Drucksache - DS/0603/VI
Das Bezirksamt
wurde ersucht, -
in
Zusammenarbeit mit den zuständigen Dienststellen des Senats auf eine Auswertung
der vorliegenden Studie der Freien Universität Berlin zum mangelhaften
Kenntnisstand über die DDR und die deutsche Nachkriegsgeschichte nach 1945
sowie auf korrigierende Maßnahmen hinzuwirken, -
mit
Direktoren und verantwortlichen Lehrern für Geschichte und politische Weltkunde
der Lichtenberger Schulen über den Stand und die Möglichkeiten einer besseren
Vermittlung von Kenntnissen zur Geschichte beider deutschen Staaten nach 1945
– insbesondere über die DDR – zu beraten, -
in
den Bibliotheken und der VHS Lichtenberg unter Einbeziehung von Fachleuten aus
wissenschaftlichen Einrichtungen ein Angebot für Lehrer und Schüler zur
Geschichte der DDR und der Bundesrepublik Deutschland vorzuhalten und diese
Angebote durch eine Kooperation der Bereiche Bildung und Weiterbildung einem
möglichst großen Nutzerkreis zugänglich zu machen, -
die
Nutzung vorhandener Wanderausstellungen zum Thema (z. B. von der Stiftung
Aufarbeitung u. a.) anzuregen und zu unterstützen, -
der
Bezirksverordnetenversammlung bis April 2008 über die eingeleiteten Maßnahmen
und bis Oktober 2008 über erste Ergebnisse der Bildungs- und
Weiterbildungsmaßnahmen zu berichten. Das Bezirksamt bittet die BVV, Folgendes zur Kenntnis zu
nehmen: Der Austausch mit Vertretern Lichtenberger
Schulen zur besseren Vermittlung von Kenntnissen zur Geschichte beider
deutscher Staaten ist nur im Rahmen bezirklicher Veranstaltungen möglich und zu
leisten. Strukturell liegt die Verantwortung für die Lehrpläne auf Seiten von
Senatsstellen, die Gestaltung der Unterrichtsinhalte obliegt den Fachlehrern. Das Bezirksamt informierte die Lichtenberger Schulleiter
über die Möglichkeit der Teilnahme an den Angeboten des Bezirksamtes und lud
Schülerinnen und Schüler zu ausgewiesenen Veranstaltungen ein. Im Jahr 2008 wurde eigens mit Bezug auf die DS 0603/VI durch
das Bibliotheksamt eine Veranstaltungsreihe konzipiert und realisiert. In
Zusammenarbeit mit dem Bildungswerk der Heinrich Böll Stiftung entstand eine
mehrteilige Podiumsdiskussion zur DDR-Geschichte mit dem Titel „Ich, ein
Buch und die DDR". Sie wurde der interessierten Öffentlichkeit, den
Schulen und den Verordneten der BVV in Einladungen und Informationen angeboten.
Ko - Veranstalter waren die Egon-Erwin-Kisch-Bibliothek, Kiezspinne FAS e.V.
