Drucksache - DS/0603/VI  

 
 
Betreff: Verharmlosung durch Aufklärung entgegenwirken!
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:Fraktion SPDBezirksamt
  BzStRin KultBüD,
Drucksache-Art:DringlichkeitsantragVorlage zur Kenntnisnahme
Beratungsfolge:
Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin Entscheidung
22.11.2007 
13. Sitzung in der VI. Wahlperiode der Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin überwiesen   
Kultur Entscheidung
20.12.2007 
13. Sitzung in der VI. Wahlperiode des Ausschusses Kultur mit Änderungen im Ausschuss beschlossen   
Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin Entscheidung
24.01.2008 
15. Sitzung in der VI. Wahlperiode der Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin ohne Änderungen in der BVV beschlossen   
Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin Entscheidung
23.09.2010 
43. Sitzung in der VI. Wahlperiode der Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin mit Abschlussbericht zur Kenntnis genommen   

Sachverhalt
Anlagen:
Dringlichkeitsantrag SPD PDF-Dokument
Beschlussempfehlung Kultur PDF-Dokument
Vorlage z. Ktn. BA (Abb.) PDF-Dokument

Das Bezirksamt bittet die Bezirksverordnetenversammlung umseitige Vorlage zur Kenntnis zu nehmen:

Das Bezirksamt wurde ersucht,

-          in Zusammenarbeit mit den zuständigen Dienststellen des Senats auf eine Auswertung der vorliegenden Studie der Freien Universität Berlin zum mangelhaften Kenntnisstand über die DDR und die deutsche Nachkriegsgeschichte nach 1945 sowie auf korrigierende Maßnahmen hinzuwirken,

-          mit Direktoren und verantwortlichen Lehrern für Geschichte und politische Weltkunde der Lichtenberger Schulen über den Stand und die Möglichkeiten einer besseren Vermittlung von Kenntnissen zur Geschichte beider deutschen Staaten nach 1945 – insbesondere über die DDR – zu beraten,

-          in den Bibliotheken und der VHS Lichtenberg unter Einbeziehung von Fachleuten aus wissenschaftlichen Einrichtungen ein Angebot für Lehrer und Schüler zur Geschichte der DDR und der Bundesrepublik Deutschland vorzuhalten und diese Angebote durch eine Kooperation der Bereiche Bildung und Weiterbildung einem möglichst großen Nutzerkreis zugänglich zu machen,

-          die Nutzung vorhandener Wanderausstellungen zum Thema (z. B. von der Stiftung Aufarbeitung u. a.) anzuregen und zu unterstützen,

-          der Bezirksverordnetenversammlung bis April 2008 über die eingeleiteten Maßnahmen und bis Oktober 2008 über erste Ergebnisse der Bildungs- und Weiterbildungsmaßnahmen zu berichten.

 

Das Bezirksamt bittet die BVV, Folgendes zur Kenntnis zu nehmen:

 

Der Austausch mit Vertretern Lichtenberger Schulen zur besseren Vermittlung von Kenntnissen zur Geschichte beider deutscher Staaten ist nur im Rahmen bezirklicher Veranstaltungen möglich und zu leisten. Strukturell liegt die Verantwortung für die Lehrpläne auf Seiten von Senatsstellen, die Gestaltung der Unterrichtsinhalte obliegt den Fachlehrern.

Das Bezirksamt informierte die Lichtenberger Schulleiter über die Möglichkeit der Teilnahme an den Angeboten des Bezirksamtes und lud Schülerinnen und Schüler zu ausgewiesenen Veranstaltungen ein.

 

Im Jahr 2008 wurde eigens mit Bezug auf die DS 0603/VI durch das Bibliotheksamt eine Veranstaltungsreihe konzipiert und realisiert. In Zusammenarbeit mit dem Bildungswerk der Heinrich Böll Stiftung entstand eine mehrteilige Podiumsdiskussion zur DDR-Geschichte mit dem Titel „Ich, ein Buch und die DDR". Sie wurde der interessierten Öffentlichkeit, den Schulen und den Verordneten der BVV in Einladungen und Informationen angeboten. Ko - Veranstalter waren die Egon-Erwin-Kisch-Bibliothek, Kiezspinne FAS e.V. & Netzwerkstelle Licht-Blicke, sowie die polis Stiftung SPI. Ziel der Veranstaltungsreihe war es, durch die persönliche Vermittlung biografisch geprägter Erfahrungen mit der DDR deren Geschichte durch einzelne Exponenten erlebbar zu machen. So sollte eine differenzierte Sicht auf die Vergangenheit statt einer Verherrlichung oder Verdammung der DDR erzeugt werden. Beteiligte waren u. a. die Schriftstellerin Regina Scheer, der Bürgerrechtler und Schriftsteller Florian Havemann und der Liedermacher und Schriftsteller Hans Eckardt Wenzel.

