Auszug - Geplante Wiedererrichtung des Gymnasiums zum Grauen Kloster am historischen Standort in Berlin-Mitte – Klosterruine als geschütztes Denkmal im bezirklichen Fachvermögen  

 
 
39. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Bildung und Kultur
TOP: Ö 2.1
Gremium: Bildung und Kultur Beschlussart: erledigt
Datum: Mi, 07.07.2010 Status: öffentlich
Zeit: 17:35 - 19:15 Anlass: ordentlichen Sitzung
 
Wortprotokoll
Beschluss

Statement Herr Schlömer, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung:

Statement Herr Schlömer, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung:

 

Herr Schlömer erläuterte den Stand des Bebauungsplanverfahrens 1-14 Molkenmarkt/Klosterviertel.

Der Bereich Molkenmarkt/Klosterviertel gehört zu den ältesten Teilen Berlins. Durch die Anlage der Grunerstraße ist heute der Stadtgrundriss stark überformt und die historische Bedeutung dieses Bereichs nicht mehr nachvollziehbar. Grundlage für die umfassende Neuordnung des Klosterviertels ist daher die Umverlegung der Grunerstraße. Sie soll als geradlinige und von Bebauung gefasste Stadtstraße mit zweimal drei Spuren entlang der südlichen Fluchten des Rathauses und des Parkhauses der Rathaus-Passagen geführt werden. Für die Anlage von vier neu entstehenden Stadtquartieren wird der historische Stadtgrundriss zum wesentlichen Grundgerüst. So werden die Verläufe der Klosterstraße und der Jüdenstraße aufgegriffen, der Große Jüdenhof und die westliche Parochialstraße sollen in historischer Kontur wieder entstehen. Entlang der Hauptstraßen entstehen mehrgeschossige Geschäftsbauten. In den ruhigen Innenbereichen der Blöcke und an den Nebenstraßen sollen individuelle Wohnhäuser auch diesen Teil der Innenstadt wieder zum Wohnort machen. Die Wiederansiedlung des Gymnasiums zum Grauen Kloster knüpft an über 350 Jahre Schultradition am Standort Klosterstraße an. Für die Baukörperausweisung zum Neubau eines Gymnasiums nördlich der Klosterkirchenruine erfolgte eine Abstimmung im Zusammenhang mit der durch den Förderverein erstellten Machbarkeitsstudie. Als Art der baulichen Nutzung wird Gemeinbedarfsfläche mit der Zweckbestimmung Schule/Kultur erfolgen.

 

Herr Schlömer verteilt pro Fraktion 1 Faltblatt: Bebauungsplan 1 – 14 Molkenmarkt und Klosterviertel

 

Statement Herr Strehlau, Vorstand Förderverein Klosterruine e.V. und Projektleiter:

 

Der Förderverein Klosterruine e.V. möchte, auch als Gastgeber, mit einer kurzen Stellungnahme (Statement) auf die Sitzung des Kulturausschusses der BVV Mitte am 7.7.2010 in der Ruine der Franziskaner Klosterkirche reagieren.

Der Förderverein war vor Ort Gastgeber für Mitglieder der BVV, Vertretern des Bezirksamtes, Vertretern der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung sowie auch Vertretern des Fördervereins des Gymnasiums zum Grauen Kloster. Daraus ergab sich der Gegenstand der Einladung durch den Kulturausschuss, der Umfang der örtlichen Wiederansiedlung des Evangelischen Gymnasiums zum Grauen Kloster.

Aus den Darlegungen des Sprechers des Fördervereins Graues Kloster, Herrn RA Brenning, ergab sich für mich die Feststellung, dass es sich bei der örtlichen Wiederansiedlung nicht um eine Rechtsnachfolge handelt, sondern um eine Zueignung und Inanspruchnahme, um ein evangelisches Gymnasium  mit der Funktionalität einer privaten Eliteschule in historischer Tradition des „Gymnasiums zum Grauen Kloster“ wiedererstehen zu lassen. Zu dem selbstverständlichen pädagogischen Auftrag wurde ein umfassender kultureller Anspruch formuliert, der sämtliche (auch die bisherigen) Aktivitäten vereinnahmen möchte, die „gemeine“ Öffentlichkeit aber an dem eingegrenzten Schulgelände stoppen will.

