Auszug - FrauSuchtZukunft BE: Frau Walcker-Mayer und Frau Sonn  

 
 
21. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Gesundheit
TOP: Ö 1.1
Gremium: Gesundheit Beschlussart: erledigt
Datum: Do, 29.01.2009 Status: öffentlich
Zeit: 17:30 - 19:23 Anlass: ordentlichen Sitzung
 
Wortprotokoll

Frau Walcker-Mayer, Geschäftsführerin von FrauSuchtZukunft, dankt für die Einladung und teilt mit, dass die Vorsitzende Frau S

Frau Walcker-Mayer, Geschäftsführerin von FrauSuchtZukunft, dankt für die Einladung und teilt mit, dass die Vorsitzende Frau Stein sie eingeladen hat darüber zu berichten, was aus den verschiedenen Forderungen geworden ist und wo es Nachbesserungsbedarf gibt.
Sie berichtet anhand einer Powerpoint-Präsentation über medikamentabhängige Frauen, Migrantinnen, drogenabhängige Mütter und Mädchen. Es ist schon lange bekannt, dass Frauen doppelt so häufig medikamentenabhängig sind wie Männer. Sie berichtet anschließend über eine Fachtagung der Bundesdrogenbeauftragten zur Medikamentenabhänigkeit. Das BMG hat Leitlinien herausgebracht. Die Ärztekammer unterstützt diese Leitlinien. Sie führt hierbei in der Praxis das Problem an, dass alle Bescheid wissen, aber das eine Vernetzung nicht stattfindet.
Zu den Mitgrantinnen führt sie aus, dass auf der politischen Ebene Druck ausgeübt wird. Die Migrantinnen gehen nicht in deutschausgerichtete Einrichtungen der Suchtkrankenhilfe. Ursachen wurden hierbei noch nicht untersucht. Der Senat verlangt von den Trägern Suchtkrankenhilfe zu organisieren und zu betreiben, aber es findet keine Finanzierung statt.
Frau Walcker-Mayer sagt zu, zu diesem Thema den Ausschussmitgliedern Unterlagen per Datei zukommen zu lassen. Daten zu süchtigen Frauen mit Migrationshintergrund sind nicht vorhanden. Auch sind suchtpräventive Angebote so gut wie nicht vorhanden. Frau Walcker-Mayer denkt, dass die Senatsverwaltung hier bald etwas machen wird. Aber hier wird gefordert, dass die Angebote entweder kultursensibel und nicht suchtpräventiv oder umgekehrt sind.
Frau Walcker-Mayer betont, dass eine sehr gute Vernetzung mit der interkulturellen Initiative Frauenhaus im Grunewald besteht. Hier tauscht man Kolleginnen aus, die sich untereinander helfen.
Zu den Müttern teilt sie mit, dass hier die Daten lange bekannt seien. Der Bezirk Mitte ist mit den Angeboten gut ausgestattet. Der Mutter-Kind-Bereich befindet sich im Wedding, daneben in der Badstraße befindet sich Wigwam von VISTA. Hier werden Eltern substituiert.
Weiterhin berichtet Frau Walcker-Mayer über das komplexe Gebiet von drogenabhängigen Müttern. Unterschiedliche Hilfesysteme arbeiten zusammen. Sie betont, dass hier Forderungen an den Bezirk Mitte formuliert werden, um eine Bestandsaufnahme von der Vernetzung zu machen. Hier sollte erkundet werden, was man in der Arbeit verbessern könnte. Dabei hebt sie die sehr gute Kooperationsvereinbarung zu drogenabhängigen und süchtigen Müttern der Stadt Essen hervor. Ein umfassendes Papier wird sie den Ausschussmitgliedern zukommen lassen. Diese Kooperationsvereinbarung könnte sie sich auch für Berlin vorstellen. Sie führt weiter aus, dass sie am gleichstellungspolitischen Rahmenprogramm mitwirkte. Leider hat die Senatsverwaltung ohne Kommentar dieser Zielgruppe keine Beachtung geschenkt und aus dem Programm genommen. FrauSuchtZukunft plädiert dafür, dass Aufbau und Pflege von so einem Netzwerk initiiert wird.
Zu den Mädchen führt sie aus, dass diese Gruppe am stärksten vom sogenannten „Komasaufen“ betroffen ist. FrauSuchtZukunft hat den Zuschlag für ein Mädchenprojekt (Ketschup) erhalten. Frau Sonn teilt mit, dieses Projekt ist eine ambulante Psychoterapie für suchtgefährdete und süchtige Mädchen nach § 27 und 35 SGB VIII. Das Angebot erstreckt sich auf Mädchen von 12 bis 18 Jahren und wurde an das Modell für erwachsene Frauen angelehnt. Das Angebot für die Mädchen wird in Gruppentherapien angeboten werden, denn hier lernen sie über andere Mädchen nichts mehr zu konsumieren. Sie führt anschließend die Schnittstelle zwischen Jugend und Suchtstelle an. Hier gibt es einige Projekte, die an der Schnittstelle arbeiten (Karuna oder Entzugskliniken). Derzeit wird das Projekt aufgebaut. 2003 wurde eine Bedarfsanalyse gefertigt. Doppelfinanzierungen gibt es nicht mehr. Wenn ein Mädchen z. B. in einer WG betreut wird oder in einer anderen Einrichtung, erhält sie in der Regel keine Therapie über einen anderen Träger finanziert.