& Netzwerkstelle Licht-Blicke, sowie die polis Stiftung SPI. Ziel der
Veranstaltungsreihe war es, durch die persönliche Vermittlung biografisch
geprägter Erfahrungen mit der DDR deren Geschichte durch einzelne Exponenten
erlebbar zu machen. So sollte eine differenzierte Sicht auf die Vergangenheit
statt einer Verherrlichung oder Verdammung der DDR erzeugt werden. Beteiligte
waren u. a. die Schriftstellerin Regina Scheer, der Bürgerrechtler und
Schriftsteller Florian Havemann und der Liedermacher und Schriftsteller Hans
Eckardt Wenzel. Weitere Angebote zur Geschichte der DDR und zur
Auseinandersetzung mit deren Hintergründen und politischen Verhältnissen wurden
in der VHS in den Kursangeboten zu Politik und Gesellschaft vorgehalten, so der
Vortrag „Die Mauer als Nahtstelle der Ost-West-Konfrontation“ und
eine Führung an die „Neue Mauer-Baustelle“ an der Bernauer Straße. Das Themenjahr „mauerfall_20“ war Anlass für
eine Vielzahl von Ausstellungen, Lesungen, Filmvorführungen und Diskussionen
zur jüngeren Geschichte und insbesondere zum historischen und persönlichen
Umgang mit dem politischen und gesellschaftlichen System der DDR. Die Plakatausstellung der Bundesstiftung zur Aufarbeitung
der SED-Diktatur „Von der friedlichen Revolution zur deutschen
Einheit“ wurde in Kooperation mit der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung in
der Anna-Seghers-Bibliothek im Linden-Center gezeigt. Sie hatte
die Information und Aufklärung insbesonere junger Menschen über die politische
Wirklichkeit in der DDR zum Ziel. Ebenfalls an Schülerinnen und
Schüler gerichtet waren Angebote der Egon-Erwin-Kisch- und der Bodo-Uhse-Bibliothek. In
ihnen lasen David
Ensikat aus seinem Buch „Kleines Land, große Mauer“ und Jens Schöne,
stellvertretender Landesbeauftragter für Stasi-Unterlagen Berlin, aus
„Die friedliche Revolution“. Die Lesungen wurden von mehr als 110
Schülerinnen und Schülern des Barnim - und Immanuel-Kant-Gymnasiums sowie der
Mildred-Harnack-Oberschule besucht. Das Projekt des Kunst- und Kulturamtes im Museum Lichtenberg
mit dem Titel „Der politische Ort“ im September 2009 bezog
Schülerinnen und Schüler direkt in die Auseinadersetzung mit dem Thema ein.
Eine Ausstellung zeigte künstlerische Modelle über den politischen Ort
„Das Ministerium für Staatssicherheit in der Normannenstraße“. 20
Schülerinnen und Schüler der 11. Jahrgangsstufe des Immanuel-Kant-Gymnasiums
hatten sie im Rahmen des Kunstunterrichts erarbeite. Auf diese ganz persönliche
und künstlerische Weise setzten sich die Beteiligten mit der Geschichte sowohl
des Areal als auch mit den Überwachungsapart der DDR auseinander. Bestandteil
des Projektes war auch die Aufführung des Films „Das Leben der
anderen“. Das Projekt wurde aus Mitteln des bezirklichen Kulturfond
Lichtenbergs und vom Museum Lichtenberg im Stadthaus gefördert. Im Rahmen einer sechs Wochen im Rathaus Lichtenberg
gezeigten Wanderausstellung mit dem Titel “Der kurze Herbst der
Utopie” bestand für Schulen und Jugendfreizeiteinrichtungen die
Möglichkeit, sich mit der Vorgeschichte und dem widersprüchlichen wie
einzigartigen Verlauf der Ereignisse zwischen 1989 und 1990 auseinander zu
setzen. Der Leihgeber der Ausstellung, das Haus der Demokratie und
Menschenrechte Berlin, hatte ein Angebot für Veranstaltungen insbesondere mit
Vertretern der nach 1989/90 geborenen Generation vorgehalten. Schulen und
Jugendprojekte waren darüber informiert und gesondert eingeladen worden,
machten aber von dem Angebot keinen Gebrauch. Detaillierte Einblicke in das Areal an der Normannenstraße
und in die erzwungene Umgestaltung eines Wohnviertels gab der Historiker Dr.
