Drucksache - 0478/VII  

 
 
Betreff: Zu weiteren Aktivitäten bei der Realisierung des Masterplans "Arbeit und Ausbildung für Alle Jugendlichen in Marzahn-Hellersdorf bis 2016"
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:Fraktion der SPDFraktion der SPD
Verfasser:Krug, Günther 
Drucksache-Art:Dringliche Große AnfrageDringliche Große Anfrage
Beratungsfolge:
Bezirksverordnetenversammlung Beantwortung
23.08.2012 
Öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Marzahn-Hellersdorf beantwortet   

Sachverhalt
Anlagen:
1. Dringliche Große Anfrage PDF-Dokument
2. Wortprotokoll PDF-Dokument

In der Diskussion um die weiteren Aktivitäten zur Realisierung der Vorhaben des Masterplans zeigt sich ein großes Engagement vieler Beteiligter

Vorsteherin:

Wir kommen zur Drucksache 478 und machen also in heiterer Stimmung weiter. Es ist eine Große Anfrage von der Fraktion der SPD, von Herrn Krug. Wir haben uns im Ältestenrat darauf verständigt, dass die Großen Anfragen, die mehr als fünf Fragen haben zukünftig  entweder nicht mehr zugelassen werden, oder man muss zu einer Sprechstunde zur Vorsteherin kommen, dann üben wir das. Ich bitte darum, also das wirklich einzuhalten – fünf Fragen.
Möchte die einreichende Fraktion begründen? Sehen Sie mal, im Punkt 2 sind zwei reingemogelt. Auch das sehen wir. Begründung? Nein. Wer antwortet für das Bezirksamt? Herr Komoß, bitte schön.

Herr Komoß:

Sehr geehrte Frau Vorsteherin, sehr geehrter Herr Krug, ich beantworte Ihre Frage wie folgt:

„Welche Ressourcen gibt es für die Organisation des Projektes?“
Wir haben vorgesehen, personelle Ressourcen für die Einrichtung eines sogenannten „Matching-Points“. In diesem Matching-Point werden jeweils ein Mitarbeiter der Arbeitsagentur, des JobCenters und des Bezirksamts Marzahn-Hellersdorf tätig werden. Die Einheit selber wird dann im Rathaus Helle Mitte tätig werden in Räumlichkeiten des Bezirksamtes. Zurzeit haben wir Unterstützung durch einen Praktikanten, den wir gnadenlos ausbeuten, da er unvergütet im Rahmen eines 6-monatigen Praktikums bei der Hochschule wird Wirtschaft und Recht tätig sein muss. Finanzielle Ressourcen des Bezirks gibt es über das Genannte hinaus nicht, allerdings, wie gesagt, die Räumlichkeiten und dann die Personalkosten für eine Stelle.
Wir haben über einen, über ein Projekt - Aktionsraum plus – insgesamt 180.000 Euro für die Finanzierung von Coaching bereit gestellt und wir haben, was besonders erfreulich ist, auch von Seiten der degewo eine Zusage, und zwar über 20.000 Euro für zwei Jahre. Damit beteiligt sich die degewo an der Erbringung weiterer Coaching-Leistungen in Schulen im Bereich Marzahn.
Langfristig wird das Projekt auf zwei Kernziele der EU-Strategie 2020 ausgelegt. Unter anderem beinhaltet diese Strategie die Verringerung der Schulabbrecher-Quote auf unter
10 % und die Sicherung der Erwerbstätigkeit von 75 % der 20- bis 64-Jährigen. Das ist von den zahlenmäßigen Zielsetzungen identisch mit dem, was das Bezirksamt sich von dem Masterplan verspricht und insofern haben wir, glauben wir, sobald dann diese Strategie greift, auch die Möglichkeit, im weiteren Verlauf 2016 Projektmittel aus der EU-Strategie zu beantragen.

