Herr Busse dankt dem Ausschuss, dass heute über Prävention
gesprochen wird. Er beschreibt das Umfeld im Rahmen der Prävention. Die
Diskussion zu einem bundesweiten Präventionsgesetz ist noch nicht
abgeschlossen. Die Regierungsfraktionen haben sich bisher noch nicht auf ein
Präventionsgesetz einigen können. Prävention spielt sich bisher wahrnehmbar für
die Kunden im Bereich der Primärprävention der gesetzlichen Krankenkassen ab im
Bereich der individuellen Gesundheitsförderung. Das ist der Bereich, in dem
derzeit von den Präventionsausgaben der gesetzlichen Krankenkassen das meiste
Geld hinfließt. Herr Busse meint, dass man hier eine klare Verpflichtung zur
Prävention genötigt und man braucht auch die Vernetzung mit Anderen –
Rententrägern, Pflegeversicherung, Unfallversicherung -. Dies alles muss auch
auf andere Träger kommen und es muss Prävention im Rahmen des Öffentlichen
Gesundheitsdienstes sein.
Herr Busse betont, dass in doppelter Hinsicht die Qualität und die Form der
Prävention gesucht wird. Es wird aber auch auf die Methoden der
Qualitätssicherung geschaut. Hier spricht er die QPK (Qualitätssicherung,
Planung und Koordination an, der ein ganz entscheidender Beitrag sei, damit
Prävention im Bezirk Mitte durchgeführt werden kann). In der Präventionsarbeit
müssen die Betroffenen aufgesucht werden und man kann sich nicht darauf
verlassen, dass sie zum Amt kommen. Im Bezirk Mitte macht es keinen Sinn, an
das Haus der Gesundheit ein Schild anzubringen, Prävention hier.
Das bringt keinen Erfolg. Das neue Gesundheitsdienstgesetz sagt im § 1
Aufgabenstellung im ÖGD: „Der Öffentliche Gesundheitsdienst stellt insbesondere
die Wahrnehmung folgender Kernaufgaben sicher.“
(Herr Busse betont, dass das Amt für den Bereich nach dem Gesetz zuständig
sei).
2. Prävention, Gesundheitsförderung, Gesundheitshilfe und Schutz der Gesundheit
für Kinder und Jugendliche
3. Prävention, Gesundheitsförderung und Gesundheitshilfe für
Erwachsene.
Frau BV Schauer-Oldenburg (Grüne) meint, dass in den
Produktkatalogen zu wenig von Qualitätskriterien zu finden ist. Sie ist für
einen Aufbau der Präventionsmaßnahmen. Sie hat auf einer Veranstaltung bei der
Friedrich-Ebert-Stiftung mitbekommen, dass die Prävention, wie sie momentan
gemacht wird, eigentlich den Menschen zugute kommt, die überhaupt ein besseres
Gesundheitsbewusstsein haben, als die soziale Schicht, die man erreichen will.
Die Aufgabe im ÖGD ist, auf diese Menschen zu zugehen. Dem ÖGD müssten hier
mehr Stellen zugewiesen werden; Stellen aus sozial-indikatorischen
Gesichtspunkten, damit die Kernaufgaben wirklich durchgeführt werden können. Es
sollte nicht alles an Freie Träger gegeben werden. Wenn ein Träger es nicht
mehr schafft, sind diese Aufgaben definitiv weg.
Herr Busse hat den Ausführungen von Frau Schauer-Oldenburg
nichts hinzuzuführen.
Herr Dr. Abel dankt dem Ausschuss, dass er die Gelegenheit
erhält, das Arbeitsgebiet Präventionsgruppen für Migranten/innen vorzustellen.
Er wirbt dafür und betrachtet das für den Bezirk Mitte als ein wichtiges und
wertvolles Angebot.
Er teilt mit, dass man sich mit entwicklungsgefährdeten und behinderten Kindern
aus Migrantenfamilen, aus Familien in schweren Lebenslagen und Kinderschutz
beschäftigt. Man ist darauf gekommen, dass immer mehr dicke Kinder vorgestellt
werden. Vor ca. 5 Jahren liefen schon die Senatsuntersuchungen. Aufgrund dieser
Beobachtung wurde ein Projekt für adipöse Kinder in Kitas entwickelt. Es wurde
festgestellt, wie schwierig es insbesondere für Migrantenfamilien ist,
vorhandene Verhaltensweisen zu ändern. Auch stellte man fest, wie das
Körperbewusstsein und das Gesundheitsbewusstsein bei Migranten/innen
hinsichtlich auf Essen und Bewegung ist. Es wurden daraufhin spezielle Angebote
für diese Gruppen mit Unterstützung von Sprachmittlern entwickelt. Als Einstieg
in diese Aufgabe haben sich alle Mitarbeiter/innen in mehreren Fortbildungen
mit den Familienstrukturen, mit der Kindererziehung, mit den gesundheitlichen
Vorstellungen von Migranten/innen beschäftigt. Es wurden Kontakte zu
verschiedenen Moscheevereinen aufgenommen. Der Ausländerbeauftragte wurde
bemüht. Es wurden private Fortbildungen einschließlich Türkischkurse besucht.
Man hat an verschiedenen Projekten teilgenommen, die zur Integration
stattfanden. Es wurde mit verschiedenen Quartiersmanagements kooperiert und es
wurde mit der Volkshochschule und dem SOS-Kinderdorf eine Kooperation
aufgebaut.
Anschließend berichtet Frau Dr. Wilms, Ärztin, über einzelne
Gruppen und welche Angebote in diesem Zusammenhang gemacht werden. Sie arbeitet
seit 2002 in der Beratungsstelle für Risikokinder im Bereich
Gesundheitsförderung und Prävention.
