Auszug - Diskussion: Barrierefreiheit im öffentlichen Raum  

 
 
Öffentliche Sitzung des Ausschusses für Gleichstellung und Menschen mit Behinderungen
TOP: Ö 5
Gremium: Ausschuss für Gleichstellung und Menschen mit Behinderungen Beschlussart: erledigt
Datum: Di, 05.03.2013 Status: öffentlich
Zeit: 18:00 - 20:05 Anlass: Ordentliche Sitzung
Raum: Rathaus Marzahn-Hellersdorf, Rathaussaal, Raum 201
Ort: Alice-Salomon-Platz 3, 12627 Berlin
 
Wortprotokoll

Frau Albrecht, Beauftragte für Senioren und Fahrgäste mit Behinderungen der BVG, stellt das Konzept zur Barrierefreiheit im Öffentlichen Nahverkehr mit einer PowerPointPräsentation vor.

Erst seit den 1980er Jahren wurde die Umrüstung des ÖPNV auf behindertengerechte Einrichtungen überhaupt diskutiert.

Seither zahlreiche Innovationen umgesetzt, in enger Kooperation mit Senat und Behindertenverbänden; Verweis auf die senatsgeleitete AG "Bauen und Verkehr barrierefrei" in welcher BVG und S-Bahn beratend hinzugezogen werden.

Der Vortrag gab eine Übersicht über den Stand bei:

-          Aufzügen und Rampen (Im Bezirk alle 9 U-Bahnhöfe mit Rampen ausgestattet; 5 von 10 S-Bahnhöfen haben Aufzüge, vier weitere haben Rampen, ein Bahnhof ist nicht behindertengerecht); pro Nachrüstung mit Aufzug entstehen Kosten von min. 500.000 ?

-          Bereich Bus: seit Dezember 2009 alle Busse barrierefrei: 2 Rollstuhlplätze, Sitz für Kleinwüchsige, kontrastreiches Interior, durchgehende Haltestangensysteme

-          teilweise Bushaltestellen mit "Kassler Bord" ausgestattet (Bus kann ohne Beschädigung näher an Bordstein fahren und somit Lücke zwischen diesem und Einstiegsbereich verringern) ? z.B. Busbahnhof am S-Bhf. Marzahn

-          Bereich Tram: heute 50 % aller Straßenbahnwagen barrierefrei (niederflur). Im Laufe dieses Jahres soll die M8 komplett barrierefrei betrieben werden. Zweigleisiger Ausbau der Linie 62 wird auch durch die BVG angestrebt (vorher keine höhere Taktung möglich). Im Bezirk sind 89 von 98 Trambahnhaltestellen barrierefrei ausgebaut, das sind 91 %. Im gesamten Berliner Stadtgebiet sind es nur 54 %.

-          Service für Fahrgäste: mehrmals jährlich Mobilitätstrainings, Sicherheitstraining für Sehbehinderte (das nächste am 17.10.2013 von 10-12 Uhr, U-Bhf Alexanderplatz), Bus & Bahn-Begleitservice (wird wieder neu aufgebaut).

-          Ausbildung des Personals: Sensibilisierung und Schulung auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen im Öffentlichen Personennahverkehr

Fazit: Zielstellung barrierefreie Mobilität für alle bis 2020.

 

Es gab Gelegenheit zu Nachfragen.

 

Wie teuer ist der Mobilitätsdienst (Begleitservice) und für wie viele Personen steht er zur Verfügung? - Antwort: kostenlos, zurzeit ca. 60 Plätze.

Wann werden Straßenbahnen und Busse mit Außenansagen ausgerüstet? - Schwierigkeiten mit Einstellung der Lautstärke (Beschwerden durch Anwohner der Haltestellen), es wird weiterverfolgt. Verweis auf QR-Codes an den Haltestellen ("Daisy für alle").

