Frau
Walcker-Mayer, Geschäftsführerin von FrauSuchtZukunft, dankt für die Einladung
und teilt mit, dass die Vorsitzende Frau Stein sie eingeladen hat darüber zu
berichten, was aus den verschiedenen Forderungen geworden ist und wo es
Nachbesserungsbedarf gibt.
Sie berichtet anhand einer Powerpoint-Präsentation über medikamentabhängige
Frauen, Migrantinnen, drogenabhängige Mütter und Mädchen. Es ist schon lange
bekannt, dass Frauen doppelt so häufig medikamentenabhängig sind wie Männer.
Sie berichtet anschließend über eine Fachtagung der Bundesdrogenbeauftragten
zur Medikamentenabhänigkeit. Das BMG hat Leitlinien herausgebracht. Die
Ärztekammer unterstützt diese Leitlinien. Sie führt hierbei in der Praxis das
Problem an, dass alle Bescheid wissen, aber das eine Vernetzung nicht
stattfindet.
Zu den Mitgrantinnen führt sie aus, dass auf der politischen Ebene Druck
ausgeübt wird. Die Migrantinnen gehen nicht in deutschausgerichtete
Einrichtungen der Suchtkrankenhilfe. Ursachen wurden hierbei noch nicht
untersucht. Der Senat verlangt von den Trägern Suchtkrankenhilfe zu
organisieren und zu betreiben, aber es findet keine Finanzierung statt.
Frau Walcker-Mayer sagt zu, zu diesem Thema den Ausschussmitgliedern Unterlagen
per Datei zukommen zu lassen. Daten zu süchtigen Frauen mit
Migrationshintergrund sind nicht vorhanden. Auch sind suchtpräventive Angebote
so gut wie nicht vorhanden. Frau Walcker-Mayer denkt, dass die Senatsverwaltung
hier bald etwas machen wird. Aber hier wird gefordert, dass die Angebote
entweder kultursensibel und nicht suchtpräventiv oder umgekehrt sind.
Frau Walcker-Mayer betont, dass eine sehr gute Vernetzung mit der
interkulturellen Initiative Frauenhaus im Grunewald besteht. Hier tauscht man
Kolleginnen aus, die sich untereinander helfen.
Zu den Müttern teilt sie mit, dass hier die Daten lange bekannt seien. Der
Bezirk Mitte ist mit den Angeboten gut ausgestattet. Der Mutter-Kind-Bereich
befindet sich im Wedding, daneben in der Badstraße befindet sich Wigwam von
VISTA. Hier werden Eltern substituiert.
Weiterhin berichtet Frau Walcker-Mayer über das komplexe Gebiet von
drogenabhängigen Müttern. Unterschiedliche Hilfesysteme arbeiten zusammen. Sie
betont, dass hier Forderungen an den Bezirk Mitte formuliert werden, um eine
Bestandsaufnahme von der Vernetzung zu machen. Hier sollte erkundet werden, was
man in der Arbeit verbessern könnte. Dabei hebt sie die sehr gute
Kooperationsvereinbarung zu drogenabhängigen und süchtigen Müttern der Stadt
Essen hervor. Ein umfassendes Papier wird sie den Ausschussmitgliedern zukommen
lassen. Diese Kooperationsvereinbarung könnte sie sich auch für Berlin
vorstellen. Sie führt weiter aus, dass sie am gleichstellungspolitischen
Rahmenprogramm mitwirkte. Leider hat die Senatsverwaltung ohne Kommentar dieser
Zielgruppe keine Beachtung geschenkt und aus dem Programm genommen.
FrauSuchtZukunft plädiert dafür, dass Aufbau und Pflege von so einem Netzwerk
initiiert wird.
Zu den Mädchen führt sie aus, dass diese Gruppe am stärksten vom sogenannten
„Komasaufen“ betroffen ist. FrauSuchtZukunft hat den Zuschlag für ein
Mädchenprojekt (Ketschup) erhalten. Frau Sonn teilt mit, dieses Projekt ist
eine ambulante Psychoterapie für suchtgefährdete und süchtige Mädchen nach § 27
und 35 SGB VIII. Das Angebot erstreckt sich auf Mädchen von 12 bis 18 Jahren
und wurde an das Modell für erwachsene Frauen angelehnt. Das Angebot für die
Mädchen wird in Gruppentherapien angeboten werden, denn hier lernen sie über
andere Mädchen nichts mehr zu konsumieren. Sie führt anschließend die
Schnittstelle zwischen Jugend und Suchtstelle an. Hier gibt es einige Projekte,
die an der Schnittstelle arbeiten (Karuna oder Entzugskliniken). Derzeit wird das
Projekt aufgebaut. 2003 wurde eine Bedarfsanalyse gefertigt.
Doppelfinanzierungen gibt es nicht mehr. Wenn ein Mädchen z. B. in einer WG
betreut wird oder in einer anderen Einrichtung, erhält sie in der Regel keine
Therapie über einen anderen Träger finanziert.
Frau BV
Schauer-Oldenburg (Grüne) fragt, ob FrauSuchtZukunft Informationen aus den
Schulen erhalten hat. Gibt es hier auffällige Mädchen. Frau Sonn teilt mit,
dass die Informationen eher von den Mädchen selbst kommen. Da das Projekt noch
sehr jung ist, wird man nach und nach in die Schulen gehen und schauen, wie der
Bedarf sei.
