Auszug - Sonstiges  

 
 
Öffentliche Sitzung des Jugendhilfeausschusses
TOP: Ö 8
Gremium: Jugendhilfeausschuss Beschlussart: erledigt
Datum: Mi, 09.04.2008 Status: öffentlich
Zeit: 18:00 - 20:15 Anlass: Ordentliche Sitzung
Raum: Rathaus Marzahn-Hellersdorf, Rathaussaal, Raum 201
Ort: Alice-Salomon-Platz 3, 12627 Berlin
 
Wortprotokoll

gez

gez. Zopf                                                                                 gez. Tielebein

stellv. Ausschussvorsitzende                                                 Schriftführer i. V.

 

                                                                                                            Beglaubigt:

Verteiler:

5 x Ausschussmitglieder

per E-Mail:

31 x Ausschussmitglieder, 6 x Bezirksamt. JugFamRef, JugDir, Fraktionen

 


Anlage

 

Positionspapier der AG Kinder- und Jugendarbeit (eingereicht durch Frau Liewald)

zur Vorlage JHA Mrz.Hsd. am 9.4.08

 

AG hat sich insbesondere mit dem Interesse an Austausch und Positionsbestimmung zu Fragen der offenen Kinder- und Jugendarbeit wieder zusammengefunden.

 

Zur Erinnerung, das KJHG führt in § 1 aus: „Jeder junge Mensch hat ein Recht auf Förderung seiner Entwicklung und auf Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähige Persönlichkeit.“

In § 11 wird unter dem Stichwort ‚Jugendarbeit’ weiter ausgeführt: „Jungen Menschen sind die zur Förderung ihrer Entwicklung erforderlichen Angebote der Jugendarbeit zur Verfügung zu stellen...Zu den Schwerpunkten der Jugendarbeit gehören: 1. außerschulische Jugendbildung mit allgemeiner, politischer, sozialer, gesundheitlicher, kultureller, naturkundlicher und technischer Bildung, 2. Jugendarbeit in Sport, Spiel und Geselligkeit ...“ usw.

 

Hier ordnet sich offene Kinder- und Jugendarbeit ein. Die aktuellen Erfahrungen freier und kommunaler Träger aus diesem Feld der Jugendhilfe belegen:

 

Es gibt einen hohen Bedarf an Angeboten; die Bedarfe im Bezirk (siehe Platzzahlermittlung anhand demographischer Daten) werden nicht abgedeckt.

 

In Einrichtungen der Jugendarbeit drängen immer mehr und jüngere Kinder nach; überwiegend aus sozial benachteiligten Familien. Fakt ist, dass eine Verfrühung der Jugendphase konstatiert wird (klassische Jugendarbeit hatte die Altersgrenze 12 Jahre). Dazu trägt bei, dass der Hort als wichtige Betreuungseinrichtung mit der 4. Klasse (also 10 Jährige) endet, zudem hat eine wachsende Zahl von Kindern keinen Anspruch auf einen Hortplatz, wenn Eltern in Hartz IV Bezug sind) laut Sozialbericht des Bezirks betrifft dies 44 % der unter 15 Jährigen.

 

Der Bedarf an originärer Sozialarbeit wächst, zunehmend werden existentielle Dinge nachgefragt u. a. Nahrung. Aufenthaltszeiten in Klubs insbesondere von jüngeren Kindern steigen (extrem in den Schulferien), Altersbeschränkungen bewirken, dass zunehmend Kinder in späten Abendstunden auf der Straße sind.

 

Es wird deutlich, dass die veränderte Altersstruktur der Nutzer offener Jugendarbeit räumliche und zeitliche Differenzierung und Trennung benötigt. Das ist derzeit materiell und personaltechnisch an vielen Einrichtungen kaum bzw. schwer organisierbar.

Die reale Arbeitanforderung in den Einrichtungen ist in den letzten Jahren inhaltlich breiter und anspruchsvoller geworden – die Ausstattung dagegen schlechter. Beziehungsarbeit als Fundament offener Arbeit braucht darüber hinaus Qualifikation und Langfristigkeit, die insbesondere bei nicht öffentlich geförderten Einrichtungen nicht gesichert ist.

 

Demgegenüber steht:

 

Reale Bedarfe werden nicht gedeckt, sind deutlich unterfinanziert.

Die öffentliche Lobby für offene Arbeit schrumpft vor dem Hintergrund, da wachsender Finanzbedarf der Hilfen zur Erziehung als Priorität anerkannt wird.

Offene Angebote im Sinne präventiv wirkender (letztlich in der mittel- und langfristigen Perspektive Kosten sparender Angebote) mutieren zu Angeboten: „wenn etwas übrig bleibt“ und immer mehr eingeschränkt für die spezifische Gruppe der Benachteiligten.

Freie Träger können Angebote der offenen Arbeit aufgrund der Unterfinanzierung nicht mehr anbieten und (müssen) orientieren sich eher auf Maßnahmen der Hilfen zur Erziehung. Offene Treffs sind in den letzten Jahren geschlossen bzw. massiv in den Öffnungszeiten gekürzt worden.  Die noch geförderten Projekte mussten in den letzten Jahre weitere Kürzungen hinnehmen. Über Stiftungen und Sonderprogramme eingeworbene Projektmittel enthalten aber keine Personalmittel.

 

In den kommunalen Einrichtungen mussten anteilig Betriebskosten Sach- und Honorarmittel selbst erwirtschaftet werden, was bedeutet, das Teile der Arbeitzeitressourcen dafür und nicht für die konkrete Arbeit mit Kindern und Jugendlichen aufgewendet werden konnten. Es gibt keine Einstellungskorridor für junge Fachkräfte, was zwangsläufig zur Überalterung der Teams führt. Es werden keine Nachbesetzungen vorgenommen.

 

Die AG ist der Auffassung dass offene Arbeit die Aufgabe hat, junge Menschen in ihrer individuellen und sozialen Entwicklung zu fördern und die Möglichkeit zum Erwerb sozialer Schlüsselkompetenzen zu geben, auch mit der Wirkung Benachteiligungen, wenn vorhanden, zu kompensieren. Offene Arbeit wirkt zunehmend als (s. Fachöffentl.) als Sozialisationsinstanz, ergänzend zu Elternhaus und Schule.

 

Wir fordern:

Offene Arbeit nicht verkürzt als Reparaturinstanz wahrzunehmen, insbesondere wenn Jugendliche auffällig bzw. öffentlich störend empfunden werden und/oder aus Benachteiligtenmilieus stammen.

Sie muss bedarfsgerecht(‚er) ausgestattet werden, um wieder ihrem originären Auftrag: „der allgemeinen Förderung jedes jungen Menschen“ (siehe KJHG) nachkommen zu können.

Sie muss deutlich in den Förderschwerpunkten 2009 als Schwerpunkt benannt werden.

Die AG 78 Kinder- und Jugendarbeit` möchte einen Vertreter bzw. Gast in die AG Zuwendungen entsenden können.


 
 

Legende

Ausschuss Tagesordnung Drucksache
Bezirk Aktenmappe Drucksachenlebenslauf
Fraktion Niederschrift Beschlüsse
Kommunalpolitiker/in Auszug Realisierung
   Anwesenheit Kleine Anfragen

Kontakt

Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf von Berlin

Büro der Bezirksverordnetenversammlung

Leiterin:
Anne Nentwich, BVV L

Postanschrift:
12591 Berlin