Drucksache - DS/1861/V  

 
 
Betreff: Gesetz zur Modernisierung der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV)
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:Fraktion Die Linke.PDSFraktion Die Linke.PDS
   
Drucksache-Art:Große AnfrageGroße Anfrage
Beratungsfolge:
Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin Entscheidung
28.06.2006 
54. Sitzung in der V. Wahlperiode der Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin beantwortet   

Sachverhalt
Anlagen:
Große Anfrage Die Linke.PDS PDF-Dokument

Das Bezirksamt wird um folgende Auskunft gebeten:

Das Bezirksamt wird um folgende Auskunft gebeten:

 

2004 ist das Gesetz zur Modernisierung der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) in Kraft getreten. Damit wurden u. a. Kranken und Versicherten höhere Kosten aufgebürdet, die von ihm bis zur Höhe von 2 % seiner Bruttoeinnahmen selbst getragen werden müssen. Gleichzeitig müssen die niedergelassenen Ärzte Einschränkungen bei der Medikamentenvergabe und  Honorareinbußen hinnehmen.

Das Berliner Arzneimittelbudget für 2006 liegt mit 871 Millionen Euro deutlich unter der rund
1 Milliarde Euro des Jahres 2005. Die Deckelung des Berliner Honorarbudgets führt zu sinkenden Honoraren für die Kassenärzte bei gleichzeitig weiter steigenden Kosten.

 

1.      Ist die bedarfsgerechte Gesundheitsversorgung noch für alle Menschen in Lichtenberg gesichert?
Welche Auswirkungen erkennt das Bezirksamt auf Grund der deutlich gestiegenen Kosten für die Patienten und die sinkenden Honorare bei den Kassenärzten auf das Patienten­verhalten und den bisher vorhandenen hohen Gesundheitsstandard in Lichtenberg?

 

2.      Wie haben sich Anzahl und Struktur der niedergelassenen Ärzte in Lichtenberg seit dem Jahr 2000 entwickelt? Wie hoch ist die Zahl der Praxisschließungen und/oder -verlagerungen.

 

3.      Welche Erkenntnisse hat das Bezirksamt über deutlich verlängerte Wartezeiten in den Facharztpraxen und deren Ursachen? Sind die Ursachen primär finanziell motiviert, so dass es bei bestimmten Arztgruppen zu einer Wartezeitverlängerung kommt? Wenn ja, welche sind das?
Beeinflußt die Verlängerung der Wartezeiten jetzt schon die Qualität der ärztlichen Versorgung in  Lichtenberg?

 

4.      Rezeptfreie Medikamente werden nur noch für Kinder bis zum vollendeten 12. Lebensjahr von den Kassen bezahlt. Aber auch Kinder ab 13 Jahre brauchen nicht verschreibungspflichtige Medikamente (z. B. Hustensaft), die die Eltern nun selbst bezahlen müssen. Gibt es infolge dieses Kostendruckes auf Familien mit Kindern  schon ein verändertes Elternverhalten hinsichtlich der Gesundheitsvorsorge für ihre Kinder.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bezirksamt Lichtenberg von Berlin                                                                                 21.06.06

Bezirksstadtrat für Umwelt und Gesundheit                                                                           4200

 

 

 

Bezirksverordnetenversammlung

Lichtenberg von Berlin

Vorsteher, Herrn Bosse

Fraktion Die Linke.PDS

Fraktion der SPD

Fraktion der CDU

Bezirksverordnete der FDP

 

über

 

Bezirksbürgermeisterin

Frau Emmrich

 

 

 

Beantwortung der Großen Anfrage 1861/V der Fraktion Die Linke.PDS

 

Gesetz zur Modernisierung der gesetzlichen Krankenversicherung

 

 

Das Bezirksamt wurde um folgende Auskunft gebeten:

 

2004 ist das Gesetz zur Modernisierung der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) in Kraft getreten. Damit wurden u.a. Kranken und Versicherten höhere Kosten aufgebürdet, die von ihm bis zur Höhe von 2 % seiner Bruttoeinnahmen selbst getragen werden müssen. Gleichzeitig müssen die niedergelassenen Ärzte Einschränkungen bei der Medikamentenvergabe und Honorareinbußen hinnehmen.

