Auszug - Gewalt an Schulen Wei soll es weiter gehen, Abschaffung der Hauptschulen? Klärung des Schaverhalts an der Rütli-Schule Berichte über erfolgreiche Präventionsarbeit in Mitte Diskussion, wie kann man Gewalt an Schulen verhindern  

 
 
49. (außerordentlichen) öffentliche Sitzung des Ausschusses für Schule
TOP: Ö 2.1
Gremium: Schule Beschlussart: erledigt
Datum: Do, 27.04.2006 Status: öffentlich
Zeit: 17:30 - 20:09 Anlass: ordentlichen Sitzung
 
Wortprotokoll
Beschluss

Vor Eintritt in die Tagesordnung beantragte die Vorsitzende, Frau Hartmann, für alle anwesenden Personen Rederecht

Vor Eintritt in die Tagesordnung beantragte die Vorsitzende, Frau Hartmann,  für alle anwesenden Personen Rederecht. Dem wurde so zugestimmt.

 

Die Fraktion der CDU-Fraktion hatte gebeten, eine außerordentliche Sitzung zu diesem Tagesordnungspunkt einzuberufen.
Herr BV Dr. Knape (CDU) möchte Gewalt an den Schulen in Wedding und Tiergarten, aber nicht nur an den Hauptschulen, sondern auch die Grundschulen diskutieren. Herr Dr. Knape bezieht sich auf einen Hilferuf der Theodor-Plivier-Oberschule. Diese Schule wurde benannt, eine große Anzahl an Schulschwänzer/innen zu haben. Er fragt, was das Bezirksamt, die Senatsschulverwaltung und die Bezirksverordnete hier tun können.
Die Fraktion der CDU ist nicht dafür, Hauptschulen abzuschaffen, sondern die Schulen sollten von der Leistungsfähigkeit verbessert werden. Dazu müssten die Lehrer/innen an den Schulen die Möglichkeit bekommt. Die CDU-Fraktion hat dazu klare Vorstellungen im Landesprogramm formuliert. Die Abschaffung der Hauptschulen stehen bewusst nicht zur Diskussion.

 

Frau Prase-Mannsmann, Schulleiterin der Theodor-Plivier-Oberschule, leitet diese Schule seit 2 ½ Jahren nach der Fusion. Sie spricht das Problem an, dass die Schule reichlich mit gewalttätigen männlichen Jugendlichen zu tun hat. Es gibt wenig Mädchen, die gewalttätig sind.
Gewalt heißt verbal: Macht vor niemanden halt, weder vor Mitschüler/innen noch vor Lehrkräften, noch vor sonstigen Bediensteten des Hauses, auch nicht vor Anwohner/innen. Geht weiter bis zur körperlichen Gewalt.
Frau Prase-Mannsmann schildert einen Fall, der sich vor 4 Wochen zugetragen hatte, dass Schüler einen anderen Schüler im Flur auflauerten und krankenhausreif geschlagen haben.
Das hat mit der Schule erst einmal nicht unbedingt zu tun.
Die Schule ist weiterhin mit überforderte Eltern konfrontiert, die keinerlei Möglichkeiten sehen, ihren Kindern in dieser Situation bei zu stehen. Bei den Jugendlichen kommt hinzu, dass sie eine große Perspektivlosigkeit mit sich herumtragen. Sie wissen von vornherein: Ausländer – Hauptschule – kriminelles Umfeld. Sie werden wahrscheinlich in ihrem Leben keine Chance haben, auf legale Art und Weise Erfolge zu haben und Geld verdienen. Deshalb ist die Anstellungsbereitschaft nicht besonders groß.
Die Schule hat eine hohe Zahl von kriminellen Jugendlichen. 13 Intensivtäter sind bekannt, die mehr als 10 Straftaten begangen haben; die Schüler wurden angezeigt. Weiterhin gibt es noch weit über 20 kiezbezogene Mehrfachtäter und das bei einer Schüler/innenzahl von 320. Lt. Schulgesetz gibt es Schulverweise, die auch andere Schulen ausgesprochen haben. Die Schüler/innen müssen untergebracht werden. Frau Prase-Mannsmann betont, dass sich ihre Schule nicht aus eigenen Anmeldungen speist. Der Schule werden immer Schüler/innen zugewiesen, die andere Schulen nicht nehmen. Wenn im Laufe der Jahre Schüler/innen an die Theodor-Plivier-Oberschule zugewiesen werden, die von der Realschule z. B. verwiesen werden, baut sich das im Laufe der Jahre auf.
Die Theodor-Plivier-Oberschule hat als Schule darauf reagiert. Die Schule arbeitet eng mit dem Quartiersmanagement Pankstraße, Polizei, Jugendhilfe, Oberschule am Brunnenplatz zusammen. Es konnten 3 Sozialarbeiter eingestellt werden, die am 24.04.2006 ihre Arbeit aufnehmen konnten. Trotz der intensiven Bemühungen der Schule wird festgestellt, dass die Lage nicht besser geworden ist.

