Auszug - Schimmel in der Anna-Lindh-Schule – große Überraschung oder vorhersehbar?  

 
 
48. Öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Mitte von Berlin
TOP: Ö 7.6
Gremium: BVV Mitte von Berlin Beschlussart: beantwortet
Datum: Do, 22.04.2021 Status: öffentlich
Zeit: 17:30 - 23:07 Anlass: ordentlichen Sitzung
Raum: Videokonferenz
Ort: Videokonferenz
3088/V Schimmel in der Anna-Lindh-Schule – große Überraschung oder vorhersehbar?
   
 
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:Fraktion der SPDFraktion der SPD
Verfasser:Schwarz 
Drucksache-Art:Mündliche AnfrageMündliche Anfrage
 
Wortprotokoll

  1. Das BA hat in der VzK zu Beschluss 0973/V im Juli 2018 mitgeteilt, dass es eine turnusmäßige und systematische Untersuchung aller bezirklichen Gebäude zum Befall mit Schimmel plant. Hat dies stattgefunden?

BzStaR Herr Spallek antwortet: Sehr geehrter Herr Vorsteher, sehr geehrte Anwesende. Eine erste systematische Untersuchung wurde mit einer in 2018 anstehenden und breit angelegten Begehung der Bezirksgebäude zu bauphysikalischen und energetischen Fragestellungen gekoppelt. Hierbei wurden die beheizten und größer als 250 Quadratmeter umfassenden Nettogrundflächen Liegenschaften betrachtet. Untersuchungsinhalt bezüglich Schimmel war die Inaugenscheinnahme möglicher Risikofaktoren, unter anderem Feuchte, Geruch oder behinderter Luftaustausch. Das Vergabeverfahren für diese externe Leistung musste aufgrund mangelnder bzw. mangelhafter Angebote drei Mal wiederholt werden, so dass ein Auftrag erst im Juni 2019 erteilt werden konnte. Das Ergebnis für die ca. 300 begangenen bezirklichen Geude wurde vom Planungsbüro in mehreren Arbeitspaketen bis Februar 2020 vorgelegt. Die Anzahl der gefährdeten Gebäude hat sich gegenüber dem Stand aus dem Jahre 2018 auf ca. 30 erhöht. Auf Grundlage dieser Erstbegehung wird die Serviceeinheit Facility Management gemäß Leitfaden des Bundesumweltamtes ein Konzept zur weiteren stufenweisen Vorgehensweise entwickeln.

  1. Seit langem sind Turnhalle und Umkleidekabinen der Anna-Lindh-Schule von Schimmel befallen, dann auch der Keller und nun die Räume oberhalb des Kellers; der Verdacht auf zu hohe Durchfeuchtung liegt nahe. Hat das Bezirksamt vertiefende Untersuchungen zu den Ursachen des Schimmelbefalls durchgeführt und wenn ja, mit welchem Ergebnis?

BzStaR Herr Spallek antwortet: Die Untersuchungen durch einen Sachverständigen für Bauschäden wurden im März 2021 beauftragt. Die Vorlage des Gutachtens mit Feststellungen und Lokalisierungen der konkreten Schadensursachen in Verbindung mit einem Sanierungsvorschlag ist für Ende Juni 2021 vereinbart. Ich beziehe mich hier auf die Situation im Keller unterhalb des Haupteinganges bzw. des Schulgebäudes. Sie hatten eingangs Ihrer Frage auch nach Turnhalle und Umkleidekabinen gefragt. Da wir diese gerade sanieren, können Sie davon ausgehen, dass dem ein entsprechendes Gutachten bzw. eine Untersuchung vorausgegangen ist.

  1. Die Anna-Lindh-Grundschule ist insgesamt stark sanierungsbedürftig. Hat das Bezirksamt bereits Vorarbeiten (z. B. zur Erstellung von Bauplanungsunterlagen) geleistet, damit die Schule zügig in die Investitionsplanung aufgenommen werden kann?

BzStaR Herr Spallek antwortet: Nach Baumaßnahmen im Bauunterhalt zur Verbesserung der baulichen Situation, seit 2015 sind das diverse Strang- und WC Sanierungen und der Anbau eines Fluchttreppenhauses, werden derzeit die Dachsanierung und die Sporthallensanierung durchgeführt, das hatte ich gerade schon erwähnt. Hierzu ist ein Gesamtvolumen von rund 7 Millionen Euro in der Baumaßnahmenplanung berücksichtigt und zum Teil auch schon umgesetzt. Die derzeit laufenden Schadstoffuntersuchungen, die ich bei der Beantwortung der zweiten Frage erwähnt habe, und das Gutachten des Sachverständigen für Bauschäden, werden als wichtige Grundlagen für die Abschätzung des weiteren Sanierungsbedarfes herangezogen. Damit bin ich am Ende Herr Vorsteher.

Frau Schrader (DIE LINKE): Sehr geehrter Herr Vorsteher, danke Herr Spallek für die Beantwortung. Ich habe eine Nachfrage. Im Schulausschuss wurde auch seitens des Schulleiters darauf hingewiesen, dass man derzeit dabei ist die Beschulung von Schüler*innen an anderen Standorten zu prüfen und zu organisieren. Gibt es hierzu bereits getroffene Entscheidungen und wie geht es weiter bis zum Ende des Schuljahres?

