Auszug - Urban Gardening Projekte in Mitte/Wedding - Chancen und Problemlagen Gäste: Himmelbeet, Elisabeet, Prinzengärten und Wilde 17  

 
 
7. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Soziale Stadt
TOP: Ö 7.1
Gremium: Ausschuss für Soziale Stadt (Stadtteilvertretungen) Beschlussart: erledigt
Datum: Mo, 04.07.2022 Status: öffentlich
Zeit: 17:30 - 19:50 Anlass: ordentlichen Sitzung
Raum: Prinzengärten, Genossenschaft Prinzenallee 58
Ort: Prinzengärten, Genossenschaft Prinzenallee 58
 
Wortprotokoll

Die Vorsitzende bittet den Gastgeber Herrn Gröll das Urban Gardening Projekt Prinzenalle 58 sowie die Projekte Himmelbeet und ElisaBeet mit den entsprechenden Problemlagen her zu beschreiben.

 

Herr Gröll, Urban Gardening Prinzengarten 58, berichtet zuerst vom Urban Gardening Projekt Himmelbeet. Es gebe dort personelle Engpässe, deshalb könne heute kein Vertreter vor Ort sein. Urban Gardening Projekte in Mitte und Wedding seien, wie eben das Himmelbeet eine Chance für:

-          die Förderung aktiver Nachbarschaft und des sozialen kulturellen Miteinanders

-          die Förderung von Stadtgrün und der Umweltbildung im Kiez

-          die Förderung von biologischer Vielfalt

-          die Förderung für Bildung und Wissensvermittlung für alle Menschen

-          die Möglichkeit, eine andere Form des Wirtschaftens auszuprobieren

-          die Förderung regional zu handeln und das Erzielen von Wirkungen daraus zu erleben und

-          die Förderung von Inklusion.

 

Obwohl am 18. Juni das Eröffnungsfest vom Himmelbeet gefeiert worden sei, würden noch viele Probleme bestehen. Durch den Fchenfindungsprozess und die sehr späten Flächenzusagen durch den Bezirk sei das Abrufen von Senatsgeldern, welche für den Umzug geplant waren, nicht vollständig möglich gewesen. Insgesamt sei die Kommunikation, die Abstimmung oder die Anforderung der Verwaltung ziemlich herausfordernd für die Vertreter des Himmelbeets gewesen. Der Flächenfindungsprozess und der Umzug würden zeigen, dass eine vorausschauende Zeitplanung und ein Agieren auf Augenhöhe nicht möglich gewesen seien. Dies habe zu vielen Überstunden im Team geführt. Auch sei das Team mit Aufgaben konfrontiert worden, die nicht originär das Engagement in einem Gemeinschaftsgarten ausmachen rden, zum Beispiel das Befassen mit rechtlichen Fragen, Vertragswerke einholen, das Einholen von Angeboten sowie das Generieren von Einnahmen. Zusatzkosten hrend des Umzugs unter anderem für Straßensicherungen, Umweltgutachter, Reparaturen, Leihgeräte, Wasseranschluss usw.hrten zu erheblichen finanziellen Belastungen, die teilweise durch Fördermittel nicht mehr abgedeckt werden könnten. Kosten für technische Infrastruktur wie Wasser- und Stromanschluss seien leider nicht rderfähig. Zur Betreibung eines Cafés, als Haupteinnahmequelle, benötige es personelle Ressourcen und auch Wassertoiletten. Zudem gebe es etliche weitere Auflagen r die neue Fläche durch den Bezirk, zum Beispiel die Beauftragung eines Umweltgutachters bei Umzug sowie Kaution für den Rückbau der Fläche.

 

Das ElisaBeet sei ein Projekt, welches den ungenutzten Raum, der aus den veränderten Bestattungsformen entsteht, nutzt. Im in der Vergangenheit ausgeschriebenen Förderprogramm habe als Träger das Himmelbeet den Zuschlag erhalten und führe nun r die Friedhofsverwaltung das Urban Gardening Projekt ElisaBeet durch. Das Gelände liege auf einer ehemaligen Wirtschaftsfläche auf dem Elisabeth Friedhof auf einer Fläche von 1000 Quadratmetern. Das ElisaBeet habe mit Akzeptanzproblemen zu kämpfen gehabt, auch Vandalismus sei ein Thema gewesen. Durch den besonderen Ort gebe es Nutzungsbeschränkungen, trotzdem seien bisher Yogaplattform und Sitzgelegenheiten aufgebaut worden. Ein Grünes Klassenzimmer sei ebenfalls aufgebaut worden, ein Lehrgarten werde entstehen.