 

Frau Vercrüße, ist seit einem Jahr Schulleiterin an der Breitscheid-Oberschule in Moabit, Turmstraße. Sie teilt mit, dass sie kommissarisch an diese Schule gegangen ist, weil es keine Schulleitung gab. Es gibt keine Konrektorin und keinen Konrektor. Die Stelle wird noch ausgeschrieben. Die Darstellung von Frau Prase-Mannsmann möchte sie nicht wiederholen. Im letzten Jahr war etwas Ruhe eingekehrt. Beide Schulen befinden sich im engen Austausch. Obwohl es momentan etwas friedlich aussieht heißt das nicht, dass nicht morgen etwas passieren kann. Es gibt unberechenbare Faktoren. Z. B. standen urplötzlich zwei Schulfremde in einer Lerngruppe. Anonymität ist das größte Problem, was die Breitscheid-Oberschule aufweist. In dem Moment, wo jemand ohne Kenntnis der Schüler/innen an eine Hauptschule kommt, sind alle „Alarmglocken“ auf ganz laut gestellt.
Die Kolleginnen und Kollegen unterrichten alle 3 Stunden mehr. Es wurde das 40-Minuten-Modell eingeführt, um der Anonymität entgegen zu wirken, die nicht nur beim Namen aufhört, sondern dahinter gibt es noch sehr viel mehr. Die Hauptschule ist zwar im Vergleich zu der Realschule günstiger ausgestattet, aber das reicht nicht. Deswegen wurde das 40-Minuten-Modell, um eine Doppelbesetzung zu ermöglichen (2 Lehrkräfte befinden sich in einer Klasse), um Lerngruppen noch zusätzlich zu teilen, und um das Fach multimediales Lernen ab Klasse 7 anzubieten. Die Schüler/innen werden ab Klasse 7 an einen verantwortungsvollen Umgang mit Computern und einige Bewegungen im Internet herangeführt.
Während des Schulvormittags gibt es Schüler/innen, die nicht mehr bereit sind oder nicht mehr in der Lage sind, dem Unterricht zu folgen. Diese werden mit dem Stundenvolumen aufgefangen. Die Schule wird immer abgeschlossen. Zuspätkommer werden in der Anlaufstelle erst einmal aufgenommen, damit ein geregelter, geordneter Unterrichtsbetrieb morgens anfangen kann. Diese Anlaufstelle ist immer besetzt.

Die Schule verfügt seit vielen Jahren über einen Kollegen, der arabisch, türkisch und kurdisch spricht. Dieser Kollege kann viele Konflikte herunterfahren. Weiterhin gibt es 2 Sozialarbeiter, die sich mit besonderen Einzelfällen beschäftigen und es gibt Studenten/innen von der FU, die jedem Mittwochnachmittag ehrenamtlich Angebote für Schüler/innen für Nachhilfeunterricht oder Hausaufgabenhilfe geben.
Frau Vercrüße hebt das ESF-finanzierte Projekt (mit Gegenfinanzierung vom Senat) besonders hervor. Die Schule konnte bisher das Projekt schon 5 Jahre anbieten. 1 Sozialpädagoge und 2 Sozialpädagoginnen betreuen die Schüler/innen, so dass diese sich beruflich orientieren können. Garantiert ist, dass in der 9. und 10. Klasse jede Schülerin und jeder Schüler (mindestens im Schnitt 2 bis 3 Mal dort war) und eine individuelle Beratung bekommen hat. Dazu hat die Schule den Sozialpädagogen Räume zur Verfügung gestellt. Die Schüler/innen sollen so nach der 10. Klasse entweder in einem betrieblichen oder außerbetrieblichen, oder in eine schulische Berufsausbildung, oder in eine weiterführende schulische Maßnahme, oder in eine berufsbildende Maßnahme kommen.
Leider läuft ESF im Dezember 2006 aus. Diese Projekte sind immer Anschubfinanzierungen. Frau Vercrüße hat an den Träger CJD geschrieben, aber alle gestarteten Bemühungen sind ungewiss, ob sie erfolgreich sein werden. Frau Vercrüße ist der Meinung, dass das Projekt weiter geführt werden sollte, weil es durch und durch positiv für die Schülerinnen und Schüler, für Eltern, für Kolleginnen und Kollegen (Austausch ist sehr wichtig) ist.
Frau Vercrüße plädiert dafür, dass alle Schulen ein solches Projekt haben sollten, denn das nimmt Druck aus den Schulen.

