Drucksache - DS/0431/V
Das
Bezirksamt wurde ersucht: 1.
Eine
aktuelle Übersicht über die Gedenktafeln im Bezirk zu erstellen, in diesem
Zusammenhang die eingetretenen Verluste zu benennen und Nachforschungen zum
Verbleib dieser Tafeln einzuleiten. 2.
Regelungen
zu treffen, dass in Abstimmung mit den Eigentümern im Falle von Umbauten, Sanierungen
und Renovierungen von Gebäuden und Anlagen Gedenktafeln sicher verwahrt und
nach Abschluss der Arbeiten wieder angebracht werden. sollte aus technischen
oder rechtlichen Gründen die Wiederanbringung am ehemaligen Ort nicht möglich
sein, ist eine Übergabe der betreffenden Objekte an das Bezirksamt zur
Verwahrung und späteren Wiederverwendung zu gewährleisten. 3.
Mit
einem langfristigen Gedenktafelprogramm Voraussetzungen zu schaffen, dass ein
möglichst breites politisches, weltanschauliches und soziales Spektrum von
Persönlichkeiten und Ereignissen eine öffentliche Würdigung erfahren. 4.
Der
BVV bis zum Mai 2003 über den Stand der Realisierung der Punkte 1 bis 3 Bericht
zu erstatten. Das
Bezirksamt bittet die BVV, folgenden Abschlussbericht unter Berücksichtigung
der Zwischenberichte vom 17.12.2003 und vom 15.06.2005 zur Kenntnis zu nehmen: Die Pflege
und der Erhalt sowie die Schaffung neuer Gedenkorte und Gedenktafeln sind
wichtige Schwerpunkte der Geschichtspolitik des Bezirksamtes in Lichtenberg. Um
ihre Funktion in der kollektiven Erinnerung und Auseinandersetzung mit
Geschichte gerecht zu werden, ist im besonderen Maße ihre Erhaltung,
weitsichtige Fortentwicklung und Förderung notwendig. Insbesondere Gedenktafeln
setzen wichtige Zeichen im öffentlichen Raum in der zum Teil heftig geführten
geschichtspolitischen Auseinandersetzung.
Sie entsprechen einer spezifischen Form des Gedenkens, der
Rekonstruktion von Geschehnissen, der Rückbesinnung und der Bewahrung.
Angesichts ihres zunehmenden Anspruchs und ihrer Präsenz im Stadtraum markieren
sie nicht nur die geschichtliche Entwicklung des Stadtgebietes Lichtenberg,
sondern gewinnen auch in den Bereichen der kulturellen Bildungsarbeit und der
touristischen Erschließung Lichtenbergs immens an Bedeutung. Dokumentation
von Gedenktafeln Das
Museum Lichtenberg hat den Bestand an Gedenktafeln erfasst. Für die
Veröffentlichung des
Gedenktafelbestandes plant das Museum eine Internetseite, auf der die
bisher ca. 45 vorhandenen Gedenktafeln, einschließlich der Verlegung von 66
Stolpersteinen mit 304 recherchierten Namen zur Erinnerung an die jüdischen
Opfer des deutschen Nationalsozialismus standortkonkret dokumentiert sowie
künftige Bestandserweiterungen erfasst werden. Informationen zum
Gedenktafelprogramm können unter www.museum-lichtenberg.de
abgerufen und übermittelt werden. Arbeitsgruppe
Gedenktafeln Das
zuständige Begleitgremium, die Arbeitsgruppe (AG) Gedenktafeln des Ausschusses
Kultur der Bezirksverordnetenversammlung hat am 30.9.2004 ihre Tätigkeit
aufgenommen (vgl. DS V/431/V; Festlegungen der 24. und 26. Sitzung des
Ausschusses Kultur vom 18.12.03 und 19.2.04; BVV-15/V und 25/V vom 22.1. und
17.12.2003; BVV-42/V vom 15.6.2005). In
der 2. Sitzung der VI. Wahlperiode des Ausschusses Kultur am 21.12.2006 wurde
die Fortführung und Besetzung der AG Gedenktafeln für die bestehende Legislaturperiode
erneut beschlossen. Die AG
Gedenktafeln wird aus Vertretern der Fachöffentlichkeit (Forschung, politische
Bildung, Gedenkstätten), der Verwaltung (Untere Denkmalsbehörde, Amt für Umwelt
und Natur, Kulturamt/Museum Lichtenberg) und sachkundigen Einwohnern gebildet.