Das Berliner Arzneimittelbudget für 2006 liegt mit 871 Millionen Euro deutlich unter der rund 1 Milliarde Euro des Jahres 2005. Die Deckelung des Berliner Honorarbudgets führt zu sinkenden Honoraren für die Kassenärzte bei gleichzeitig weiter steigenden Kosten.

 

  1. Ist die bedarfsgerechte Gesundheitsversorgung noch für alle Menschen in Lichtenberg gesichert?
    Welche Auswirkungen erkennt das Bezirksamt auf Grund der deutlich gestiegenen Kosten für die Patienten und die sinkenden Honorare bei den Kassenärzten auf das Patientenverhalten und den bisher vorhandenen hohen Gesundheitsstandard in Lichtenberg?

  2. Wie haben sich Anzahl und Struktur der niedergelassenen Ärzte in Lichtenberg seit dem Jahr 2000 entwickelt? Wie hoch ist die Zahl der Praxisschließungen und/oder –verlagerungen.

  3. Welche Erkenntnisse hat das Bezirksamt über deutlich verlängerte Wartezeiten in den Facharztpraxen und deren Ursachen? Sind die Ursachen primär finanziell motiviert, so dass es bei bestimmten Arztgruppen zu einer Wartezeitverlängerung kommt? Wenn ja, welche sind das? Beeinflusst die Verlängerung der Wartezeiten jetzt schon die Qualität der ärztlichen Versorgung in Lichtenberg?

  4. Rezeptfreie Medikamente werden nur noch für Kinder bis zum vollendeten 12. Lebensjahr von den Kassen bezahlt. Aber auch Kinder ab 13 Jahre brauchen nicht verschreibungspflichtige Medikamente (z. B. Hustensaft), die die Eltern nun selbst bezahlen müssen. Gibt es infolge dieses Kostendruckes auf Familien mit Kindern schon ein verändertes Elternverhalten hinsichtlich der Gesundheitsfürsorge für ihre Kinder?

 

 

Das Bezirksamt bittet die BVV, folgende Antworten zur Kenntnis zu nehmen:

 

Zu 1)

 

Das Bezirksamt sieht die Gesundheitsversorgung in Lichtenberg als im Grundsatz gesichert an. Es besteht aber eine erhebliche Ungleichverteilung der fachärztlichen Versorgung zwischen den Berliner Bezirken, die in den geringer versorgten Bezirken mindestens zu unzumutbar langen Wartezeiten für die Patienten führt (ca. 2 bis 6 Monate je nach Facharztrichtung). Durch diese langen Wartezeiten sind individuelle Versorgungslücken nicht auszuschließen. Vor allem für ältere und immobile Patienten ist das ein erhebliches Problem. Lichtenberg gehört im Berliner Vergleich zu diesen geringer versorgten Bezirken.

 

Der Altersstatus der in Lichtenberg niedergelassenen Ärzte ist relativ hoch, so dass von einer Verschärfung des Problems im Laufe der nächsten Jahre ausgegangen werden muss.

 

Die Ursachen für diese Ungleichverteilung der fachärztlichen Versorgung sind komplex. Zum einen liegen sie, wie in der Fragestellung angesprochen, in der Deckelung des Berliner Honorarbudgets, d.h., in der Festschreibung des Budgets, das den niedergelassenen Ärzten zur Behandlung ihrer Kassenpatienten zur Verfügung steht. Das bedeutet, dass die niedergelassenen Ärzte ein bestimmtes Einkommen (nach Angaben der KV monatlich
2.575 € im Berliner Durchschnitt) nicht überschreiten können, unabhängig von der Anzahl der von ihnen behandelten Kassenpatienten. Fast 1/3 ihrer Leistungen erbringen Berliner Ärzte damit ohne Bezahlung (nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung).

Das führte vor allem bei Fachärzten zu einer Verringerung der Sprechzeiten bzw. zu einem „Kampf um Privatpatienten“, deren Budget nicht gedeckelt ist oder aber in der Folge zu einer tendenziellen Abwanderung in Bezirke mit mehr Privatpatienten.

