Auszug - Obdachlosigkeit Warmer Otto, der Berliner Stadtmission BE: Herr Krull
![]() |
![]() |
||||||||||||||||||||||||||||
Die stellv. Vorsitzende, Frau Fried, begrüßt Herrn Winistädt von der Berliner Stadtmission und Herrn Bogatsch-Grandke, stellv. Leiter Fachstelle Wohnungsnotfälle. Frau Fried verliest eine E-Mail von Frau Stein an Herrn Krulll. Sie schreibt; dass Obdachlosigkeit ein zunehmendes Problem sei und dass es um die Lage der Betroffenen schlecht bestellt sei. Der „Warme Otto“ gibt den Betroffenen eine gute Anlaufstelle im Bezirk Mitte. Frau Stein fragt, wie dieses Angebot angenommen wird. Weiterhin fragt sie, welche Erkrankungen vorrangig sind, wie sich die Krankenhäuser und das Sozialamt gegenüber den Nichtversicherten verhalten und welche Gelder von der Krankenkasse zurückkommen (Sozialgesetzbuch 5, § 265). Ferner möchte sie wissen, wie viele Männer, Frauen und Jungendliche; vor allem im Bezirk Mitte; betroffen sind, welche Möglichkeiten es zur Kooperation zwischen freien Trägern und Bezirksamt Mitte es gibt und welche Wünsche und Erwartungen sie an die Bezirkspolitik haben. Herr
Winistädt stellt sich kurz vor und beschreibt seinen Zuständigkeitsbereich. Er
teilt mit, dass es im Bezirk 4 festangestellte Sozialarbeiter gibt. Diese
stehen in der Zeit von 13 bis 18 Uhr zu Verfügung, teilweise auch vormittags.
Es gibt eine Kleiderkammer, dort können die Betroffenen ihre Wäsche wechseln.
Es finden Einzelberatungen und Gruppenangebote wie im Seelsorgebereich statt.
Im Schnitt kommen 40-50 Personen am Tag. Der
„Warme Otto“ soll ab nächstes Jahr ein rauchfreier Bereich werden, da die
Mitarbeiter der Meinung sind, dass sich dies gesundheitsfördernd auf die
Menschen dort auswirkt und da es ab 01.01.2008 sowieso ein generelles
Rauchverbot gilt. Im Laufe
der letzten Jahre haben sich die Erkrankungen verändert. Im „Warmen Otto“
herrscht vorwiegend Bronchitis und es gibt viele Zahnprobleme. Den Betroffenen
wird aber durch die Zusammenarbeit mit Ärzten geholfen. Die Hilfesuchenden im
„Warmen Otto“ beziehen Leistungen und sind daher auch krankenversichert. Von
diesen 114 Personen wurden 16 Personen nach der Krankenstation in weiterführende
Maßnahmen gebracht (z.B.: Seniorenwohnheime, Wohnen in der Turmstraße). Er muss
aber positiv für den Bezirk Mitte sagen, dass sich das Bezirksamt Mitte die
Leistungen teilweise vom Jobcenter wiederholt. Auf eine
Frage nach der Qualifikation des Personals antwortet Herr Winistädt folgendes: Auf etwa
eine Stelle kommen 3,1 Tagespatienten, im Sommer wird die Station weniger
besucht, dafür im Winter umso mehr. Im Durchschnitt betreut das Personal etwa
40 Menschen, wobei die 4 Stellen von einer 2. Krankenschwestern /
Krankenpflegern und 2 Sozialarbeitern aufgeteilt sind. Die Schicht beginnt
morgens um 8:00 Uhr und endet um 20:30 Uhr, nachts ist eine Nachtbereitschaft
vor Ort. Herr
Winistädt teilt weiter mit, dass die Station eine niedergelassene Ärztin hat. Die
Ärztin kommt einmal pro Woche, parallel dazu soll es noch eine
Vertretungsärztin geben. Herr
Bogatsch-Grandke ergänzt, dass er sich die Statistik Wohnungslose von
2006 und 2007 angeschaut hat. 2006 sind 138 Mitteilungen der Gerichte bekommen
und im Jahr 2007 278, das soll
aber nicht heißen, dass sich die Zahlen verdoppelt haben, da die Gerichte diese
Mitteilungen immer nur schwungweise rausschicken. Endstufe
ist immer der Gerichtsvollzieher, der dann sagt, dass Wohnungen geräumt werden
sollen. Die Zahl im 3. Quartal 2007 mit 125 ist etwas geringer als die im 3.