Christian Halbrock in einer Kooperationsveranstaltung des Museums mit der
Forschungs- und Gedenkstätte Normannenstraße. In einem offenen Gesprächskreis und unter dem Titel
„Der Berg der Erinnerung – Wende- Generationen im Berliner
Osten“ organisierte das Museum Lichtenberg eine Interessenten jeden Altes
und jeder Erfahrung zugängliche Veranstaltung. In einer ersten Gesprächsrunde
hatten Mitarbeiter aus ehemaligen Lichtenberger Betrieben ihre persönliche
Rückschau gehalten. Verknüpft mit einem weiteren Projekt mit dem Titel
„Von Siemens Plania zu Dong Xuan“ waren Zeitzeugengespräche
aufgezeichnet worden. Sie hatten im November 2009 Prämiere in einer zweiten
Zeitzeugengesprächsrunde. Quer durch Generationen und differenzierte
Arbeitsfelder konnten sich so Zeitzeugen öffentlich an die Anfangs- und
Endjahre der DDR und die Aufbruchzeit nach 1989 in Lichtenberg erinnern. So
konnten viele und individuell geprägte Sichtweisen zusammen getragen werden.
Wie der Einzelne den Alltag in der DDR erlebte, wie den Beruf und was die Zeit
danach kennzeichnete, sollte als Erinnerung zusammengetragen, dessen
verbindendes Element Kommunikation und soziale Begegnung darstellen. Über den nationalen Fokus hinaus war die in Zusammenarbeit
mit der Internationalen Heiner Müller Gesellschaft entstandene Veranstaltungs-
und Projektreihe „Working for Paradiese“ orientiert. Sie hatte sich
der von Heiner Müller mit dem „Lohndrücker“ künstlerisch
umgesetzten widersprüchlichen Nachkriegs- und DDR-Wirklichkeit zugewandt. In
Schau- und Hörstücken wurde in Berlin und Florenz am Beispiel des ehemaligen
VEB Elektokohle der Frage nach gegangen: „Wozu arbeiten wir
eigentlich“. Einblicke in die Arbeits- und Lebenswelt der vietnamesischen
Vertragsarbeiter in der DDR gab die Ausstellung
„Bruderland ist abgebrannt „Sie entstand in Kooperation mit
dem Verein Reistrommel und war in der Anna-Seghers-Bibliothek im Linden-Center
zu sehen. Die Darstellung der DDR in der Außensicht des
Korrespondenten Peter Pragal war in der Anton-Saefkow-Bibliothek zum erleben.
Der Journalist las aus seinem Buch „Der geduldete Klassenfeind: als
West-Korrespondent in der DDR. Die Veranstaltung entstand in Kooperation mit
der PRIMA Wohnbauten Privatisierungs-Management-GmbH Lichtenberg. Eine Verlagspräsentation des Bebra-Verlages informierte die
Besucher über Neuerscheinungen zur DDR-Geschichte und Zeitgeschichte in der
Anton-Saefkow-Bibliothek, eine Medienpräsentation zum Thema „DDR“
in der Egon-Erwin-Kisch-Bibliothek. Aus Anlass des 20. Jahrestages der Erstürmung der
MFS-Zentrale an der Normannenstraße waren Schülerinnen und Schüler am
14.01.2010 zu einer Veranstaltung mit Vertretern der Runden Tische von 1989/90
eingeladen worden (DS 1173/VI). An der Veranstaltung beteiligten sich Vertreter
von drei Lichtenberger Gymnasien. Wie für alle anderen Veranstaltungen auch ist in der bezirklichen und Berliner Presse, auf den Internetseiten des Bezirksamtes, in Printfassungen des Veranstaltungs- und Weiterbildungsangebotes der Bibliotheken, der VHS und der Kunst- und Kultureinrichtungen für diese Veranstaltungen geworben worden. Ebenfalls zugänglich und beständig aktualisiert wurde der Veranstaltungskalender im zentralen Portal “mauerfall-20” der Kulturprojekte GmbH Berlin. Im Rahmen der museumspädagogischen Arbeit des Museums
Lichtenberg werden auch weiterhin Veranstaltungen, Ausstellungen und Führungen
insbesondere für Schülerinnen und Schüler Lichtenberger Schulen angeboten. Berlin, den
Emmrich Framke Bezirksbürgermeisterin Bezirksstadträtin
für Kultur
und Bürgerdienste |
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