Ein einheitlicher Standard ist noch nicht vorhanden. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass in den letzten fünf Jahren zahlreiche Impulse gesetzt und Prozesse begonnen wurden. Leider fehlt noch eine systematische Vernetzung, die noch ausgebaut werden muss. Auch die Öffentlichkeitsarbeit muss verbessert werden. Die Schwerpunktthemen für 2010 bleiben weiterhin die Stressbewältigung, Bewegung (Aktive Pause), die Büroausstattung, Konfliktberatung, BEM. Ebenso wird die Umzugsplanung und die damit verbundene Verdichtung ein brisantes Thema sein. Auch die Wertschätzung und Anerkennung für geleistete Arbeit spielt eine große Rolle, die so gut wie nicht vorhanden ist.

 

Herr Bertermann bezieht sich auf den hohen Krankenstand in Mitte und fragt nach, warum dies so ist.

 

Frau Lehmann teilt mit, dass dieses Problem evtl. auch der sog. Dreierbeziehung (Zusammenlegung von drei Bezirken) geschuldet ist. Ansonsten kann man speziell die krank machenden Faktoren nicht so genau identifizieren. Was jedoch in den letzten zehn Jahren festgestellt werden konnte ist, dass es früher hauptsächlich körperliche Erkrankungen waren. Seit 2003/2004 hat sich dies gravierend dahingehend geändert, dass mehr als 50 % psychische Erkrankungen sind. Weiterhin liegt der Altersdurchschnitt im Bezirksamt Mitte bei 50 Jahren. Erschwerend ist die Tatsache, dass keine Krankheits- bzw. Gesundheitsdaten erfasst werden dürfen. Es dürfen keine Statistiken über Erkrankungen geführt werden.

 

Herr Jaath bezieht sich auf den Krankenstand und fragt nach, wie dieser sich in Mitte in den letzten Jahren entwickelt hat. Weiterhin hätte er gerne gewusst, ob die Kosten für die Mitarbeiter der Arbeitsgruppe betrieblichen Gesundheitsförderung (z.B. Fortbildungen) in den Kalkulationen gedeckt sind.

 

Frau Lehmann führt aus, dass sie nur eine „gefühlte“ Tendenz abgeben kann, die jedoch nicht belegbar ist. Sie hat den Eindruck, dass die Tendenz immer noch leicht nach oben geht. Allerdings gehen die Langzeiterkrankungen leicht zurück. Zur zweiten Frage teilt sie mit, dass im Land Berlin noch Fortbildungsträger (z.B. die Verwaltungsakademie) zur Verfügung stehen, die noch kostenfrei sind.

 

Herr Jaath bezieht sich auf das Umzugs-/Verdichtungskonzept und fragt nach, ob dies als Chance gesehen wird oder, sollte es schwierig für die Mitarbeiter/innen werden, ob es Strategien gibt, um dies schon im Vorfeld abzufangen und Ängste abgebaut werden.

 

Frau Lehmann führt aus, dass dies eine sehr schwierige Frage ist, die im Vorfeld der Umzüge gar nicht möglich sein wird zu beantworten. In der Arbeitsgruppe betriebliche Gesundheitsförderung ist ja auch der Arbeitsschutz vertreten. Und von dieser Seite aus wird stark darauf geachtet, dass die Arbeitsbedingungen auch wirklich dem entsprechen, was sein soll.

 

Abschließend bezieht sich Herr Jaath auf das Fortbildungskonzept und fragt nach, ob es schon fertig gestellt ist oder noch in der Erarbeitung.

 

Frau Lehmann teilt mit, dass dieses Konzept noch nicht fertig gestellt ist. Die Arbeitsgruppe soll im September bei einem Workshop die wichtigen strategischen Elemente besprechen. Der Workshop wird durch eine Moderatorin/Dozentin der City-BKK unterstützt.

 

Herr Neuhaus bezieht sich auf die psychischen Erkrankungen und fragt nach, ob diese Personen selbst an den Arbeitgeber herantreten oder nur durch das BEM bemerkt werden.

 

Frau Lehmann kann sich über einen Zulauf nicht beklagen. Meistens finden die Kollegen selbst den Weg oder werden in einem BEM-Gespräch darauf aufmerksam gemacht. Auch über die Beschäftigtenvertretungen bekommen die Mitarbeiter/innen Hinweise und Impulse.

 

Herr Neuhaus bedankt sich bei Frau Lehmann für die ausführliche Darlegung des Gesundheitsberichtes.


 

 
 

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