Frau Dr. Wilms wandte sich an das QM-Gebiet Pankstraße und hat die Beratung der
Migrantenfamilien mit Hilfe der türkischen Kultur, der Sprachmanager und der
Quartiersmanager ins Leben gerufen. Daraus entstanden gemeinsame Projekte.
Gemeinsam wurden die Familien besucht. Sie betont, dass sie den Familien sehr
viel verdankt, denn sie haben ihr Einblick gewährt. Frau Dr. Wilms hat das sehr
geschätzt, denn dadurch entstand eine Art Wertschätzung. Daraus hat sich eine
Arbeit entwickelt, die immer größere Kreise nach sich zog. Zunächst spürte man
in der Ernährungsberatung, wenn die Kinder in ihrem Ernährungs- und
Bewegungsverhalten verändert werden sollen, dass man bei den Müttern ansetzen
muss nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch. Es entstanden
Gymnastikkurse für Frauen (die Anmeldungen erfolgten im QM-Gebiet Pankstraße.
Dort wurden Gruppen gebildet, die in das Haus der Gesundheit gingen). Die
Migranten/innen lernten die Einrichtung kennen.
Sie teilt weiter mit, dass in ein anderes QM-Gebiet gegangen wurde. Man setzte
sich auseinander, wie die Sprachmittler bezahlt werden können. Es ist gelungen,
dass die Volkshochschule die Kosten für die Sprachmittler für die Kurse Geburtsvorbereitung
(Bereich Gesundheit) und Rückbildung (Bereich Integration) übernimmt.
Danach ist man in das QM-Gebiet Moabit-West hinein gegangen. Dieses Gebiet
umfasst Familien aus dem arabischen und asiatischen Bereich. Es musste ein
neuer Partner gefunden werden. Das SOS-Kinderdorf stellte 3 Räume (mietfrei)
zur Verfügung. Das QM-Gebiet Moabit-West hat zeitweilig die Sprachmittlerinnen
gestellt.
Abschließend werden Flyer verteilt.
Frau BV Fried (SPD) fragt, ob Mitarbeiterinnen mit
Migrationshintergrund angestellt sind. Frau Dr. Wilms teilt mit, dass es nur
Sprachmittlerinnen gibt.
Frau BV Schauer-Oldenburg (Grüne) bezieht sich auf das Muster-Gesundheitsamt,
welches Herr Staatssekretär Hoff in der letzten Sitzung vorstellte. Sie
fragt, ob es hierzu Unterlagen gibt, wenn ja, müsste man über den Inhalt
Bescheid wissen. Weiterhin fragt sie, ob die Ausschussmitglieder die Unterlagen
erhalten könnten.
Herr BzBm Dr. Hanke teilt mit, dass er Unterlagen zu Berechnungen erhalten hat
und diese dem Ausschuss gern nach Prüfung und Diskussion zur Verfügung stellen
würde. Weiterhin teilt er mit, dass das Personal des Gesundheitsamtes Mitte
andere Anforderungen erfüllen muss, als andere Gesundheitsämter. Er findet es
gut, hier über den Vorschlag zu diskutieren. Er sagt zu, den
Ausschussmitgliedern umfangreiche Unterlagen im Dezember 2008 zuzuschicken.
Frau BV Kliemann (SPD) fragt, ob auch die Krankenkassen für
spezielle Angebote die Kosten für Frauen übernehmen. Herr Dr. Abel meint,
sobald die Krankenkassen angesprochen werden, wird gefragt, ob es sich um ihre
Versicherten handele. Die Mütter müssten nach den einzelnen Krankenkassen
sortiert werden. Das kann man ihnen nicht zumuten.
Frau BV Schauer-Oldenburg (Grüne) meint, dass die Jungen
erreicht werden müssen, die später einmal Männer sind. Sie hat sich mit den
Unterlagen der Gewaltprävention beschäftigt. Klar ist hier, dass das in den
Kitas eine Frage der Bezahlung sei. Es gibt kaum männliche Erzieher. Gleiches
ist in den Grundschulen zu sehen. Die Jungen haben keine Orientierung. Sie
erlernen nicht diese Rolle, die dann später die Gesellschaft von ihnen fordert.
Das ist ein großes Problem.
Die Vorsitzende, Frau Stein, fragt Herrn Dr. Abel und Frau
Dr. Wilms wie sie einschätzen über den Umweg der Mütter die Kinder zu
erreichen. Weiterhin fragt sie, ob beide eine Chance sehen, Präventionskurse
auch für Männer anzubieten.
Herr Dr. Abel teilt mit, dass die Mütter und Großmütter die wichtigsten
Personen sind. Sie sind oft für die Regelung des Zubettgehens verantwortlich.
Der Zugang zu ihnen ist für das Gesundheitsamt sehr wichtig. Sollte man die
Chance bekommen, mit mehr Mitarbeitern weitere Angebote zu machen, würde man
sofort Ja sagen.
Fr. Dr. Wilms ergänzt, dass man dann auch männliche Mitarbeiter benötigen
würde. Bislang gibt es weibliche Mitarbeiterinnen – Therapeutinnen -. Wenn man
Migrantenfamilien erreichen möchte, benötigt man Frauen zu Frauen und Männer zu
Männer. Traditionell gilt, das ein Junge maximal bis zum 5. Lebensjahr im
Kreise der Frauen aufwächst und teilweise auch isst. Danach sind die Väter,
Onkel, Cousins für die männliche Sozialisation zuständig.
Die Vorsitzende, Frau Stein, dankt für die Redebeiträge und
für die Beantwortung der gestellten Fragen.