Auszug - Arbeitsmarkt und Migration BE: Herr Tolan, Wirtschaftsförderung Vertreterin des Arbeitsamtes, Frau Schumann  

 
 
22. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Bürgerdienste, Interkulturelle Angelegenheiten und Gleichstellung
TOP: Ö 3.1
Gremium: Bürgerdienste/Interkult. Beschlussart: erledigt
Datum: Di, 10.02.2004 Status: öffentlich
Zeit: 17:30 Anlass: ordentlichen Sitzung
 
Wortprotokoll

Herr Tolan, Wirtschaftsförderung, teilte dazu mit, dass der Arbeitsmarkt von Seiten der Selbständigkeit betrachtet wird

Herr Tolan, Wirtschaftsförderung, teilte dazu mit, dass der Arbeitsmarkt von Seiten der Selbständigkeit betrachtet wird.
Herr Tolan teilte seine Ausführungen in 3 Punkte auf:

statistisch

Insgesamt befinden sich in Mitte 35.818 Gewerbebetriebe, wobei sich die Anzahl der Inhaber auf 39.610 beläuft. Das beruht darauf, dass einige Betriebe von mehreren Inhabern geführt werden (Aktiengesellschaften oder GmbH). Von den 39.610 Betrieben sind 7.551 Inhaber nichtdeutscher Herkunft (das sind ca. 20 %). Dabei sind türkische Inhaber mit 2.243, Italiener mit 349, ehemalige aus Jugoslawien mit 265, dann Briten, Franzosen. In der letzten Zeit ist die Zahl der Gewerbeanmeldungen aus der ehemaligen Sowjetunion stetig angewachsen; sie beträgt derzeit 249.
Ein Großteil der Gewerbebetriebe befindet sich im Bereich der Gastronomie, Einzelhandel, Textilien, Zeitungshandel, Tabakladen, Lebensmitteleinzelhandel, Reisebüro, Bauhaupt- und Nebengewerbe. Zunehmend werden von Migranten Werbeagenturen, Medienbereiche, Internetcafés und innovative Dienstleistungen in der Wirtschaftsförderung angemeldet.

Der Bereich Wirtschaftförderung/Wirtschaftsberatung führt vor Ort Beratungen durch, dass heißt, mit allen Bürgern/Bürgerinnen in Mitte werden Beratungen zu Fragen der Existenzgründungen und Existenzsicherungen geführt. Im Jahre 2002 haben ca. 320 Personen dem Bereich Wirtschaftförderung/Wirtschaftsberatung aufgesucht, von denen waren 187 Personen deutscher Herkunft und 133 Personen nichtdeutscher Herkunft (40 % der Beratungssuchenden waren Migranten/innen).

Eine enorme Steigerung der Ratsuchenden wird bei Sozialhilfeempfängern/innen registriert. Der Anteil beträgt inzwischen über 50 % zum Verhältnis der Gesamtratsuchenden. Ein hoher Anteil ist bei Studenten, Hausfrauen und –männer zu verzeichnen. Aufgrund der Tatsache, dass der Bezirk Berlin-Mitte das größte Sozialamt Deutschlands ist und dass von den Sozialhilfeempfängern ein Großteil Migranten sind (aufgrund der wirtschaftlichen Lage in der Stadt, keine andere Möglichkeit sehen, eine Arbeitsstelle zu finden), suchen sie die Vielfalt der Selbständigkeit. Bei vielen Ratsuchenden fehlt aber die Substanz.

Seit 2002 steigt ständig die Anzahl der qualitativ anspruchsvollen Tätigkeit.
Herr Tolan zeigte einige Zahlen auf, mit denen im Auftrag des Bezirksamtes Mitte eine Untersuchung stattfand. Die Studie liegt derzeit vor. Der Auftrag war Ausübung der Beschäftigungssituation in Mitte. Diese ABM-Maßnahme dauerte 6 Monate (von September 2003 bis Ende Januar 2004). In diesen 6 Monaten sollten vom Amt an vorgegebene Standorte  Analysen durchgeführt werden. Es wurde sich auf den Standort Wedding konzentriert. Ausgenommen wurden die QM-Gebiete. Im Rahmen dieser Untersuchung wurden 440 nichtdeutsche Unternehmen erfasst. Die Großunternehmen, Ketten, Imbisse und Kioske wurden dabei ausgeschlossen, weil davon ausgegangen wird, dass dort die Ausbildungs- und Arbeitsplatzkapazität kaum vorhanden ist. Es wurden mit 144 Betriebe Gespräche geführt, von denen bilden 30 % Auszubildende aus. Es wurde festgestellt, je größer der Betrieb ist, desto größer besteht die Ausbildungsbereitschaft. 2/3 aller Ausbildungsbetriebe sind bereit, für die kommenden Jahre Auszubildende auszubilden.
Am Ende der 6monatigen ABM-Maßnahme haben die Betriebe 15 Arbeitsplätze und 10 zusätzliche  Ausbildungsplätze dem Arbeitsamt gemeldet.
77% der Unternehmen haben eine Beschäftigungszahl von 3 bis 4 Mitarbeiter.
63 % der Unternehmen gaben als Grund an nicht auszubilden, wegen der zu hohen Ausbildungskosten. Viele Ausbildungsbetriebe stellen auf Probe ein. Dabei spielen gute Schulzeugnisse eine wesentliche Rolle. Einem Großteil der Firmen ist die Ausbildungseignungsverordnung (AEV) nicht bekannt. Sie haben sich bereiterklärt, über die AEV zu informieren. 61 % der Firmen haben Auszubildende übernommen.
Auf die Frage von Frau BV Matischok-Yesilcimen (SPD) ob Angaben gemacht wurden, dass deutsche Arbeitnehmer eingestellt wurden, konnte Herr Tolan keine Auskunft geben.
Des weiteren wollte Frau Matischok-Yesilcimen wissen, ob und wann der BVV weitere Exemplare zur Verfügung gestellt werden. Herr Tolan teilte dazu mit, dass dem Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit am 1.3.2004 über die Auswertung der Recherche berichtet wird.

Sobald das Arbeitsamt wieder Landesmittel zur Verfügung gestellt bekommt, hofft Herr Tolan, dass erneut die Maßnahme fortgeführt wird. Dann soll der Standort Tiergarten ausgeweitet werden.


Frau Schumann vom Arbeitsamt hatte kurzfristig ihr Kommen abgesagt. Die Ausschussmitglieder einigten sich dahingehend, Frau Schumann zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal zu diesem Tagesordnungspunkt einzuladen.

 

Der Vorsitzende, Herr von Dassel, bedankte sich bei Herrn Tolan für den ausführlichen Bericht.

 
 

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