Sie kann 8 bis 12 Mitglieder umfassen, die durch den Kulturausschuss der BVV
bestätigt werden. Die AG Gedenktafeln hat den Vorsitzenden des
Kulturausschusses mit dem Vorsitz für die Dauer seiner Amtszeit betraut. Als
Geschäftsstelle fungiert das Museum Lichtenberg, welches in Abstimmung mit dem
Vorsitzenden die Arbeit der AG Gedenktafeln sowie die Umsetzung des
Gedenktafelprogramms des Bezirksamtes koordiniert. Die ehrenamtliche AG Gedenktafeln berät das
Bezirksverordnetenversammlung und das Bezirksamt zu Grundsatzfragen der Erinnerungskultur,
Geschichtspolitik und Umgang mit überliefertem Kulturgut, nimmt Stellung zu
Gedenktafelvorschlägen Dritter, einschließlich der Einzelvorschläge aus
Fraktionen, Fachabteilungen des Bezirksamtes und zivilgesellschaftlicher
Initiativen und unterbreitet eigene Vorschläge im Rahmen der Prioritätenliste
sowie der Unterhaltung bzw. Ersatz bei Verlustanzeigen. Die AG Gedenktafeln
beschäftigt sich insbesondere mit der Würdigung von Einzelpersonen und
Personengruppen sowie mit der Erinnerung an historische Ereignisse, die Bewertung
von kulturhistorischen Fragen der Denkmalspflege, Stadtentwicklung und
Wohnungsbau befindet sich in der Zuständigkeit des bezirklichen Denkmalsbeirat
und der zuständigen Abteilung. Die
AG Gedenktafeln tagt regelmäßig 4 x im Jahr sowie nach Bedarf. Fonds für
Erinnerungskultur in Lichtenberg Vor dem Hintergrund der
wachsenden Bedeutung von Erinnerungskultur und politischen Differenzierung sowie zunehmender Vandalismus- und
Diebstahlvorfälle hat das Bezirksamt einen Fonds für Erinnerungskultur in Höhe
von jährlich 10.000 Euro eingerichtet, der die Umsetzung des langfristig
angelegten Gedenktafelprogramms (Prioritätenliste) in Lichtenberg im Sinne
einer demokratischen Geschichtspolitik sicherstellen soll. Dabei ist das
Bezirksamt bestrebt, mit Berücksichtigung der Mehrwertigkeit von
Erinnerungskultur eine nachvollziehbare und wirksame Geschichtsdokumentation im
öffentlichen Raum, einschließlich eines überzeugenden Gestaltungsanspruches
umzusetzen.
Die Einführung einer
regionalen „Geschichtsmeile“ für den Bezirk Lichtenberg erfolgt im
Rahmen eines einheitlichen
Gedenktafelbildes und in Abstimmung mit dem Bezirksdenkmalbeirat.
Ausnahmen bilden Repliken von Gedenktafeln für von den Nationalsozialisten
ermordete Widerstandskämpfer aus der Zeit vor 1989.
Die
regelmäßige Pflege und Unterhaltung bestehender Kulturgüter und Gedenktafeln
verbleiben beim Facheigentümer bzw. sind in Verwaltungsvereinbarungen zur
regeln. Mit dem
Fonds für Erinnerungskultur ist es dem Bezirksamt erstmalig möglich,
geschichtspolitische Beschlüsse planungsgemäß und für eine breitere
Öffentlichkeit wahrnehmbarer umzusetzen. Insbesondere werden aus diesen Mitteln
im Jahr 2008 die Errichtung von Erinnerungsstelen über die NS-Zwangsarbeit am
Standort des heutigen Fennpfuhlparks, für die zerstörten Kirchen in Malchow ,
Wartenberg und Falkenberg sowie für eine Erinnerungstafel für Erwin Nöldner in
der Türrschmidtstraße 16 (Verlust) finanziert.
Emmrich Framke Bezirksbürgermeisterin Bezirksstadträtin
für Kultur und Bürgerdienste |
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