Drucksache - DS/1792/V
Das Bezirksamt informiert die BVV über die Umsetzung des Berliner
Prophylaxeprogramms im Bezirk Lichtenberg. Epidemiologische Forschungen weisen die Korrelation zwischen
Sozialstruktur und Kariesprävalenz als evident aus. In Kenntnis dieses
Zusammenhanges wurde in Berlin ein Konzept erarbeitet, um effektive
Prophylaxeleistungen dorthin zu bringen, wo sie besonders benötigt werden: zu
den stark von Karies betroffenen und gefährdeten Gruppen. Somit sollen sozial bedingte Unterschiede in Bezug auf die
Zahngesundheit verringert und die Chancengleichheit vor allem für die sozial
benachteiligten Kinder und Jugendlichen erhöht werden. Im Schuljahr 2002/2003 wurde begonnen, das Berliner
Prophylaxeprogramm, nach dem sowohl die Zahnärztlichen Dienste (ZÄD) als auch
die in der Landesarbeitsgemeinschaft zur Verhütung von Zahnerkrankungen e.V.
(LAG) tätigen Prophylaxehelferinnen arbeiten, auf Basis der Bedarfsorientiertheit neu zu konzipieren.
Die Zahngesundheitserziehung in Berlin erfolgt ab diesem Zeitpunkt nicht mehr
nach dem „Gießkannenprinzip“, sondern wird zielgruppenorientiert gesteuert. Grundlage für die Neufassung des Prophylaxebedarfs ist eine
Rankingliste, die in Zusammenarbeit mit dem Universitäts-Klinikum „Benjamin
Franklin“ aus den
kariesepidemiologischen Daten der Vorsorgeuntersuchungen und dem für die
Einrichtung (Kita bzw. Schule) zugeordneten Sozialindex erstellt und regelmäßig
aktualisiert wird. Das Berliner
Prophylaxekonzept stellt somit ein gutes Beispiel für das Zusammenspiel
verschiedener Träger zum Wohle der Zahngesundheit dar. Gemäß der Ranking-Liste wurden vier Bedarfsgruppen gebildet,
die mit unterschiedlicher Intensität mit Prophylaxemaßnahmen versorgt werden.
So erhalten im Schulbereich die Bedarfsgruppen III und IV zur
Zahnschmelzhärtung bis zu 3 x jährlich Elmex-Gelee. Es hat sich als sinnvoll
erwiesen, alle Sonderschulen in diese Bedarfsgruppen einzugliedern. Der Lichtenberger Zahnärztliche Dienst (ZÄD) hat sich von
Anfang an diesem Prophylaxeprogramm beteiligt. Das 4stufige Gruppenprophylaxe-Programm, einschließlich der
Fluoridierung, konnte in jedem Schuljahr sowohl im Kita- als auch im
Schulbereich komplett umgesetzt werden. Die Schüler der 30 Grund- und
Sonderschulen, die sich in Lichtenberg im Fluoridierungsprogramm befinden,
wurden planmäßig fluoridiert. Kinder, die zur Fluoriderung in der Schule
gefehlt haben, werden per Elternbrief in den ZÄD zur Spätsprechstunde
eingeladen, damit die Fluoridierung nachgeholt werden kann. Für die Fluoridierung muss das Einverständnis der Eltern
eingeholt werden, im vergangenen Schuljahr lag die Akzeptanz bei 66 %
(Grundschulbereich: 70 %, Sonderschulbereich: 62 %). Der ZÄD ist ständig bestrebt, durch Beratungen und Gespräche
die Teilnahme an der Fluoridierung zu erhöhen. Es wird, wie in den letzten
Jahren bereits geschehen, die
Unterstützung der Pädagogen im Sinne einer Multiplikatorenfunktion benötigt, um
die Akzeptanz dieser prophylaktischen Maßnahme bei den Eltern und Kindern noch zu erhöhen. Die Vorsorgeuntersuchungen der 3-16jährigen Kinder und
Jugendlichen, die in Lichtenberg flächendeckend erzielt werden, schaffen die
Grundlage für ein optimales Ranking. Wichtig für die Effizienz des
Prophylaxeprogramm ist außerdem die im Bezirk gut funktionierende
Zusammenarbeit von ZÄD und LAG, so dass alle Kitas und Schulen die
Prophylaxeimpulse im festgelegten Turnus erhalten. Die Zahngesundheit Berliner Kinder weist seit Jahren eine
positive Tendenz auf, unser Bezirk entspricht darin etwa dem Berliner Durchschnitt. Damit verstärkt Kinder und Jugendliche erreicht werden, die
aus sozio-kulturellen Aspekten von dieser Verbesserung der Zahngesundheit noch
entfernt sind, wurden vom ZÄD Lichtenberg zusätzlich zum Berliner
Prophylaxeprogramm Aktionen eingeführt, die in den Räumen des ZÄD stattfinden.
So können die Zahnputzzeile mit großer Spiegelfront und der Kariestunnel zum
Sichtbarmachen der angefärbten Zahnbeläge zur Optimierung der Prophylaxe genutzt werden; die Untersuchung
findet auf einem Zahnarztstuhl statt. Häufig machen Kinder aus sozial schwachen
Familien hier die ersten Erfahrungen mit einem Zahnarztsprechzimmer und einem
Zahnarztstuhl, so dass diese Aktionen dem Angstabbau und damit der Verbesserung
der Akzeptanz einer zahnärztlichen Behandlung dienen. Problematisch, bezogen auf die Zahngesundheit, sind nach wie
vor die Hauptschüler. Für den ZÄD ergab sich daraus, zusätzliche praktische
Gruppenprophylaxeimpulse für die Hauptschulen in den Räumen des ZÄD
durchzuführen, die von allen drei Hauptschulen gut angenommen werden. Der Lichtenberger ZÄD bietet seit Jahren für die 1. Klassen
ein spezielles Gruppenprophylaxe-Programm in den Räumen des ZÄD an, das
flächendeckend wahrgenommen wird und von dem besonders Kinder aus sozial
schwachen oder Migrantenfamilien profitieren, die häufig keine Kita besuchen
und daher im Bereich Kariesprophylaxe oft Nachholbedarf haben. Außerdem werden als regelmäßige zugehende Maßnahme in
einem Asylbewerberheim und einem Frauenhaus Vorsorgeuntersuchungen und
Gruppenprophylaxe für Kinder sowie Beratungen für Eltern durchgeführt. Bei der Verbesserung
der Zahngesundheit sind nicht nur
funktionelle und ästhetische Aspekte von Bedeutung, sondern auch der
Kostenfaktor, denn die Solidargemeinschaft wird durch vermeidbare Zahnbehandlungen
unnötig finanziell belastet. Nach Inkrafttreten des
Gesundheitsmodernisierungsgesetzes ist
es auch im Bereich der Zahnmedizin zu
Kostenerhöhungen gekommen, so dass prophylaktische Maßnahmen zunehmend
an Bedeutung gewinnen. Das Bezirksamt strebt gemeinsam mit dem ZÄD eine Fortführung
des Gruppenprophylaxe-programms an. Berlin, den Emmrich Geisel Bezirksbürgermeisterin Bezirksstadrat
für Umwelt und Gesundheit Anlage: Gebisszustand der Kinder Anlage Gebisszustand der Kinder
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