Drucksache - 0898/VI
Pfarrer Dr.
med. Bernhard Dalkmann April
2008 Bericht über meine Tätigkeit als
Patientenfürsprecher 2007 / 2008
Sehr
geehrte Damen und Herren, am
22.02.2007 wurde ich mit Wirkung vom 01.03.2007 nach § 26
Landeskrankenhausgesetz von der Bezirksverordnetenversammlung
Marzahn-Hellersdorf zum Patientenfürsprecher für das Vivantes Klinikum
Hellersdorf, örtlicher Bereich Kaulsdorf bzw. Myslowitzer Str. gewählt. Am
26.03.2008 haben Sie mich gebeten, vor Ihrem Ausschuss über meine Tätigkeit als
Patientenfürsprecher zu berichten. Nachfolgend
möchte ich die Ereignisse und Problemkreise darstellen, die seit März 2007
aufgetaucht sind: 1. Es gibt ein Problem mit der
Bekanntmachung meiner Tätigkeit im Klinikum: In Absprache mit dem damaligen
Regionaldirektor Herrn Dr. Kugler habe ich einen von ihm genehmigten Aushang
mit Hinweis auf meine Tätigkeit als Patientenfürsprecher und Klinikseelsorger
im Schaukasten im Eingangsbereich der Klinik unter der Rubrik
Patientenfürsprecher angebracht. Gleiche Aushänge habe ich auf allen Stationen
verteilt mit der Bitte, sie für die Patienten sichtbar auszuhängen. Sie wurden
allerdings trotz mehrfacher Anmahnung bei den Stationsleitungen nicht überall
aufgehängt. Eine Stationsleitung teilte mir auf nachfragen mit, dass es ihnen
verboten sei Werbung aufzuhängen. Offenbar haben manche Stationsleitungen
meinen Aushang als Werbung missverstanden, da er gleichzeitig auch den Hinweis
auf meine Tätigkeit als Klinikseelsorger enthielt. Nachdem der neue
evangelische Seelsorger, Herr Pfarrer Dr. Thomas Beelitz, am 18. 11.2007 mit
einem Gottesdienst in der Krankenhauskirche offiziell in sein Amt eingeführt
wurde und wegen neuer Seelsorge-Aushänge vorsprach, wurden in der 2.
Januarwoche diesen Jahres meine bisher genehmigten Aushänge auf Anordnung der
Regionaldirektion entfernt. Ich wurde anschließend von der
Regionalkoordinatorin Frau Seehafer zum Gespräch gebeten. Sie zeigte mir am
15.01.2008 eine Vorlage für den Patientenfürsprecher-Aushang, der von Herrn Dr.
Janowski, dem Patientenfürsprecher im örtlichen Bereich Griesinger-Krankenhaus,
und mir erstellt worden war, und den Frau Bürgermeisterin Dagmar Pohle der
Regionaldirektion zugesandt hatte mit der Bitte um Aushang. Das Ergebnis der
Besprechung war, dass es zwei getrennte Aushänge geben sollte, einen
gemeinsamen Aushang für die beiden Krankenhausseelsorger und einen für mich als
Patientenfürsprecher. Der Patientenfürsprecher-Aushang sollte im Schaukasten im
Eingangsbereich der Klinik und auf allen Stationen sichtbar angebracht werden,
außerdem noch ein für die Patienten erreichbaren Patientenfürsprecher-Briefkasten
im Eingangsbereich des Bettenhauses (Haus 10). Leider ist bis heute der von der
Bezirksbürgermeisterin gewünschte Aushang weder im Schaukasten im
Eingangsbereich, noch auf den Stationen veröffentlicht worden. Es gibt
lediglich einen Hinweis auf den Patientenfürsprecher auf der Internetseite des
Klinikums Hellersdorf und einen Hinweis im Schaukasten im Eingangsbereich der
Klinik. Aber den dort angegebenen Patientenfürsprecher-Briefkasten im
Eingangsbereich des Bettenhauses (Haus 10) gibt es bis heute nicht. Auf meinen
Wunsch hin habe ich am 15.05.2008 einen Vorstellungstermin bei der neuen
Regionaldirektorin Frau Dr. Dreizehnter bekommen. Ich hoffe, dass sich das
genannte Problem dann lösen lässt. Um im Klinikum als Patientenfürsprecher
bekannt zu werden und nach den Belangen der Patienten zu sehen, stelle ich mich
immer wieder in einzelnen Zimmern bei den Patienten vor und weise auf meine
Tätigkeit als Patientenfürsprecher hin. 2. Beschwerden bzw. Mängel bei der
Versorgung der Patienten: Frau Vogt, die Qualitätsmanagerin, bat mich
entsprechend den internen Unternehmensvereinbarungen Beschwerden nach
Möglichkeit an ihre Adresse weiterzuleiten. Mittlerweile ist mir aber
aufgegangen, dass diese Einschränkung von mir nicht eingehalten werden kann. Wenn
ich Ihrem Gremium Bericht erstatte, muss ich aus Gründen der Fairness auch der
