Auszug - Forschungsprojekt "Neighbourhood" zu Autonomie- und Teilhabechancen älterer Menschen mit Hilfebedarf in sozial benachteiligten Quartieren und Nachbarschaften, Gast: Katrin Falk, MA Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung Forschungsgruppe Publikc Health  

 
 
30. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Gesundheit
TOP: Ö 2.1
Gremium: Gesundheit Beschlussart: erledigt
Datum: Do, 28.01.2010 Status: öffentlich
Zeit: 17:30 - 19:45 Anlass: ordentlichen Sitzung
 
Wortprotokoll

Frau Dr

Frau Dr. Fuchs dankt für die Einladung und berichtet anhand einer Powerpointpräsentation über die Ergebnisse aus dem Projekt OMAHA (nachzulesen siehe beigefügte Anlage).

 

Auf die Frage von Frau BV Fried (SPD), ob erfasst wurde, wie weit die Wege zu den Ärzten sind, wird mit Nein beantwortet.

 

Frau BV Schauer-Oldenburg (SPD) bezieht sich auf den Gesundheitsstrukturatlas des Bezirks Mitte und bemerkt, dass Fachärzte (für Nervenheilkunde, für Augen, Orthopädie) nicht so gut in sozialen Brennpunkten angesiedelt seien. Die Wege dorthin seien weiter. Frau Dr. Fuchs teilt mit, dass nur eine Studie zu Mehrfacherkrankungen gemacht wurde. Man kann nur sagen, wie weit der Hausarzt entfernt sei.

Frau Schauer-Oldenburg wundert sich, dass im Bereich der gesellschaftlichen Teilhabe die Bedürfnisse zurückgegangen seien. Sie möchte wissen, ob die Bedürfnisse zurückgegangen sind, weil der ältere Mensch fühlt, es geht nicht mehr und er findet sich damit ab oder sind sie wirklich zurückgegangen. Frau Dr. Fuchs meint, dass beides zutreffe. Es gibt Personen, die meinen, dass es jetzt nicht mehr gehe. Aber es gibt auch Menschen, die wollen, aber es bietet sich nichts mehr.
Weiterhin möchte Frau Schauer-Oldenburg wissen, ob das Rentenbudget hinterfragt wurde. Frau Dr. Fuchs teilt mit, dass das Haushaltseinkommen und das persönliche Einkommen hinterfragt wurde.

 

Frau BV Fried (SPD) möchte wissen, welche Medikamente (verschrieben und selbst beschaffte) erfasst wurde. Frau Dr. Fuchs teilt mit, dass beides erfasst wurde.

 

Abschließend teilt Dr. Frau Fuchs mit, dass die zu befragten 290 Personen nach einem Jahr erneut befragt werden. Man hofft, in 1 ½ Jahren soweit zu sein, dass man über den Verlauf berichten kann.

 

Anschließend stellt Frau Dr. Falk das Forschungsprojekt „Neighbourhood“ vor (nachzulesen siehe beigefügte Anlage). Das Forschungsprojekt „Neighbourhood“ konzentriert sich auf eine bestimmte Gruppe der über 65jährigen, auf Personen, die bereits einen Pflegebedarf haben. Das Projekt wurde am 08.12.2009 im Ausschuss für Soziales und Bürgerdienste schon einmal vorgestellt. Die dort zu TOP 2.1 gemachten Ausführungen können nachgelesen werden.

 

Frau BV Schauer-Oldenburg (Grüne) spricht einen Arbeitskreis an, der sich mit der Problematik „Entlassung aus dem Krankenhaus, was dann“ befasst. Sie möchte wissen, was für dringend notwendig erachtet wird. Sollte sich aus sozialer und gesundheitspolitischer Sicht nichts ändern, wäre eine Prognose für diese Bereiche notwendig. Frau Falk teilt mit, dass eine Wegweiserqualifizierung im Gespräch sei. Auch muss eine quartiersbezogene Vernetzung vorangebracht werden. Frau Falk betont, dass der Bezirk Mitte zu groß sei. Gesundheitspolitisch muss man den hohen Anteil an Grundsicherungsempfängern anschauen. Die Erwerbsbiografien zeigen, dass das steigen wird.
Es wird Wert darauf gelegt, dass die Menschen motiviert werden, raus zu gehen, teil zu haben, sich zu bewegen, aktiver zu sein, das sei gesundheitspolitisch ein ganz wichtiges Präventionspotential.

 

Eine weitere Frage wurde gestellt, mit wie vielen Personen Kontakt aufgenommen wurde und ob diese Personen im Sinne des Pflegeversicherungsgesetzes eingruppiert sind. Frau Falk teilt mit, dass überwiegend eine Pflegestufe vorhanden sei. Bei zwei Migrantinnen fiel die eine unter das Asylbewerberleistungsgesetz und hatte deshalb keinen Anspruch auf die Leistung des SGB XI. Bei anderen waren keine Informationen und kein Zugang da. Der Pflegebedarf war deutlich über dem der Pflegestufe I. Einige hatten Pflegestufe Null; erhielten Pflege vom Sozialamt. Frau Falk betont, dass der Zugang sehr breit gemacht wurde (über Kirchen, Gemeinden).