 

Die Prinzengärten kooperieren mit der Genossenschaft Prinzenallee 58. In den Prinzengärten habe am 10.6.2022 die Infoveranstaltung, in der es um die bis dahin geplante Schulbebauung der Gärten ging, stattgefunden. Die Maße der bisherigen Bauplanung seien 20 Meter breit, 45 Meter lang, 12 Meter hoch. Herr Gröll verdeutlicht anschaulich die Dimensionen. Weiter führt er aus: Vor 11 Jahren sei das Projekt aus der Genossenschaft Prinzenallee 58 gestartet, 80% der Besucher seien aus der Nachbarschaft. Es würden viele niedrigschwellige Angebote stattfinden wie Bildungsveranstaltungen, Workshops, Feste, Kino und Konzerte. Der Kiez gehöre zu den sozial belastetsten Kiezen in Berlin, deshalb nehme man auch keinen Eintritt. Das Miteinander in der Nachbarschaft gestalte sich immer besser. Das Auffangen von Menschen aus schwierigen familiären Strukturen gehöre genauso zum Angebot wie die Gewaltprävention und Gewaltaufarbeitung sowie die Thematisierung der häuslichen Gewalt. Hierzu seien Mädchen und junge Frauen aus der Nachbarschaft eingeladen worden. Das alles sei ehrenamtlich passiert. Herr Gröll berichtet von den verschiedenen organisatorischen Zuständigkeiten des Geländes beim Bezirksamt und der Einstufung als Vorbehaltsfläche für den Schulbau. Auch von dem Angebot des Gnflächenamts an die Betreiber von Himmelbeet hier eine Ersatzfläche einzurichten. Himmelbeet habe darauf hingewiesen, dass sie funktionierende Projekte nicht austauschenrden. Jeder Gemeinschaftsgarten habe seine ganz spezifischen Eigenarten mit den Möglichkeiten, die er bieten könne. Das Himmelbeet sei z.B. eine Institution zu der sehr viele andere lebendige Projekte gehören würden. Herr Gröll bittet alle Anwesenden um Unterstützung für die Projekte.

 

Frau Benzenberg, Fraktion der SPD, fragt nach der Zusammenarbeit mit sozialen Organisationen, Schulen oder Kitas und nach mehrsprachigen Angeboten.

 

Herr Gröll erläutert seine Sprecherfunktion für den Prinzengarten mit der Erfordernis mit Netzwerken und der Politik in den Austausch gehen zu können, ohne seitens des Prinzengartens ständig wechselnde Ansprechpartner zu bieten. Er betont die gemeinschaftliche Entscheidungsfindung. Er berichtet, dass mehrfach Schulen für Workshops.. Filmprojekte, Mal-, Riech- und Schnupperkurse zu Besuch gewesen seien. Die Kooperation mit der Kita Bärenbande habe leider aus organisatorischen Gründen nicht weitergeführt werden können. Herr Gröll berichtet von der Möglichkeit mit den Besucherinnen und Besuchern nonverbal zu kommunizieren. Auch würden von den Leuten, die den Garten nutzen, die verschiedensten Sprachen gesprochen. Jedes Frühjahr werde geschaut, wer nicht mehr gärtnern möchte. Dadurch würden andere Leute die glichkeit erhalten, somit entstehe eine immer größere Vielfalt, auch an Sprachen.

 

Eine Vertreterin des Prinzengartens verweist bezüglich der Fragestellung zu Sprachangeboten auf die Möglichkeit der haptischen Erfahrungen. Aktuell gebe es ein Projekt mit Frau Jentzsch und der Gesundbrunnen-Grundschule, dort sei ein Garten angedacht. Zur Vorbereitung des Projekts sei der Prinzengarten Ideengeber für die Kinder zur Schaffung eines gemeinsamen Ortes.

 

Frau Schröder, Bürgerdeputierte Die Linke, fragt nach dem Aufwand der Arbeit für die Koordination und Unterstützung Ehrenamtlicher.

