Auszug - Sprachförderzentrum Bezirk Mitte  

 
 
31. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Gesundheit
TOP: Ö 4.1
Gremium: Gesundheit Beschlussart: erledigt
Datum: Do, 18.02.2010 Status: öffentlich
Zeit: 17:35 - 19:45 Anlass: ordentlichen Sitzung
 
Wortprotokoll

Herr BzStR Dr

Herr BzStR Dr. Hanke stellt Frau Stiebenz und Herr Dr. Brockstedt vor. Das Konzept Sprachförderzentrum wurde am 16.02.2010 im Bezirksamt Mitte beschlossen. Das Konzept wurde in 3 Ausschüssen (Soziale Stadt, Schule und Bildung und Kultur) beraten. Der Ausschuss Bildung und Kultur bittet, sich um Projektmittel zu bemühen. Das BA wird jetzt mit der Senatsschulverwaltung per Unterschrift zu einer Vereinbarung kommen. In den Fachausschüssen wird eine regelmäßige Berichterstattung folgen.
Anschließend wird ein Diagramm verteilt und erläutert.

 

Herr Dr. Brockstedt teilt mit, dass er aus gesundheitlicher Sicht als Kinderarzt an diesem Thema mitgearbeitet hat. Es war besonders wichtig, dass man Sprachförderung nicht versteht, wie können Schulen besser DAZ (Deutsch als Zweitsprache) unterrichten. Die Entwicklungsneurologie der letzten 10 Jahre hat gezeigt, dass Sprachlernen in der Schwangerschaft beginnt. Das Kind hört die Rhythmik der mütterlichen Sprache. Das Max-Planck-Institut hat aktuelle Studien herausgegeben, in dem Neugeborene von deutschen und französischen Eltern nach ihrem Schreiverhalten untersucht wurden. Es wurde festgestellt, dass die Schreifrequenz eines deutschen Säuglings am ersten Lebenstag sich deutlich von einem französischen Säugling unterscheidet. Studien eines 4 Tage alten Säuglings machten deutlich, dass er von einer Muttersprache (es muss nicht die eigene Mutter sein) besser beruhigt werden kann, als von jemanden, der in einer anderen Sprache redet. Die Sprachentwicklung setzt sich dann fort. Herrn Dr. Brockstedt meint, dass mit spätestens 4 ½ Jahren die Grundstruktur der Muttersprache gelernt sein müsste. In der Vorschulischen Phase entscheidet sich, wie gut ein Kind sich in seiner sozialen Umwelt eine Sprache angeeignet hat. Das elterliche Vorbild sei hier das entscheidende. Auch wenn die Mütter einen beschränkten Sprachstand haben, weil sie kaum Lieder singen, weil sie ihre Muttersprache nur sehr einfach beherrschen, dann hat dieses Kind in der entscheidenden Entwicklungsphase zwischen 1 ½ und 4 Jahren auch kaum die Chance, eine differenzierte Grammatik, ob sie Deutsch, Türkisch, Arabisch, Französisch ist, nachzuholen. Wurde eine Muttersprache gut gelernt, wird es den Kindern leicht fallen, eine zweite, eine dritte Sprache hinzu zu lernen. Sie können auch zwei Sprachen problemlos parallel laufen lassen. Anliegen sei es, dass der gesundheitliche Bereich Berücksichtigung findet. Problem ist, dass nicht nur allein die Muttersprachlichkeit entscheidet, ob die Kinder später gute Chancen in der Schule haben und letztendlich im Beruf. Die Muttersprache sei die Voraussetzung dafür, ob die Kinder mit Schreiben und Lesen vorankommen. Das wurde von HNO-Ärzten, von Logopäden in den Fachgesellschaften bewiesen. Bevor die Schule beginnt, ist im Grunde schon die Entscheidung getroffen. Herrn Dr. Brockstedt ist es wichtig, dass die verschiedenen Aktivitäten dort gebündelt werden. Es sollen möglichst viele Kinder in die Kitas gebracht werden. Die Eltern sollen aktiviert werden, in ihrer Muttersprache gutes Vorbild zu sein. In diesem Bereich gibt es viele gute Aktivitäten. Anschließend wird ein Buch „Bauernhof“ zur Ansicht gegeben. Hier wird vermittelt wie wichtig es schon bei einem einjährigen Kind ist, mit ihm zu reden über Alltagserfahrungen, über simple Dinge, was man sieht, auch in der Muttersprache. Herr Dr. Brockstedt erlebt das Problem, dass es nicht am guten Willen und an den Aktivitäten fehle, sondern es fehlt an einer fachlich, wissenschaftlich, soliden Koordination und Bündelung dieser Aktivitäten. Im schulischen Bereich gibt es jahrelange Erfahrungen. Er sei davon nicht überzeugt im Bezug auf Deutsch als Zweitsprache für sich allein. Deshalb hat er sich für das Sprachförderzentrum engagiert. Es kann nicht angehen, irgendwo eine Extrastunde für besonders bedürftige Kinder hinzuzuschalten, sondern es geht darum, für den Erwerb der Sprache im Alltag in allen Bereichen ein Bewusstsein zu schaffen, dass Spracherwerb eine Kommunikation ist. Hier benötigt man koordinierende Aktivitäten, damit jeder in seinem Gebiet motiviert wird und vielleicht auch durch entsprechende fachliche Begleitung und entsprechend bessere Materialien dazu in die Lage versetzt wird. Abschließend teilt Herr Dr. Brockstedt mit, dass die Politik Sprachförderung als eine Sozialförderung sehen sollte, anders sei das auf Dauer nicht zu lösen. Die Daten aus den Untersuchungen können jedes Jahr erneut beurteilt werden. Man hat damit ein Instrument, Verbesserungen rechtzeitig wahrzunehmen, Verschlechterungen auch