 

Zum anderen hob die Kassenärztliche Vereinigung mit Zustimmung der Senatsverwaltung für Gesundheit am 01.06.2003 die Berliner Bezirksgrenzen als regionale Beschränkung für die Neuzulassung von Arztpraxen auf. Seither ist das gesamte Berliner Stadtgebiet die Beurteilungsgrundlage für die Neuzulassung von Facharztpraxen. Dies führt zu einer Erleichterung der stetigen Umverteilung bzw. tendenziellen Abwanderung von Facharztpraxen aus Berliner Bezirken mit wenigen Privatpatienten in Bezirke mit einer großen Anzahl von Privatpatienten.

Die Kassenärztlichen Vereinigungen erstellen im Einvernehmen mit den Landesverbänden der Krankenkassen und den Verbänden der Ersatzkassen den Bedarfsplan zur Sicherung der vertragsärztlichen Versorgung.

 

Das Gesetz zur Modernisierung der gesetzlichen Krankenversicherung, das am 01.01.2004 in Kraft trat und u.a. die Zahlung der sog. Praxisgebühr beinhaltete, führte in der ersten Zeit nach Erlass des Gesetzes zu einem veränderten Patientenverhalten. Die Zahl der Arztbesuche nahm ab. Dazu gibt es verschiedene Angaben bei verschiedenen Quellen, die die Verringerung der Zahl der Arztbesuche bei 15 % bis 30 % verorten.

Diese Auswirkung hat dann im Laufe des Jahres 2004 soweit nachgelassen, dass sich die Zahl der Arztbesuche inzwischen wieder auf dem vorherigen Niveau eingepegelt hat (nach Angaben der KV und der Berliner Ärztekammer).

 

Zur notwendigen Veränderung der Situation steht für das deutsche Gesundheitswesen eine substanzielle Reform aus. Die Krankenkassen arbeiten ineffizient und durch die Privatversicherungen haben wir, im Zusammenspiel mit den „gedeckelten“ Budgets der Ärzte, eine ausgeprägte Zwei-Klassen-Medizin.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass bei immer weniger Einzahlern, aber stetig zunehmender Patientenanzahl unser System der Gesundheitsfinanzierung tendenziell teurer wird. Über einen gewissen Zeitraum sind die Kosten des medizinisch-technischen Fortschritts durchaus über Einsparungen zu finanzieren, auf Dauer funktioniert das jedoch nicht.

 

Das Beispiel der halbherzigen Gesundheitsreform vom 01.01.2004 (die nur ein durch die damalige Bundesratsmehrheit erzwungener Kompromiss sein konnte) zeigt eindeutig, dass eine solche Reform nur dann nachhaltig wirken kann, wenn sie das System komplex verändert und nicht nur „an einigen Stellschrauben dreht“. Wichtig ist ihre Ausgewogenheit in der Belastung aller Beteiligten. Eine weitere einseitige Belastung der Patienten, unter Aussparung der Pharmaindustrie, der privaten Krankenkassen und der Kassenärztlichen Vereinigung, würde ihre Akzeptanz deutlich mindern und wiederum nur Stückwerk darstellen. Deshalb müssen sich auch die Kassenärztlichen Vereinigungen einem Wettbewerb stellen. Direktverträge zwischen niedergelassenen Ärzten und Krankenkassen können dort den nötigen Druck erzeugen.

Eine Vielzahl und Vielfalt von Krankenkassen bleibt Voraussetzung für den Wettbewerb im Gesundheitswesen. Trotzdem sollte sich die Anzahl der Krankenkassen in Deutschland verringern und an Effektivitätsmaßstäben messen lassen.

 

 

Zu 2)

 

Die Ungleichverteilung bei der Ausstattung der Bezirke mit Facharztpraxen ist kein Ost-West-Thema, sondern eines von „Arm“ und „Reich“. Neukölln ist z.B. stärker betroffen als Lichtenberg.

 

Die Anzahl der Arztpraxen in Lichtenberg reduzierte sich 2005 insgesamt zwar nur um 6 %. Die meisten Reduzierungen gab es aber in den Fachgebieten Innere Medizin mit 12 % und Kinderheilkunde mit 17 %. Und die Verteilung in Berlin ist eindeutig. So gab es 2004 z.B. in Charlottenburg/Wilmersdorf für je 306 Einwohner einen niedergelassenen Arzt, während in Neukölln 655 Einwohner auf einen niedergelassenen Arzt kamen. Lichtenberg lag bei 571 Einwohnern pro Arztpraxis.

