Auszug - Sprachförderzentrum Bezirk Mitte
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Herr BzStR Dr. Hanke stellt Frau Stiebenz und Herr Dr.
Brockstedt vor. Das Konzept Sprachförderzentrum wurde am 16.02.2010 im
Bezirksamt Mitte beschlossen. Das Konzept wurde in 3 Ausschüssen (Soziale
Stadt, Schule und Bildung und Kultur) beraten. Der Ausschuss Bildung und Kultur
bittet, sich um Projektmittel zu bemühen. Das BA wird jetzt mit der
Senatsschulverwaltung per Unterschrift zu einer Vereinbarung kommen. In den
Fachausschüssen wird eine regelmäßige Berichterstattung folgen. Herr Dr. Brockstedt teilt mit, dass er aus gesundheitlicher
Sicht als Kinderarzt an diesem Thema mitgearbeitet hat. Es war besonders
wichtig, dass man Sprachförderung nicht versteht, wie können Schulen besser DAZ
(Deutsch als Zweitsprache) unterrichten. Die Entwicklungsneurologie der letzten
10 Jahre hat gezeigt, dass Sprachlernen in der Schwangerschaft beginnt. Das
Kind hört die Rhythmik der mütterlichen Sprache. Das Max-Planck-Institut hat
aktuelle Studien herausgegeben, in dem Neugeborene von deutschen und
französischen Eltern nach ihrem Schreiverhalten untersucht wurden. Es wurde
festgestellt, dass die Schreifrequenz eines deutschen Säuglings am ersten
Lebenstag sich deutlich von einem französischen Säugling unterscheidet. Studien
eines 4 Tage alten Säuglings machten deutlich, dass er von einer Muttersprache
(es muss nicht die eigene Mutter sein) besser beruhigt werden kann, als von
jemanden, der in einer anderen Sprache redet. Die Sprachentwicklung setzt sich
dann fort. Herrn Dr. Brockstedt meint, dass mit spätestens 4 ½ Jahren die
Grundstruktur der Muttersprache gelernt sein müsste. In der Vorschulischen
Phase entscheidet sich, wie gut ein Kind sich in seiner sozialen Umwelt eine
Sprache angeeignet hat. Das elterliche Vorbild sei hier das entscheidende. Auch
wenn die Mütter einen beschränkten Sprachstand haben, weil sie kaum Lieder
singen, weil sie ihre Muttersprache nur sehr einfach beherrschen, dann hat
dieses Kind in der entscheidenden Entwicklungsphase zwischen 1 ½ und 4 Jahren
auch kaum die Chance, eine differenzierte Grammatik, ob sie Deutsch, Türkisch,
Arabisch, Französisch ist, nachzuholen. Wurde eine Muttersprache gut gelernt,
wird es den Kindern leicht fallen, eine zweite, eine dritte Sprache hinzu zu
lernen. Sie können auch zwei Sprachen problemlos parallel laufen lassen.
Anliegen sei es, dass der gesundheitliche Bereich Berücksichtigung findet.
Problem ist, dass nicht nur allein die Muttersprachlichkeit entscheidet, ob die
Kinder später gute Chancen in der Schule haben und letztendlich im Beruf. Die
Muttersprache sei die Voraussetzung dafür, ob die Kinder mit Schreiben und
Lesen vorankommen. Das wurde von HNO-Ärzten, von Logopäden in den
Fachgesellschaften bewiesen. Bevor die Schule beginnt, ist im Grunde schon die
Entscheidung getroffen. Herrn Dr. Brockstedt ist es wichtig, dass die
verschiedenen Aktivitäten dort gebündelt werden. Es sollen möglichst viele
Kinder in die Kitas gebracht werden. Die Eltern sollen aktiviert werden, in
ihrer Muttersprache gutes Vorbild zu sein. In diesem Bereich gibt es viele gute
Aktivitäten. Anschließend wird ein Buch „Bauernhof“ zur Ansicht gegeben. Hier
wird vermittelt wie wichtig es schon bei einem einjährigen Kind ist, mit ihm zu
reden über Alltagserfahrungen, über simple Dinge, was man sieht, auch in der
Muttersprache. Herr Dr. Brockstedt erlebt das Problem, dass es nicht am guten
Willen und an den Aktivitäten fehle, sondern es fehlt an einer fachlich,
wissenschaftlich, soliden Koordination und Bündelung dieser Aktivitäten. Im
schulischen Bereich gibt es jahrelange Erfahrungen. Er sei davon nicht
überzeugt im Bezug auf Deutsch als Zweitsprache für sich allein. Deshalb hat er
sich für das Sprachförderzentrum engagiert. Es kann nicht angehen, irgendwo
eine Extrastunde für besonders bedürftige Kinder hinzuzuschalten, sondern es
geht darum, für den Erwerb der Sprache im Alltag in allen Bereichen ein
Bewusstsein zu schaffen, dass Spracherwerb eine Kommunikation ist. Hier
benötigt man koordinierende Aktivitäten, damit jeder in seinem Gebiet motiviert
wird und vielleicht auch durch entsprechende fachliche Begleitung und
entsprechend bessere Materialien dazu in die Lage versetzt wird. Abschließend
teilt Herr Dr. Brockstedt mit, dass die Politik Sprachförderung als eine
Sozialförderung sehen sollte, anders sei das auf Dauer nicht zu lösen. Die
Daten aus den Untersuchungen können jedes Jahr erneut beurteilt werden. Man hat
damit ein Instrument, Verbesserungen rechtzeitig wahrzunehmen,
Verschlechterungen auch Frau BV Schauer-Oldenburg (Grüne) berichtet aus dem
Schulausschuss, in dem ein Vertreter der Senatsverwaltung von einem
Stellenbedarf von 12,5 Stellen sprach. Der Bereich Gesundheit fordert 0,5
Stellen. Im Schulausschuss wurde darüber diskutiert, wenn keine Stellen
vorhanden sind, ob das Ganze trotzdem in Gang kommt. Frau Schauer-Oldenburg
möchte wissen, ob man in der Mütterberatung und bei der
Schwangerschaftsuntersuchung das mit einbeziehen könnte. Herr Dr. Brockstedt teilt mit, dass die
Mütter in die Lage versetzt werden, dass ihre Sprache wahrgenommen wird, denn
vielen Müttern sei das unbekannt. Weiterhin soll angeregt werden, selbst mit zu
lernen. Zu den Stellen teilt er mit, dass er es fachlich für sinnvoll erachtet,
dass eine Struktur im Bezirk existiert, wo Fachleute verbildlich zusammen
arbeiten. Frau Stiebenz teilt ergänzend mit, dass keine 12 Stellen neu
geschaffen werden, sondern die Stellen sind in den Bereichen zum Teil
vorhanden. Die Abteilungen beschäftigen sich mit der Sprachförderung. Wichtig
war es, die verschiedenen Aktivitäten zu bündeln und dass man Stärken
miteinander abstimmt, damit keine Angebote zwei oder dreifach existieren und
eventuell teurer sind. Herr Dr. Hanke teilt mit, dass das Sprachförderzentrum in
seiner Ressourcenausstattung dem geschuldet sei, dass der Bezirk Mitte sich in
der Haushaltswirtschaft befindet. Das Geld, welches investiert wird (ca. 80
Tsd. €) ist eine Summe, die der Bezirk dort zur Verfügung stellt. Nach 2 Jahren
soll eine Bewertung des Sprachförderzentrums vorgenommen werden. |
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