BzStaR Herr Spallek antwortet: Sehr geehrter Herr Vorsteher, sehr geehrte Frau Schrader, sehr geehrte Damen und Herren. Ich meine, dass auch im Schulausschuss erwähnt wurde, dass die entsprechenden Entscheidungen getroffen wurden. Es gibt dazu auch aktuell einen Artikel in der lokalen Wochenzeitung, nennen wir sie Berliner Woche, wo darauf hingewiesen wird bzw. wo die entsprechenden Maßnahmen beschrieben werden. Wir haben momentan das Glück, dass wir unter den Schulen eine große Solidarität haben. Hier sind das Lessing-Gymnasium und auch die Ernst-Schering-Schule zu nennen, wo wir vorübergehend eine Beschulung sicherstellen können und auch in einem weiteren Jugendclub, wo momentan die Angebote nicht im gewohnten Umfang stattfinden können, sind auch Räume angeboten worden, so dass nach Aussage der Schulleitung die Beschulung bis zur Sommerpause sichergestellt ist. Es gab am heutigen Vormittag ein gemeinsames Gespräch mit der Schulaufsicht, zwischen dem Schulamt und der Schulaufsicht, an dem ich auch teilgenommen habe. Da haben wir für den Fall der Fälle unsere Maßnahmen, das hatten wir im Schulausschuss auch beschrieben, ich nenne es mal die Unter-Druck-Setzung des Kellers, also das Einbringen einer Unterdruckanlage, um zu vermeiden, dass trotz der durchgeführten Abdichtungsmaßnahmen, an welchen Stellen auch immer, die wir noch nicht gefunden haben aus dem Keller eben nicht mehr Sporen in den Erdgeschossbereich austreten, sondern dort per Unterdruck in eine Filteranlage angesaugt werden, die Luft gefiltert und dann nach außen abgeführt wird, zusätzlich ergänzt. Für den Fall, aber auch den Zeitraum, wo Bau- oder Sanierungsmaßnahmen notwendig werden bzw. durchgeführt werden, werden wir nach anderen mittelfristig nutzbaren Optionen suchen. Dazu gibt es schon erste konkrete Überlegungen. Ich bitte allerdings um Nachsicht, dass ich die erst vorstellen werde, wenn das nicht mehr konkrete Überlegungen, sondern konkrete Alternativen sind. Wir denken also auch schon für die Zeit nach den Sommerferien, das ist die kurze Antwort auf Ihre Frage.

Frau Kreitmair: Sehr geehrter Herr Vorsteher, sehr geehrter BzStaR Herr Spallek. Ich wollte jetzt gar nicht mehr zur Anna-Lindh-Schule nachfragen, das ist offenbar in Arbeit. Was mich bestürzt hat, wenn ich Sie richtig verstanden habe Herr Spallek, ist, dass Sie insgesamt 30 gefährdete Gebäude identifiziert haben. Ich interpretiere diese jetzt als stark gefährdete Gebäude. Müssen wir damit rechnen, dass wir an anderen Gebäuden ähnliche Schäden haben und welche Gebäude sind das? Können Sie uns die wenigstens im Nachhinein alle konkret nennen?

BzStaR Herr Spallek antwortet: Sehr geehrter Herr Vorsteher, sehr geehrte Frau Kreitmair. Ich habe die Liste jetzt nicht dabei. Wir können diese aber gerne zu gegebener Zeit, auch im Ausschuss dann, diskutieren. Ich hatte erwähnt, dass wir die nach gewissen Kriterien kategorisiert haben, also die Gefährdung, wo wir annehmen, dass die Wahrscheinlichkeit für auftretende Schimmelschäden am ehesten gegeben ist. Dazu hatte ich einige benannt bzw. kann das auch gerne nochmal erweitern, wenn Sie sich vor Augen führen, dass unsere Hoffmannbauten, also ich rede jetzt über die Schulbauten, vom Alter und auch von der Bauart nicht mit dem eines modernen und, ich sage jetzt mal wasserresistenten Baus vergleichbar. Wir haben teilweise auch, das ist auch in anderen Bezirken wie im Siedlungsgebiet in Marzahn-Hellersdorf der Fall, mit ansteigenden Grundwasserspiegeln zumpfen. Das heißt, Bereiche, wo der Keller noch trocken war und das Grundwasser von unten nach oben drückt, stellen natürlich eine gewisse Gefährdung da. Genauso wie Nutzungen in Kellerbereichen, die ursprünglich dafür gar nicht vorgesehen waren. Ich hatte es im Schulausschuss mal erläutert, wenn statt Lagerung von Kohlen oder Kartoffeln sich dort Menschen aufhalten, die einfach Feuchtigkeit absondern, dann ist das, wenn man nicht richtig lüftet, auch ein Thema. Insofern haben wir uns bzw. der Gutachter dem Thema so gewidmet. Dass sie gefährdet sind bedeutet nicht automatisch, dass sie schimmelbelastet oder befallen sind, aber, weil wir auch vor haben ein entsprechendes Konzept aufzusetzen, sind das natürlich dann die Objekte, die zuerst in den Fokus gerückt werden müssen, wenn denn die Annahme stimmt, dass die Kriterien, die wir angesetzt haben, am ehesten dazu führen, dass dort Schimmer zu befürchten ist, als bei neuen Grundstücken, die ordentlich gelüftet werden und vielleicht gar keinen Keller haben.

 

 
 

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