 

 

 

Niedergelassen tätige Ärzte und Zahnärzte im Bezirk Lichtenberg und in Berlin

Stand der Datenerhebung jeweils 31.12. der Jahre 2001-2005 für Berlin und für Zahnärzte; bei Ärzten in Lichtenberg jeweils 31.12. der Jahre 2001-2004 und 20.03.2006.

Datenquelle:         

Statistisches Landesamt Berlin, Statistische Berichte 2001-2004 und Statistik 2005

bzw. Kassenärztliche Vereinigung, Liste niedergelassen tätiger Ärzte in Lichtenberg 03/2006

 

Niedergelassen tätige Ärzte nach Gebietsbezeichnung im Bezirk Lichtenberg

2001-2004 und 2006

 

 

Jahre

 

jeweils 31.12.

2001-2004

und 20.3.2006

 

Ärzte

Insge-

samt

Ärzte mit Gebietsbezeichnung

Allge-mein-medizin

Anäs-thesio-logie

Arbeits-medizin

Augen-heil-kunde

Chirur-gie

Frauen-heilkunde und Geburts-hilfe

Hals-Nasen-Ohren-heil-kunde

Haut

und Ge-schlechts-krank-heiten

Innere Medizin

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

2001

 

439

109

4

2

24

19

41

18

14

75

2002

 

436

108

4

2

23

19

41

18

14

74

2003

 

438

105

4

2

24

20

41

18

13

78

2004

 

451

106

7

2

24

20

44

17

14

76

2006

 

424

104

4

 

22

19

44

17

13

67

 

 

Jahre

 

jeweils 31.12.

2001-2004

und 20.3.2006

Ärzte mit Gebietsbezeichnung

Ärzte ohne Gebiets-bezeich-nung

Kinder-heil-kunde

Lungen- u. Bron-chialheil-kunde

 

Labora-toriums-medizin

Nerven-heil-kunde

Ortho-pädie

Patho-logie

Radio-logie

Urologie

Sonstige Fach-gebiete

11

12

13

14

15

16

17

18

19

20

2001

 

30

3

1

23

18

2

8

9

20

19

2002

 

30

3

1

23

18

2

8

9

22

17

2003

 

29

3

1

23

18

3

7

10

23

16

2004

 

29

3

1

21

21

3

6

10

30

17

2006

 

24

3

1

22

20

3

8

9

26

18

Quelle: Statistisches Landesamt Berlin - Statistischer Bericht; Kassenärztliche Vereinigung Berlin (Daten 2006)

* Daten 2005 vom Statistischen Landesamt für die einzelnen Bezirke nach dem regionalen Bezugssystem liegen noch nicht vor. Die Daten 2006 sind eigene Berechnungen nach den Adressenlisten niedergelassen tätiger Ärzte der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin vom 20.03.2006.

 

Niedergelassen tätige Ärzte und Zahnärzte in Berlin und den Bezirken

 

Niedergelassen tätige Ärzte in Berlin am 31.12.2001 – 2004 nach Bezirken

 

Bezirk

Niedergelassen tätige Ärzte 

 

2001

2002

2003

2004

Mitte

  667

  672

  714

  692

Friedrichshain-Kreuzberg

  476

  478

  485

  483

Pankow

  639

  636

  626

  653

Charlottenburg-Wilmersdorf

  895

  929

  948

1.029

Spandau

  353

  363

  375

  380

Steglitz-Zehlendorf

  659

  673

  682

  718

Tempelhof-Schöneberg

  686

  706

  712

  745

Neukölln

  454

  462

  478

  467

Treptow-Köpenick

  366

  367

  366

  368

Marzahn-Hellersdorf

  431

  433

  432

  429

Lichtenberg

  439

  436

  438

  451

Reinickendorf

  402

  407

  410

  421

 

Berlin

 

6.545

 

6.640

 

6.737

 

6.918

Quelle: Statistisches Landesamt Berlin - Statistischer Bericht

 

Die meisten niedergelassen tätigen Ärzte von Berlin (15 %) und auch den größten Zuwachs von Ärzten in den vergangenen Jahren gibt es im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf. Die wenigsten Ärzte (5,3 %)und auch nur einen geringen Anstieg hat der Bezirk Treptow-Köpenick zu verzeichnen. Der Bezirk Lichtenberg nimmt mit einem Anteil von 6,5 % der niedergelassen tätigen Ärzte in Berlin und nur einem geringen Zuwachs in den letzten Jahren einen 8. Platz bei den Bezirke ein.