 

Frau BV Schauer-Oldenburg (Grüne) berichtet aus dem Schulausschuss, in dem ein Vertreter der Senatsverwaltung von einem Stellenbedarf von 12,5 Stellen sprach. Der Bereich Gesundheit fordert 0,5 Stellen. Im Schulausschuss wurde darüber diskutiert, wenn keine Stellen vorhanden sind, ob das Ganze trotzdem in Gang kommt. Frau Schauer-Oldenburg möchte wissen, ob man in der Mütterberatung und bei der Schwangerschaftsuntersuchung das mit einbeziehen könnte. Herr Dr. Brockstedt teilt mit, dass die Mütter in die Lage versetzt werden, dass ihre Sprache wahrgenommen wird, denn vielen Müttern sei das unbekannt. Weiterhin soll angeregt werden, selbst mit zu lernen. Zu den Stellen teilt er mit, dass er es fachlich für sinnvoll erachtet, dass eine Struktur im Bezirk existiert, wo Fachleute verbildlich zusammen arbeiten. Frau Stiebenz teilt ergänzend mit, dass keine 12 Stellen neu geschaffen werden, sondern die Stellen sind in den Bereichen zum Teil vorhanden. Die Abteilungen beschäftigen sich mit der Sprachförderung. Wichtig war es, die verschiedenen Aktivitäten zu bündeln und dass man Stärken miteinander abstimmt, damit keine Angebote zwei oder dreifach existieren und eventuell teurer sind.

Herr Dr. Hanke teilt mit, dass das Sprachförderzentrum in seiner Ressourcenausstattung dem geschuldet sei, dass der Bezirk Mitte sich in der Haushaltswirtschaft befindet. Das Geld, welches investiert wird (ca. 80 Tsd. €) ist eine Summe, die der Bezirk dort zur Verfügung stellt. Nach 2 Jahren soll eine Bewertung des Sprachförderzentrums vorgenommen werden.
Andererseits teilt er ergänzend mit, dass die Mitarbeiter/innen projektbezogen aus den Fachämtern unter dem Dach „Spachförderzentrum“ arbeiten.

 
 

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