Drucksache - DS/1792/V  

 
 
Betreff: Zusammenhang von sozialer Situation und Zahngesundheit von Kindern
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:BezirksamtBezirksamt
Verfasser:BzStR UmGesBzStR UmGes,
Drucksache-Art:Vorlage zur KenntnisnahmeVorlage zur Kenntnisnahme
Beratungsfolge:
Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin Entscheidung
26.04.2006 
52. Sitzung in der V. Wahlperiode der Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin zur Kenntnis genommen   

Sachverhalt
Anlagen:
Vorlage z. Ktn. BA PDF-Dokument

Das Bezirksamt informiert die BVV über die Umsetzung des Berliner Prophylaxeprogramms im Bezirk Lichtenberg

Das Bezirksamt informiert die BVV  über die Umsetzung des Berliner Prophylaxeprogramms im Bezirk Lichtenberg.

 

Epidemiologische Forschungen weisen die Korrelation zwischen Sozialstruktur und Kariesprävalenz als evident aus. In Kenntnis dieses Zusammenhanges wurde in Berlin ein Konzept erarbeitet, um effektive Prophylaxeleistungen dorthin zu bringen, wo sie besonders benötigt werden: zu den stark von Karies betroffenen und gefährdeten Gruppen.

Somit sollen sozial bedingte Unterschiede in Bezug auf die Zahngesundheit verringert und die Chancengleichheit vor allem für die sozial benachteiligten Kinder und Jugendlichen erhöht werden.

Im Schuljahr 2002/2003 wurde begonnen, das Berliner Prophylaxeprogramm, nach dem sowohl die Zahnärztlichen Dienste (ZÄD) als auch die in der Landesarbeitsgemeinschaft zur Verhütung von Zahnerkrankungen e.V. (LAG) tätigen Prophylaxehelferinnen arbeiten, auf  Basis der Bedarfsorientiertheit neu zu konzipieren. Die Zahngesundheitserziehung in Berlin erfolgt ab diesem Zeitpunkt nicht mehr nach dem „Gießkannenprinzip“, sondern wird zielgruppenorientiert gesteuert.

Grundlage für die Neufassung des Prophylaxebedarfs ist eine Rankingliste, die in Zusammenarbeit mit dem Universitäts-Klinikum „Benjamin Franklin“  aus den kariesepidemiologischen Daten der Vorsorgeuntersuchungen und dem für die Einrichtung (Kita bzw. Schule) zugeordneten Sozialindex erstellt und regelmäßig aktualisiert wird. Das Berliner  Prophylaxekonzept stellt somit ein gutes Beispiel für das Zusammenspiel verschiedener Träger zum Wohle der Zahngesundheit dar.

Gemäß der Ranking-Liste wurden vier Bedarfsgruppen gebildet, die mit unterschiedlicher Intensität mit Prophylaxemaßnahmen versorgt werden. So erhalten im Schulbereich die Bedarfsgruppen III und IV zur Zahnschmelzhärtung bis zu 3 x jährlich Elmex-Gelee. Es hat sich als sinnvoll erwiesen, alle Sonderschulen in diese Bedarfsgruppen einzugliedern.

 

Der Lichtenberger Zahnärztliche Dienst (ZÄD) hat sich von Anfang an diesem Prophylaxeprogramm beteiligt.

Das 4stufige Gruppenprophylaxe-Programm, einschließlich der Fluoridierung, konnte in jedem Schuljahr sowohl im Kita- als auch im Schulbereich komplett umgesetzt werden. Die Schüler der 30 Grund- und Sonderschulen, die sich in Lichtenberg im Fluoridierungsprogramm befinden, wurden planmäßig fluoridiert. Kinder, die zur Fluoriderung in der Schule gefehlt haben, werden per Elternbrief in den ZÄD zur Spätsprechstunde eingeladen, damit die Fluoridierung nachgeholt werden kann.

Für die Fluoridierung muss das Einverständnis der Eltern eingeholt werden, im vergangenen Schuljahr lag die Akzeptanz bei 66 % (Grundschulbereich: 70 %, Sonderschulbereich: 62 %).

Der ZÄD ist ständig bestrebt, durch Beratungen und Gespräche die Teilnahme an der Fluoridierung zu erhöhen. Es wird, wie in den letzten Jahren bereits geschehen,  die Unterstützung der Pädagogen im Sinne einer Multiplikatorenfunktion benötigt, um die Akzeptanz dieser prophylaktischen Maßnahme bei den Eltern und Kindern  noch zu erhöhen. 

 

Die Vorsorgeuntersuchungen der 3-16jährigen Kinder und Jugendlichen, die in Lichtenberg flächendeckend erzielt werden, schaffen die Grundlage für ein optimales Ranking. Wichtig für die Effizienz des Prophylaxeprogramm ist außerdem die im Bezirk gut funktionierende Zusammenarbeit von ZÄD und LAG, so dass alle Kitas und Schulen die Prophylaxeimpulse im festgelegten Turnus erhalten.

 

Die Zahngesundheit Berliner Kinder weist seit Jahren eine positive Tendenz auf, unser Bezirk entspricht darin etwa dem Berliner Durchschnitt.

