Drucksache - DS/1266/V  

 
 
Betreff: Pilot "26" - Vernetzung und Planung suchtpräventiver Aktivitäten im Sozialraum 26
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:BezirksamtBezirksamt
Verfasser:BzStR UmGesBzStR UmGes,
Drucksache-Art:Vorlage zur KenntnisnahmeVorlage zur Kenntnisnahme
Beratungsfolge:
Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin Entscheidung
16.02.2005 
38. Sitzung in der V. Wahlperiode der Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin zur Kenntnis genommen   

Sachverhalt
Anlagen:
Vorlage z. Ktn. BA PDF-Dokument

Das Bezirksamt bittet die BVV, Folgendes zur Kenntnis zu nehmen:

Das Bezirksamt bittet die BVV, Folgendes zur Kenntnis zu nehmen:

 

Ein allgemeines Ziel der Suchtpolitik ist es, den Beginn des Konsums von Drogen jeglicher Art, ob legal oder illegal, ob stoffgebunden oder nichtstoffgebunden, zu verhindern oder hinauszuzögern.

Suchtpräventive Maßnahmen dienen dieser Zielstellung, indem sie Kindern und Jugendlichen  Wege aufzeigen, eigene Fähigkeiten und Kräfte zu entwickeln, die helfen, den Suchtgefährdungen widerstehen zu können und eine gesunde Lebensweise zu praktizieren.

Kinder und Jugendliche brauchen ein Gegenüber, eine klare Haltung und einen Standpunkt, mit dem sie sich auseinandersetzen können, um  eigene Wege zu finden. Sie müssen Grenzen und Spielregeln kennen und akzeptieren lernen. Risiken müssen abschätzbar und vermeidbar werden. Suchtprävention ist Aufgabe und Verantwortung für alle, die mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben, sei es als Kitaerzieherin, Lehrer/in, Mitarbeiter/in einer Jugendfreizeiteinrichtung oder schlicht als Mutter bzw. Vater.

 

Die Koordinierungsgruppe “Suchtprävention” als zentrale Ansprechpartnerin zu Fragen und Angeboten der Suchtprävention im Bezirk ist sich darüber einig, dass es zurzeit noch keine personellen Voraussetzungen für eine flächendeckende Suchtprävention in Lichtenberg gibt.

Die langfristige Konzentration suchtpräventiver Aktivitäten auf einen lokalen Schwerpunktbereich wurde deshalb ressortübergreifend diskutiert. Über die Bündelung der vorhandener Maßnahmen bzw. die Gewinnung neuer Akteure in einem Sozialraum ist ein Höchstmaß an Effektivität zu erwarten. Ziel ist es, Suchtprävention langfristig und kontinuierlich vom Kindergarten bis hin zum Jugendclub anzubieten, wobei alle Zielgruppen mit unterschiedlichen Schwerpunkten zu erreichen sind. Weiterhin sind Potenziale von Vereinssportangeboten einzubeziehen.

Der Sozialraum 26, der das Gebiet zwischen den U-Bahnhöfen Friedrichsfelde (im Norden) und Tierpark (im Südosten) sowie dem S-Bahnhof Betriebshof Rummelsburg (im Westen) umfasst, wurde aufgrund aktueller suchtpräventiver Bedarfe und des Vorhandenseins
interessierter Kooperationspartner für das Pilotprojekt ausgewählt.

 

Im Rahmen einer Starterkonferenz am 2. Februar 2005 wird das Projekt vorgestellt. Die mit “Pilot 26” gesammelten Erfahrungen sollen zukünftig auf andere Sozialräume übertragen werden.

 

 

 

 

Emmrich                                                        Geisel

Bezirksbürgermeisterin                                 Bezirksstadtrat für Umwelt und Gesundheit

 

Anlagen

Konzeption “Pilot 26”

Aktueller Planungsstand

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bezirksamt Lichtenberg von Berlin                                                                                 11.01.2005

Abteilung Umwelt und Gesundheit                                                                                                 

Plan- und Leitstelle Gesundheit

 

 

 

 

Pilot 26

Vernetzung und Planung suchtpräventiver Aktivitäten im Sozialraum 26

 

 

 

1.      Situationsbeschreibung:

 

In der Bundesrepublik Deutschland gibt es ca. 9 Millionen Menschen, die zumeist von legalen Drogen abhängig sind. Viele Tausende sterben jedes Jahr an den Folgen des Suchtmittelkonsums. Trotz zahlreicher Kampagnen zur gesundheitlichen Aufklärung ist diese Zahl in den letzten Jahren relativ konstant.

