Auszug - Nachbereitung Sanierungsgebiete im Wedding Gast: Herr Devermann, Verbund Nordberliner Wohnungsbaugenossenschaften GmbH
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Frau
Jahn begrüßt Herrn Devermann und geht davon aus, dass allen Mitgliedern das
Schreiben vom Verbund Nordberliner Wohnungsbaugenossenschaften GmbH vorliegt. Frau
Hilse merkt an, dass ihr das Schreiben vorliegt, sie jedoch nicht den
Zusammenhang zu diesem Tagesordnungspunkt sieht. Sie hätte es gut gefunden,
wenn auf der Tagesordnung zum TOP gestanden hätte mit Bezug auf Schreiben vom
und so weiter. Herr
Devermann führt aus, dass der Anknüpfungspunkt sicherlich das Werkstattgespräch
im April 2004 war. Der Nordverbund ist Sanierungsträger im ehem.
Sanierungsgebiet Schulstraße. In den 70er Jahren wurden dort 40 Grundstücke im
Auftrage des Landes Berlin aufgekauft. Von diesen 40 Grundstücken wurden 33
saniert. Es sind also sieben unsanierte Objekte übrig geblieben. Sie waren in
der Planung Anfang 2000, 2001, 2002, 2003 und so weiter zu Ende zu bringen. Das
Land Berlin hatte zwischenzeitlich die Fördermittel eingestellt und das
Sanierungsgebiet aufgehoben. Nach Auffassung von Herrn Devermann hat das Land
Berlin dort doch ein problematisches Gebiet hinterlassen. Im Anschluss an das
damalige Werkstattgespräch hat man sich überlegt, was man noch machen kann.
Acht Arbeitsgruppen haben Vorschläge eingereicht. Zwei dieser Arbeitsgruppen
haben sich zum einen damit beschäftigt, die unsanierten Objekte zum Abschluss
zu bringen und zum anderen eine Quartiersentwicklung voran zu treiben.
Daraufhin wurde zum Ende letzten Jahres ein Antrag auf Aufnahme in ein
ExWoSt-Programm gestellt, das auch genehmigt wurde. Das war auch die Grundlage,
um in diesem Gebiet weiter intensiv zu arbeiten. Die Zielsetzung war, eine
möglichst strukturstärkende, festigende Entwicklung in diesem Gebiet voran zu
treiben. Herr
Stein ergänzt, dass die Wohngebäude aufgrund ihres schlechten
Ausstattungsstandards, zum Teil noch mit Außentoiletten, alle mit Ofenheizung
und der nur sparsam einzusetzenden Instandhaltungsmittel, in den letzten Jahren
quasi leergelaufen sind. Die Stammbevölkerung ist im Wesentlichen ausgezogen.
Die Perspektive, die das ExWoSt-Projekt für diese Häuser entwickelt hat, heißt
ja, durch die Bildung von gemeinschaftlichen Wohnprojekten, Ziel ist im Grunde
genommen die Bildung von Genossenschaften, so viel Manpower und auch
Finanzierungsmittel zusammen zu bekommen, dass diese Häuser wieder in Fahrt
gebracht werden. In einem Objekt ist es diesmal auch gelungen. Das Haus ist
inzwischen zu 100 % belegt. In einem zweiten Objekt ist seit Jahren ein Träger
der Jugendpflege „Pro Max e.V.“ tätig und ansässig. Die werden das Gebäude
selbst erwerben und ihre Wohnprojekte weiter führen. Das
wesentliche Problem, das zurzeit besteht ist, dass natürlich keine öffentlichen
Mittel mehr zur Verfügung stehen, um da die Sanierung begleiten zu können. Ein
weiteres Problem besteht darin, dass die Senatsverwaltung massiv darauf drängt,
dass die Häuser veräußert werden, dafür aber reichlich Zeit gebraucht wird, um
die Objekte mit so viel schwachen Beteiligten überhaupt entwickeln zu können.
Es wäre ein nachdrücklicher Wunsch, wenn der Ausschuss den Nordverbund darin
unterstützen könnte, dass Zeit gewonnen werden kann und die Senatsverwaltung
wenigstens noch drei Monate, besser noch sechs Monate, Zeit gibt, um, die
Projekte so auf die Füße stellen zu können, dass die Häuser mit einer
Perspektive in die Quartiersentwicklung gehen. Diese Quartiersentwicklung hat
auch noch den Aspekt, dass man das ExWoSt-Programm als zweite Linie verfolgt.
