Drucksache - 0898/VI  

 
 
Betreff: Bericht des Patientenfürsprechers des Vivantes Klinikums Hellersdorf 2007/2008
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:VorstandVorstand
Verfasser:Wermke, Petra 
Drucksache-Art:MitteilungMitteilung
Beratungsfolge:
Geschäftliche Mitteilungen der Vorsteherin der BVV Anhörung
14.05.2008 
30. Geschäftlichen Mitteilungen der Vorsteherin der BVV    

Sachverhalt
Anlagen:
1. Bericht des Patientenfürsprechers PDF-Dokument

Pfarrer Dr

Pfarrer Dr. med. Bernhard Dalkmann                                                                        April 2008

 

 

Bericht über meine Tätigkeit als Patientenfürsprecher 2007 / 2008

 

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

am 22.02.2007 wurde ich mit Wirkung vom 01.03.2007 nach § 26 Landeskrankenhausgesetz von der Bezirksverordnetenversammlung Marzahn-Hellersdorf zum Patientenfürsprecher für das Vivantes Klinikum Hellersdorf, örtlicher Bereich Kaulsdorf bzw. Myslowitzer Str. gewählt. Am 26.03.2008 haben Sie mich gebeten, vor Ihrem Ausschuss über meine Tätigkeit als Patientenfürsprecher zu berichten.

Nachfolgend möchte ich die Ereignisse und Problemkreise darstellen, die seit März 2007 aufgetaucht sind:

1.      Es gibt ein Problem mit der Bekanntmachung meiner Tätigkeit im Klinikum: In Absprache mit dem damaligen Regionaldirektor Herrn Dr. Kugler habe ich einen von ihm genehmigten Aushang mit Hinweis auf meine Tätigkeit als Patientenfürsprecher und Klinikseelsorger im Schaukasten im Eingangsbereich der Klinik unter der Rubrik Patientenfürsprecher angebracht. Gleiche Aushänge habe ich auf allen Stationen verteilt mit der Bitte, sie für die Patienten sichtbar auszuhängen. Sie wurden allerdings trotz mehrfacher Anmahnung bei den Stationsleitungen nicht überall aufgehängt. Eine Stationsleitung teilte mir auf nachfragen mit, dass es ihnen verboten sei Werbung aufzuhängen. Offenbar haben manche Stationsleitungen meinen Aushang als Werbung missverstanden, da er gleichzeitig auch den Hinweis auf meine Tätigkeit als Klinikseelsorger enthielt. Nachdem der neue evangelische Seelsorger, Herr Pfarrer Dr. Thomas Beelitz, am 18. 11.2007 mit einem Gottesdienst in der Krankenhauskirche offiziell in sein Amt eingeführt wurde und wegen neuer Seelsorge-Aushänge vorsprach, wurden in der 2. Januarwoche diesen Jahres meine bisher genehmigten Aushänge auf Anordnung der Regionaldirektion entfernt. Ich wurde anschließend von der Regionalkoordinatorin Frau Seehafer zum Gespräch gebeten. Sie zeigte mir am 15.01.2008 eine Vorlage für den Patientenfürsprecher-Aushang, der von Herrn Dr. Janowski, dem Patientenfürsprecher im örtlichen Bereich Griesinger-Krankenhaus, und mir erstellt worden war, und den Frau Bürgermeisterin Dagmar Pohle der Regionaldirektion zugesandt hatte mit der Bitte um Aushang. Das Ergebnis der Besprechung war, dass es zwei getrennte Aushänge geben sollte, einen gemeinsamen Aushang für die beiden Krankenhausseelsorger und einen für mich als Patientenfürsprecher. Der Patientenfürsprecher-Aushang sollte im Schaukasten im Eingangsbereich der Klinik und auf allen Stationen sichtbar angebracht werden, außerdem noch ein für die Patienten erreichbaren Patientenfürsprecher-Briefkasten im Eingangsbereich des Bettenhauses (Haus 10). Leider ist bis heute der von der Bezirksbürgermeisterin gewünschte Aushang weder im Schaukasten im Eingangsbereich, noch auf den Stationen veröffentlicht worden. Es gibt lediglich einen Hinweis auf den Patientenfürsprecher auf der Internetseite des Klinikums Hellersdorf und einen Hinweis im Schaukasten im Eingangsbereich der Klinik. Aber den dort angegebenen Patientenfürsprecher-Briefkasten im Eingangsbereich des Bettenhauses (Haus 10) gibt es bis heute nicht. Auf meinen Wunsch hin habe ich am 15.05.2008 einen Vorstellungstermin bei der neuen Regionaldirektorin Frau Dr. Dreizehnter bekommen. Ich hoffe, dass sich das genannte Problem dann lösen lässt. Um im Klinikum als Patientenfürsprecher bekannt zu werden und nach den Belangen der Patienten zu sehen, stelle ich mich immer wieder in einzelnen Zimmern bei den Patienten vor und weise auf meine Tätigkeit als Patientenfürsprecher hin.