Herr BzBm
Dr. Hanke führt das Problem der Belastung an. Die Spielräume, etwas zusätzlich
zu machen, seien sehr eingeengt. Ihm sei bei der ersten Regionalkonferenz zum
Thema „Kinderschutz“ in der Region Moabit aufgefallen. Leider fehlten die
Kolleginnen und Kollegen aus den Schulen. Herr Dr. Hanke stellt sich hier die
Frage, was man als Lehrer/in machen kann, wenn jemand betrunken oder Drogen
nimmt in die Schule kommt.
Er bezieht sich noch einmal auf das Netzwerk und fragt sich, ob das wirklich
die Zielstellung ist oder ob es nicht mehr sein müsste. Er fragt, ob es hier um
Fallmanagement gehe. Ihm fällt auf, dass im Suchtbereich zu wenig Personal mit
Migrationshintergrund vorhanden sei.
Frau Walcker-Mayer meint, dass sie nicht sagen kann, ob sich Sozialarbeiter mit
Migrationshintergrund für das Problemfeld interessieren. Sie teilt mit, dass
man auf eine Kooperation mit einem anderen Träger ausgewichen sei. Aber auch
dieser Träger hat Probleme mit qualifiziertem Personal.
Frau BV
Schauer-Oldenburg (Grüne) fragt nach, ob es Bezirksvergleiche gibt, die
überproportional unter diesem Problem leiden. Weiterhin möchte sie wissen, ob
es gesellschaftliche Unterschiede gibt. Frau Walcker-Mayer bezieht sich auf den
Gesundheitsbericht Mitte und meint, dass sie dort keine Aussagen zu den
Zielgruppen finden konnte. Sie bittet, bei der nächsten Fortschreibung die
Zielgruppen mit aufzunehmen.
Zu den Bezirksvergleichen teilt sie mit, dass es schon Aussagen gibt, die aber
nicht differenziert seien. Die zweite Frage kann sie nicht beantworten.
Herr BV
Allendorf (SPD) möchte wissen, ob die in der Powerpoint-Präsentation vorgelegen
Zahlen gesichert seien. Gibt es eine ungewisse Anzahl an Dunkelziffern.
Weiterhin möchte er wissen, ob sich die Zahlen auf einen Bezirk beziehen bzw.
auf ganz Berlin. Frau Walcker-Mayer teilt mit, dass die Daten vom Fachverband
Drogen und Rauschmittel erhoben wurden. Die Zahlen wurden bei der Fachtagung im
Januar 2007 publiziert. Die vorgezeigten Zahlen beziehen sich auf die
Bundesrepublik Deutschland. Im Drogensuchtbericht der Senatsverwaltung für
Berlin wurden keine spezifischen Zahlen erhoben.
Die Dunkelziffer bei den medikamentenabhängigen Frauen sei sehr hoch. Die
Frauen suchen sehr selten Beratungs- oder Behandlungsstellen auf.
Frau BV
Schauer-Oldenburg (Grüne) meint, dass man die Zielgruppe im Gesundheitsbericht
benennen kann. Hier stellt sich die Frage, ob man an die genauen Zahlen kommt.
Frau Walcker-Mayer meint schon, wenn man die Zahlen von Mitte erhebt, dass
diese genau sein werden.
Herr BV
Allendorf (SPD) bezieht sich noch einmal auf die Zahlen für die gesamte
Bundesrepublik Deutschland und fragt, ob Frau Walcker-Mayer eine ungefähre Zahl
für drogenabhängige Mütter nennen
kann. Gibt es hier einen Richtwert. Weiterhin möchte er wissen, wie alt die
Kinder sind. Frau Walcker-Mayer kann die Fragen nicht beantworten. Sie sagt zu,
die Antworten per E-Mail den Ausschussmitgliedern zukommen zu lassen.
Die stellv. Vorsitzende, Frau Fried, fragt, ob es bei den
Frauen z. B. Spielsucht, Computersucht gibt. Frau Walcker-Mayer meint, dass bei
Männern Spielsucht vorherrscht, Computersucht sei nicht gesichert. Frau Fried
fragt, ob Frau Walcker-Mayer das für die weitere Arbeit mit aufnehmen könnte.
Antwort: FrauSuchtZukunft kann das nicht mit aufnehmen, denn man bekommt dafür
keine Finanzierung.
Frau BV
Schauer-Oldenburg (Grüne) fragt, ob sich FrauSuchtZukunft eine Zusammenarbeit
mit der Integrationsbeauftragen vorstellen könnte und ob die
Integrationsbeauftragte Möglichkeiten sieht, schneller und besser Zugang zu den
Frauen mit Migrationshintergrund zu finden. Frau Walcker-Mayer berichtet über
Migrantinnen, die im Kontext arbeiten. Sie denkt, wenn man gut zusammen
arbeitet und gut kooperiert, dann kann man das Problem händeln. Nicht alle
Drogen- und Suchtberatungsstellen und Träger sind in solche Netzwerke
integriert.
Die
stellv. Vorsitzende, Frau Fried, dankt für die Ausführungen und für die
Beantwortung der gestellten Fragen.
Unterbrechung der Sitzung von 18.11 Uhr bis 18.16 Uhr