 

 

Herr Gröll erklärt, dass durch die unterschiedlichen Öffnungszeiten und Organisationsstrukturen der Aufwand teilweise immens sei. Er plädiere diese Form von bürgerlichem Engagement, ob als professionelles oder rein ehrenamtliches Projekt wirklich wertzuschätzen. Er verweist auf die Belastungen der immer wieder anstehenden Vertragsverlängerungen für die Flächennutzung. Eigentlich würden die hier Tätigen sich gerne hauptsächlich mit der Nachbarschaft treffen, Sachen gestalten und einen Begegnungsort haben. Eine finanzielle Honorierung in Form einer Ehrenamtskarte könnte ein erster Schritt zum Ausdruck der Wertschätzung sein. Er betont die Wichtigkeit des Urban Gardening für das innerstädtische Klima.

 

Ein Mitglied des Prinzengartens betont die Wichtigkeit der kontinuierlichen Gruppenarbeit und Gruppenerfahrung in Urban Gardening Projekten

 

Die Vorsitzende, Frau Sanehy, stellt Herrn Fuchs von dem Projekt „Wilde 17“ vor und bittet um Hinweise, wie eine zielgerichtete Förderung aussehen könnte.

 

Herr Fuchs, Quartiersratssprecher von QM Badstraße und auch Teil von dem Urban Gardening Projekt „Wilde 17 in der Böttgerstr. 17, verdeutlicht die Verschiedenartigkeit der einzelnen Projekte. Die Klimafunktion des Urban Gardening sei sehr wichtig, ebenso die Notwendigkeit die Pflegeleistung anzuerkennen. Es könnten bestimmte Gebühren den Projekten erlassen werden, wie z.B. Grundsteuer oder Straßengebühren.

Die Wilde 17 befinde sich auf einem kleinen Grundstück, das dem Bezirk gehört. Der Nutzungsvertrag, habe in der Vergangenheit jährlich beantragt werden müssen, nun könne man bis zur Mitteilung eines anderen Bedarfes auf dem Gelände bleiben. Er berichtet von dem großem Problem der Vorgaben im Nutzungsvertrag, hier sei festgeschrieben, dass das Gelände keinen Wasseranschluss oder Stromanschluss haben darf. Eine Anfrage zur Klärung liege seit September 2020 beim Bezirksamt. Hier gehe es im ersten Schritt nur um die Erlaubnis, nicht um die Kostentragung.

 

Frau Erdmann, Sprecherin des Beteiligungsbeirats Mitte, fragt, ob eine Solaranlage oder eine Zisterne eine Lösung darstellen würde. Auch eine Straßenpumpe könne für die Bewässerung genutzt werden.

 

Herr Fuchs gibt hierzu das im Sommer trockene Berliner Klima sowie die fehlenden Auffangmöglichkeiten zu bedenken.

 

Herr Gröll berichtet von der Zisterne auf dem Dach der Genossenschaft der Prinzenallee 58, welche die Toilettenspülung versorgt und mangels Regen keine weiteren Kapazitäten freigeben könne. Er verdeutlicht die Auswirkungen der Bauverdichtung r das örtliche Klima und die fehlenden Wasser- und Grünressourcen in der Nähe. Er sehe die fehlende Planungssicherheit durch befristete Verträge als Hemmnis, Investitionen zu tätigen.

 

Die Vorsitzende,Frau Sanehy, Fraktion DIE LINKE, Herr Diedrich, Fraktion Die Linke, Frau Erdmann und Herr Gröll fassen die wesentlichen Probleme des Urban Gardening zusammen:

  1. befristete Verträge, Angst vor kurzfristiger Kündigung
  2. Anerkennung des Ehrenamtes z.B. durch Ehrenamtspauschale
  3. Finanzierung (Personal, Infrastruktur)
  4. fehlender Wasseranschluss und Stromanschluss
  5. Entlassung von öffentlichen Kosten, z.B. Grundsteuer
  6. Kautionsstellung, mit der Verpflichtung zur Wiederherstellung des ursprünglichen Zustands

 