Regionaldirektorin der Klinik diesen Bericht zukommen lassen. Mit Brief vom
02.04.2008, den ich meinem Bericht beifüge, habe ich der Qualitätsmanagerin
zwei Vorkommnisse gemeldet mit dem Vorschlag, sie zu Themen der Fortbildung zu
machen. Den Sachverhalt habe ich im ersten Fall auch mit der zuständigen
Stationsleitung besprochen. Es handelte sich um einen ca. 95-jährigen
unkooperativen Patienten mit dicken borkigen übelriechenden Zahnbelägen, dessen
Mund und Zähne nicht ausreichend gepflegt werden konnten, und zweitens um einen
Patienten, der sich gestört fühlte, weil er von einem jungen Arzt vor den
Mitpatienten ausführlich zur Familiensituation befragt wurde. Die Antwort der Plegedirektorin vom
10.04.2008 weist bezüglich des 95-jährigen Patienten auf das
Selbstbestimmungsrecht des Patienten hin, dass nur bei „Gefahr von Leib
und Leben“ eingeschränkt werden darf. Meines Erachtens liegt aber das
Problem des Klinikums mit unkooperativen Patienten darin, dass diese für eine
gute Zusammenarbeit einer sehr zeitaufwändigen pflegerischen und ärztlichen
Betreuung bedürfen, die bei abnehmender Personalausstattung des Klinikums auch
bei gutem Willen der Verantwortlichen nicht mehr zu leisten ist. Im Übrigen
handelte es sich meiner Meinung nach nicht nur um eine Mangelsituation des
Klinikums, sondern vielmehr um ein Versagen des Pflegeheimes, in dem der
Patient untergebracht war. 3. Wünsche der Patienten: Die
Berücksichtigung religiöser bzw. spiritueller Wünsche der Patienten bei der
Behandlung und Pflege werden meiner Ansicht nach bisher zu wenig in den Blick
genommen. Wissenschaftliche Umfragen an Patienten in christlich geprägten
Regionen kommen zu dem Ergebnis kommen, dass die Patienten sich in religiöser
und spiritueller Hinsicht eine intensivere Berücksichtigung solcher Belange
durch Ärzte, Pflegepersonal und Seelsorger wünschen. So habe ich fortlaufend
auf 2 Stationen einzelne Krankenzimmer besucht und 20 Patienten nach
diesbezüglichen Wünsche der Patienten befragt. Dabei ist mir aufgefallen, dass
gerade die älteren Patienten, die in ihrer Erziehung noch eine christliche
Prägung erhalten haben, aufgrund ihrer Gebrechlichkeit nicht mehr in der Lage
sind, schriftliche Fragebögen auszufüllen. D.h. die Karten, die das
Qualitätsmanagement bei der Aufnahme den Patienten in die Hand gibt, können von
den älteren Patienten gar nicht mehr ausgefüllt werden und deren Belange können
vom Qualitätsmanagement auf diesem Wege gar nicht erfasst werden. Nun das
Ergebnis: Von den jüngeren Patienten, denen ich einen Fragebogen in die Hand
gab, das waren 50%, gab es keine Rückmeldungen. Entweder hatten sie keine
religiösen oder spirituellen Wünsche oder es war ihnen mein Briefkasten im
Pförtnerhaus zu weit weg. Letzteres halte ich für wahrscheinlicher, da nach den
neuesten Umfragen des Religionsmonitors der Bertelmann-Stiftung, sich ca. 30%
der Menschen in den östlichen Bundesländern als durchaus religiös einschätzen.
Bei den älteren Patienten, die ich befragte, wurden folgende Wünsche geäußert:
Die Mitarbeiter sollten am Sonntag darauf hinweisen, wo und wie man im Radio
/ Fernsehen einen Gottesdienst empfangen
könne und bei der Einstellung behilflich sein. Es wurden Gespräche mit dem
Seelsorger gewünscht, um schwere, verletzende und krankmachende Erlebnisse der
Vergangenheit besprechen zu können. Es wurde der Wunsch nach einem kritikfreien
Zuhörer geäußert, auch der Wunsch, dass sich dass Pflegepersonal mehr Zeit
nehmen möge, um über innere Befindlichkeiten und Bedürfnisse des Patienten zu
sprechen. Christliche Patienten äußerten auf Nachfragen, dass sie dankbar dafür
seien, dass ein Seelsorger ein „Vater unser“ oder ein Gebet mit
ihnen spreche, Gott um Heilung bitte und sie segne. Diese Wünsche wurden nicht nur
von Christen vorgetragen, sondern auch von Konfessionslosen. Auch in diesem
Bereich halte ich Fortbildung für notwendig. Für
Rückfragen stehe ich gern zur Verfügung. |
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