 

Herr BV Dr. Knape (CDU) meint, dass ein solches Projekt bestehen bleiben und in allen Schulen angeboten werden sollte.

 

Frau Vercrüße bringt Mängel zur Sprache:

Sie bemängelt das Durchschnittsalter des Kollegiums an ihrer Schule und meint, dass eine gesunde Mischung fehlt. Es werden neue Kolleginnen und Kolleginnen benötigt, das würde stabile Gegebenheiten bringen. Die Erkrankungslage spielt auch eine wesentliche Rolle. Der Sportunterricht bei den Jungen ist zum Erliegen gekommen. Dadurch entsteht ein Aggressionspotenzial.
Der Hausmeister ist seit 2 Monaten krank. 3 1-EURO-Jobber schließen die Tür auf und ab, aber es wird nicht darauf geachtet, ob das Licht gelöscht wurde,und ob die Fenster geschlossen sind.
Der Hausmeister, der vertreten soll, ist behindert und kann nicht alle Arbeiten erledigen. Die Reinigungsfirma wird finanziell herunter gefahren und die beiden Reinigungskräfte arbeiten sehr schlecht. Sie würde am liebsten die Presse herbeirufen und die hygienischen Verhältnisse prüfen lassen. Sie schämt sich, dass die Verhältnisse so sind.
In der Verlegenheit wurde mit den Schüler/innen und auch mit Eltern cleanday gemacht.

Frau Vercrüße lädt alle Ausschussmitglieder ein, sich selbst ein Bild darüber zu machen über die vorgetragenen Verhältnisse an der Breitscheid-Oberschule.

 

Herr BV Dr. Knape (CDU) bringt seine Erschütterung zum Ausdruck über das, was Frau Vercrüße hier vorgetragen hat. Er meint, dass alle Fraktionen aufgerufen sind, daran zu arbeiten.

 

Frau BV Fünfstück (Linkspartei.PDS) meint, dass die Finanzsituation des Landes dafür verantwortlich seien.

 

Frau BV Porzelt (Grüne) bezieht sich auf ein Papier, welches vor ca. 4 Monaten in einer Ausschusssitzung verteilt wurde, in dem über alle offenen Stellen in ganz Berlin (Schulleiterstellen vom Gymnasium bis zur Sonderschule) in einer Übersicht dargestellt wurde. Auch der Bezirk Mitte war in dieser Übersicht aufgezeigt. Frau Porzelt meint, wenn jedes Ausschussmitglied das Papier gelesen hätte, wüsste man jetzt darüber Bescheid. Weiterhin meint sie, wer die Schulpolitik seit Jahren verfolgt und sich häufig im Bezirk Mitte (besondern in Tiergarten und Wedding) aufhält, dürfte jetzt nicht in ein großes, schwarzes Loch fallen.
Frau Porzelt hat alte Protokolle nachgelesen und meint, dass bestimmte Themen, die gerade angesprochen wurden (Hausmeister, Sauberkeit usw.) immer wieder erwähnt wurden. Die Frage stellt sich hier, wie die Schulaufsicht und Schulträger damit umgegangen sind.
Frau Porzelt fragt Frau Vercrüße, ob sie einen direkten Zusammenhang mit der Verwahrlosung der Schule und der anwachsenden Gewaltbereitschaft ihrer Schülerschaft sieht.

Frau Vercrüße antwortet mit ja.