Zur zweiten Frage: Wie wird die Zusammenarbeit von Bezirksamt, Jobcenter und Arbeitsagentur organisiert und wie erfolgt die Einbindung lokaler Akteure, vor allem des Marzahn-Hellersdorfer Wirtschaftskreises?
Das oberste Steuerungsgremium für den Masterplan und seine Umsetzung ist das Bezirkliche Bündnis für Wirtschaft und Arbeit. Dort sind nicht nur alle Abteilungen des Bezirksamtes Marzahn-Hellersdorf vertreten, sondern auch die angesprochenen lokalen Akteure, also Jobcenter, Arbeitsagentur, regionale Wirtschaft, DGB sowie weitere Vertreter und insofern, glauben wir, ist er dort als Steuerungsgremium sehr gut angesiedelt.
Auf verschiedenen Workshops wurde bis dato schon mit lokalen Vereinen und Verbänden gesprochen, da es uns wichtig gewesen ist, möglichst frühzeitig möglichst viele Akteure in diesen Prozess mit einzubinden. Es gab beispielsweise eine Veranstaltung mit verschiedenen Trägern der Migrationsarbeit. Es gab eine Veranstaltung mit Trägern aus dem Bereich Arbeitsmarkt und Erfahrung Kinder und Jugendliche z.B. im Kids & Co. Es gab Veranstaltungen Aktionsräume plus – im Rahmen Aktionsräume plus, gab IHK-Veranstaltungen vor Ort bei uns im Rathaus, auch mit der regionalen Beauftragten der IHK, die dort immerhin 70 Unternehmen, überwiegend aus dem Bezirk, angesprochen hat, und da haben wir gemeinsam mit Schulleitern die wesentlichen Projektinhalte besprochen. Und in dieser Reihenfolge gab es einen zahlreichen weiteren Austausch und es ist auch unser Ziel, diesen Austausch permanent fortzusetzen.
Ein besonders interessanter Ansatz der Kommunikation ist gewesen, dass wir mit Vertreterinnen und Vertretern der gsub im Jobcenter Mannheim gewesen sind, weil das Jobcenter für diejenigen, die trotz aller Anstrengungen dann in der Schulphase selber dennoch nicht nach der Klasse 10 nahtlos den Übergang schaffen, dort einen „work first“, einen Arbeit-zuerst-Ansatz verfolgen und den konsequent mit allen Jugendlichen im Bezirk, eh im Jobcenter Mannheim durchsetzen. So manche Anregung davon hat uns zugesichert, wird das Jobcenter in Marzahn-Hellersdorf ebenfalls versuchen umzusetzen, so dass dann auch die Organisation der Betreuung von jugendlichen Erstantragstellern gegenwärtig in der Überarbeitung im Jobcenter ist. Es gibt eine Steuerungsrunde aus, im engeren Sinne auch noch aus der Agentur für Arbeit, dem Jobcenter und dem Bezirksamt zu vielen Punkten, die gerade jetzt in der Anfangs- und Beginnphase und Vorfeldphase des Tätigwerdens von vielen Einrichtungen des Masterplans notwendig sind. Ab dem Januar beginnt dann diese gemeinsame Einrichtung Matching-Point. Ab dem März beginnt das Coaching in Schulen. Insofern sind wir gerade in der Phase, die Schnittstellen zu definieren, mit den Partnern darüber zu reden, wie die Erwartungen sind und was die einzelnen Akteure jeweils vor Ort tun. Schule ist ein gutes Beispiel dafür. Wir werden ja flächendeckend Coaching-Angebote für Jugendliche in Klasse 8 und 9 anbieten, aber bereits heute gibt es natürlich in den Oberschulen seitens der Arbeitsagentur, die ja für die Berufsorientierung zuständig ist, Berufseinstiegsberater und Berufsbegleiter und insofern ist auch wichtiger Punkt abzustimmen, was ist die Aufgabe der einen und was ist die Aufgaben der neu hinkommenden anderen.