 

 

Niedergelassen tätige Zahnärzte in Berlin  am 31.12.  2001 – 2005 nach Bezirken

 

Bezirk

Niedergelassen tätige Zahnärzte 

 

2001

2002

2003

2004

2005

Mitte

  317

  316

  316

  316

324

Friedrichshain-Kreuzberg

  230

  230

  227

  222

234

Pankow

  309

  314

  314

  313

317

Charlottenburg-Wilmersdorf

  389

  393

  392

  387

412

Spandau

  177

  183

  190

  196

186

Steglitz-Zehlendorf

  290

  293

  291

  291

302

Tempelhof-Schöneberg

  316

  312

  307

  307

322

Neukölln

  221

  226

  249

  269

256

Treptow-Köpenick

  193

  192

  194

  194

196

Marzahn-Hellersdorf

  198

  197

  197

  198

199

Lichtenberg

  213

  209

  211

  210

209

Reinickendorf

  214

  212

  220

  221

228

 

Berlin

 

3.067

 

3.077

 

3.108

 

3.124

 

3.185

Quelle: Statistisches Landesamt Berlin - Statistischer Bericht

 

 

Bei der Anzahl der niedergelassen tätigen Zahnärzte in Berlin nimmt der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf ebenfalls eine Spitzenposition ein. Die wenigsten Zahnärzte gibt es im Bezirk Spandau. Lichtenberg liegt zahlenmäßig bei der zahnärztlichen Versorgung an 9. Stelle der Bezirke.


Einwohner je niedergelassen tätigem Arzt in Berlin am 31.12.  2001 – 2004 nach Bezirken

 

Bezirk

Einwohner je niedergelassen tätigem Arzt   

 

2001

2002

2003

2004

Mitte

483

480

449

464

Friedrichshain-Kreuzberg

529

528

528

535

Pankow

535

540

556

537

Charlottenburg-Wilmersdorf

353

340

333

306

Spandau

637

621

603

594

Steglitz-Zehlendorf

438

428

423

402

Tempelhof-Schöneberg

493

478

472

449

Neukölln

676

665

642

655

Treptow-Köpenick

637

635

639

638

Marzahn-Hellersdorf

600

594

586

586

Lichtenberg

594

598

591

571

Reinickendorf

611

604

600

583

 

Berlin

 

518

 

510

 

503

 

490

Quelle: Statistisches Landesamt Berlin - Statistischer Bericht

 

Die Entwicklung des ärztlichen Versorgungsgrades (Einwohner je niedergelassen tätigen Arzt) in den letzten Jahren zeigt, dass sich die Situation im bestversorgten Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf weiter verbessert und in den am schlechtesten versorgten Bezirk Neukölln weiter verschlechtert. Der Bezirk Lichtenberg liegt trotz einer geringen Verbesserung des Verhältnisses Einwohner je Arzt nur an 7. Stelle der Bezirke.

 

 

Einwohner je niedergelassen tätigem Zahnarzt in Berlin am 31.12. 2001–2004  nach Bezirken

 

Bezirk

Einwohner je niedergelassen tätigem  Zahnarzt 

 

2001

2002

2003

2004

Mitte

1.015

1.021

1.015

1.015

Friedrichshain-Kreuzberg

1.095

1.098

1.128

1.164

Pankow

1.105

1.093

1.107

1.120

Charlottenburg-Wilmersdorf

   813

   804

   804

   813

Spandau

1.271

1.232

1.190

1.151

Steglitz-Zehlendorf

   995

   983

    991

   991

Tempelhof-Schöneberg

1.070

1.082

1.094

1.089

Neukölln

1.389

1.359

1.232

1.136

Treptow-Köpenick

1.208

1.214

1.205

1.210

Marzahn-Hellersdorf

1.307

1.306

1.284

1.270

Lichtenberg

1.225

1.248

1.227

1.226

Reinickendorf

1.148

1.160

1.119

1.111

 

Berlin

 

1.105

 

1.102

 

1.090

 

1.084

Quelle: Statistisches Landesamt Berlin - Statistischer Bericht

 

Der zahnärztliche Versorgungsgrad hat sich im am besten versorgten Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf in den letzten Jahren kaum verändert. Trotz einer geringfügigen Verbesserung des Verhältnisses Einwohner je Zahnarzt hat der Bezirk Marzahn-Hellersdorf den schlechtesten zahnärztlichen Versorgungsgrad, gefolgt vom Bezirk Lichtenberg mit der zweit-schlechtesten zahnärztlichen Versorgung.