2.      Beschwerden bzw. Mängel bei der Versorgung der Patienten: Frau Vogt, die Qualitätsmanagerin, bat mich entsprechend den internen Unternehmensvereinbarungen Beschwerden nach Möglichkeit an ihre Adresse weiterzuleiten. Mittlerweile ist mir aber aufgegangen, dass diese Einschränkung von mir nicht eingehalten werden kann. Wenn ich Ihrem Gremium Bericht erstatte, muss ich aus Gründen der Fairness auch der Regionaldirektorin der Klinik diesen Bericht zukommen lassen. Mit Brief vom 02.04.2008, den ich meinem Bericht beifüge, habe ich der Qualitätsmanagerin zwei Vorkommnisse gemeldet mit dem Vorschlag, sie zu Themen der Fortbildung zu machen. Den Sachverhalt habe ich im ersten Fall auch mit der zuständigen Stationsleitung besprochen. Es handelte sich um einen ca. 95-jährigen unkooperativen Patienten mit dicken borkigen übelriechenden Zahnbelägen, dessen Mund und Zähne nicht ausreichend gepflegt werden konnten, und zweitens um einen Patienten, der sich gestört fühlte, weil er von einem jungen Arzt vor den Mitpatienten ausführlich zur Familiensituation befragt wurde.  Die Antwort der Plegedirektorin vom 10.04.2008 weist bezüglich des 95-jährigen Patienten auf das Selbstbestimmungsrecht des Patienten hin, dass nur bei „Gefahr von Leib und Leben“ eingeschränkt werden darf. Meines Erachtens liegt aber das Problem des Klinikums mit unkooperativen Patienten darin, dass diese für eine gute Zusammenarbeit einer sehr zeitaufwändigen pflegerischen und ärztlichen Betreuung bedürfen, die bei abnehmender Personalausstattung des Klinikums auch bei gutem Willen der Verantwortlichen nicht mehr zu leisten ist. Im Übrigen handelte es sich meiner Meinung nach nicht nur um eine Mangelsituation des Klinikums, sondern vielmehr um ein Versagen des Pflegeheimes, in dem der Patient untergebracht war.

3.      Wünsche der Patienten: Die Berücksichtigung religiöser bzw. spiritueller Wünsche der Patienten bei der Behandlung und Pflege werden meiner Ansicht nach bisher zu wenig in den Blick genommen. Wissenschaftliche Umfragen an Patienten in christlich geprägten Regionen kommen zu dem Ergebnis kommen, dass die Patienten sich in religiöser und spiritueller Hinsicht eine intensivere Berücksichtigung solcher Belange durch Ärzte, Pflegepersonal und Seelsorger wünschen. So habe ich fortlaufend auf 2 Stationen einzelne Krankenzimmer besucht und 20 Patienten nach diesbezüglichen Wünsche der Patienten befragt. Dabei ist mir aufgefallen, dass gerade die älteren Patienten, die in ihrer Erziehung noch eine christliche Prägung erhalten haben, aufgrund ihrer Gebrechlichkeit nicht mehr in der Lage sind, schriftliche Fragebögen auszufüllen. D.h. die Karten, die das Qualitätsmanagement bei der Aufnahme den Patienten in die Hand gibt, können von den älteren Patienten gar nicht mehr ausgefüllt werden und deren Belange können vom Qualitätsmanagement auf diesem Wege gar nicht erfasst werden. Nun das Ergebnis: Von den jüngeren Patienten, denen ich einen Fragebogen in die Hand gab, das waren 50%, gab es keine Rückmeldungen. Entweder hatten sie keine religiösen oder spirituellen Wünsche oder es war ihnen mein Briefkasten im Pförtnerhaus zu weit weg. Letzteres halte ich für wahrscheinlicher, da nach den neuesten Umfragen des Religionsmonitors der Bertelmann-Stiftung, sich ca. 30% der Menschen in den östlichen Bundesländern als durchaus religiös einschätzen. Bei den älteren Patienten, die ich befragte, wurden folgende Wünsche geäußert: Die Mitarbeiter sollten am Sonntag darauf hinweisen, wo und wie man im Radio /  Fernsehen einen Gottesdienst empfangen könne und bei der Einstellung behilflich sein. Es wurden Gespräche mit dem Seelsorger gewünscht, um schwere, verletzende und krankmachende Erlebnisse der Vergangenheit besprechen zu können. Es wurde der Wunsch nach einem kritikfreien Zuhörer geäußert, auch der Wunsch, dass sich dass Pflegepersonal mehr Zeit nehmen möge, um über innere Befindlichkeiten und Bedürfnisse des Patienten zu sprechen. Christliche Patienten äußerten auf Nachfragen, dass sie dankbar dafür seien, dass ein Seelsorger ein „Vater unser“ oder ein Gebet mit ihnen spreche, Gott um Heilung bitte und sie segne. Diese Wünsche wurden nicht nur von Christen vorgetragen, sondern auch von Konfessionslosen. Auch in diesem Bereich halte ich Fortbildung für notwendig.

 

Für Rückfragen stehe ich gern zur Verfügung.

 
 

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