Damit verstärkt Kinder und Jugendliche erreicht werden, die aus sozio-kulturellen Aspekten von dieser Verbesserung der Zahngesundheit noch entfernt sind, wurden vom ZÄD Lichtenberg zusätzlich zum Berliner Prophylaxeprogramm Aktionen eingeführt, die in den Räumen des ZÄD stattfinden. So können die Zahnputzzeile mit großer Spiegelfront und der Kariestunnel zum Sichtbarmachen der angefärbten Zahnbeläge zur Optimierung der  Prophylaxe genutzt werden; die Untersuchung findet auf einem Zahnarztstuhl statt. Häufig machen Kinder aus sozial schwachen Familien hier die ersten Erfahrungen mit einem Zahnarztsprechzimmer und einem Zahnarztstuhl, so dass diese Aktionen dem Angstabbau und damit der Verbesserung der Akzeptanz einer zahnärztlichen Behandlung dienen.

 

Problematisch, bezogen auf die Zahngesundheit, sind nach wie vor die Hauptschüler. Für den ZÄD ergab sich daraus, zusätzliche praktische Gruppenprophylaxeimpulse für die Hauptschulen in den Räumen des ZÄD durchzuführen, die von allen drei Hauptschulen gut angenommen werden.

 

Der Lichtenberger ZÄD bietet seit Jahren für die 1. Klassen ein spezielles Gruppenprophylaxe-Programm in den Räumen des ZÄD an, das flächendeckend wahrgenommen wird und von dem besonders Kinder aus sozial schwachen oder Migrantenfamilien profitieren, die häufig keine Kita besuchen und daher im Bereich Kariesprophylaxe oft Nachholbedarf haben.

 

Außerdem werden als regelmäßige zugehende Maßnahme  in  einem Asylbewerberheim und einem Frauenhaus Vorsorgeuntersuchungen und Gruppenprophylaxe für Kinder sowie Beratungen für Eltern durchgeführt.

 

Bei der  Verbesserung der Zahngesundheit  sind nicht nur funktionelle und ästhetische Aspekte von Bedeutung, sondern auch der Kostenfaktor, denn die Solidargemeinschaft wird durch vermeidbare Zahnbehandlungen unnötig finanziell belastet. Nach Inkrafttreten des Gesundheitsmodernisierungsgesetzes ist  es auch im Bereich der Zahnmedizin zu  Kostenerhöhungen gekommen, so dass prophylaktische Maßnahmen zunehmend an Bedeutung gewinnen.

 

Das Bezirksamt strebt gemeinsam mit dem ZÄD eine Fortführung des Gruppenprophylaxe-programms an.

 

 

Berlin, den

 

 

 

Emmrich                                                                 Geisel

Bezirksbürgermeisterin                                           Bezirksstadrat für Umwelt und Gesundheit

 

Anlage: Gebisszustand der Kinder

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Anlage

 

Gebisszustand der Kinder

 

Kinder insgesamt

Gebisszustand in %

 

 

 

   gesund

saniert

behandlungsbedürftig

Gesamt-Berlin

2004/05

47

 

23

 

30

 

Lichtenberg

2004/05

 

49

 

24

 

27

 

Kita-Kinder

 

 

 

 

 

 

Gebisszustand in %

 

 

 

 

 

 

   gesund

saniert

behandlungsbedürftig

 

Gesamt-Berlin

2004/05

67

 

7

 

26

 

 

Lichtenberg

2004/05

 

62

 

8

 

30

 

 

Schüler

insgesamt

Gebisszustand in %

 

 

   gesund

saniert

behandlungsbedürftig

Gesamt-Berlin

2004/05

41

31

28

Lichtenberg

2004/05

45

29

26

 

Grundschüler

 

Gebisszustand in %

 

 

   gesund

saniert

behandlungsbedürftig

Gesamt-Berlin

2004/05

41

24

35

Lichtenberg

2004/05

40

24

36

 

Oberschüler

 

Gebisszustand in %

 

 

 

 

   gesund

saniert

behandlungsbedürftig

 

Gesamt-Berlin

2004/05

45

36

19

 

Lichtenberg

2004/05

50

34

16

 

 

Sonderschüler

Gebisszustand in %

 

 

 

 

   gesund

saniert

behandlungsbedürftig

 

Gesamt-Berlin

2004/05

32

28

40

 

Lichtenberg

2004/05

37

26

37

 

 

 

 

 

 

 

 

6-7jährige

Schüler

dmf/t

(=Gesamtzahl der von Karies

betroffenen Milchzähne pro Kind)

Gesamt-Berlin

20004/05

 

2,74

Lichtenberg

2004/05

 

1,63

 

 

 

12jährige

Schüler

DMF/T

(=Gesamtzahl der von Karies

betroffenen bleibenden Zähne pro Kind)

 

 

( WHO-Wert für „sehr niedrig“

=DMF/T-Wert < 1,2 )

 

Gesamt-Berlin

20004/05

 

1,0

Lichtenberg

2004/05

 

1,6

 

 

 

15jährige

Schüler

DMF/T

(=Gesamtzahl der von  Karies

betroffenen bleibenden Zähne pro Kind)

 

 

Gesamt-Berlin

20004/05

 

1,97

Lichtenberg

2004/05

 

1,81

Lichtenberg

15jährige

Hauptschüler

2004/05

 

2,92

 

 

 

 

 
 

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