Quartal 2006 mit 140 Räumungen. Herr
Bogatsch-Grandke räumt ein, dass sich dies in den Zahlen der Obdachlosen
spiegelt, wobei in den Zahlen die Personen mit sozialen Schwierigkeiten
enthalten sind. Es gibt
relativ wenig Kinder und Jugendliche in den Obdachloseneinrichtungen. Im
3.Quartal 2006 waren es 20 und im 3. Quartal 2007 waren es 30. Des weiteren
wird festgestellt, dass Familien mit Kindern relativ schnell an einen Haushalt
vermittelt werden konnten, obwohl das Wohnungsangebot schwieriger und enger
wird. Deshalb sind die Wohnungen für Sozialhilfeempfänger begrenzt. Im
3.Quartal 2006 waren 590 Obdachlose im Bezirk, die wohnlich untergebracht
werden mussten und 2007 waren es bereits 725. Im
3.Quartal wurden 90 Frauen untergebracht und im 3.Quartal 2007 131. Die Zahl der alkoholabhängigen,
psychisch kranken Obdachlosen, besonders bei den Frauen, nimmt drastisch zu. Der
Bezirk Mitte liegt im Vergleich zu ganz Berlin etwa in der Mitte, wenn man die
Einwohnerzahlen mit einberechnet. Für Zuwendungen wird der Bezirk Mitte im Jahr 2008 etwa 187.000 Euro ausgeben. Für Nachtkräfte werden etwa 150.000 Euro und für das Spätcafe vom Kirchenkreis Moabit-West 23.500 Euro ausgegeben, so dass der Bezirk auf eine Gesamtzuwendungssumme von 466.700 Euro für die Obdachlosenarbeit kommt. Herr
Winistädt merkt an, dass es 2 große Probleme gibt: Wohnungslosigkeit und die
Krankenhilfe. Im
„Warmen Otto“ liegt die Anzahl der ausländischen Betroffenen bei etwa 15 %, in
der zentralen Beratungsstelle liegt der Anteil bei 25 %. Die Notübernachtung
weist ebenfalls einen hohen Anteil an wohnungslosen, kranken Menschen auf, für
die es auch keine Möglichkeit gibt, Hilfe zu bekommen. Nur wenn
es um Leben und Tod geht, sind die Krankenhäuser bereit, Obdachlose
aufzunehmen, ansonsten muss eine
Notversorgung ausreichen. Eine
weitere Frage wurde gestellt, ob es nur ums Geld gehe oder auch um die
Unterstützung und wo die Leute herkommen. Herr Winistädt antwortet darauf: Viele Polen und Ukrainer sollen unter diesen Menschen sein, aber auch Menschen aus Weißrussland, Litauen, Lettland oder Rumänien. Er merkt weiter an, dass es nicht nur um Krankenversicherte geht. Man lasse sich die Ausweise geben und fordere die Menschen auf , wieder zurück zureisen. Frau BV Schauer-Oldenburg
(Grüne) möchte wissen, ob es größere Schwierigkeiten bei der Aufnahme von
psychisch kranken Menschen in die Psychiatrie und es einen Anstieg von
Tuberkulose gibt. Herr Winfried antwortet,
dass die Betroffenen geröntgt und ihr Blut untersucht wird. Wenn sich der
Verdacht erhärtet, werden sie auch ins Krankenhaus überwiesen. Für die Krankenstation sagt er, dass die Zahl der Tuberkuloseerkrankungen nicht angestiegen sei, aber er weiß nicht, was Leute, auch aus anderen Ländern, für Krankheiten mit ins Land bringen. Mit den Psychiatrien soll
enger zusammengearbeitet werden, aber auch mit dem sozialpädagogischen Dienst.
Wenn aber die entsprechende Person sich weigert, dann könne man auch nichts
tun. Herr BzBm Dr. Hanke teilt mit,
im sozialpsychiatrischen Dienst herrscht das Problem vor, dass es dort eine
allgemeine psychiatrische Versorgung gibt und dass auf der anderen Seite der
Psychiatrieentwicklungsplan gedeckelt ist. Er räumt ein, dass es dort zu wenig Plätze gibt, obwohl die Zahl der psychischen Erkrankungen steigt. Es wäre ein Systemwiderspruch, wenn jetzt noch Menschen untergebracht werden sollen, die sich zwar im Bezirk aufhalten, aber für die sie gemeinnütziger Art gar nicht zuständig sind. Es habe früher einen Tisch gegeben, an dem die Obdachlosenarbeit besprochen wurde und Herr Dr. Hanke fragt, ob dieser Prozess in irgendeiner Art weitergeführt wurde. Weiterhin merkt er an, dass
es ein Gesundheitszentrum für Obdachlose in der Pflugstraße gibt, wo auch viele
aufgenommen werden oder die einen oder anderen Träger sich in solchen Belangen
engagieren. |
|||||||||||||||||||||||||||||
![]() |
![]() |
Legende
Ausschuss | Tagesordnung | Drucksache | |||
BVV | Aktenmappe | Drucksachenlebenslauf | |||
Fraktion | Niederschrift | Beschlüsse | |||
Sitzungsteilnehmer | Auszug | Realisierung | |||
Anwesenheit | Kleine Anfragen |