Jedoch gibt es Veränderungen hinsichtlich des Einstiegsalters bei legalen Drogen. Die Erstkonsumenten sind durchschnittlich jünger als noch vor einigen Jahren.

Berlin ist bundesweiter Spitzenreiter hinsichtlich der Anzahl jugendlicher RaucherInnen.

 

Dem Gebrauch illegaler Drogen geht immer ein Missbrauch legaler Suchtmittel voraus. Die später drogenabhängigen Konsumenten von Heroin, Kokain etc. haben sehr viel früher als Andere mit Nikotin-, Alkohol- und Medikamentenmissbrauch oder dem Schnüffeln berauschender Substanzen begonnen.

Die Konzentration auf den Drogenbegriff lenkt vom allgemeinen und alltäglich praktizierten Suchtmittelgebrauch ab und somit von der eigenen Person.

 

Wenn Kinder lernen, dass sie vor unangenehmen, schwierigen Situationen ausweichen können, indem sie sich mit Hilfe von Süßigkeiten, Fernsehen oder Computerspielen ablenken, kann darin ein Risiko für späteres Suchtverhalten liegen. Denn sie machen die Erfahrung, dass Suchtstoffe sowie süchtige Verhaltensweisen zunächst Erleichterung bringen und dann als Krücke bei der Alltagsbewältigung eingesetzt werden können. Und auch die Umwelt lebt ihnen dies vor.

Deshalb ist es wichtig, sich bewusst zu machen, welche Funktionen Suchtmittel für Kinder haben – vom Sicherheitsbedürfnis bis zur Neugier und Ablenkung, vom Dazugehören bis zum Abgrenzen, vom Sich-Öffnen bis zum Zumachen.

 

 

2.      Ziele der Suchtprävention:

 

Im Vordergrund der Suchtprävention steht heute vor allem die Frage, wie Kinder und Jugendliche vor süchtigem Verhalten geschützt werden können – unabhängig davon, um welches Suchtmittel oder Suchtverhalten es sich handelt.

Ziel der Vorbeugung ist es, dass junge Menschen Fähigkeiten und Kräfte entwickeln, die helfen, Suchtgefährdungen zu widerstehen. Anliegen ist, zu zeigen, wie mit schwierigen, konflikthaften Situationen und den damit verbundenen Gefühlen umgegangen werden kann. Konflikte gehören zum Leben, wir müssen lernen, sie zu akzeptieren.

 

Suchtprävention setzt deshalb an dem Erleben, den Erfahrungen der Kinder und Jugendlichen an. Es werden Dinge des täglichen Lebens thematisiert, die zum riskanten Konsum und zur Abhängigkeit führen können.

Ziel ist die Stärkung und Erweiterung der Kompetenzen und Ressourcen für eine gelungene Bewältigung der Alltags- und Lebensanforderungen.

Es geht – vereinfacht ausgedrückt – um die Entwicklung von Lebenskompetenz.

 

3.      Strategien der Suchtprävention:

 

In der Suchtprävention steht also nicht der Stoff/die Droge im Mittelpunkt, sondern süchtiges Verhalten. Es geht um das Wecken von Problembewusstsein und der Motivation, das eigene Verhalten zu verändern.

Deshalb wird die Prävention weniger in Form von Unterricht und Vorträgen durchgeführt, sondern bedient sich vielfach Methoden wie Gruppenarbeit, Interaktionsübungen und anderer Formen gemeinsamer Aktivitäten.