Diese Vorstellungen wurden dann auch durch die verteilte Abbildung des neusten geplanten Konzeptes für die örtliche Inanspruchnahme (durch einen Vertreter der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung) dargestellt. Auf dem ausgeteilten farbigen Gestaltungsplan bleibt im Gegensatz zu dem veröffentlichten Entwurf vom September 2009 nur noch die Parkanlage öffentlich zugänglich, der Rest soll (Plan B / 29.6.2010) eingezäunt werden? Die Begründung für die Vereinnahmung der Ruine der Klosterkirche ist der Bedarf an Schulhoffreifläche, die territorial gefasst, also eingezäunt werden soll. Der Wiederaufbau der Klosterkirche ist in der Satzung des Fördervereins Graues Kloster aber ein zentrales Anliegen. Die Einzäunung der Ruine wäre dann schon ein guter Anfang dazu!

Nach Aussage des Vertreters der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Herrn Schlömer, ist der für alle neuen Baulichkeiten verbindliche Rückbau der Grunerstraße erst für 2013 zu erwarten. Es fließt also noch viel Wasser die Spree herunter.

Die Vorsitzende des Fördervereins Klosterruine e.V., Frau Marie–Luise Bauerschmidt, versuchte dann die Seltenheit dieses kulturhistorischen Ortes in seiner historisch entstandenen derzeitigen Wahrhaftigkeit im verdichteten Stadtgefüge darzustellen. Die Bemühungen des Fördervereins zielen darauf ab, diese „Oase in der hektischen Großstadt“, die Treffpunkt und Ruhepunkt zugleich ist, zu erhalten, mit derzeitigen kulturellen Aktivitäten zu beleben und gleichzeitig eine Betreuung des Baudenkmals und seiner Gäste und Touristen stattfinden zu lassen.

Die Stadträtin für Bildung und Kultur, Frau Dagmar Hänisch, stellte u. a. und auch in Bezug auf die Betreuung des Baudenkmals fest, dass die Kooperation des Fördervereins Klosterruine e.V. mit dem Bezirksamt gut und einverständlich ist und die (noch) ausstehende Verlängerung des Kooperationsvertrages um weitere 5 Jahre stattfinden wird.

Das zwanzigjährige (!) Wirken des Fördervereins könnte dann 2012 z.B. mit einer großen Ausstellung sichtbar werden. Die alltägliche Betreuung des Ortes, dazu gehört auch die absichtliche „Winterruhe“ von Dezember bis März, bleibt aber die fordernde Aufgabe.

In meiner Darstellung der Tätigkeiten des Fördervereins in den vergangenen achtzehn Jahren konnte ich den Umfang und die Vielfalt der Aktivitäten nur andeuten.

Dazu gehören sowohl die vielen kulturellen Aktivitäten als auch die intensiven und nachhaltigen Spendenaktionen und die dazugehörige Werbung und Öffentlichkeitsarbeit, um das Baudenkmal in den jetzigen, gesicherten Zustand zu bringen. (Der Förderverein Graues Kloster hat sich daran nur geringfügig beteiligt, deren Anliegen war immer die Privatisierung des Geländes und des kulturhistorischen Ortes sowie der Wiederaufbau der Klosterkirche.)

Beispielhaft wurden Kulturprojekte z.B. mit den Botschaften der europäischen Nachbarländer (Italien, Österreich, Spanien, Finnland …), internationale Ausstellungen, Theaterprojekte, aber auch die alljährlichen, von den Berlinern schon als traditionell empfundenen Veranstaltungen genannt, auch „Winterschlaf“ mit „Winterzeichen“ gehören dazu.

Wir wollen mit der Arbeit der nächsten 5 Jahre einen signifikanten Beitrag zur Entwicklung und zur kulturellen Identität des kulturhistorischen Ortes und des Klosterviertels leisten, dies durch Kontinuität und auch durch Weiterentwicklung von Kulturprojekten verschiedener Inspiration. Für die Berliner und die vielen Touristen (jährlich etwa 28.000) ist die Ruine der Franziskaner Klosterkirche auch heute schon ein Berliner Kulturtreffpunkt.

Zur nachgefragten Kooperation der beiden Vereine hatte ich eine Einladung ausgesprochen. Zu der verhaltenen, auf mich wie die Abwehr einer Belästigung wirkende Reaktion des Fördervereins Graues Kloster zu unserem Angebot zum Mitmachen bei unseren Projekten und Veranstaltungen, kann sich jeder selbst seine Meinung bilden.

Wir machen vorerst (hoffentlich einigermaßen erfolgreich wie bisher) weiter!

 

(Anmerkung: Statements von Herrn Brenning, Vorsitzender des Fördervereins Gymnasium zum Grauen Kloster, und von Herrn Brüning, stellv. Vorsitzender der Stiftung Berlinisches Gymnasium zum Grauen Kloster, waren auch auf wiederholte Nachfrage nicht zu erhalten. C.Hoff)


 

 
 

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