Sie versteht es nicht, dass hier Differenzen gibt. Sie meint, wenn die Ausschussmitglieder sie vor Beginn des 2. Halbjahres gefragt hätten, hätte sie ein anderen Bild geben können. Es wurde alles darauf gesetzt, dass es gut wird. Die Schule hatte Ideen. Frau Vergrüße war neu an der Schule, es hatte alles gut geklappt. Durch die Rütli-Geschichte hat das Kollegium ihre Situation diskutiert. Die Kolleginnen und Kollegen haben gesagt, wie erschöpft sie sind, wie anstrengend es für sie ist.
Nun kommt noch hinzu, dass der Hausmeister krank ist, was für die gesamte Schule als schwerwiegend erachtet wird. Neben der allgemeinen Verdeckung, die durch schlechte Reinigungsarbeiten ständig zu beobachten ist, verwahrlost die Schule zusehens. Es entwickelt sich dadurch immer mehr Gleichgültigkeit.

 

Frau BzStR´in Hänisch nimmt Stellung: Aus ihrer Sicht muss man von möglicherweise einem Einzelproblem zum Thema Hausmeister und Reinigungsprobleme, die angegangen werden müssen und einer generellen Problematik unterscheiden. Die Problematik in dieser Intensität sieht Frau Hänisch so für alle Schulen des Bezirkes nicht.
Das Bezirksamt kann nicht in einer Schnelligkeit und Intensität steuern, wie es gewünscht wird, wenn ein Hausmeister langfristig erkrankt oder ausscheidet und eine Stelle vertreten oder neu besetzt werden muss. Bekannt ist, dass es hier Regularien gibt, die einzuhalten sind. Das Bezirksamt hat zunehmend Problem, Interessenten für diese Stellen zu finden. Auch hat der Bezirk nicht mehr die Reserven, die in der Lage sind, solche Misslichkeiten in der Sorgfalt aufzufangen, wie das gewünscht wird. Frau Hänisch betont, dass sie stets bemüht ist, solche Probleme schnellstmöglich zu lösen. Natürlich weiß sie auch, dass die Schule dadurch eine große Belastung hat und sich Nachfolgewirkungen zeigen. Probleme mit der Reinigung sind häufig auch dadurch begründet, dass der Hausmeister nicht die Kontrolle ausüben kann, die er dann in der Regel unternehmen muss. Zur Frage der Reinigungsleistung wird Frau Hänisch morgen (28.4.2006) beim Schulamt noch einmal nachfragen, in wie weit das tatsächlich durch nicht ausreichende Beauftragung oder durch Fehlleistung der Firma hervorgerufen wird. Es wird leider auch beobachtet, dass beauftragte Firmen, wenn sie nicht ausreichend kontrolliert werden, nicht ordnungsgemäß arbeiten. Dieses Problem wird morgen diskutiert.
Frau Hänisch betont, dass sie es nicht ausschließen kann, dass so etwas in einer Schule immer mal wieder auftritt. Sie bedauert es sehr, dass der Einstand von Frau Vercrüße an der Breitscheid-Oberschule natürlich mit solchen Rahmenbedingungen begleitet waren.
Ein weiteres Problem, welches Frau Vercrüße schilderte, ist die auslaufende Finanzierung des Projektes. Der vorherige Schulleiter hat dieses Projekt auf den Weg gebracht und mit Frau Hänisch intensive Diskussionen geführt. Dieses Projekt konnte auch an einer anderen Schule im Bezirk Mitte platziert werden. Fördermittel und finanzierte Mittel sind immer befristet. Immer wenn sie auslaufen, tritt das Problem auf, sie sind gewachsen, sie sind eingeführt, sie sind akzeptiert und es entsteht im Anschluss daran eine Leere, die eigentlich kaum zu verantworten ist. Derzeit muss geschaut werden, wie man damit umgeht, in wie weit hier mit vielleicht einer neuen Beantragung, eines etwas veränderten Profil auf eine neue ESF-Finanzierung für ein ähnliches Projekt auf den Weg gebracht werden kann. Frau Hänsich ist bekannt, dass noch aus dem ESF-Topf des Landes Berlin Mittel vorhanden sind. Weiterhin führt Frau Hänisch aus, dass der Bezirk Mitte auch intensiv versucht, neue ESF-Projekte auf den Weg zu bringen. Herr Nové hat relativ erfolgreich Projekte mit initiiert. Vor 2 Schulausschusssitzungen wurden 3 ESF-Projekte, die in Kooperation mit der Volkshochschule laufen, vorgestellt, die nicht unbedingt den Schwerpunkt haben, den Frau Vercrüße angesprochen hat. Im nächsten Jugendhilfeausschuss und Schulausschuss wird das Projekt vorgestellt. Es ist gelungen, zusammen mit dem Jobcenter der Schulaufsicht und dem Jugendamt gemeinsam ein Projekt vertiefte Berufsorientierung anzuschieben. Dieses ist eine Koofinanzierung mit Jugendamt und Jobcenter. Es soll genutzt werden, um eine entsprechende Aufstockung über ESF-Mittel anzuschieben. Das Projekt verfolgt eine ähnliche Zielstellung – Übergang der Schüler/innen von der Schule in´s Berufsleben unterstützen. Frau Hänisch weiß nicht, welche Schulen des Bezirks sich dort entschließen wollen, sich einzubringen. Es werden zusätzliche Mittel benötigt. Frau Hänisch wünscht sich, dass dies mehreren Schulen zugute kommt und dass die Schnittstelle Schule und Berufsleben dann Hilfestellung geben kann.

