Auszug - Gründe für den Wechsel - warum melden in Alt-Mitte Eltern ihre Kinder von den staatlichen Grundschulen ab? Gespräch mit der Schulleiterin der Kastanienbaum-Grundschule, Frau Neßnau  

 
 
20. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Schule
TOP: Ö 1.1
Gremium: Schule Beschlussart: erledigt
Datum: Do, 13.11.2008 Status: öffentlich
Zeit: 17:30 - 20:00 Anlass: ordentlichen Sitzung
 
Wortprotokoll
Beschluss

Vor Eintritt in die Tagesordnung teilt der Vorsitzende, Herr Dr

Der Vorsitzende, Herr Dr. Knape, begründet, warum heute in dieser Schule getagt wird. Er bezieht sich auf einen Antrag der Fraktion der CDU „Gründe für den Wechsel“. Die Fraktion der CDU möchte wissen, warum so viele Eltern ihre Kinder im Bezirk Mitte an den staatlichen Schulen abmelden. Der Fraktion der CDU wurde mitgeteilt, dass das sehr schwierig sei.
Frau BzStR´in Hänisch schlug vor, ob mit der Schulleiterin Frau Neßnau der Kastanienbaumgrundschule zu diesem Thema gesprochen werden könnte.

 

Frau Neßnau betont noch einmal, dass sie die Art und Weise und die Form der Einladung für bedenklich hält. Sie hatte am 10.11.2008 per E-Mail die Einladung erhalten. Sie bemängelt auch, dass keine detaillierten Fragen an die Schule gestellt wurden. Die formulierte Frage hätte man konkreter formulieren können, warum weigern sich die Eltern ihre Kinder an die staatliche Schule der Kastanienbaumgrundschule anzumelden. Warum wird hier um den „heißen Brei“ geredet. Weiterhin merkt sie an, dass zurzeit die Anmeldungen laufen. Es wäre kein zeitlicher Aufwand gewesen, wenn das eine oder andere Ausschussmitglied vor Ort die Eltern befragt hätte, um das live mitzuerleben wie das abläuft. Man hätte sich an einem Tag einen Überblick verschaffen können und wenn es nur stundenweise ist.

 

Frau Neßnau teilt weiter mit, dass sie nur die Beobachtungen von den letzten Jahren darlegen kann, teilweise durch Gespräche mit den Eltern. Sie betont hier, dass aber exakte Gründe nur vermutet werden. Für die Kollegen der Kastaniernbaumgrundschule sei es nicht nachvollziehbar. 90 % der Elternschaft ist zufrieden. Der Kiez (Rosenthaler Vorstadt, Hackesche Höfe, Rosenthaler Straße, Schönhauser Straße, Krausnickstraße) hat sich in der Sozialstruktur grundlegend verändert. Viele junge Eltern sind aus den alten Bundesländern hergezogen. Einige lebten einige Jahre im Ausland, haben ihre Kinder bilingual erzogen, mit Schwerpunkt Englisch. Die Eltern wünschen generell eine andere Bildungsform unter dem Aspekt, alles, was neu ist, ist besser, als das, was vorhanden ist. Diese Aussagen haben die Eltern gemacht, wenn nachgefragt wurde. Die Eltern, die in diesen Kiez ziehen, ziehen in einen Szenekiez und wollen eine andere Bildung. Gespräche der Eltern finden auf den Spielplätzen statt. Seit dem die evangelische Schule gegründet wurde, ist der Trend dorthin. Ein neuer Trend ist die Schule am Koppenplatz. Die Schule ist neu und Frau Neßnau könnte das an weiteren Beispielen weiter fortsetzen.
Die Kastanienbaumgrundschule bietet Englisch seit der ersten Klasse an.

Frau Neßnau betont, dass sich die Schule den jungen Eltern anpassen soll und eine andere Unterrichtskultur entwickeln soll. Sie meint, dass man sich verändert hat. In Gesprächen wird immer wieder versucht, diese Eltern umzustimmen. Die Eltern sind nicht bereit, zu kommen, weder am Tag der offenen Tür, im Vormittagsbereich oder wenn die Kindergruppen die Schule besuchen.