 

Dies dient dazu:

·         Sachverhalte in spielerischer Form erfahrbar zu machen

·         die Wahrnehmung für den Umgang mit sich und anderen zu schärfen

·         den bewussten Umgang mit schwierigen Situationen zu fördern

·         neue Erfahrungen zu vermitteln

·         ungewohnte Verhaltensweisen auf spielerische Art zu besprechen

 

 

4.      Zielgruppen der Suchtprävention

 

Jeder Mensch benötigt für die Entwicklung und Erhaltung seines Selbstbewusstseins und Wohlbefindens die Anerkennung derjenigen Menschen, die in seinem Leben eine Rolle spielen. Suchtpräventive Maßnahmen konzentrieren sich deshalb nicht allein auf Kinder und Jugendliche als primäre Zielgruppe, sondern integrieren wichtige Bezugspersonen wie Eltern, Lehrer und gleichaltrige Multiplikatoren (z.B. peer education).

Die allgemeinen inhaltlichen Schwerpunkte der Suchtprävention, wie

·         Bewusstmachen der Bandbreite abhängig machender Substanzen und Verhaltensweisen,

·         Informationen über Sucht und Suchtmittel und

·         Gründe, die zum Suchtmittelkonsum führen,

werden durch zielgruppenspezifische ergänzt.

 

Für Kinder und Jugendliche:

·         Bewusstmachen und Stärken eigener Ressourcen zur Gestaltung eines suchtfreien Lebens

 

Für Pädagogen und Multiplikatoren:

·         Erarbeiten von Möglichkeiten des Umgangs mit gefährdeten und konsumierenden Jugendlichen

 

Für Eltern und andere Bezugspersonen:

·         Wege der Unterstützung und Stärkung der Ressourcen der Kinder und Jugendlichen

·         Reflektion des eigenen Konsums

 

 

5.      Projektidee – Pilot 26

 

Die Koordinierungsgruppe “Suchtprävention”, zentraler Ansprechpartner zu Fragen und Angeboten der Suchtprävention in Lichtenberg, ist sich darüber einig, dass es zurzeit keine Voraussetzungen für eine flächendeckende Suchtprävention im Bezirk gibt.

Vielmehr geht es darum, vorhandene Ressourcen zu bündeln, um ein Höchstmaß an Effektivität zu erreichen. Die langfristige Konzentration suchtpräventiver Aktivitäten auf einen lokalen Schwerpunktbereich Lichtenbergs wurde ressortübergreifend diskutiert und befürwortet.

In Absprache mit der zuständigen Stadtteilmanagerin entschieden sich die Mitglieder der Koordinierungsgruppe, das Modellvorhaben im Sozialraum 26 zu beginnen.

Der Sozialraum 26 ist für die Durchführung des Pilotprojektes gut geeignet, da insbesondere in der Umgebung der Realschulen der Konsum legaler und illegaler Drogen durch Jugendliche bekannt war und ist und weil die vorhandene Infrastruktur gute Voraussetzungen zur Vernetzung der lokalen Akteure bietet.

Ziel ist es, Suchtprävention langfristig und kontinuierlich vom Kindergarten bis hin zur Berufsschule anzubieten, um eine möglichst hohe Nachhaltigkeit zu erreichen. Dabei ist geplant, alle Zielgruppen mit unterschiedlichen Schwerpunkten zu erreichen.

 

Das Projekt  “Pilot 26” setzt folgende Schwerpunkte:

·         Vernetzung aller bisher vorhandenen suchtpräventiven Aktivitäten der freien und der öffentlichen Träger

·         Konzentration suchpräventiver Planungen auf den Sozialraum 26

·         Einbeziehung aller lokalen Akteure in die langfristige Planung (Bezirksamt, Landesschulamt, Elternvertretungen, Freie Träger, Bürgerinitiativen, ansässige Wirtschaft)

 

 

6.      Strategie – Pilot 26

 

Die Mitglieder der Koordinierungsgruppe “Suchtprävention” sind die Initiatoren des Projektes und haben folgende Strategie entwickelt:

1.      Suche potentieller Kooperationspartner für jeden Zuständigkeitsbereich

2.      Entwicklung eines Kooperationsvorschlages

3.      Vernetzung der geplanten Aktivitäten über Ressortgrenzen hinaus

4.      Öffentlichkeitsarbeit

5.      Ständige Begleitung

6.      Übertragung positiver Erfahrungen auf andere Sozialräume

 

Die folgende Tabelle stellt den aktuellen Planungsstand je Zuständigkeitsbereich dar:

 

 

 

Aktueller Planungsstand “Pilot 26”

(1/05)

 

 

Potentielle Ansprechpartner                                                       Kooperationsangebot

