Auszug - Meinungsbild zum geplanten Umzug der Otto-Nagel-Galerie  

 
 
54.(außerordentlichen) öffentliche Sitzung des Ausschusses für Bildung und Kultur
TOP: Ö 4.1
Gremium: Bildung und Kultur Beschlussart: erledigt
Datum: Mi, 05.07.2006 Status: öffentlich
Zeit: 17:35 - 19:55 Anlass: ordentlichen Sitzung
 
Wortprotokoll
Beschluss

Die Vorsitzende begrüßt noch einmal offiziell die Ausschussmitglieder sowie die anwesenden Gäste – Pressevertreter und bildend

Die Vorsitzende begrüßt noch einmal offiziell die Ausschussmitglieder sowie die anwesenden Gäste – Pressevertreter und bildende Künstler. Sie bittet die Ausschussmitglieder um ihr Votum, da die Künstler sich zum geplanten Umzug der ONG äußern möchten. Dem Antrag auf Rederecht wird stattgegeben. Damit wird der TOP 4.1 vorgezogen.

 

Herr Geiger würdigt vor allem die aus seiner Sicht geradezu idealen Raum-Licht-Proportionen der Galerie in der Seestraße, die Durchflutung mit Tageslicht, die Möglichkeit unkomplizierter Veränderungen der Raumgröße durch Einstellung von Trennwänden, wodurch auch Gruppenausstellungen möglich sind, und den besonderen Fußbodenbelag (Pflasterung), der den Gedanken eines Eintretens „ohne Schwellenängste“ aufnimmt.

Frau von der Linden unterstreicht das Statement ihres Kollegen und ergänzt, dass die ONG zum einen bei den bildenden Künstlern weit über den OT Wedding hinaus in Berlin zu einer anerkannten Galerie geworden ist und sich zum anderen aber auch dem Kiez, den in Wedding ansässigen Künstlern und Künstlerinnen verbunden fühlt. Angeführt wird u.a. die Ausstellung „Die Bank“, in der Künstler und Laien zusammenwirkten. Sie zweifelt an, dass das Publikum, welches die ONG inzwischen wieder gewinnen konnte, mit gleichem Engagement auch Ausstellungen in dem räumlich gänzlich anders gearteten Rathenau-Saal, der auch ein gänzlich anderes Ausstellungskonzept erfordern würde, besuchen wird. Außerdem seien aus ihrer Sicht die Maße des Rathenau-Saales so, dass er für einen Großteil bildender Künstler als Einzelausstellung kaum zu bewältigen seinen.

(Leider waren die Äußerungen beider Künstler auf dem Band so gut wie nicht zu verstehen, da sie zu weit entfernt vom Mikrofon saßen, so dass ich lediglich auf meine kurzen Notizen zurückgreifen konnte. C.H.)

In Nachfragen an die Künstler widersprechen sie einer „abseitigen Lage“ der ONG in der Seestraße und betonen, dass ein kunstinteressiertes Publikum quer durch Berlin zu den Objekten seines Interesses fahren würde. Was zähle, sei nicht in erster Linie eine Toplage an einer Magistrale, sondern die besondere Qualität einer Ausstellung. Andererseits wird von Frau von der Linden – allerdings ohne stichhaltige Begründung – argumentiert, dass im Falle eines Umzugs der ONG in die Müllerstraße das Publikum vom Leopoldplatz nicht zu vergleichen wäre mit dem in der Seestraße, was zumindest mit der vorigen Aussage in einem gewissen Widerspruch steht.

Eine weitere Nachfrage betrifft die Einschätzung der Künstler zu den Lichtverhältnissen und Raummaßen am geplanten neuen Standort. Betont wird in der Antwort, dass man gerade, durchgehende Hängewände benötige in einer bestimmten Raumhöhe, und in dieser Beziehung seien die Proportionen in der Seestraße geradezu ideal. Im Übrigen würde man die Raummaße für die geplanten neuen Räume im Detail nicht kennen.

Frau Hänisch ergänzt zu den Raummaßen, dass es in der Seestraße ca. 42 lfm x 3,5 m Höhe sind, im Bürgeramt in der Müllerstraße ca. 35 lfm x 5 m Höhe.

Herr Arndt ergänzt, dass im Rathenau-Saal bei einem Umzug der ONG etwa 4 – 6 Ausstellungen pro Jahr stattfinden sollen, wobei der Hauptstandort der ONG jedoch die Räume des ehemaligen Bürgeramtes sein sollen. Der Rathenau-Saal, in dem ja vor der Bezirksfusion auch Ausstellungen stattgefunden haben, verfüge über ein variables Hängesystem, durch das die Raumgröße flexibel geändert werden könne.

Frau Dr. Hoff widerspricht der Auffassung von Frau von der Linden, dass das Hängesystem im Rathenau-Saal ähnlich dem von Messehallen sei und erinnert in dem Zusammenhang an große, gut gemachte und gut ausgeleuchtete Einzelausstellungen unter dem damaligen Kulturamtsleiter Herrn Hopf. Sie unterstreicht, dass Ausstellungen im Rathenau-Saal natürlich einen ganz anderen Charakter hatten bzw. haben müssten als die, wie sie zur Gegenwartskunst in der ONG in der Seestraße gezeigt werden.