Abschließend merkt Frau Hänisch an, dass sie sich von der heutigen Debatte her wünscht, dass unterschieden wird zwischen den allgemeinen Rahmenbedingungen, vor allen Dingen auch im sozialen Bereich, der im Bezirk Mitte entgegen gesehen wird, und auch die Bildungsvoraussetzungen, die manche Elternhäuser ihren Kindern mitgeben, die die Schule allein nicht lösen kann. Von dieser wünscht sie sich, dass nicht die Forderung im Raume steht, dass Schule und Schulpolitik alleine nun sozusagen den gesellschaftsfährigen Menschen nach der Schule hervorbringt. Sie glaubt, dass hier sehr viel mehr Anstrengungen erforderlich sind. Und es sind sehr viel mehr Maßnahmen in anderen Politikfeldern erforderlich. Frau Hänisch findet es sehr schwierig, wenn die Schule, in der alle zusammenkommen und wo es besonders prignant sich darstellt, mit Herausforderungen sich gegenübersieht, so in der Form auch so zurückweisen müsste. Die Schule hat einen Bildungsauftrag in erster Linie; sie hat natürlich auch einen Erziehungsauftrag, aber es wird vor allem auf Unterstützung durch andere ankommen, diese Fragestellung zu lösen.
Die Frage im Schulausschuss sollte in erster Linie auch sein, welche Unterstützung wird benötigt, durch wen sollten sie kommen und wo könnte das BA Hilfestellung leisten und initiativ werden, um diese Unterstützung möglicher weise zu stärken bzw. auch zu initiieren.
Frau Hänisch sieht erhebliches Engagement in allen Schulen des Bezirkes, sich diesen Problemstellungen zu stellen. In jeder Schule sind viele gute Ideen entwickelt worden. Es gibt auch keine Pauschallösung für alle Schulen. Es gibt die Potentiale vor Ort, die die individuellen Maßnahmepakete hervorbringen.

 

Herr BV Allendorf (SPD) hat vor der Sitzung mit Fraktionskollegen der Fraktion der CDU gesprochen, den ihm ist nicht klar, warum das Bezirksamt Mitte, die BVV Mitte Klärung des Sachverhalts an der Rütli-Schule Neukölln beteiligt werden sollen. Diese Tagesordnung hat vom Grundsatz her nichts damit zu tun. Herr Allendorf fragt die Ausschussmitglieder, ob sie weiterhin mit der Tagesordnung einverstanden sind, denn hier wird über ganz andere Themen gesprochen, denn hier wird über 3 verschiedene Zuständigkeiten gesprochen:

über ESF-Mittel – EUROPA, Senat und Bezirksamt Mitte; über reine Senatsangelegenheiten – Personal, Personalverwaltung und über Sachen, die der Bezirk händeln kann.

Zu den bezirklichen Aufgaben berichtete Frau Hänisch bereits und wird das Versprochene auch umsetzen.