Zur dritten Frage: Wie sichern wir, dass das Programm von den Jugendlichen angenommen wird und welche Grundforderungen sind zu berücksichtigen?
In der Vergangenheit haben Angebote der, des Übergangs von Schule in Beruf eigentlich wenig an der Akzeptanz durch die Jugendlichen gekrankt als vielmehr an fehlender Akzeptanz oder Mitwirkung durch die Schulleitungen. Ich glaube, es ist uns gelungen, durch die Abstimmung mit allen Oberschulleitungen bzw. – falsch – mit allen Sekundarschul-leitungen die Kollegen davon zu überzeugen, dass das ein wesentlicher Beitrag auch zur Lösung ihrer Probleme darstellen kann. Mit dem neuen Rahmenstoffplan Integrierte Sekundarschule hat sich ja sowohl ein neues Fach ergeben – Wirtschaft/Arbeit/Technik – als auch Praxislernen in Klasse 9 und 10. Und das, was wir im Rahmen des Masterplans anbieten können, wird, glaube ich, von den Kolleginnen und Kollegen vor Ort wahrgenommen als Teil der Lösung vorhandener Probleme und nicht als neues Problem. Und insofern glauben wir, dass wir hier die aktive Unterstützung der Schulleitungen haben. Die Akzeptanz der Jugendlichen muss vor allem natürlich in dem neuen Coaching stattfinden. Insofern arbeiten wir sehr stark mit dem Träger, der dafür vorgesehen ist, daran, dass es ein von Respekt getragenes Coaching ist von Coaches, die auch von den Jugendlichen akzeptiert werden, vom Alter wie von Lebenserfahrung her, und wir wollen den Coach deshalb auch fest an Schulen verankern. Es wird also jede Schule mindestens einen halben Coach haben sozusagen – also ein Coach hat entweder eine oder maximal zwei Schulen, die er oder sie betreut. Und insofern glauben wir, dass auch durch diese Organisationsform die Akzeptanz bei den Jugendlichen selber sehr stark sein kann. Neue Medien setzen wir auch mit ein - Internet-Auftritt. Social media wie facebook, twitter, blogs etc. gibt es ab dem nächsten Jahr auch als Kommunikationsmedien mit den Jugendlichen selber.

Die vierte Frage: Wie wird der Masterplan mit anderen Bezirken diskutiert?
Wir haben momentan konkret Gespräche mit zwei Bezirken. Zum einen hat sehr früh Lichtenberg gesagt, dass sie Interesse haben, ein vergleichbares Programm bzw. einen vergleichbaren Masterplan auch zu initiieren. Hier hat es schon auf der Verwaltungsebene mit einer Mitarbeiterin der Wirtschaftsförderung aus dem Bezirksamt Lichtenberg Gespräche gegeben. Diese wurde vom Bezirksbürgermeister als Ansprechpartnerin benannt. Und Spandau – da habe ich selbst mit dem Bezirksbürgermeister über die Konstellation gesprochen, und er hat eine Veranstaltung besucht bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, wo ich das Programm vorgestellt habe. Also einer der beiden Bezirke, vermute ich mal, wird dann in 2013 der zweite Bezirk sein, der mit ähnlicher Konstruktion sich den gleichen Zielen verschreiben wird.

Die kontinuierliche Evaluierung des Programms: Also wir haben zunächst einmal ein Kennzahlensystem, gerade in der Entstehung Berichtswesen. Wir haben uns mit den Partnern Jobcenter und Arbeitsagentur über die Kennzahlen schon verständigt, die wir erheben werden, und das sind insgesamt 4 Stück. Das war eine spannende methodische Diskussion. Wir werden also immer laufend erheben und vergleichen die Anzahl arbeitslos gemeldeter Jugendlicher, dann die Arbeitslosenquote Jugendliche von 15 bis unter 25, dann die unversorgten Bewerber für eine betriebliche Ausbildungsstelle und die Schulabgänger-innen und Schulabgänger ohne Schulabschluss. An diesen vier Kennziffern glauben wir, eine Entwicklung, einen Fortschritt und im Zweifel dann einen Erfolg oder Misserfolg auch festmachen zu können.
Und die Koordination und die Erhebung der Daten wird bei dem Matching-Point als koordinierende Stelle in Abstimmung mit den Netzwerkpartnern passieren. Wir haben noch keinen, muss ich dazu zu meiner Schande gestehen, der eine Evaluierung im wissenschaftlichen Sinne vornimmt – das ist nach dem Masterplan vorgesehen. Ich hab auch mit einzelnen Stiftungen, z.B. der Bertelsmann-Stiftung, schon darüber gesprochen, aber ich hab noch keinen, der es kostenlos macht. Insofern ist das momentan noch ein Defizit, aber tatsächlich, mein Ziel, erstes Quartal 2013 das dann auch zu vereinbaren, so dass wir dann eine laufende Evaluierung und auch eine Abschlussevaluierung dann 2016 mit anbieten können.

Ich glaube, damit habe ich erst mal mehr oder weniger die Fragen beantwortet. Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit.

Vorsteherin:

Vielen Dank, Herr Komoß. Gibt es Nachfragen? Frau Dr. Schilling.

Frau Dr. Schilling:

Frau Vorsteherin, wir beantragen das Wortprotokoll.

Vorsteherin:

Das Wortprotokoll ist beantragt. Sonst noch Wortmeldungen? 

 
 

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