 

Kitas

Kommunale  Kitas:

Sewanstr. 197 - 200                                                                           Bildungsprogramm Kindertagesstätten im Bereich Körper, Bewegung und

Baikalstr. 2                                                                                          Gesundheit durch spezielle suchtpräventive Angebote ergänzen,

Erieseering 33 - 35 (ab 9/05 in freier Trägerschaft)                           im Ergebnis der Vorgespräche mit den Kitaleiterinnen der kommunalen Kitas

Balatonstr. 9 (ab Ende 2005 in freier Trägerschaft)                           wurde als erster Schritt ein Arbeitskreis gegründet; diskutiert werden hier

Themen wie Entspannung, gesunde Ernährung bzw. Projekte wie der “Spiel-

                                                                                                            zeugfreie Kindergarten”,

                                                                                                            Erschwert wird die Zusammenarbeit aktuell durch die geplanten

Umstrukturierungen (Eigenbetrieb, Freie Trägerschaft)

Kitas in freier Trägerschaft:

Massower Str. 21 - 23 (seit 1.05.04 Jugend- u. Sozialwerk gGmbH)

Mellenseestr. 6 (BIK e.V.)

 

 

Grundschulen

Bürgermeister-Ziethen-Grundschule (Massower Str. 39)                  Jahreslehrgang für KontaktlehrerInnen (Planung des Kontaktlehrerzentrums)

Bernhard-Grzimek-Grundschule (Sewanstr. 184)                             Klasse 2000 (alle 1. Klassen)

                                                                                                            Suchtpräventionsprojekt des Gesundheitsamtes ab 5. Klasse

                                                                                                            Kooperation der Grundschulen mit dem Naturzentrum

 

 

Gesamt- und Realschulen

Alexander-Puschkin-Oberschule (Massower Str. 37)                        Jahreslehrgang für Kontaktlehrer u. stellv. Schulleiter

George-Orwell-Oberschule (Sewanstr. 226)                                     Bedarfsanalyse  (Fragebogen)

Gymnasien wegen des großen Einzugsgebietes nicht                      Projektarbeit in den Klassen

                                                                                                            Elterarbeit vom zuständigen Lehrer initiiert

                                                                                                            Kooperation mit dem Jugendamt, Verteilung der Schülerkalender “Alcopops”

                                                                                                            Healthy Talk im Rahmen Projektarbeit in einer oder mehreren Klassen

                                                                                                            Angebot Suchtpräventionsprojekt

                                                                                                            Evaluation (Schülerbefragung davor und danach – Drogenaffinitätsstudie

                                                                                                            BzgA als Grundlage der Fragebogenentwicklung)

 

 

Jugendeinrichtungen

Bezirksamt:

Betonoase (Dolgenseestr. 11)                                                           Angebote der Jugendeinrichtungen an den Schulen (Unterrichtsstunden dazu

nutzen) bekannt machen

Am Tierpark    (Erieseering 4)                                                            Rockmobil (Projekt Musik)

Naturzentrum (Erieseering 6)                                                 Projekttage in den kommunalen JFE (Praxistest, Video)

Eastside (Volkradstr. 6)                                                                     

Schülerclub (Erich-Kurz-Str. 6 - 10)

 

Freie Träger:

Arbeitskreis Medienpädagogik “Die Lücke” (Erieseering 4)              

EJF Kinderheim “Dr. Korczak” (Erich-Kurz-Str. 4a)

EJF Jugendcafè (Erich-Kurz-Str. 4a)

Förderkreis Kunst, Kultur u. Jugend e.V. – Mega Jugendmedienzentrum (Sewanstr. 43)

FVAJ e.V. netWORK-Starthilfe (Erich-Kurz-Str. 4a)                         

Lichtenberger Kulturverein – Künstlerische Freizeitbeschäftigung mit Kindern (Sewanstr. 43)

Pro sozial e.V. , ambulante Hilfen

Gangway e.V.

 

 

 

 

 
 

Legende

Ausschuss Tagesordnung Drucksache
Bezirksparlament Aktenmappe Drucksachenlebenslauf
Fraktion Niederschrift Beschlüsse
Kommunalpolitiker Auszug Realisierung
   Anwesenheit Kleine Anfragen