Weitere Angebote zur Geschichte der DDR und zur Auseinandersetzung mit deren Hintergründen und politischen Verhältnissen wurden in der VHS in den Kursangeboten zu Politik und Gesellschaft vorgehalten, so der Vortrag „Die Mauer als Nahtstelle der Ost-West-Konfrontation“ und eine Führung an die „Neue Mauer-Baustelle“ an der Bernauer Straße.

 

Das Themenjahr „mauerfall_20“ war Anlass für eine Vielzahl von Ausstellungen, Lesungen, Filmvorführungen und Diskussionen zur jüngeren Geschichte und insbesondere zum historischen und persönlichen Umgang mit dem politischen und gesellschaftlichen System der DDR.

 

Die Plakatausstellung der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur „Von der friedlichen Revolution zur deutschen Einheit“ wurde in Kooperation mit der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung in der Anna-Seghers-Bibliothek im Linden-Center gezeigt. Sie hatte die Information und Aufklärung insbesonere junger Menschen über die politische Wirklichkeit in der DDR zum Ziel.

 

Ebenfalls an Schülerinnen und Schüler gerichtet waren Angebote der Egon-Erwin-Kisch- und der Bodo-Uhse-Bibliothek. In ihnen lasen David Ensikat aus seinem Buch „Kleines Land, große Mauer“ und Jens Schöne, stellvertretender Landesbeauftragter für Stasi-Unterlagen Berlin, aus „Die friedliche Revolution“. Die Lesungen wurden von mehr als 110 Schülerinnen und Schülern des Barnim - und Immanuel-Kant-Gymnasiums sowie der Mildred-Harnack-Oberschule besucht.

 

Das Projekt des Kunst- und Kulturamtes im Museum Lichtenberg mit dem Titel „Der politische Ort“ im September 2009 bezog Schülerinnen und Schüler direkt in die Auseinadersetzung mit dem Thema ein. Eine Ausstellung zeigte künstlerische Modelle über den politischen Ort „Das Ministerium für Staatssicherheit in der Normannenstraße“. 20 Schülerinnen und Schüler der 11. Jahrgangsstufe des Immanuel-Kant-Gymnasiums hatten sie im Rahmen des Kunstunterrichts erarbeite. Auf diese ganz persönliche und künstlerische Weise setzten sich die Beteiligten mit der Geschichte sowohl des Areal als auch mit den Überwachungsapart der DDR auseinander. Bestandteil des Projektes war auch die Aufführung des Films „Das Leben der anderen“. Das Projekt wurde aus Mitteln des bezirklichen Kulturfond Lichtenbergs und vom Museum Lichtenberg im Stadthaus gefördert.

 

Im Rahmen einer sechs Wochen im Rathaus Lichtenberg gezeigten Wanderausstellung mit dem Titel “Der kurze Herbst der Utopie” bestand für Schulen und Jugendfreizeiteinrichtungen die Möglichkeit, sich mit der Vorgeschichte und dem widersprüchlichen wie einzigartigen Verlauf der Ereignisse zwischen 1989 und 1990 auseinander zu setzen. Der Leihgeber der Ausstellung, das Haus der Demokratie und Menschenrechte Berlin, hatte ein Angebot für Veranstaltungen insbesondere mit Vertretern der nach 1989/90 geborenen Generation vorgehalten. Schulen und Jugendprojekte waren darüber informiert und gesondert eingeladen worden, machten aber von dem Angebot keinen Gebrauch.

 

Detaillierte Einblicke in das Areal an der Normannenstraße und in die erzwungene Umgestaltung eines Wohnviertels gab der Historiker Dr. Christian Halbrock in einer Kooperationsveranstaltung des Museums mit der Forschungs- und Gedenkstätte Normannenstraße.