 

Frau BV Schauer-Oldenburg (Grüne) fragt, ob FrauSuchtZukunft Informationen aus den Schulen erhalten hat. Gibt es hier auffällige Mädchen. Frau Sonn teilt mit, dass die Informationen eher von den Mädchen selbst kommen. Da das Projekt noch sehr jung ist, wird man nach und nach in die Schulen gehen und schauen, wie der Bedarf sei.

 

Herr BzBm Dr. Hanke führt das Problem der Belastung an. Die Spielräume, etwas zusätzlich zu machen, seien sehr eingeengt. Ihm sei bei der ersten Regionalkonferenz zum Thema „Kinderschutz“ in der Region Moabit aufgefallen. Leider fehlten die Kolleginnen und Kollegen aus den Schulen. Herr Dr. Hanke stellt sich hier die Frage, was man als Lehrer/in machen kann, wenn jemand betrunken oder Drogen nimmt in die Schule kommt.
Er bezieht sich noch einmal auf das Netzwerk und fragt sich, ob das wirklich die Zielstellung ist oder ob es nicht mehr sein müsste. Er fragt, ob es hier um Fallmanagement gehe. Ihm fällt auf, dass im Suchtbereich zu wenig Personal mit Migrationshintergrund vorhanden sei.
Frau Walcker-Mayer meint, dass sie nicht sagen kann, ob sich Sozialarbeiter mit Migrationshintergrund für das Problemfeld interessieren. Sie teilt mit, dass man auf eine Kooperation mit einem anderen Träger ausgewichen sei. Aber auch dieser Träger hat Probleme mit qualifiziertem Personal.

 

Frau BV Schauer-Oldenburg (Grüne) fragt nach, ob es Bezirksvergleiche gibt, die überproportional unter diesem Problem leiden. Weiterhin möchte sie wissen, ob es gesellschaftliche Unterschiede gibt. Frau Walcker-Mayer bezieht sich auf den Gesundheitsbericht Mitte und meint, dass sie dort keine Aussagen zu den Zielgruppen finden konnte. Sie bittet, bei der nächsten Fortschreibung die Zielgruppen mit aufzunehmen.
Zu den Bezirksvergleichen teilt sie mit, dass es schon Aussagen gibt, die aber nicht differenziert seien. Die zweite Frage kann sie nicht beantworten.

 

Herr BV Allendorf (SPD) möchte wissen, ob die in der Powerpoint-Präsentation vorgelegen Zahlen gesichert seien. Gibt es eine ungewisse Anzahl an Dunkelziffern. Weiterhin möchte er wissen, ob sich die Zahlen auf einen Bezirk beziehen bzw. auf ganz Berlin. Frau Walcker-Mayer teilt mit, dass die Daten vom Fachverband Drogen und Rauschmittel erhoben wurden. Die Zahlen wurden bei der Fachtagung im Januar 2007 publiziert. Die vorgezeigten Zahlen beziehen sich auf die Bundesrepublik Deutschland. Im Drogensuchtbericht der Senatsverwaltung für Berlin wurden keine spezifischen Zahlen erhoben.
Die Dunkelziffer bei den medikamentenabhängigen Frauen sei sehr hoch. Die Frauen suchen sehr selten Beratungs- oder Behandlungsstellen auf.

 

Frau BV Schauer-Oldenburg (Grüne) meint, dass man die Zielgruppe im Gesundheitsbericht benennen kann. Hier stellt sich die Frage, ob man an die genauen Zahlen kommt. Frau Walcker-Mayer meint schon, wenn man die Zahlen von Mitte erhebt, dass diese genau sein werden.

 

Herr BV Allendorf (SPD) bezieht sich noch einmal auf die Zahlen für die gesamte Bundesrepublik Deutschland und fragt, ob Frau Walcker-Mayer eine ungefähre Zahl für drogenabhängige Mütter  nennen kann. Gibt es hier einen Richtwert. Weiterhin möchte er wissen, wie alt die Kinder sind. Frau Walcker-Mayer kann die Fragen nicht beantworten. Sie sagt zu, die Antworten per E-Mail den Ausschussmitgliedern zukommen zu lassen.

 

Die stellv. Vorsitzende, Frau Fried, fragt, ob es bei den Frauen z. B. Spielsucht, Computersucht gibt. Frau Walcker-Mayer meint, dass bei Männern Spielsucht vorherrscht, Computersucht sei nicht gesichert. Frau Fried fragt, ob Frau Walcker-Mayer das für die weitere Arbeit mit aufnehmen könnte. Antwort: FrauSuchtZukunft kann das nicht mit aufnehmen, denn man bekommt dafür keine Finanzierung.

 

Frau BV Schauer-Oldenburg (Grüne) fragt, ob sich FrauSuchtZukunft eine Zusammenarbeit mit der Integrationsbeauftragen vorstellen könnte und ob die Integrationsbeauftragte Möglichkeiten sieht, schneller und besser Zugang zu den Frauen mit Migrationshintergrund zu finden. Frau Walcker-Mayer berichtet über Migrantinnen, die im Kontext arbeiten. Sie denkt, wenn man gut zusammen arbeitet und gut kooperiert, dann kann man das Problem händeln. Nicht alle Drogen- und Suchtberatungsstellen und Träger sind in solche Netzwerke integriert.

 

Die stellv. Vorsitzende, Frau Fried, dankt für die Ausführungen und für die Beantwortung der gestellten Fragen.

 

Unterbrechung der Sitzung von 18.11 Uhr bis 18.16 Uhr

 
 

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