Auszug - Gesundheitsprävention, spezielle Angebote für Frauen BE: Herr Dr. Abel, Beratungsstelle für Risikokinder  

 
 
20. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Gesundheit
TOP: Ö 2.2
Gremium: Gesundheit Beschlussart: erledigt
Datum: Do, 27.11.2008 Status: öffentlich
Zeit: 17:35 - 19:45 Anlass: ordentlichen Sitzung
 
Wortprotokoll

Herr Busse dankt dem Ausschuss, dass heute über Prävention gesprochen wird

Herr Busse dankt dem Ausschuss, dass heute über Prävention gesprochen wird. Er beschreibt das Umfeld im Rahmen der Prävention. Die Diskussion zu einem bundesweiten Präventionsgesetz ist noch nicht abgeschlossen. Die Regierungsfraktionen haben sich bisher noch nicht auf ein Präventionsgesetz einigen können. Prävention spielt sich bisher wahrnehmbar für die Kunden im Bereich der Primärprävention der gesetzlichen Krankenkassen ab im Bereich der individuellen Gesundheitsförderung. Das ist der Bereich, in dem derzeit von den Präventionsausgaben der gesetzlichen Krankenkassen das meiste Geld hinfließt. Herr Busse meint, dass man hier eine klare Verpflichtung zur Prävention genötigt und man braucht auch die Vernetzung mit Anderen – Rententrägern, Pflegeversicherung, Unfallversicherung -. Dies alles muss auch auf andere Träger kommen und es muss Prävention im Rahmen des Öffentlichen Gesundheitsdienstes sein.
Herr Busse betont, dass in doppelter Hinsicht die Qualität und die Form der Prävention gesucht wird. Es wird aber auch auf die Methoden der Qualitätssicherung geschaut. Hier spricht er die QPK (Qualitätssicherung, Planung und Koordination an, der ein ganz entscheidender Beitrag sei, damit Prävention im Bezirk Mitte durchgeführt werden kann). In der Präventionsarbeit müssen die Betroffenen aufgesucht werden und man kann sich nicht darauf verlassen, dass sie zum Amt kommen. Im Bezirk Mitte macht es keinen Sinn, an das Haus der Gesundheit ein Schild anzubringen, Prävention hier. Das bringt keinen Erfolg. Das neue Gesundheitsdienstgesetz sagt im § 1 Aufgabenstellung im ÖGD: „Der Öffentliche Gesundheitsdienst stellt insbesondere die Wahrnehmung folgender Kernaufgaben sicher.“
(Herr Busse betont, dass das Amt für den Bereich nach dem Gesetz zuständig sei).
2. Prävention, Gesundheitsförderung, Gesundheitshilfe und Schutz der Gesundheit für Kinder und Jugendliche

3. Prävention, Gesundheitsförderung und Gesundheitshilfe für Erwachsene.

 

Frau BV Schauer-Oldenburg (Grüne) meint, dass in den Produktkatalogen zu wenig von Qualitätskriterien zu finden ist. Sie ist für einen Aufbau der Präventionsmaßnahmen. Sie hat auf einer Veranstaltung bei der Friedrich-Ebert-Stiftung mitbekommen, dass die Prävention, wie sie momentan gemacht wird, eigentlich den Menschen zugute kommt, die überhaupt ein besseres Gesundheitsbewusstsein haben, als die soziale Schicht, die man erreichen will. Die Aufgabe im ÖGD ist, auf diese Menschen zu zugehen. Dem ÖGD müssten hier mehr Stellen zugewiesen werden; Stellen aus sozial-indikatorischen Gesichtspunkten, damit die Kernaufgaben wirklich durchgeführt werden können. Es sollte nicht alles an Freie Träger gegeben werden. Wenn ein Träger es nicht mehr schafft, sind diese Aufgaben definitiv weg.

 

Herr Busse hat den Ausführungen von Frau Schauer-Oldenburg nichts hinzuzuführen.

