Auszug - Gutachterverfahren Lehrter Straße in Verbindung mit BVV-Beschluss DS 1301/III aus BVV 18.06.2009 und diesbezüglicher Stellungnahme der Vivico (Schreiben an Stadtentwicklungsstadtrat Ephraim Gothe vom 22.6.2009) BE: Bezirksamt, Vivico
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Der Ausschuss stimmt zu, dass den anwesenden Gästen zum
Tagesordnungspunkt Rederecht eingeräumt wird. Herr Gothe teilt mit, dass die Vivico im Zuge des
Beschlusses Drs. 1301/III einen Brief an ihn geschrieben hat. In diesem
Schreiben wird begründet, warum der Beschluss aus Sicht der Vivico nicht
günstig für die weitere Entwicklung des Gebietes ist. Deshalb sind zur heutigen
Sitzung Vertreter der Vivico eingeladen, diese sollen zur Thematik erläutern. Herr Tibbe (Gruppe Planwerk) stellt anhand eines Planes
Zahlen und Flächenbeschreibungen zu dem Wettbewerbsgebiet dar. Der anzulegende
Grünzug von 23.000ha umfasst 1/3 der Gesamtfläche des Vivico-Geländes.
Von den restlichen Flächen des Vivico-Grundstückes sollen bis zu ca. 50 %
überbaut werden können. Die angestrebte Freiflächennutzung des ehemaligen
Schleicher-Grundstückes (ca. 3.800 qm) sollte zu je einem Drittel der Fortsetzung des Grünzuges
mit Anschluss an die Lehrter Straße und der Erweiterung des Spielplatzes
dienen; das restliche Drittel bietet Potenzial z. B. zur Anlage eines Gemeinschaftsgartens /
Community garden. Dies Ist genau das Gegenteil dessen, was auch hätte passieren
können: Dass das bisher unerschlossene Schleicher-Grundstück durch die angestrebte
neue Zuwegung zur Kufa auf einmal als bebaubar, weil erschlossen gilt. Zum BVV-Beschluss, die Gutachter mögen eine Variante mit
Erhaltung der Eisenbahn-Gärten entwickeln: Nach Auffassung der
Verfahrensbetreuung sollte in einem konkurrierenden Verfahren von den
Gutachterbüros keine Variantenplanung verlangt werden. Die Gutachterbüros
wollen natürlich mit ihrer Lösung überzeugen. Mit einer zusätzlichen Variante,
die vielleicht nicht ihrer Überzeugung entspricht, würden sie Gefahr laufen,
ihre Vorzugsvariante zu schwächen. Nicht ausgeschlossen ist, dass Gutachter in
ihren Konzepten Teile der Gartenstrukturen erhalten oder dafür Lösungen
anbieten, mit denen auch die Vivico konform gehen kann. Zu welchen Lösungen die
Gutachter kommen, wird sich am 14. September bei der Zwischenpräsentation
zeigen. Herr Thomsen (Vivico) teilt einleitend mit, dass die Vivico
ein Interesse daran hat, gemeinsam mit dem Bezirk ein gutes Projekt zu
entwickeln. Er legt dar, dass es natürlich verständlich ist, dass die Pächter
der Gärten den Abriss der Gärten kritisieren. Er weist allerdings darauf hin,
dass es sich bei den Gärten lediglich um eine Zwischennutzung handelte. Herr Thomsen bezieht sich auf den bestehenden BVV-Beschluss
und teilt mit, dass die Vivico über diesen Beschluss nicht sehr erfreut ist. Er
begründet, dass es städtebaulich nicht sehr sinnvoll erscheint, 800 Meter vom
Hauptbahnhof entfernt dauerhaft eine solche Nutzung vorzuhalten. 34 Kleingärten
stellen keine öffentliche Nutzung dar. Ferner verweist er auf die
Kontaminierung der Böden, durch die eine dauerhafte Gartenanlage verhindern. Herr Bausch legt dar, dass es sich um öffentliches Eigentum
handelt, d.h. es besteht eine große Verantwortung, gerade an solchen großen
Flächen in der Innenstadt und in unmittelbarer Nachbarschaft, zu arbeiten. Er
teilt mit, dass einige Mitglieder des Ausschusses (insbesondere die Fraktion
Bü90/Grünen) dieses Gebiet nicht als Baugebiet betrachten. Die Fraktion
Bü90/Grünen sieht in diesem Gebiet ein Planungsgebiet, es muss mit Potentialen
gearbeitet werden, die hoffentlich andere Ergebnisse hervorbringen. Er rechnet
mit der Konsensfähigkeit, so dass dies auch im zentralen Punkt der Kleingärten
eine Veränderung zeigen wird. Er spricht sich dafür aus, die Stadtentwicklung
