Auszug - Auftritt der Bezirke im Rahmen des Wirtschaftsportals BE: Herr Prof. Dr.-Ing. Kayser und Fr. Preusse - Fachhochschule für Technik und Wirtschaft  

 
 
4. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft und Arbeit
TOP: Ö 2.1
Gremium: Wirtschaft und Arbeit Beschlussart: erledigt
Datum: Mo, 19.02.2007 Status: öffentlich
Zeit: 17:30 - 19:50 Anlass: ordentlichen Sitzung
 
Wortprotokoll
Beschluss

Herr Keyser stellt den Mitgliedern das Projekt anhand einer Power-Point-Präsentation vor, an dem neun Berliner Bezirke beteili

Herr Keyser stellt den Mitgliedern das Projekt anhand einer Power-Point-Präsentation vor, an dem neun Berliner Bezirke beteiligt waren. Die Bezirke Spandau, Charlottenburg-Wilmersdorf und Lichtenberg haben nicht teilgenommen. Federführend für dieses Projekt ist der Bezirk Mitte, die Abteilung Wirtschaftsförderung und hier insbesondere Herr Tolan und Frau Fechner.

 

Frau Preusse erläutert den Mitgliedern den Internetauftritt (Wirtschaftsportal) der Wirtschaftförderung und legt weitere Anmerkungen dar. Weiterhin wird das sog. Business-Center vorgestellt.

 

Herr von Dassel merkt an, dass er am Anfang des Vortrages Schwierigkeiten hatte, die wirklich konkrete Wirtschaftsförderung zu transferieren auch hinsichtlich der Debatte über den Wirtschaftsstandort, die Imagepflege und die Zielbildung. Dabei kam ihm der Gedanke, dass es immer schon sehr ärgerlich ist, wenn Bundesländer miteinander konkurrieren, um ein und das gleiche Unternehmen. Wenn wir nun aber noch dahin kommen würden, dass Bezirke um das gleiche Unternehmen konkurrieren und versuchen würden, sich da zu unterbieten an Attraktivität, dann ist das für den Gesamtstandort Berlin vielleicht wenig hilfreich. Vielleicht sollte man in diesem Portal noch klarer die Zielgruppe der Unternehmen benennen. Es kann darum gehen, dass sich z.B. Schering in diese Kontaktbörse einklickt und die bezirkliche Wirtschaftsförderung überlegt, wie sie verhindern kann, dass Bayer hier Arbeitsplätze abbaut. Es geht wirklich um die kleinen Unternehmen und zum Teil auch Kleinstunternehmen in Mitte. Da spielt sicherlich Bestandspflege eine Rolle, aber welches Image der Bezirk dabei hat, ist sekundär. Die türkische Reinigung oder den deutschen Bäcker, die ihren Standort im Wedding oder in Tiergarten haben, die muss man nicht vor der Abwanderung nach Spandau bewahren, sondern denen muss man helfen, dass sie hier vernünftig arbeiten können. In diesem Sinne hat Herr von Dassel ein großes Fragezeichen, ob es wirklich sinnvoll ist, sich ein Image aufzubauen oder einen Wirtschaftsstandort. Das wird in den Bezirken von ganz alleine kommen. Und wenn es nur um die Beratung von Kleinunternehmen geht, dann muss zumindest die bezirkliche Wirtschaftsförderung auch noch viel konkreter werden. Das wurde ja den einzelnen Bezirken als Hausaufgabe aufgegeben. Dies möchte Herr von Dassel auch gleich aufgreifen und ein paar Defizite benennen. Die bezirklichen Mittel sind zwar sehr begrenzt und insofern ist eine der Hauptaufgaben für die bezirkliche Wirtschaftsförderung, den Unternehmen zu helfen und zu sagen, wo sind noch Potentiale, wo man noch an zusätzliche notwendige Gelder herankommt. Es gibt zwar viele EU-Programme aber sie sind für den Drei-Mann-Betrieb völlig unzugänglich. Weiterhin ist Herr von Dassel der Auffassung, dass in diesem Portal explizit die Frage der Migrationsunternehmen angesprochen werden muss. Eine Zwei- bzw. Dreisprachigkeit hätte schon der Focus sein müssen. Denn das sind die Unternehmen, um die sich Herr Wolf auf Landesebene nicht kümmern will und nicht kümmern kann. Und genau da sollte die bezirkliche Wirtschaftsförderung ansetzen. Eine Gefahr, die Herr von Dassel in diesem Portal sieht, ist, dass die bezirkliche Wirtschaftsförderung hier nicht auf den Leim geht, dass hier versucht wird, große Wirtschaftspolitik zu machen.

 

Für Herrn Koch stellt sich grundsätzlich die Frage, wo hier der qualitative Zugewinn im Vergleich zu anderen Angeboten (z.B. Suchmaschine, Internetportal) ist. Bis auf das Projektverwaltungsprogramm ist Herr Koch sehr skeptisch, was dieses Portal angeht.