 

Herr Dr. Abel dankt dem Ausschuss, dass er die Gelegenheit erhält, das Arbeitsgebiet Präventionsgruppen für Migranten/innen vorzustellen. Er wirbt dafür und betrachtet das für den Bezirk Mitte als ein wichtiges und wertvolles Angebot.
Er teilt mit, dass man sich mit entwicklungsgefährdeten und behinderten Kindern aus Migrantenfamilen, aus Familien in schweren Lebenslagen und Kinderschutz beschäftigt. Man ist darauf gekommen, dass immer mehr dicke Kinder vorgestellt werden. Vor ca. 5 Jahren liefen schon die Senatsuntersuchungen. Aufgrund dieser Beobachtung wurde ein Projekt für adipöse Kinder in Kitas entwickelt. Es wurde festgestellt, wie schwierig es insbesondere für Migrantenfamilien ist, vorhandene Verhaltensweisen zu ändern. Auch stellte man fest, wie das Körperbewusstsein und das Gesundheitsbewusstsein bei Migranten/innen hinsichtlich auf Essen und Bewegung ist. Es wurden daraufhin spezielle Angebote für diese Gruppen mit Unterstützung von Sprachmittlern entwickelt. Als Einstieg in diese Aufgabe haben sich alle Mitarbeiter/innen in mehreren Fortbildungen mit den Familienstrukturen, mit der Kindererziehung, mit den gesundheitlichen Vorstellungen von Migranten/innen beschäftigt. Es wurden Kontakte zu verschiedenen Moscheevereinen aufgenommen. Der Ausländerbeauftragte wurde bemüht. Es wurden private Fortbildungen einschließlich Türkischkurse besucht. Man hat an verschiedenen Projekten teilgenommen, die zur Integration stattfanden. Es wurde mit verschiedenen Quartiersmanagements kooperiert und es wurde mit der Volkshochschule und dem SOS-Kinderdorf eine Kooperation aufgebaut.

Anschließend berichtet Frau Dr. Wilms, Ärztin, über einzelne Gruppen und welche Angebote in diesem Zusammenhang gemacht werden. Sie arbeitet seit 2002 in der Beratungsstelle für Risikokinder im Bereich Gesundheitsförderung und Prävention.
Frau Dr. Wilms wandte sich an das QM-Gebiet Pankstraße und hat die Beratung der Migrantenfamilien mit Hilfe der türkischen Kultur, der Sprachmanager und der Quartiersmanager ins Leben gerufen. Daraus entstanden gemeinsame Projekte. Gemeinsam wurden die Familien besucht. Sie betont, dass sie den Familien sehr viel verdankt, denn sie haben ihr Einblick gewährt. Frau Dr. Wilms hat das sehr geschätzt, denn dadurch entstand eine Art Wertschätzung. Daraus hat sich eine Arbeit entwickelt, die immer größere Kreise nach sich zog. Zunächst spürte man in der Ernährungsberatung, wenn die Kinder in ihrem Ernährungs- und Bewegungsverhalten verändert werden sollen, dass man bei den Müttern ansetzen muss nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch. Es entstanden Gymnastikkurse für Frauen (die Anmeldungen erfolgten im QM-Gebiet Pankstraße. Dort wurden Gruppen gebildet, die in das Haus der Gesundheit gingen). Die Migranten/innen lernten die Einrichtung kennen.
Sie teilt weiter mit, dass in ein anderes QM-Gebiet gegangen wurde. Man setzte sich auseinander, wie die Sprachmittler bezahlt werden können. Es ist gelungen, dass die Volkshochschule die Kosten für die Sprachmittler für die Kurse Geburtsvorbereitung (Bereich Gesundheit) und Rückbildung (Bereich Integration) übernimmt. Danach ist man in das QM-Gebiet Moabit-West hinein gegangen. Dieses Gebiet umfasst Familien aus dem arabischen und asiatischen Bereich. Es musste ein neuer Partner gefunden werden. Das SOS-Kinderdorf stellte 3 Räume (mietfrei) zur Verfügung. Das QM-Gebiet Moabit-West hat zeitweilig die Sprachmittlerinnen gestellt.

