Auszug - Vorstellung des Bildungsprojektes "LIKRAT" BE: Frau Shelly Schlafstein  

 
 
16. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Integration
TOP: Ö 3.1
Gremium: Partizipation und Integration Beschlussart: erledigt
Datum: Mi, 27.06.2018 Status: öffentlich
Zeit: 18:00 - 20:23 Anlass: ordentlichen Sitzung
Raum: Sitzungsraum 239/240
Ort: Karl-Marx-Allee 31, 10178 Berlin
 
Wortprotokoll

Frau Shelly Schlafstein, Mitarbeiterin des Zentralrats der Jugend in Deutschland,                stellt als Programmkoordinatorin das Programm/Projekt „LIKRAT“ vor.

 

Vorkommnisse wie antisemitische Anfeindungen in Schulen und auf Schulhöfen werden von betroffenen Schülern nicht gemeldet, weil die Jugendlichen sich keine Hilfe erhoffen.

Dort setzt „LIKRAT“ an, einen Weg zu finden, Antisemitismus und Rassismus entgegen zu wirken und vorzubeugen.

Teil des Programmes sind unteranderem jüdische Jugendliche, welche in Schulklassen geschickt werden und dort über das Judentum sprechen.

Das Programm „LIKRAT“ besteht aus zwei Säulen. Zum einen aus den Begegnungen in den Schulen und zum anderen aus der „LIKRAT“ – Ausbildung.

Ein weiteres Mitglied des Programmes „LIKRAT“ berichtet über Ihre Erfahrungen als jüdische Jugendliche in Deutschland.

Um Schüler aufzuklären und Unwissenheit zu beseitigen geht es nicht nur um Monolog, sondern auch um Dialog. Das Programm „LIKRAT“ funktioniere gut, vor allem durch die gemeinsame Kommunikation.

Frau Schlafstein teilt mit, dass es in Deutschland im Jahr 2018 ca. 100 Teilnehmer bei diesem Projekt gibt. In der Regel werden für die Begegnungen 90 min genutzt. Vor allem sollen Lehrkräfte erreicht werden, welche wenig Augenmerk auf das Thema Toleranzerziehung legen.

Das Programm „LIKRAT“ wird in Berlin, Brandenburg, Potsdam und ganz Deutschland angeboten wird. Den Teilnehmern des Projektes ist es wichtig an die Schulen, auch mit hohem Migrationsanteil, heranzukommen.

Die Anmeldung für das Programm „LIKRAT“ funktioniert über ein Anmeldeformular. Für die Schulen ist das Projekt kostenlos. Kosten werden teilweise von dem Programm selbst und teilweise von Förderungen übernommen.

Gefragt wird, ob auch Schulen besucht wurden auf denen, wegen einem hohen Anteil an Schülern aus Zuwandererfamilien und vor allem Schülern aus dem arabischen Bereich, ein besonderer Fokus liegt und Schulen an denen rechtes nationalvölkisches Denken angesiedelt ist.

Frau Schlafstein entgegnet, dass auch Schulen besucht werden bei denen der Anteil der muslimischen Schülerhoch ist.

Man darf nicht unterschätzen, dass es viel muslimischen Antisemitismus gibt.

Aber auch in Brennpunkt - Schulen funktionieren die Begegnungen gut. Es sei aber auch notwendig, in allen anderen Schulen solche Begegnungen zu veranstalten.

Laut Frau Schlafstein gehen meisten Schulen bzw. die Lehrer oder Referendare auf die Projektteilnehmer zugehen. Bisher habe sich keine Schule gegen die Durchführung des Projektes entschieden.

Die Likratinus (Teilnehmer des Programmes „LIKRAT“) absolvieren eine Ausbildung in welcher der Fokus auf Konfliktmanagement gelegt wird. Ebenfalls erhalten die Teilnehmer Geschichtsunterricht zur israelischen Geschichte.

Das Projekt begrenzt sich jedoch hauptsächlich auf das Judentum in Deutschland

Für Frau Schlafstein hat es meist simple Gründe hat, warum man sich als Jude oder Jüdin für jüdische Einrichtungen entscheidet. Es handelt sich dabei um rein organisatorische Gründe wie zum Beispiel das koschere Essen, die jüdischen Feiertage und auch die Wertevermittlung. Menschen geht es um Identitätsstärkung, der Faktor das hebräisch unterrichtet wird und auch der jüdische Religionsunterricht.

Viele entschieden sich auch wegen des Sicherheitsaspektes für jüdische Einrichtungen, um antisemitischen Anfeindungen aus dem Weg zu gehen.

Auf dem jüdischen Gymnasium nicht nur Juden unterrichtet werden. Der Anteil der jüdischen Schüler liegt bei ca. 60% und 40% sind nicht jüdisch. Die Tendenz ist aber dort hingehend erkennbar, dass im nächsten Jahrgang mehr jüdische Schüler an die Schule kommen werden. Das liege daran, dass antisemitische Vorfälle in Berlin zugenommen haben; auch an Schulen.

Gefragt wird, ob es inzwischen auch schon antisemitische Vorfälle an Universitäten gibt.

Der Vizepräsident der jüdischen Studierenden – Union und berichtet, dass es auch schon Vorfälle dieser Art in Universitäten gab. Vermehrt treten solche Vorfälle im Zusammenhang mit BDS - Bewegung (Boycott, Divestment and Sanctions). Dabei handelt es sich um eine antisemitische Bewegung, welche zum Boykott Israels aufruft. In Zukunft sei es angedacht  Programme wie „LIKRAT“ in die Universitäten zu bringen.

Anknüpfend erklärt Frau Schlafstein, dass „LIKRAT“ auf Schulen ausgerichtet ist und dass es darum geht Jugendliche zu erreichen. Solche Projekte an Universitäten zu veranstalten ist möglich, jedoch ist das nicht primär die Zielgruppe von „LIKRAT“.

Es wird versucht, dass die jüdischen Jugendlichen auch mit Jugendlichen anderen Glaubens in Kontakt kommen. Es entsteht Kontakt zwischen Muslimen und Christen, um Vorurteile von jüdischen Jugendlichen aufzuheben.

Das Projekt „LIKRAT“ selber organisiert keine Tandems (partnerschaftliches und autonomes interkulturelles Lernen), sei aber dafür offen.

Die Gruppe der Piraten merkt an, dass der Unterricht über Religionen in der Schule dem Anschein nach nicht ausreiche.

Zum einen werde die Gesellschaft immer religiöser, vor allem in Teilen Berlins. Zum anderen betrachte man Antisemitismus, welcher viel mit Vorurteilsstrukturen zu tun habe.

Die Daten zeigen, dass es eine Menge Antisemitismus gibt und die Vorurteilsstrukturen sehr ausgeprägt sind.

Der persönliche Kontakt zwischen Menschen sei daher etwas sehr entschiedenes.

Laut Frau Schlafstein wurden schon Erfahrungen damit gemacht wurden, dass Lehrer bestimmte Themen wie den Nahostkonflikt vermeiden, auch aufgrund des Migrationsstatus in den Schulklassen.

Betrachte man das Judentum, wird dieses im Geschichtsunterricht häufig nur im Zusammenhang mit dem Holocaust erwähnt.

Die Likratinus haben, sollte es zu Vorfällen kommen über die sie sprechen möchten, Ansprechpartner an die sie sich wenden können, generell könne man auch antisemitische Vorfälle melden.

 

Anlagen:  
  Nr. Name    
Anlage 1 1 Likrat Broschüre (1191 KB)    
 
 

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