 

Ärztlicher Versorgungsgrad (Einwohner je niedergelassen tätigem Arzt) in Berlin und den Bezirken 2004

 

Quelle: Statistisches Landesamt Berlin - Statistischer Bericht

 

Der durchschnittliche ärztliche Versorgungsgrad betrug 2004 in Berlin 490 Einwohner je niedergelassen tätigen Arzt (EW/Arzt).

Einen besseren Versorgungsgrad hatten die Bezirke Mitte, Tempelhof-Schöneberg, Steglitz-Zehlendorf und Charlottenburg-Wilmersdorf mit einer Spitzenversorgung von 306 EW/Arzt.

In den anderen Bezirken gab es einen Versorgungsgrad von 535 EW/Arzt in Friedrichshain-Kreuzberg bis 655 EW/Arzt in Neukölln, dem Bezirk mit der schlechtesten ärztlichen Versorgung. Lichtenberg liegt mit 571 EW/Arzt im Mittelbereich der Bezirke.

 

 

Zahnärztlicher Versorgungsgrad (Einwohner je niedergelassen tätigem Zahnarzt) in Berlin und den Bezirken 2004

 

 Quelle: Statistisches Landesamt Berlin - Statistischer Bericht

 

Der durchschnittliche zahnärztliche Versorgungsgrad betrug 2004 in Berlin 1.084 Einwohner je niedergelassen tätigem Zahnarzt (EW/Zahnarzt).

 

 

Zu 3)

 

Die Zahl der Patientenbeschwerden über lange Wartezeiten oder die Nichtbehandlung durch Ärzte in Lichtenberg ist seit Januar 2006 deutlich gestiegen.

Beispielsweise sind für Kassenpatienten in Lichtenberg Termine beim Hautarzt unter 2 bis 3 Monaten Wartezeit kaum zu bekommen. Und bei Urologen oder Kardiologen sind schnell 4 bis 6 Monate Wartezeit erreicht. Oder die Patienten gehen ohne Termin zum Facharzt und warten in überfüllten Räumen mehrere Stunden, wenn sie überhaupt angenommen werden. Das ist für die Patienten auf Dauer unzumutbar. Das Ausweichen der Patienten auf Arztpraxen in anderen Berliner Bezirken ist keine wirkliche Lösung, und für ältere und immobile Kranke können so Versorgungslücken entstehen, die wir uns in unserem hoch entwickelten Gesundheitswesen nicht leisten dürfen.

 

Die Ursachen dafür sind in der Beantwortung der Frage 1. benannt. Die Kombination aus einer relativ geringen Anzahl von Arztpraxen und einer Einschränkung bisheriger Sprechzeiten der Arztpraxen führt zu einer deutlichen Verlängerung der Wartezeiten für Patienten.

 

Die Qualität der ärztlichen Versorgung ist in Deutschland sehr hoch. Auftretende Qualitätsmängel in der ärztlichen Versorgung unterliegen einer medizinischen Beurteilung, können immer nur auf den Einzelfall bezogen werden und sind durch das Bezirksamt nicht zu bewerten.

 

 

Zu 4)

 

Verändertes Elternverhalten ist, bezogen auf die Fragestellung unter 4., empirisch nicht nachweisbar.

 

Im 2005 der BVV übergebenen Lichtenberger Gesundheitsbericht zur Auswertung der Einschulungsuntersuchungen aus 2004 wurden jedoch die Ergebnisse der Einschulungsuntersuchungen mit den Daten aus dem Sozialstrukturatlas abgeglichen. Im Ergebnis zeigte sich eine deutliche Korrelation zwischen dem Sozialstatus der Eltern und dem Gesundheitsstatus ihrer untersuchten Kinder.