 

Frau Prase-Mannsmann führt noch einmal an, was ihre Schule von der Rütli-Schule unterscheidet. Stellenbesetzungen sind im Bezirk Neukölln immer forciert vorangetrieben worden. Solange der Vorgänger die Stelle inne hatte, konnte diese nicht ausgeschrieben werden. Als sich Frau Vercrüße beworben hatte, dauerte es ein Jahr. Frau Prase-Mannsmann bringt zum Ausdruck, dass die Schulaufsicht keine Gleichgültigkeit aufgebracht hat. Sie ist der Meinung, dass sich die Schulaufsicht sehr für Stunden einsetzt (sei es Ausgleichsstunden, Fachstunden). Ihre Schule von dieser Seite her gut ausgestattet. Dass allerdings Kolleginnen und Kollegen krank werden, ist nicht vermeidbar. Der Schule fehlen andere Professionalitäten. Die Kollegen/innen sind Lehrkräfte und haben lehren und Bildung gelernt. Sie sind keine Sozialarbeiter/innen. Der Schule hilft nicht, wenn sie regelfinanziert wird. Das hilft der Schule nicht; die Schule hat kein Geld. Die Schule genötigt 2 Jahre Vorlauf.
Auch die Sozialarbeiter/innen sind nur für 1 ½  Jahre von der Finanzierung her gesichert. Sie fragt, was danach passiert. Frau Prase-Mannsmann ist der Meinung, dass die Gelder anders angedacht werden. Es muss neu darüber nachgedacht werden, wie man die Gelder verteilt, wo werden die Gelder eingesetzt und wo sind sie sicher eingesetzt.
Frau Prase-Mannsmann ist der gleichen Meinung, wie Frau BzStR´in Hänisch, dass das ein schwieriges Problem darstellt. Die Schüler/innen können mit Kompetenzen noch und nöcher ausgestattet werden, die Stärke kann ihnen gezeigt werden, sie können mit Unterstützung ausgebaut werden, aber wenn sie die Schule verlassen, sind sie arbeitslos. Das kann Schule allein nicht regeln.

 

Frau Vercrüße meint, dass der Ausschuss sich ein Bild über die Hauptschule machen möchte. Das die Hauptschule die Aufgabe hat, besonders zu sozialisieren, müssen stabile Bedingungen in der Schule sein, damit das, was im Elternhaus überhaupt nicht mehr geleistet wird, in der Schule zu machen. Deshalb gehören stabile Rahmenbedingungen dazu.

 

Frau Steinkamp, Schulleiterin der Herbert-Hoover-Realschule in der Pankstraße, teilt mit, dass ihre Schule seit 2 Jahren auf Beschluss der Schulkonferenz Ganztagsschule werden möchte.
Die Personalfrage wurde angeschnitten, hier nicht zu diskutieren. Der Bezirk ist natürlich gefragt als Schulträger, die entsprechenden Gebäude und Voraussetzungen zu schaffen. Die Schule hat eng mit dem Quartiersmanagement zusammen gearbeitet und hat den Umbau der Caféteria in Angriff genommen, aber das reicht nicht. Frau Steinkamp hat von den Eltern bei der Anmeldung ihrer Kinder schon im letzten Jahr die Beantwortung erhalten, dass eine Ganztagsschule gewünscht wird. Die Schulkonferenz hat darüber diskutiert und der Antrag wurde dort gestellt. Frau Hänisch hat sich die Schule angesehen. Die Frage steht noch aus, ob die Räumlichkeiten so ausgebaut werden können.
Frau Steinkamp führte weiter aus, die Schüler/innen möchten mehr Wissen und Bildung erlangen; es wird ihnen zu wenig angeboten. Im Laufe der letzten Jahre wurde deshalb gesagt, warum eine Realschule nicht Ganztagsschule sein könnte. Sie bittet um Unterstützung des Ausschusses.

 

Frau BzStR´in Hänisch meint, das Thema Ganztagsbetrieb im Oberschulbereich wird das Bezirksamt in den nächsten 5 Jahren noch begleiten. Nach der Einrichtung des Ganztagsbetriebes und den Voraussetzungen im Grundschulbereich ist der nächste Schritt für den Oberschulbereich auszuweiten. Dazu muss der Senat Unterstützung geben, weil der Bezirks entsprechende finanzielle Voraussetzungen nicht hat.
Die Stundentafel, die in der Oberschule greift, organisiert den Ganztagsbetrieb von sich aus. Das Nachziehen der räumlichen Voraussetzungen (was Mensa und Küche anbelangen) eine logische Konsequenz sind und die Voraussetzungen schafft, damit der Unterricht bis 15.00 Uhr ordnungsgemäß von den Schülern/innen wahrgenommen werden kann. Frau Hänisch unterstützt das ausdrücklich. Das Amt ist im engen Kontakt mit der Senatsverwaltung und versucht, relativ kurzfristig gemeinsam eine Zielstellung und eine Umsetzung zu schaffen. Am 4.5.2006 wird darüber im Senat noch einmal diskutiert.