 

Die Vorsitzende, Frau Stein, meint, dass man über bestimmte Beratungsangebote in den Strukturen anders denken sollte. Man sollte schauen, wie man das mit dem Bezirkshaushalt in Einklang bringen könnte.

 

Herr BV Rauskolb (CDU) meint, jeder Mensch weiß, dass räumliche Nähe, Bürgernähe schafft. Trotzdem hat man sich in Berlin den Luxus geleistet, Großbezirke zu schaffen und zu zentralisieren. Trotz der großen Bezirke soll regionalisiert werden, so dass die Bezirke ihre eigentlichen Aufgaben nicht mehr selbstständig wahrnehmen, nur mit dem Argument, der Haushalt zwingt sie dazu. Herr Rauskolb meint, was den sozialen Bereich anbelangt, macht man riesige Fehler, die in den nächsten Jahren noch größer werden. In anderen Bereichen des Sozialwesens sollte man überlegen, ob man Gelder ausgibt, die an dieser Stelle sinnvoller ausgegeben werden könnten.

 

Herr BzStR Dr. Hanke meint, dass es ein soziales Netzwerk in Moabit gäbe. Herr Dr. Hanke möchte wissen, wie Nachbarschaftseinrichtungen (z. B. in der Waldstraße) oder Begegnungsstätten, wo es Mittagstische oder ähnliches gibt, angenommen werden. Gibt es Hinweise, wie man vielleicht Dinge verändern könnte, um die Nutzungsdichte für die betroffene Bevölkerung zu erhöhen. Zu OMAHA möchte er wissen, da alle über ein Telefon verfügen, ob man hier nicht anders operieren könnte, dass Bürgernähe von Verwaltungs- oder Beratungseinrichtungen kompensiert wird. Frau Falk teilt mit: Zum Zeitpunkt der Erhebung von 2008 bis 2009 waren die Angebote z. B. in der Spenerstraße in ihrer Kontinuität bedroht. Das hat konkrete Folgen für die Nutzung. Wichtig sei die Wohnortnähe. Es spielen Kieze eine Rolle. Es spielt aber auch die Mobilität eine Rolle und es spielt eine Rolle, wer das Angebot noch nutzt. Es passt nicht für alle. Es sei schon wichtig, dass man sich dort wohlfühlt und dass man sich ein bisschen unter Gleichen fühlt. Es geht nicht jeder in den Treffpunkt „Sonnenblume“. Hier trifft sich ein ganz bestimmtes Klientel. Die Sensibilität für unterschiedliche Zielgruppen ist wichtig, die Kontinuität sei wichtig.

Weiterhin wird davon berichtet, dass die Heilandsgemeinde ein kontinuierliches nachmittägliches Angebot anbietet. Die Ergebnisse wurden auf dem Stadtteilplenum vorgestellt. Es wurde festgestellt, dass immer mehr Menschen kommen. Auch kommen Menschen mit deutlichen gesundheitlichen Einschränkungen. Diese Kontinuität fehlt an anderen Stellen. Auch sei das Problem aufgetaucht, dass es keine Zusammenarbeit mit dem Mobilitätshilfedienst gibt. Es gibt Ressourcen, wenn es solche Probleme gibt, dass man diese lösen könnte. Weiterhin wird festgestellt, dass es in Moabit immer weniger Eckkneipen für Männer gibt. Die Eckkneipe als verlängertes Wohnzimmer ist für die Generationen von älteren Männern ein wichtiger Ort gewesen.

 

Frau BV Schauer-Oldenburg (Grüne) möchte wissen, was mit den Menschen geschieht, die nicht mehr raus können. Wie erreicht man diese. Frau Falk meint, dass es die Idee der präventiven Hausbesuche gibt. Hier muss man die Krankenkassen mit ins Boot holen, dass das finanziert wird.
Weiterhin wird mitgeteilt, dass Hausärzte und Pflegedienste Kontakte zu den Menschen haben. Hier müsste man schauen, ob man zwischen Pflege- und Mobilitätsdiensten eine enge Zusammenarbeit in Abstimmung gibt.
Auch wird das Quartiersmanagement angesprochen, die mit Migrantenfamilien zusammen arbeitet, haben Erfahrungen gesammelt, wie man an Menschen herankommt, die zunächst einmal misstrauisch sind und schlechte Erfahrungen machten. Hier sei ein Stück der Lobbyarbeit gefragt.

Frau Schauer-Oldenburg spricht anschließend „junge/alte Menschen“ an. Sie möchte wissen, ob man eventuell eine sogenannte „Prophylaxe“ anstreben könnte, wie man wirklich gut alt werden könnte. Frau Falk meint, dass man darüber diskutierte, ob man wie für die Kinder auch für ältere Menschen Untersuchungen anregen könnte, so dass man zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Maßnahmen entwickelt. Momentan läuft die Vorbereitung auf eine weitere Phase vom Forschungsverbund, wo es um Intervention geht – was nützt wem -. Es wurden verschiedene Projekte in verschiedenen Stadien durchgeführt.

 

Die Vorsitzende, Frau Stein, dankt für die Ausführungen und für die Beantwortung der gestellten Fragen.

 

 
 

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