 

Herr Köpnick teilt mit, dass ein Schulprofil ein gravierender Punkt sei für Eltern, ihr Kind dort anzumelden. Es gibt Schulen, die im Laufe der Jahre ein starkes Profil und eine Strahlkraft entwickelt haben. In die Anna-Lindh-GS kommen Kinder aus Bernau, um ihr Kind dort aufgrund des Profils anzumelden. Schulen werden heute nicht mehr angenommen, wenn die Eltern den Eindruck haben, dass dort Unterricht gemacht wird, der nicht mehr auf der Höhe der Zeit ist oder zumindest dessen, was sie nicht auf der Höhe der Zeit empfinden. Vieles ist gerüchtemäßig, was in die Welt gesetzt wird, was mit der Realität nichts zu tun hat. Nur Eltern, die eine bestimmte Fokussierung auf eine Schule haben, sind sehr schwer von dieser Fokussierung wieder weg zu bekommen im positiven wie im negativen. Deswegen ist es einfach so, dass man nicht sagen kann, dass ist nur der bequeme Schulweg, sondern es stimmt auch das Angebot, das Profil, die Art und Weise, wie die Schule sich nach außen darstellt in entsprechender Weise, entscheiden mit, ob die Eltern diese Schule wollen oder ob sie sie nicht wollen. Insofern ist jede Schule ein Stück weit auch mit verantwortlich, ob die Eltern ihr Kind dort abgeben oder ob sie es nicht tun.

 

Frau BV Schauer-Oldenburg (Grüne) berichtet aus Alt-Moabit, welches eine Gegend sei, die schnell stigmatisiert wird. Sie fragt, wo Eltern ein Schulprofil kennen lernen und wo können sie Vergleiche ziehen, wenn sie bei der Einschulung eigentlich schon wissen, dort schicke ich mein Kind nicht hin, weil....
Frau Schauer-Oldenburg hat den Eindruck, dass generell erst einmal die kommunalen Grundschulen doch einer Stigmatisierung unterworfen sind, in dem man sagt, die anderen sind wesentlich besser. Sie stimmt dem zu, dass generell etwas an den Grundschulen geändert werden muss, aber der Trend ist nicht der, dass einer die Fakten hat, sondern dass Entscheidungen auch emotional ablaufen.

 

Herr Thietz ergänzt, weil es emotional abläuft, kann man es nutzen. Man muss sich gemeinsam Gedanken darüber machen, wie die Eltern aufgeklärt werden können, das staatliche Schulsystem so zu akzeptieren.
Zur Entlastung am Arkonaplatz teilt Herr Thietz mit, dass man hier die Gesamtprognose sehen muss. Es reicht nun nicht, dass die Schule am Koppenplatz aufgemacht wurde und alle Eltern aus der Schule am Arkonaplatz ihre Kinder in die Schule am Koppenplatz geben. Die Wege sind zwar kurz, aber man muss analysieren, wenn die Anmeldungen gelaufen sind, wie sind wirklich die Ströme, wie sind die Schüler/innen in welche Richtung gegangen. Muss man noch etwas nachbessern oder ist es gut so wie es ist.

 

Frau Neßnau meint, es würde auch nicht ums Geld gehen. Herr Köpnick unterbreitete gerade, dass Kinder in Richtung der Hochbegabten-Schule abwandern. Sie meint, dass das ein „Schlagwort“ sei. Das könnte die Kastanienbaumgrundschule nie ausfüllen. Es muss auch vom Kollegium angenommen werden.

 

Herr BD Rehwald (CDU) fragt, ob die Schule nicht an geeignete Stellen herantreten könnte, um dort mitzuteilen, dass sie etwas spezielles machen wollen. Er fragt, ob das eher ablehnend behandelt wird. Frau Neßnau teilt mit, dass ihr mitgeteilt wurde, dass es keine zusätzlichen Mittel gibt. Man solle sich ein Profil erarbeiten. Das hat die Schule getan.

 

Frau Einzelverordnete Engelhardt bezieht sich darauf, ein Profil zu bilden, aber es werden keine zusätzlichen Mittel zur Verfügung gestellt. Hier sei klar, dass man nicht einfach sagen kann, jetzt werden hochbegabte Kinder an der Schule unterrichtet, wenn man das Personal dafür nicht hat, um das Profil umzusetzen. Nötig sei so eine vernünftige Klassenfrequenz von kleinen Klassen mit genügend Personal.

 

Frau BV Bergunde (Die Linke) regt an, die vorhandenen Angebote in die umliegenden Kitas bekannt zu machen.

 

Frau BV Herrmann (CDU) bittet, den Tagesordnungspunkt zu beenden.

 

Der Vorsitzende, Herr Dr. Knape, dankt der Schulleiterin Frau Neßnau für ihre Ausführungen. 


 

 
 

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