 

In einem offenen Gesprächskreis und unter dem Titel „Der Berg der Erinnerung – Wende- Generationen im Berliner Osten“ organisierte das Museum Lichtenberg eine Interessenten jeden Altes und jeder Erfahrung zugängliche Veranstaltung. In einer ersten Gesprächsrunde hatten Mitarbeiter aus ehemaligen Lichtenberger Betrieben ihre persönliche Rückschau gehalten. Verknüpft mit einem weiteren Projekt mit dem Titel „Von Siemens Plania zu Dong Xuan“ waren Zeitzeugengespräche aufgezeichnet worden. Sie hatten im November 2009 Prämiere in einer zweiten Zeitzeugengesprächsrunde. Quer durch Generationen und differenzierte Arbeitsfelder konnten sich so Zeitzeugen öffentlich an die Anfangs- und Endjahre der DDR und die Aufbruchzeit nach 1989 in Lichtenberg erinnern. So konnten viele und individuell geprägte Sichtweisen zusammen getragen werden. Wie der Einzelne den Alltag in der DDR erlebte, wie den Beruf und was die Zeit danach kennzeichnete, sollte als Erinnerung zusammengetragen, dessen verbindendes Element Kommunikation und soziale Begegnung darstellen.

 

Über den nationalen Fokus hinaus war die in Zusammenarbeit mit der Internationalen Heiner Müller Gesellschaft entstandene Veranstaltungs- und Projektreihe „Working for Paradiese“ orientiert. Sie hatte sich der von Heiner Müller mit dem „Lohndrücker“ künstlerisch umgesetzten widersprüchlichen Nachkriegs- und DDR-Wirklichkeit zugewandt. In Schau- und Hörstücken wurde in Berlin und Florenz am Beispiel des ehemaligen VEB Elektokohle der Frage nach gegangen: „Wozu arbeiten wir eigentlich“.

 

Einblicke in die Arbeits- und Lebenswelt der vietnamesischen Vertragsarbeiter in der DDR gab die Ausstellung  „Bruderland ist abgebrannt „Sie entstand in Kooperation mit dem Verein Reistrommel und war in der Anna-Seghers-Bibliothek im Linden-Center zu sehen.

 

Die Darstellung der DDR in der Außensicht des Korrespondenten Peter Pragal war in der Anton-Saefkow-Bibliothek zum erleben. Der Journalist las aus seinem Buch „Der geduldete Klassenfeind: als West-Korrespondent in der DDR. Die Veranstaltung entstand in Kooperation mit der PRIMA Wohnbauten Privatisierungs-Management-GmbH Lichtenberg.

 

Eine Verlagspräsentation des Bebra-Verlages informierte die Besucher über Neuerscheinungen zur DDR-Geschichte und Zeitgeschichte in der Anton-Saefkow-Bibliothek, eine Medienpräsentation zum Thema „DDR“ in der Egon-Erwin-Kisch-Bibliothek.

 

Aus Anlass des 20. Jahrestages der Erstürmung der MFS-Zentrale an der Normannenstraße waren Schülerinnen und Schüler am 14.01.2010 zu einer Veranstaltung mit Vertretern der Runden Tische von 1989/90 eingeladen worden (DS 1173/VI). An der Veranstaltung beteiligten sich Vertreter von drei Lichtenberger Gymnasien.

 

Wie für alle anderen Veranstaltungen auch ist in der bezirklichen und Berliner Presse, auf den Internetseiten des Bezirksamtes, in Printfassungen des Veranstaltungs- und Weiterbildungsangebotes der Bibliotheken, der VHS und der Kunst- und Kultureinrichtungen für diese Veranstaltungen geworben worden. Ebenfalls zugänglich und beständig aktualisiert wurde der Veranstaltungskalender im zentralen Portal “mauerfall-20” der Kulturprojekte GmbH Berlin.

 

Im Rahmen der museumspädagogischen Arbeit des Museums Lichtenberg werden auch weiterhin Veranstaltungen, Ausstellungen und Führungen insbesondere für Schülerinnen und Schüler Lichtenberger Schulen angeboten.

 

Berlin, den

 

Emmrich                                                                                 Framke

Bezirksbürgermeisterin                                                          Bezirksstadträtin für

                                                                                                Kultur und Bürgerdienste

 

 

 
 

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