Auszug - „Frühe Hilfen“ in Mitte: Angebote und Perspektiven (Berichterstattung: BA und KJGD / Frühkindliche Entwicklung, Frau Komlos, Frau Böhnke (Jug FrüHi), Herr Prey (QPK))  

 
 
49. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Soziales und Gesundheit
TOP: Ö 6.1
Gremium: Soziales und Gesundheit Beschlussart: erledigt
Datum: Di, 09.02.2021 Status: öffentlich
Zeit: 17:30 - 20:10 Anlass: ordentlichen Sitzung
Raum: Videokonferenz
Ort: Videokonferenz
 
Wortprotokoll

Frau Böhnke vermittelt, dass die Frühen Hilfen zwar in der Jugendhilfe angesiedelt seien und auch vom Bundesministerium finanziell unterstützt werden, grundsätzlich aber die Aufgabe darin bestehe, Bereiche aus verschiedenen Gesetzesbüchern zusammenzuführen. Man arbeite viel mit dem Gesundheitswesen, der Schwangerenberatung und der Frühförderung für Eltern mit Kindern, die krank geboren wurden oder von einer Behinderung bedroht seien, zusammen. Die „Frühen Hilfen“ setzen sich aus fünf Angebotstypen zusammen: den beratenden Angeboten, wie z.B. dem Kinder- und Jugendgesundheitsdienst. Diese seien wichtige Anlaufstellen für die Eltern rund um die Geburt des Kindes. Die ehrenamtlichen Angebote seien sehr stark nachgefragt, wenn Eltern sich nach der Geburt des Kindes in einer überfordernden Situation befinden, die jedoch keine professionelle Unterstützung erfordert. Der dritte Angebotstyp stelle die aufsuchenden Betreuungsangebote wie z.B. das Angebot der Familienhebammen dar, die eine niedrigschwellige und intensive Unterstützung anbieten können. Die botstypen der offenen Gruppen und der Kurse schließlich finden in den Sozialräumen statt, in der Regel in den Familienzentren.

Seit 2012 erhalte Mitte 300.000,- € vom Bund durch die Bundesstiftung „Frühe Hilfen“. Vom Land Berlin erhalte man ca. 100.000 € r das Projekt Aufsuchende Elternhilfe. Außerdem habe sich der Bezirk im aktuellen Doppelhaushalt dafür entschieden, im Rahmen des bezirklichen AktionsplansGesund aufwachsen in Mitte“ Mittel zur Förderung der Frühen Hilfen in he von ca. 140.000 € zur Verfügung zu stellen. Die „Frühen Hilfen“ seien 2012 aus dem Bundeskinderschutzgesetz als Folge der Diskussion um dramatische Kinderschutzfälle entstanden. Durch die „Frühen Hilfen“ssen verschiedene Bereiche im Sinne des Kinderschutzes zusammenarbeiten. Die Eltern sollen frühzeitig unterstützt werden, um eine Überforderung zu verhindern. Allgemein entwickeln sich die „Frühen Hilfen“ sehr gut in Deutschland. Äerst wichtig sei die Niedrigschwelligkeit der Angebote.

Herr Prey berichtet, dass es bei den „Frühen Hilfen“ auch eine gesundheitliche Langzeitperspektive gebe. Die „ACE-Studie“ zeige auf, was bei Erwachsenen passiere, die in ihrer Kindheit durch Misshandlung, Trennung der Eltern, Benachteiligung belastet wurden und ob bei diesen ein erhöhtes Erkrankungsrisiko bestehe. Im Zusammenhang mit diesen Erfahrungen konnten spätere Langzeitfolgen, wie Selbstmord, Depressionen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Suchtprobleme oder Erwerbslosigkeit sowie viele weitere Erkrankungen festgestellt werden. Schließlich müsse gerade mit Blick auf den öffentlichen Haushalt auch der wirtschaftliche Aspekt von Präventionsmaßnahmen berücksichtigt werden: Das Vielfache könne bereits gespart werden, wenn man die Gefährdung des Kindeswohls nicht erst im Kita- oder Schulalter, sondern schon im Bereich der „Frühen Hilfen“ feststellt. Bezogen auf die zuvor dargestellte Studie müsse man von volkswirtschaftlich ca. 8 Milliarden € Verlust in Deutschland ausgehen allein durch die Depressionen, die aufgrund von belastenden Kindheitserfahrungen hervorgerufen wurden. Des Weiteren wurden die Einrichtungen für „Frühe Hilfen“ gebeten, in eine Selbstevaluation einzusteigen. Die Ergebnisse der ersten Phase (2017-2019) liefern zwei Erkenntnisse. Die Eltern wurden befragt, inwiefern Ihnen diese Angebote geholfen haben. Insgesamt bekomme man eine gute Rückmeldung von den Eltern, wobei die Angebote der aufsuchenden Betreuung positiv herausstechen. Besonders bei Menschen mit geringer oder keiner Schulbildung sei diese Unterstützungsform sehr erfolgreich. Allerdings sei der Versorgungsgrad den Kursen und den ehrenamtlichen Angeboten immer noch sehr gering. Empfehlenswert sei daher der Ausbau der aufsuchenden Angebote, eine ganzjährige Vorhaltung der Kurse und die Anhebung der ehrenamtlichen Angebote.

Frau BD Schauer- Oldenburg fragt, ob es einen größeren Bedarf für Kinder und Jugendliche aufgrund der Pandemie gebe und ob diese Angebote auch für Menschen in Flüchtlingsunterkünften und den ASOG-Einrichtungen gelten.

Frau BV Stein fragt nach, wie der Wechsel der Hebammen von den Eltern angenommen werde.

Frau BV Dr. Freikampchte wissen, ob es Einschätzungen für die Angebote und Kurse gebe und ob die gebrauchten Mehrmittel schon eingeplant seien.

Frau BD Schoeley fragt, wie viele Familienhebammen es im Bereich der „Frühen Hilfen“ gebe und wie die Einschätzung aussieht bezüglich des Themas neue Familienhebammen dazu zu gewinnen.

Frau Böhnke berichtet, dass die Familien in den Unterkünften motiviert werden in die umliegenden Familienzentren zu kommen, um dort die Angebote wahrzunehmen. In den ASOG-Einrichtungen sei es allerdings schwieriger, da nicht alle Einrichtungen zur Zusammenarbeit bereit seien. Bei den Familienhebammen gehe man davon aus, dass eine weitere Vollzeitkraft benötigt werde.  Der Wechsel zwischen den Hebammen verlaufe auch reibungslos. Obwohl die Angebote alle freiwillig seien, bestehe eine sehr hohe Nachfrage. Viele Angebote mussten wegen der aktuellen Situation auf ein Minimum an Teilnehmern reduziert, in anderer Form durchgeführt oder komplett ausgesetzt werden.

Anlagen:  
  Nr. Name    
Anlage 1 1 Entwicklung Frühe Hilfen (667 KB)    
 
 

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