Eine Seite ist der Versuch, Wohngenossenschaften zu initiieren und auf der
anderen Seite das Bemühen, diese Häuser auch für die schon bestehende
Stadtteilgenossenschaft als Auftragsvolumen zu entwickeln. Das ExWoSt-Programm
endet im Juni/Juli nächsten Jahres. Die Berichte müssen dann bis September
vorliegen. Herr
Devermann bezieht sich auf die Finanzierung und führt aus, dass die maximal zu
erzielende Miete bei 4,50/qm € liegt. Daraus kann man dann nicht mehr viel
finanzieren, wenn man eine umfassende Sanierung durchführen müsste. Auch in dem
damaligen Werkstattgespräch ist man auf das Thema Sanierungsausgleichsabgabe
gekommen. Da gibt es einen gewissen Rückfluss aus den Sanierungsgebieten, die
auch wiederum eingesetzt werden sollten in den Bezirken, vorrangig in den
Sanierungsgebieten. Die Schulstraße ist kein Sanierungsgebiet mehr. Der Ansatz
war bislang immer, dass man gesagt hat, dort ist nichts mehr möglich. Nun soll
hier die Frage gestellt werden, ob es nicht doch die Möglichkeit gäbe, diese
Mittel dort einzusetzen, wo sie eigentlich auch notwendig sind. Von der
Senatsverwaltung wurde mehrfach signalisiert, dass man mit einem Verfahren
einverstanden wäre, wenn der Bezirk dort nachhaltig dieses fordern und
praktizieren würde. Dann könnte sich die Senatsverwaltung damit arrangieren. Es
wäre also ein Maßnahme, die vom Bezirk kommen müsste bzw. unterstützt werden
müsste. Herr
Hinz teilt mit, dass man für die Folgezeit 2006 zwei kleinere Maßnahmen
gegenüber der Senatsverwaltung angemeldet hat, wo auch grünes Licht
signalisiert wurde. Sie beziehen sich jedoch nicht auf die Objekte, sondern auf
die Gegend. Die Größenordnungen sind jedoch sehr gering (ca. 30.000 und ca.
50.000 €). Diese Maßnahmen wurden mit der Übernahme der Flächen in den
Besitz/Eigentum des Landes Berlin gerechtfertigt. Ferner werden für eine
kleinere Maßnahme Gelder in Höhe von 5.000 bis 6.000 € eingesetzt. Frau
Dubrau ergänzt, dass man in den letzten zwei Jahren im Bezirksamt die
Diskussion hatte, was man mit den nicht ausgegebenen Sanierungsmitteln macht.
Deshalb wurde ein Programm aufgelegt. Es gibt auch einen ganz großen Druck
innerhalb des Bezirksamtes, möglichst viel Geld in diese kommunalen
Einrichtungen zu geben. Insofern besteht immer die Schwierigkeit, wenn man mit
anderen Projekten kommt, es die allgemeine Meinung im Bezirksamt ist, eher zu
versuchen, dies in kommunale Einrichtungen zu verlagern. Frau Dubrau plädiert
und tritt auch dafür ein, solche Maßnahmen auch etwas weitergehend zu machen. Herr
Scholz fragt nach, wie der Senat zu der Einschätzung kommt, dass diese Häuser
veräußert werden können. Gibt es schon Interessenten für die Häuser, so dass es
keine Verlängerung geben könnte. Herr
Devermann teilt mit, dass man von Seiten der Investoren schon einen gewissen
Druck spürt. Die Investoren kommen vorwiegend aus Südeuropa und kaufen ganz
gezielt im Wedding, da die Objekte relativ günstig, die Mieten auch günstig
sind und die Häuser leer stehen. Es besteht ein zunehmendes Interesse. Der
andere Druck ist, dass das Land das Sanierungsgebiet abwickeln möchte. Und da
wurde als Stichtag der 31.12.2005 gesetzt. Der Senatsverwaltung wurde das
Vorhaben schriftlich mitgeteilt mit der Bitte, die Zeit zu gewähren und dies
auch zu unterstützen. Eine schriftliche Antwort gibt es noch nicht. Es gibt nur
den mündlichen/telefonischen Hinweis, dass man dem so nicht folgen kann.
Deshalb braucht man die Unterstützung durch den Ausschuss. Frau
Hilse fragt nach, wie hoch der Leerstand (in %) ist und auf welche Gebäude sich
die Angaben beziehen (nur die in den Sanierungsgebieten oder auch außerhalb),
Decken die laufenden Mieteinnahme die Kosten, die die Häuser verursachen und
wenn nicht, mit welchen Mitteln werden zurzeit die Rechnungen bezahlt. Wie viel
wurde in den letzten Jahren in die Häuser investiert, was wurde gemacht und was
nicht. Abschließend hätte sie gerne gewusst, was man sich konkret unter einer
genossenschaftlichen Konstruktion vorstellt. Herr
Devermann führt aus, dass ein sehr hoher Leerstand besteht. Man hat ganz
gezielt mit dem Argument geworben, dass man aus einem bestimmten Objekt ein
genossenschaftlich orientiertes Wohnobjekt machen könnte, in dem man auch
andere Wohnstrukturen verwirklichen könnte. Daraufhin gab es ein großes
Interesse von Leuten, die dann in dieses Haus eingezogen sind bzw. einziehen
werden. Es wurde u.a. damit geworben, obwohl das Haus ziemlich heruntergekommen
war, dass man mit den Mietern Ausbauverträge geschlossen hat, wo die Mieter
dann die Wohnungen zu den Betriebskosten erhalten. Dafür muss dann die
festgelegte Wohnungsmiete (Mietspiegelunterwerte) für ca. ein Jahr in die
Wohnung investiert werden. Das wird auch gemacht und geht in die Richtung einer
Genossenschaft. Betreffend der Defizite teilt Herr Devermann mit, dass, solange
der Nordverbund noch Sanierungsträger in diesem Gebiet ist, das Land Berlin
dafür zuständig ist und die Bewirtschaftungsdefizite tragen muss. Wenn das bis
zum 31.12.2006 beendet werden sollte, dann müsste letztendlich der Nordverbund
als Gesellschaft die Defizite tragen und das kann der Nordverbund jedoch nicht.