 

Zum Problem Handy teilt Frau Vercrüße mit, dass der Apparat Werbung bei den Kindern wunderbar wirkt. Schon die Ausstattung von MP3-Playern ist schon wahnsinnig. Das Problem muss alle angehen. Sie meint, dass das nicht die Wertmaßstäbe sind, die favorisiert werden.
Die Ferdinand-August-Otto-Schule bietet erfolgreich Elternseminare an. Dieses Konzept haben jetzt mehrere Schulen aufgegriffen. Es muss sich überlegt werden, ob weiterhin die Misere beschrieben wird, oder ob jetzt ein Konsens besteht. Es muss Einigkeit darüber herrschen, dass an den allen Schulen muss es stabile Verhältnisse geben, da die Schule nicht allein Bildungseinrichtung ist, sondern Erziehungseinrichtung; es ist ein gesellschaftlicher Auftrag, der übernommen wird. Wenn es der Schule gelingt, diese Schüler/innen so zu sozialisieren, dass sie sich auch identifizieren mit dieser Gesellschaft (fängt an mit der Identifikation mit ihrer Schule mit dem, was da angeboten wird und dann weitergehend, was die Kiez bietet), dann leistet die Schule gesellschaftliche Arbeit, die im Interesse aller ist. Es werden Demokraten benötigt und nicht kleine Bombenleger. Es werden keine Menschen benötigt, die eine potentielle Bereitschaft mit sich rumtragen, sich an jeder Ecke schlagen oder irgendwie auf Krawall zu gehen. Diese Aufgabe ist eine gesellschaftliche Aufgabe, die in der Schule ist. Auch sollte Einfluss auf die Eltern genommen werden, die Schule ist hier verantwortlich. Die Schule muss Kapazitäten haben. Die Schule möchte sich den Aufgaben stellen. Die Eltern müssen gewonnen werden.


Im Hinblick auf die Ausführungen von Herrn BV Seidel (CDU) meint Frau Vercrüße, dass Elternarbeit mit Eltern ausländischer Herkunft ist möglich. Ein Kollege, der arabisch, türkisch und kurdisch spricht, ist auch kultureller Mittler. Jede Schule müsste so einen Kollegen haben, der diese Qualifikation hat. Es ist nicht für alle Kolleginnen und Kollegen möglich, mit Eltern, die einen anderen kulturellen Hintergrund haben, zu arbeiten. Gute Elternarbeit auf diesem Hintergrund muss als zusätzliche Qualifikation erworben werden. Alle benötigen eine Kompetenz als Mediatoren. Man muss deeskalierend arbeiten können. Diese Qualifikation muss man erwerben. Dieses kann man nicht nebenher neben der Unterrichtstätigkeit einfach erwerben, sondern hier muss es eine Qualifikationsbegünstigung geben. Die Lehrer/innen müssen fit gemacht werden für die Arbeit.
Frau Vercrüße meint, dass hier nicht der Eindruck entstehen soll, anscheinend geht das ja doch, man kann ganz gut mit Eltern arbeiten. Nein, das ist ein Baustein, das ist eine Qualifikation, die allen Lehrkräften zur Verfügung gestellt werden muss über ein Fortbildungsangebot.

 

Herr BV Davids (SPD) dankt für die Berichte und hebt den Bericht der Breitscheid-Oberschule besonders hervor, in dem eine Problembeschreibung dargestellt wurde und was weiter gemacht werden soll. In dem Bericht wurde nicht nur geschrieben, welche finanziellen Mittel benötigt werden, sondern es wurde gesagt, es muss sich einiges ändern. Herr Davids meint, dass einiges, was im Bericht steht, in den Bereich von Frau BzStR´in Hänisch fällt.
Herr Davids bezieht sich auf ESF-Mittel und meint, dass auch er in seinem Bereich mit ESF-Mitteln gearbeitet hat. Er findet es gut, wenn für 1 oder 2 Jahre Anschubfinanzierungen da sind, aber danach ist immer unklar, was danach ist. Aus dem Jugendhilfeausschuss berichtet er, dass das QM-Gebiet eingesprungen ist, aber QM´s sind immer abhängig von einer Fördersumme.
Herr Davids meint, dass man zusehen muss, auf Dauer eine Lösung zu finden.
Er hebt die gute Arbeit des Jugendhilfeausschusses der letzten Jahre hervor und meint, das das sei noch ausbaufähig.
Zur Zusammenarbeit mit der Senatsverwaltung und Bezirksamt meint Herr Davids, dass das auch noch ausbaufähig sei und der Informationsfluss muss direkter und schneller sein.