in Schritten durchzuführen und zu prüfen, welche Potentiale gefördert werden
können. Das Plangebiet weist eine Größe auf, welche eine schrittweise
Entwicklung zulässt. Jetzige Zwischennutzungen sollen als dauerhafte Nutzungen
etabliert werden. Er gibt den Hinweis, die Flächenaufteilung zu ändern. Dies
ist der erste Schritt, für den Erhalt der Kleingärten zu arbeiten. Die
Erweiterung der Döberitzer Grünverbindung stellt keinen adäquaten Ersatz für
die Fehlplanungen in der Invalidenstraße dar. Herr Pawlowski weist darauf hin, dass die Fläche einem
Privateigentümer gehört und somit nicht öffentlich ist. Er teilt mit, dass die
FDP-Fraktion den Beschluss nicht unterstützt hat, da man der Meinung ist, dass
es keinen Sinn macht, Beschlüsse zu verabschieden, die nicht umgesetzt werden
können. Er betont, dass letztendlich der Eigentümer (Vivico) über die Fläche
entscheiden wird. Herr Pawlowski fragt nach der Zeitschiene des Projektes und
der Berücksichtigung mit den Planungen auf der anderen Bahnseite. Ferner bittet
er um Informationen zur Kontaminierung der Böden. Zur Kontaminierung führt Herr Gothe aus, dass der Boden nach
seiner Kenntnis schon kontaminiert ist, es müsste ein starker Bodenaustausch
vorgenommen werden. Auf eine weitere Nachfrage von Herr Pawlowski führt Herr
Schlömer aus, dass die Entwicklung der Lehrter Straße mit der Entwicklung der
Heidestraße in Verbindung stehen soll. Es ist sinnvoll, die Lehrter Straße
integrativ zu planen. Zur Zeitschiene legt Herr Tibbe dar, dass am 02.11.2009 die
Auswahlentscheidung getroffen wird. Am 24.11.2009 wird eine öffentliche
Präsentation durchgeführt, wo erwartet werden muss, dass die ausgewählte Lösung
nach den Empfehlungen des Auswahlgremiums möglicherweise noch zu überarbeiten
ist. Bis Dezember soll dieses Verfahren dokumentiert werden, dies wäre dann die
Grundlage für ein im Jahre 2010 einzuleitendes B-Planverfahren. Frau David teilt mit, dass der SPD-Fraktion durchaus
bewusst, dass das Bezirksamt nicht in die Planung der Vivico eingreifen kann.
Trotzdem hat die SPD-Fraktion den Antrag unterstützt. Die Fraktion bittet die
Vivico, zu überdenken, ob vielleicht eine Form des „community-garden“
realisiert werden kann. Frau Hilse teilt mit, dass die CDU-Fraktion den Antrag nicht
unterstützt hat. Sie legt dar, dass die Ausschussmitglieder ein Schreiben der
Vivico erhalten haben, in dem darauf Bezug genommen wird, dass die
Bereichsentwicklungsplanung an dieser Stelle etwas anderes vorsieht. Sie fragt
das Bezirksamt, was die Bereichsentwicklungsplanung an dieser Stelle vorsieht. Herr Gothe antwortet, dass es eine relativ grobe Darstellung
gibt, die eine gemischte Baufläche (gewerbliches Gebiet mit einem hohen
Wohnanteil) vorsieht. Dies entspricht im Prinzip auch der Zielstellung, die in
dem Verfahren festgelegt ist. Eine Ost-West-Verbindung auf der Höhe des
Poststadions wurde in der BEP nicht berücksichtigt. Herr Bertermann bezieht sich auf ein Schreiben von Herrn
Gothe an den Betroffenenrat Lehrter Straße und die Initiative Mittelbereich
Lehrter Straße. In diesem Brief wurden Ausführungen getätigt, dass durchaus die
Möglichkeit besteht, auch dauerhafte Kleingartenparzellen an anderen Orten im
Bezirk Mitte zur Verfügung zu stellen. Er fragt nach, ob es diesbezüglich schon
direkte Vorschläge gibt. Herr Gothe antwortet, dass der Bezirk Eigentümer vieler
Kleingartenkolonien ist, es besteht ein guter Draht zu dem Kleingartenverband
insgesamt, aber auch zu den einzelnen Kleingartenkolonien. Auch dort gibt es
immer wieder freie Parzellen, die nachbesetzt werden können. Ein Anwohner der Lehrter Straße, Herr Schwenzel, teilt mit,
dass in der Nähe des Hauptbahnhofes eine Kleingartenanlage vor kurzem noch
gesichert wurde. Er verweist auf die Stadt New York, im Stadtteil Manhattan