Bezug nehmend auf die Investition in die Häuser führt Herr Devermann aus, dass
in den letzten Jahren bis auf das Nötigste relativ wenig gemacht wurde. Bei den
Objekten handelte es sich um Sanierungserwartungsgrundstücke, die immer kurz
davor standen, in die Sanierung zu gehen. Für einzelne Häuser wurden zwar
Förderanträge gestellt, diese wurden jedoch aufgrund der Einstellung der
Förderprogramme nicht mehr bewilligt. In allen anderen Fällen, wenn es um
größere Investitionen gegangen wäre, hätte man die Zustimmung der Senatsverwaltung
gebraucht. Herr
Stein ergänzt, dass man versucht hat, die genossenschaftliche Struktur zu
präzisieren. Dies würde zunächst so aussehen, dass man eine objektbezogene
Genossenschaft gründet. Es gibt 24 potentielle Mitglieder. Die Organisationsform
ist im Augenblick ein Hausverein und dieser vertritt auch die Interessen der
Neumieter gegenüber dem Nordverbund. Nach der persönlichen Einschätzung von
Herrn Stein, schaffen sie Möglicherweise die wirtschaftliche Basierung einer
solchen Objektgenossenschaft nicht und müssten sich demzufolge einer
bestehenden Genossenschaft anschließen. Dahingehend werden zurzeit Gespräche
mit mehreren jungen Genossenschaften geführt. Es ist jedoch so, dass die alten
Genossenschaften (z.B. 1892, freie Scholle) im Augenblick wirtschaftlich nicht
in der Lage sind, sich solchen Projekten anzuschließen. Sie sind selber stark
damit befasst, ihre eigenen Strukturen zu modernisieren. Dort gibt es also
keine Chance. Man muss es mit den neuen Genossenschaften machen. Und die sind,
wie alle anderen Genossenschaften auch, nicht in der Lage, mit großem Kapital
in solche Objekte zu gehen. Demzufolge ist die wirtschaftliche Basis für diese
Projekte sehr eng. Auf
die Nachfrage von Herrn Koch teilt Herr Stein mit, dass für die Instandsetzung
und Modernisierung, also für die Herstellung eines zeitgemäßen Sanitär- und
Heizungsstandards und für Energiesparmaßnahmen, ca. 600,00 bis 700,00 €
netto/qm benötigt werden. Das ist sozusagen das Ausstattungsprofil des sozialen
Wohnungsbaus. Die Häuser sind im Prinzip für familiengerechte Belegung
geeignet. Im Wedding wird zurzeit die Entwicklung angeschubst, die der
Prenzlauer Berg im Augenblick abgreift. Die Größenordung, über die man sprechen
muss, um ein solches Projekt auf den Weg zu bringen, sind etwa 100,00 bis
150,00 €/qm, die als Zuschussbedarf benötigt werden, um die Häuser in eine
dauerhafte mietähnliche Belastung zu bringen. Auf
die Nachfrage von Frau Hilse betreffender Mietrückstände teilt Herr Devermann
mit, dass die neueingezogenen Mieter bisher alle ihre Betriebskosten und
Mietkautionen gezahlt haben. Es muss ganz klar sein, wenn jemand seine
Mietkosten nicht zahlen will, dass man sich dann von denen auch trennen muss. Herr
Stein ergänzt betreffend der Wirtschaftlichkeit der Objekte, dass die Mieten
zwischen 1,30 bis 1,70 € liegen. Selbst wenn einer über einer längeren Zeitraum
keine Miete zahlen würde, würde dies kaum auffallen. Frau
Jahn merkt an, dass sich der Ausschuss schon öfter darüber Gedanken gemacht
hat, was nach der Sanierung passiert. Insofern findet sie es sehr interessant
zu hören, welche Möglichkeiten und Überlegungen darüber hinaus noch bestehen.
Frau Jahn ist der Auffassung, dass sich der Ausschuss auf jeden Fall mit diesem
Thema beschäftigen muss und Sanierung nicht als Abschluss sehen darf. Sie
bittet darum, dass die Fraktionen sich darüber Gedanken machen, ob man auch
solche Dinge mit unterstützen sollte. Zu gegebener Zeit wird dieses Thema
erneut im Ausschuss behandelt. |
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