 

Auf die Frage von Frau stellv. BD Stöcker (Linkspartei.PDS) bezüglich Hauptschule, teilt Frau Vercrüße mit, dass Frau Prase-Mannsmann öffentlich über die Medien verbreitet hat und überzeugt, dass die Hauptschule als Schulform geeignet ist und ausgebaut werden muss mit entsprechenden anderen Professionalitäten, die das begleiten. Es gibt einige, die sagen, man muss die Sekundar 1 Stufe favorisieren oder die Gesamtschule. Frau Vercrüße meint, dass alle Gesamtschulen, die sie bisher kennen gelernt hat, sind ihr als Systeme zu groß. Sie sieht das entscheidende Kriterium darin, es muss übersichtlich sein. Die 300 Schüler/innen an der Breitscheid-Oberschule sind in Ordnung. Sie kennt jede/n Schüler/in mit Namen und das ist Grundlage für ihre Arbeit. Alles Schüler/innenzahlen, die darüber hinaus gehen, Anonymität, auch unter Schüler/innen, egal in welcher Form, sind problematisch. Auch ist Frau Vercrüße bekannt, dass es Gesamtschulen gibt, die Bereiche im Gebäude geschaffen haben. Sie versteht nicht, warum z. B der Standort Bredowschule und die Winkelriedschule nicht zusammen gelegt werden, um eine verbundene Haupt- und Realschule zu machen.
Die Breitscheid-Oberschule verfügt über 3 Kleinklassen. Das sind Klassen, in der ausländische Schüler/innen, die die Deutsche Sprache nicht können, die neu nach Deutschland gekommen sind, aufgenommen werden. In einer Klasse befinden sich Schüler/innen von Diplomaten. Nach dem einen Jahr gehen die Schüler/innen in´s Gymnasium. Auch diese Schüler/innen nehmen Einfluss. Die Schüler/innen sind zwar isoliert, weil sie sich nicht in den richtigen Schulalltag einleben, da sie nur 1 Jahr die Schule besuchen, aber doch in Ansätzen. Frau Vercrüße meint, dass das ein konstruktiver Anteil sei. Natürlich werden stabile Schüler/innen benötigt, die mit sozialisieren.

 

Herr BV Dr. Knape (CD) meint, dass die Bezirke bestimmte Sondereinrichtungen schaffen müssten, in dem Schüler/innen, die eine Gefahr für andere Schüler/innen und Lehrer/innen darstellen, geschickt werden. So wie bisher, kann es nicht weiter gehen. Die Fraktion der CDU hat  eine Anfrage gestellt, ob bekannt sei, ob verhaltensauffällige Schüler/innen da sind. Diese werden überall in den Schulen verteilt, eine Lehrerstunde wird hinzugegeben, danach müssen dann die Schulen klar kommen. Es muss eine Anlaufstelle geben.

Die Vorsitzende, Frau Hartmann, fragt, welche Vorstellungen Dr. Knape hierfür hat.

Herr Dr. Knape meint, nach dem was heute hier vorgetragen wurde, dass die Lehrer/innen nicht in der Lage seien, mit dem Problem klar zu kommen. Sie benötigen andere Mitarbeiter/innen, die diese Probleme übernehmen. Er regt die Finnischen Schulen zu übernehmen. Dieses Schulsystem ist nicht nur so erfolgreich, weil sie Einheitsschulen haben, sondern die Probleme sind einheitlich verteilt. Die Probleme werden nicht nur dem Lehrer aufgetragen.
Dr. Knape meint, es müsste gefordert werden, dass an den Schulen im Bezirk Multiplikatoren kommen müssten, die Weiterbildung vor Ort machen. Es ist den Lehrer/innen nicht zuzumuten, zur Verwaltungsakademie zu fahren.

 


 

 
 

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