BzStR Gothe fragt die Anwesenden der Urban Gardening Projekte, welche Rechtsform sich als besonders zweckmäßig erwiesen hätte. Er plädiere für mehr Unterstützung der Projekte. Diesbezüglich sei das Bezirksamt mit den Vertretern des Himmelbeets in Kontakt. Er spricht sich für eine planerische Förderung von Urban Gardening Projekten aus. Auf den ungenutzten Friedhofsgeländen der Kirche und Gebieten des Grünflächenamtes sehe er noch Potentiale zur Umsetzung, auch auf den zukünftig ungenutzten Parkflächen. Eine Zusammenarbeit mit der Berliner Hochschule für Technik oder weiteren Hochschulen könnten Synergieeffekte bewirken, die z.B. die unmittelbare Nachbarschaft einbeziehen. Eine Tagung zum Themenkomplex sei sinnvoll.

 

Frau Kamm, Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, würde gerne das Thema Kommunikation aufgreifen, welches das Thema Ehrenamt generell begleite. Die Kommunikation zwischen Bezirksamt und engagierten rgern und rgerinnen, aber auch Bürger:innen im Alltag, sei von dem Verwaltungsdeutsch des Bezirksamtes belastet. Beispielsweise rden im Ausschuss für Eingaben und Beschwerden die Antworten vom Bezirksamt teilweise in einem unverständlichen Schriftstil abgefasst werden. Sie unterstütze die festgehaltenen Punkte, zum Thema Ehrenamt und sehe ebenfalls die Frage nach der richtigen Rechtsform. Hierzu könne z.B. der Beteiligungsbeirat Vorschläge in Zusammenarbeit mit Organisationen, Vereinen, Trägern, Genossenschaften etc. finden, denn nur so bestehe die Möglicheit zielgerichtet auf die Bedürfnisse und Wünsche einzugehen.

 

Herr Fuchs verweist zur Frage der Rechtsform bzw. Organisationsform auf die extrem verschiedenen nsche bzw. Vorgaben: basisdemokratisch organisierte Gruppen, Gruppen mit einer Organisation im Rücken, Vermieter von größeren Objekten usw.

Es werde eine juristische Person für die Vertragsgestaltung zur Nutzung benötigt und um Gelder von Stiftungen zu erhalten. Die Wilde 17 habe z.B. den Soldiner Kiez Verein als juristische Person. Er sehe keine Präferenzen für eine bestimmte Form.

 

Herr Kilian, Soldiner Kiez e.V., plädiert für eine Anschubfinanzierung der Projekte, da der Förderbedarf am Anfang am höchsten sei.

 

Frau Cocozza, Fraktion der CDU, verdeutlicht, dass es bei ehrenamtlicher Arbeit um Respekt, Anerkennung und gesellschaftliches Miteinander gehe. Das Thema Vandalismus im öffentlichen Straßenraum sei leider allgegenwärtig.

 

Her Gröll beantwortet die Frage des Herrn Finger, Stadtteilvertretung mensch.müller, zur Umzäunung der Projekte. Die Zäune an den Prinzengärten seien aus Gründen der Verkehrssicherung entstanden. Der respektvolle Umgang müsse täglich neu ausgehandelt werden, die Herausforderung besteht in dem differenzierten und deeskalierenden Umgang mit Kindern- und Jugendlichen.

 

Die Vorsitzende fragt die Anwesenden zur Meinungsbildung zum Thema Tagung.

 

Herr Fuchs zeigt grundsätzliche Zustimmung zu einer derartigen Veranstaltung, weist aber auf die bei der Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verkehr und Klimaschutz bereits bestehenden Strukturen hin. Dort seien alle ca. 200 Urban Gardening Projekte in Berlin angebunden, die von Herrn Karge betreut werden. Auch deutschlandweit gebe es eine Organisation, die „anstiftung“.

 

Herr Gröll berichtet vom Netzwerk Urban Gardening und dem Förderprogramm Gartenleistung und spricht in diesem Zusammenhang auch die von den Quartiersmanagements erstellten „Integrierten Handlungs- und Entwicklungskonzepte“ an. Er sehe genügende Austauschmöglichkeiten.

 

Herr Gothe könne zur Frage der Vorsitzenden nach Fördermittelnr Urban Gardening Projekte, leider keine benennen.

Anlagen:  
  Nr. Name    
Anlage 1 1 Statement Himmelbeet 4.07.2022 (58 KB)    
 
 

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