 

Frau Hänisch führt zusammenfassend und zum Ausgangspunkt der Überlegungen der LuV-Leitung für einen geplanten Umzug aus:

Die LuV-Leitung schätzt den Standort der ONG in der Seestraße, er sei ein eingeführter Ausstellungsort. Gleichzeitig verfolge die Arbeitsgruppe Bürodienstgebäude auch Interessen und Ziele, die aus der Sicht der LuV-Leitung nicht gänzlich von der Hand zu weisen seien. Im Zuge der Installierung des Jobcenters Mitte ist es zum Leerstand von Diensträumen in Größenordnungen gekommen, so dass ein generelles Umzugsmanagement erarbeitet worden sei, in dessen Ergebnis es zu erheblichen Kosteneinsparungen für den Bezirk kommen soll. Der Auszug des Schul- und Sportamts aus der Seestraße ist durch Personalzuwachs notwendig und auch gar nicht verhandelbar. Dieser Gesamtvorgang ist der Auslöser für den Vorgang des geplanten Umzugs der ONG, und ein erster Schritt war die Besichtigung beider Standorte durch den Ausschuss. Das Umzugskonzept sieht vor, dass in die Seestraße 49 das Personalamt einziehen soll. Das Personalamt habe sehr plausibel nachgewiesen, dass es größeren Raumbedarf hat, d.h. die jetzigen Räumlichkeiten der ONG mit einbeziehen möchte. Insofern ergibt sich die Situation des Abwägens von zwei Standorten für die Galerie.

Die LuV-Leitung sieht durchaus auch Vorteile für die ONG, die sich aus dem Umzugsmanagement ergeben können. Ausgehend von den Leitlinien Kultur, die der Ausschuss im Frühjahr 2003 beschlossen hat, verweist sie darauf, dass es lt. Beschlusslage in den OT Wedding und Tiergarten vordringlich darum gehen sollte, die Kulturvermittlung zu stärken. Nach Auffassung der LuV-Leitung ist der Standort Müllerstraße für einen unmittelbaren Kontakt zu den Bürgerinnen und Bürgern von Wedding deutlich besser geeignet als der jetzige in der Seestraße. Damit eingehen müsste zweifelsohne ein konzeptionell etwas anderer Schwerpunkt, als er bisher für die ONG verfolgt wurde. Sie selbst als Stadträtin mit Büro in der Turmstraße und damit in unmittelbarer Nähe zur Galerie Nord fühle sich jedoch, nachdem die Galerie Nord aus der etwas zurückgezogenen früheren Lage sozusagen an die Straßenfront umgezogen war, durch ein deutlich gesteigertes Publikumsinteresse in ihrer Auffassung bestätigt. Sie wünsche sich mit der ONG am Standort Müllerstraße mit einer vergleichbar großen Fensterfront zur Straße wie in Tiergarten auch eine vergleichbar große Anziehungskraft für die Bürgerinnen und Bürger, und die im Herbst in den alten BVV-Saal einziehende Schillerbibliothek gemeinsam mit der ONG am neuen Standort seien aus ihrer Sicht dazu angetan, ein kultureller und künstlerischer Anziehungspunkt für den Kiez um den Leopoldplatz zu werden. Verbunden damit wäre ja auch eine städtebauliche Aufwertung der Müllerstraße durch Galerie und Bibliothek, denn die seit Jahren verhängten Fenster des ehemaligen Bürgeramtes seien alles andere als ein Indiz für Offenheit und Transparenz in einem Rathaus.

Die Erwartungen, die sie mit dem Umzug der ONG in die Müllerstraße verbinde, seien also nicht primär Abwägungen zwischen Raummaßen, wie sie in den Statements der beiden bildenden Künstler zum Ausdruck gekommen sind; sie wisse aber auch, dass man sich Räumlichkeiten erschließen könne, was im Übrigen die ONG ja in der Vergangenheit auch bewiesen habe.

 

Frau Dr. Stiller bittet um einen Kostenrahmen, der die Gestaltungsspielräume der ONG am neuen Standort beschreibt. Gleichzeitig wünscht sie sich, dass eine fachlich ausgewiesene Person, was sinnvollerweise in diesem Falle die Galeristin sein sollte, darlegt, wie die Räume in der Müllerstraße hergerichtet werden müssten, damit die Erwartungen, die Frau Hänisch gerade geäußert hatte, zumindest von der baulichen Hülle her auch eine Entsprechung bekommen. Auf Grundlage dieser Aussagen müsste bzw. könnte der Ausschuss dann eine Empfehlung aussprechen.

Frau Porzelt ergänzt, dass es hilfreich wäre, auch einen Raumaufriss der Räumlichkeiten in der Müllerstraße zu erhalten.

 

Frau Hänisch antwortet, dass die Kostenberechnungen über das Gesamtprojekt gerade laufen. Sie werde sich jedoch darum bemühen, zur nächsten Sitzung Ende August aussagefähige Angaben den Ausschussmitgliedern zur Verfügung zu stellen.

 

Herr Hübner fragt nach, ob bei einem ggf. ablehnenden Votum des Ausschusses zu einem Umzug der ONG für das Personalamt alternative Räumlichkeiten zur Verfügung stehen würden.

Das wird von Frau Hänisch verneint, d.h. bei einem ablehnenden Votum müsste zusätzlich nach alternativen Räumlichkeiten gesucht werden.

 

Die Ausschussvorsitzende bittet darum, mit den Erfahrungen des heutigen Tages (Besichtigung der Räumlichkeiten und Meinungsbild über Nachfragen) nach Ende der Sommerpause sich in den Fraktionen zum Sachverhalt Umzug der ONG zu verständigen. Der TOP wird in der Sitzung am 30.8. erneut aufgerufen, wobei dann die erbetenen Unterlagen zur Verfügung stehen sollten. Ein Votum des Ausschusses müsse dann zeitnah erfolgen.

 


 

 
 

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