Abschließend werden Flyer verteilt.

 

Frau BV Fried (SPD) fragt, ob Mitarbeiterinnen mit Migrationshintergrund angestellt sind. Frau Dr. Wilms teilt mit, dass es nur Sprachmittlerinnen gibt.

 

Frau BV Schauer-Oldenburg (Grüne) bezieht sich auf das Muster-Gesundheitsamt, welches Herr Staatssekretär Hoff in der letzten Sitzung vorstellte. Sie fragt, ob es hierzu Unterlagen gibt, wenn ja, müsste man über den Inhalt Bescheid wissen. Weiterhin fragt sie, ob die Ausschussmitglieder die Unterlagen erhalten könnten.
Herr BzBm Dr. Hanke teilt mit, dass er Unterlagen zu Berechnungen erhalten hat und diese dem Ausschuss gern nach Prüfung und Diskussion zur Verfügung stellen würde. Weiterhin teilt er mit, dass das Personal des Gesundheitsamtes Mitte andere Anforderungen erfüllen muss, als andere Gesundheitsämter. Er findet es gut, hier über den Vorschlag zu diskutieren. Er sagt zu, den Ausschussmitgliedern umfangreiche Unterlagen im Dezember 2008 zuzuschicken.

 

Frau BV Kliemann (SPD) fragt, ob auch die Krankenkassen für spezielle Angebote die Kosten für Frauen übernehmen. Herr Dr. Abel meint, sobald die Krankenkassen angesprochen werden, wird gefragt, ob es sich um ihre Versicherten handele. Die Mütter müssten nach den einzelnen Krankenkassen sortiert werden. Das kann man ihnen nicht zumuten.

 

Frau BV Schauer-Oldenburg (Grüne) meint, dass die Jungen erreicht werden müssen, die später einmal Männer sind. Sie hat sich mit den Unterlagen der Gewaltprävention beschäftigt. Klar ist hier, dass das in den Kitas eine Frage der Bezahlung sei. Es gibt kaum männliche Erzieher. Gleiches ist in den Grundschulen zu sehen. Die Jungen haben keine Orientierung. Sie erlernen nicht diese Rolle, die dann später die Gesellschaft von ihnen fordert. Das ist ein großes Problem.

 

Die Vorsitzende, Frau Stein, fragt Herrn Dr. Abel und Frau Dr. Wilms wie sie einschätzen über den Umweg der Mütter die Kinder zu erreichen. Weiterhin fragt sie, ob beide eine Chance sehen, Präventionskurse auch für Männer anzubieten.
Herr Dr. Abel teilt mit, dass die Mütter und Großmütter die wichtigsten Personen sind. Sie sind oft für die Regelung des Zubettgehens verantwortlich. Der Zugang zu ihnen ist für das Gesundheitsamt sehr wichtig. Sollte man die Chance bekommen, mit mehr Mitarbeitern weitere Angebote zu machen, würde man sofort Ja sagen.
Fr. Dr. Wilms ergänzt, dass man dann auch männliche Mitarbeiter benötigen würde. Bislang gibt es weibliche Mitarbeiterinnen – Therapeutinnen -. Wenn man Migrantenfamilien erreichen möchte, benötigt man Frauen zu Frauen und Männer zu Männer. Traditionell gilt, das ein Junge maximal bis zum 5. Lebensjahr im Kreise der Frauen aufwächst und teilweise auch isst. Danach sind die Väter, Onkel, Cousins für die männliche Sozialisation zuständig.

 

Die Vorsitzende, Frau Stein, dankt für die Redebeiträge und für die Beantwortung der gestellten Fragen.

 

 
 

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