Wie ist der Stand bei der "Kneeling"-Technik? - Evaluation wurde durchgeführt, Ergebnisse werden demnächst veröffentlicht. Barrierefreiheit der Busse steht und fällt nicht mit der "Kneeling"-Technik.

Dürfen Busse nicht erst dann losfahren, wenn sie sich wieder aufgerichtet haben? - Ist ein technischer Graubereich, Fahrzeuge werden bei hoher Beanspruchung schnell abgenutzt. Doppeldecker-Busse haben sich generell nur 3 cm (allseitig) abgesenkt.

Wie viele "Kasseler Borde"? - Hochgegriffen vielleicht 500.

Blindenleitstreifen häufig beschädigt, wie kann man die besser machen? - Diese Frage stellt sich ganz Europa. Gusssteine durch Formung nicht so stabil, wie man sich das wünscht.

Schafft die BVG in Zukunft Busse an, die sich nicht absenken lassen? - Nein, ist EU-Standard, solche Busse würden gar nicht zugelassen werden.

Kann man die Kneeling-Technik nicht umstellen auf nur vereinzeltes Absenken? - Zurzeit wird die Flotte 50 : 50 % betrieben (= hälftig Absenken bei jeder Haltestelle, hälftig fahrerausgelöstes Absenken).

Wann wird der S- und U-Bahnhof Lichtenberg endlich fertig gestellt? - Da S-, U- und Fernbahnhof ein gemeinsames Tragwerk aus einem Guss haben und die Statik verändert werden soll, verzögert sich die Fertigstellung weiter.

Wie ist die Rücksichtnahme auf gehbehinderte Fahrgäste, die aber nicht im Rollstuhl sitzen?  - Fahrer stehen unter Druck durch Fahrpläne, wünschenswert wäre, wenn diese Fahrgäste sich direkt an Tür 1 setzen und auch durch Tür 1 wieder aussteigen würden.

Wie sehen Sie elektrische Einstiegshilfen? - Hatten wir ausprobiert, wir sind übergangen zu Klapprampen, da in Berlin Verschleiß der elektrischen Einstiegshilfen zu hoch. Seither auch Service freundlicher geworden. Daher keine Hublifte bei der Flexity-Tram und dort verlängerte Klapprampe als Tram-Weltneuheit eingebaut.

Verbesserung von Taktungen und Anschlusssicherheit? - Wenn Sie Umsteigepunkte kennen, wo es immer wieder nicht funktioniert, dann benachrichtigen Sie uns bitte.

Stand Handy-Ticket der Deutschen Bahn? - Ab Ende März alle Haltestellen ausgerüstet mit NFC-Technik.

Anschlusssicherung zwischen S-Bahn und Bussen? - Auch hier eine Frage der Priorisierung, Fahrgäste, die schon im Bus sind, wollen schnell weiter, andere wollen den Bus als Anschluss noch bekommen.

Fahrstühle an U-Bahnhöfen im Bezirk geplant? - Bevor Bahnhöfe mit Rampen Aufzüge bekommen, muss erst das Netz in der Fläche ertüchtigt werden (noch über 70 Bahnhöfe in Berlin ganz ohne Rampen oder Aufzüge). Aufzüge an allen U-Bhf. Im Bezirk nicht vor 2020.

Barrierefreiheit an den Schaltern und Ticketautomaten? - Bei Touchscreens hilft natürlich keine Blindenschrift. BVG-Automaten sind Oldtimer. Umland-Automaten haben eine Sprachführung nach Vorbild Üstra (Hannover); BVG bereitet Kauf neuer Betriebstechnik vor, die im Lastenheft Sprachführung vorsieht (ähnlich denen der Deutschen Bahn).

Ist die PowerPointPräsentation dem Ausschuss zur Verfügung zu stellen? - Eher ungern.

 

Generell: BVG hat 800 Millionen ? Schulden angehäuft; daher sind einige Maßnahmen nur mit Verzögerung umsetzbar.


 
 

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