bestehen sog. „community gardens“. Die vorhandenen Kleingärten könnten sich
ebenfalls zu „community gardens“ entwickeln. Er legt ferner dar, dass auf einem Grundstück in der
Nachbarschaft (B-Plan Bayer-Schering-Gelände) ein Hubschrauberlandeplatz
geplant ist. Er bittet das Bezirksamt und die Vivico um Stellungnahme dazu. Herr Gothe teilt mit, dass ihm dieser Sachstand nicht
bekannt ist. Er wird sich diesbezüglich erkundigen. Frau Hilse bezieht sich auf den Brief der Vivico vom
22.06.2009 Punkt -e- und fragt nach, ob die Vivico bereit wäre, eine Fläche an
einen Mieter einer Kleingartenanlage zu verkaufen. Herr Thomsen teilt mit, dass nur die gesamte Gartenanlage
verkauft werden kann. Herr Heine, Anwohnerinitiative Lehrter Straße, merkt an,
dass das gesamte Verfahren letztendlich aus der Beteiligung und Aufregung der
Bürger der Lehrter Straße im Zusammenhang mit dem Bau eines Hostels (Lehrter
Straße 12-15) entstanden ist. In diesem Zusammenhang hat der Bezirk den
Beschluss gefasst, die Anwohner der Lehrter Straße in die zukünftigen
Bauplanungen einzubinden. Herr Heine betont, dass die Bewohner entsprechend
ernst genommen werden müssen. Herr Heine teilt mit, dass die Anwohner der
Lehrter Straße diese Problematik sehr ernst genommen und sich organisiert
haben, es wurde ein eigenes Forderungsprogramm zusammengestellt. Dieses
Forderungsprogramm liegt den Ausschussmitgliedern vor. Er führt aus, dass kein
Punkt der zentralen Forderungen der Anwohner in den Planungsgrundlagen des
Gutachterverfahrens berücksichtigt wurde. Ferner legt er da, dass die
städtebaulichen Rahmenbedingungen von der BVV, nicht vom Investor, festgelegt
werden. Die Anwohnerinitiative spricht sich nicht grundsätzlich
gegen eine Bebauung und eine Öffnung des Quartiers aus. Die Initiative
kritisiert jedoch deutlich das vorgesehene Maß der Nutzung. Frau Reichelt, Anwohnerin der Lehrter Straße, ist der
Ansicht, dass die Strecke an der Bahn, die als Grünzug auf dem Plan
gekennzeichnet ist, eine unattraktive Fläche zur Gestaltung des Grünzugs
darstellt. Sie teilt mit, dass an dieser Strecke Lärmbelästigungen auftreten,
ferner befinden sich Gärten an der Bahn, die nicht genutzt werden. Frau
Reichelt weist darauf hin, dass sie es als Anwohnerin sehr schade finden würde,
wenn der Kleingartengrünbereich der Hausbebauung etc. zum Opfer fällt und die
unattraktive Fläche als Ausgleichsbereich genutzt wird. Ferner kritisiert sie
die Tatsache, dass der Wettbewerb von der Vivico finanziert wird und nicht von
einer neutralen Stelle. Herr Möllerfeldt (Vorsitzender der Kleingartenanlage Lehrter
Straße) verweist darauf, dass die Gartennutzer/innen an der Lehrter Straße ein
besonderes Klientel darstellen. Er zweifelt die Behauptungen zu den starken
Bodenkontaminierungen an, da nicht bekannt ist, wer diese in den letzten Jahren
untersucht haben soll. Ihm ist lediglich bekannt, dass es 1987
Bodenuntersuchungen gegeben haben soll, die vom Bezirksamt durchgeführt wurden.
Erdschichten wurden über die Jahre ausgewechselt. Dass die Anlage für die
Öffentlichkeit bisher verschlossen war, ist eine Auflage der Bahn. Die
Kleingärtner stehen der Öffnung der Anlage positiv gegenüber. Er bitte darum,
dass, wenn ein Verbleib der Anlage nicht möglich ist, diese erst zum
spätmöglichsten Zeitpunkt geräumt werden soll. Ein Grundstückspächter spricht sich aus finanziellen Gründen
für den Erhalt der Gärten aus, da sich hier Familien mit wenig Einkommen einen
Aufenthalt im Grünen geschaffen haben. Der Ankauf einer zukünftigen
Eigentumswohnung an diesem Standort von vermuteten ca. 400.000€ ist durch ihn
nicht leistbar. Herr Bertermann legt abschließend dar, dass die BVV dieses
Verfahren auch weiterhin intensiv und kritisch begleiten wird. Es findet eine kurze Pause statt. |
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