 

Der „soziale Status“ ist ein Unterscheidungskriterium, das aus der Erhebung des Schulabschlusses beider Eltern (ohne Abschluss/Hauptschulabschluss/mittlere Reife oder 10. Klasse/(Fach-) Hochschulreife/(Fach-) Hochschulabschluss) einerseits und deren Erwerbstätigkeit (vollbeschäftigt/teilzeitbeschäftigt/arbeitslos) andererseits sowie aus dem Haushaltseinkommen ermittelt wird. Die so gewichtete Gesamtmenge wird in drei gleich große Gruppen geteilt, die in der Gesundheitsberichterstattung des Senats (vgl. Spezialbericht 2003-2 „Zur gesundheitlichen Lage von Kindern in Berlin“ Abs. 2.3, S. 11) definiert wurden. Als Begrifflichkeit wurde in dieser Berichterstattung „schlechterer, mittlerer und guter sozialer Status“ gewählt.

 

Die hier erhobenen Daten zeigen im Vergleich zu den Vorjahren beim Vorsorge- und Impfstatus der Kinder positive Tendenzen, während vor allem bei der Sprachentwicklung und bei Übergewicht und Motorik Handlungsbedarfe aufgezeigt werden.

Die wachsenden Zahlen vorgelegter Impfdokumentationen und Vorsorgehefte (U1 - U9) weisen auf ein wieder ansteigendes Gesundheitsbewusstsein hin, möglicherweise auch als Ergebnis der bezirklichen Impfkampagnen von 2003 und 2004.

 

Analysiert man den Durchimpfungsgrad der Einschülerinnen und Einschüler nach sozialem Status, so zeigt sich, dass insgesamt die Kinder aus Familien mit mittlerem sozialen Status den besten Impfschutz besitzen. Familien mit gutem sozialen Status lassen ihre Kinder seltener gegen Pertussis, Masern, Mumps, Röteln und Hepatitis B impfen. Bei Kindern aus Familien mit schlechterem sozialen Status gibt es vor allem Impflücken bei Hepatitis B und Hib. Hier liegt der Durchimpfungsgrad, der sich hier nur auf die Kinder mit Impfdokument bezieht, aber insgesamt noch niedriger, weil bei 9,6 % der Kinder kein Impfdokument vorgelegt werden konnte. Es ist davon auszugehen, dass bei diesen Kindern der Impfschutz, wenn überhaupt vorhanden, eher unvollständig ist.

 


 


Aus der Übersicht zeichnet sich für Lichtenberg ein wachsender Bedarf an integrativer Sprachförderung für Kinder aus den osteuropäischen Staaten, insbesondere aus dem russischen Sprachraum, im Kitaalter ab. Darüber hinaus scheint ein Zusammenhang zwischen der Herkunft und dem sozialen Status zu bestehen, so dass eine solche Förderung niedrigschwellig und kostengünstig sein muss, um diese Zielgruppe zu erreichen.


 

Aus dem Berliner Sprachtest „Deutsch Plus“ (Stand 12. Januar 2005) in Kitas, Vorklassen und anderen vorschulischen Einrichtungen ergab sich für 22,1 % der Lichtenberger Kinder ein Sprachförderbedarf (Berliner Durchschnitt 26,1 %). Diese Untersuchung bestätigte den Zusammenhang zwischen Bezirken mit hohem Migrantenanteil und hohem Förderbedarf.

Im Folgenden sind die Ergebnisse aufgeschlüsselt nach Verkehrszellen regional dargestellt.

Sie stellen dar, in welcher Verkehrszelle sowohl nur „mit Befund“ (Durchschnitt 17,9 %) als auch „mit Befund“ und „mit Rat“ (Durchschnitt 33,3 %) über dem Durchschnitt (blau) oder stark über dem Durchschnitt (dunkelgrau) liegen.

 

 

 

 

 

Geisel

Bezirksstadtrat für Umwelt und Gesundheit




 

 

 

 

Im Folgenden sind die Ergebnisse bei Übergewicht und Adipositas aufgeschlüsselt nach Verkehrszellen regional dargestellt. Die Verkehrszellen in blauer Farbe zeigen die Gebiete, in denen der Anteil von Adipositas und Übergewicht über dem Lichtenberger Durchschnitt von 18,4 % der untersuchten Kinder liegt bzw. sogar über 25 % (dunkelgraue Farbe).

 
 

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