 

Herr Dr. Kayser merkt an, dass sich die Bezirke schon unterschiedlich darstellen. Das ist die Realität. Die Wirtschaftsstruktur ist in den Bezirken auch anders. Es gibt daher auch ein differenzierteres Herangehen an die Wirtschaftsförderung. Herr Dr. Kayser merkt weiterhin an, dass mit dem Portal nicht die Konkurrenz wischen den Bezirken geschürt werden soll. Das ist überhaupt nicht die Zielsetzung, sondern im Gegenteil hat man die Auflage der Senatsverwaltung bekommen, in jedem einzelnen Schritt darauf zu achten, dass alle Angebote einheitlich sind für alle Bezirke. Das, was hier exemplarisch für Mitte gezeigt wurde, ist für alle anderen Bezirke identisch. Nur die Frage der Inhalte und der Darstellung der Präsentation ist unterschiedlich. Und das ist auch legitim. Des weiteren bezieht sich Herr Dr. Kayser auf die Förderprogramme und teilt mit, dass es ein Workfloor gibt zur Information über Fördermaßnahmen. Natürlich liegt es im Interesse der Wirtschaftsförderung des Bezirkes, dass möglichst viele Betriebe im Bezirk davon profitieren. Also geht der Wirtschaftsförderer in seine Unternehmensdatenbank und schaut nach, welche Unternehmen in Frage kommen und schickt denen einen Hinweis auf die Fördermaßnahmen. Über das Veranstaltungsmodul kann dann noch auf eine evtl. Veranstaltung hingewiesen bzw. eingeladen werden. Betreffend der Mehrsprachigkeit teilt Herr Dr. Kayser mit, dass man darüber diskutiert hatte, allerdings nicht über türkisch, sondern über englisch. Er muss sicherlich zustimmen, wenn man eine bestimme Zielgruppe im Focus hat, muss auch darüber nachgedacht werden, welche Teile des Internetportals gerade für die Zielgruppe von besonderem Interesse ist und könnte dann gezielte Angebote in dieser Sprache unterbreiten. Wenn es wirklichen diesen Bedarf gibt, dann wäre es auch sinnvoll, es zu tun. Hinsichtlich der Pflege der Daten führt Herr Dr. Kayser aus, dass immer ein Verfallsdatum eingestellt werden muss. Ist dieses Datum erreicht, wird der Datensatz gelöscht. Somit werden sog. Karteileichen vermieden. Die Nutzer werden auch automatisch vom System erinnert, evtl. die Daten zu aktualisieren. Nach dreimaliger Erinnerung bekommt der Wirtschaftsförderer eine Mitteilung und kann dann prüfen, ob das jeweilige Unternehmen noch existiert.

 

Auf die Nachfrage von Herrn Buth, ob man mit der Handwerkskammer bzw. mit der Industrie- und Handelskammer zusammen arbeitet, teilt Herr Dr. Kayser mit, dass man zurzeit dabei ist, um die Treffsicherheit des Suchens zu erhöhen, eine Verlinkung mit den Kammern herbei zu führen. Bislang ist es nicht gelungen, eine Verbindung herzustellen. Das betrifft alle Bezirke. Die Kammern sind auch diejenigen, die am Anfang dieses System verhindern wollten.

 

Frau Matischok-Yesilcimen merkt an, dass die Bezirke schon daran interessiert sind, dass in ihren Geschäftsstraßen das bestmögliche Gewerbe vor Ort angesiedelt wird.

 

Herr Zeller möchte einen Aspekt ganz besonders hier hervorheben, dass es nämlich gelungen ist, dass Institutionen der Lehre, der Forschung und der Wissenschaft mit den Behörden und mit den Unternehmen kooperieren. Es gibt viele Fachhochschulen in Berlin, die oftmals wesentlich praxisnäher arbeiten und ausbilden als die Universitäten. Auch was auf der Ebene der unmittelbaren Kooperation gelungen ist mit dem Wirtschaftskreis Mitte, wo mittlerweile 200 Unternehmen Mitglied sind, profitieren diese durchaus schon untereinander von den Kontakten (z.B. IG Alexanderplatz und IG Friedrichstraße). Betreffend der Vermittlung von Fördermitteln führt Herr Zeller, dass die Bezirke berechtigt sind, GA-Mittel zu beantragen. Bisher wurden ca. 20 Mio. € für die Aufbereitung von Infrastrukturmaßnahmen im Bezirk in Anspruch genommen.

 

Herr Dr. Kayser führt aus, dass die Hochschule größtes Interesse daran hat, die Zusammenarbeit mit den Bezirken zu intensivieren. Auch bei diesem Projekt wurde eine Kofinanzierung von 90.000 € von der Hochschule beigesteuert.

 

Frau Matischok-Yesilcimen bedankt sich für die ausführlichen Erläuterungen.


 

 
 

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