Drucksache - DS/0960/V  

 
 
Betreff: Gesundheit lernen!
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:Fraktion SPDBezirksamt
  BzStR JugBilSport,
Drucksache-Art:Antrag zur BeschlussfassungDringliche Vorlage zur Kenntnisnahme
Beratungsfolge:
Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin Entscheidung
19.05.2004 
30. Sitzung in der V. Wahlperiode der Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin überwiesen   
Jugendhilfeausschuss Entscheidung
Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin Entscheidung
16.02.2005 
38. Sitzung in der V. Wahlperiode der Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin ohne Änderungen in der BVV beschlossen   
Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin Entscheidung
20.04.2005 
40. Sitzung in der V. Wahlperiode der Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin vertagt   
25.05.2005 
41. Sitzung in der V. Wahlperiode der Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin mit Abschlussbericht zur Kenntnis genommen   
Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin Entscheidung

Sachverhalt
Anlagen:
Antrag SPD PDF-Dokument
Beschlussempfehlung JHA PDF-Dokument
Dringl. Vorlage z. Ktn. BA (Abb.) PDF-Dokument

Das Bezirksamt bittet die Bezirksverordnetenversammlung umseitige Vorlage zur Kenntnis zu nehmen:

Das Bezirksamt wird ersucht, das “Berliner Bildungsprogramm für die Bildung, Erziehung und Betreuung von Kindern in Tageseinrichtungen” als verbindliche Grundlage der Bildungsarbeit und der Gesundheitsförderung für die kommunalen Lichtenberger Kitas in den Einrichtungen umzusetzen. Gleichzeitig wird es Grundlage für Qualitätsvereinbarungen mit freien Trägern, die Kitas betreiben. Die Standards des Bildungsprogramms stellen ein Kriterium zur Vergleichbarkeit der Qualität der Kitas dar. Das Bezirksamt ermöglicht den Eltern durch die Herausgabe und Verteilung entsprechender Handreichungen diesen Prozess transparent zu begleiten. Die Elternvertretungen sind über den Zeitplan der Einführung und die Stufen der Umsetzung des Bildungsprogramms in Lichtenberg zu informieren. Das Bezirksamt bietet ebenso Tagesmüttern und Eltern, deren Kinder keine Betreuungseinrichtungen besuchen, entsprechende Informationen an, um auch dort vergleichbare Standards zu ermöglichen. Die vorgenannten Ausführungen betreffen vor allem die Bereiche:

1.      Bewegungserziehung

2.      Sprachentwicklung

3.      Gesunde Ernährung

 

Das Bezirksamt bittet die BVV, Folgendes zur Kenntnis zu nehmen:

 

Die Frage nach der Qualität der Arbeit in Kindertageseinrichtungen wird immer deutlicher gestellt. Gerade im Zusammenhang mit der Auswertung der Ergebnisse der PISA - Studie ist insbesondere die Frage nach der Umsetzung des Bildungsauftrages von Betreuungseinrichtungen im Vorschulalter in den Mittelpunkt gerückt. Hier gibt es in den letzten Jahren eine Reihe von zielgerichteten Aktivitäten, die mit staatlichem Auftrag in Kooperation von Wissenschaft und Praxis laufen.

 

Berliner Bildungsprogramm

 

In der Diskussion um eine qualitativ gute vorschulische Förderung und die verstärkte Profilierung der Kindertagesstätte als Bildungseinrichtung bringt sich das Land Berlin mit der Übergabe eines Bildungsprogramms für den Kindertagesstättenbereich ein.

Im Sommer 2003 wurde der Entwurf des Berliner Bildungsprogramms durch den Senator für Bildung, Jugend und Sport zur Fachdiskussion der Öffentlichkeit übergeben. Danach wurde das Programm überarbeitet und veröffentlicht und als Arbeitsmaterial allen Kindertagesstätten im Land Berlin übergeben.

 

Mit Übergabe des Entwurfs des Bildungsprogramms begann bereits die Informationsphase. Alle Leiterinnen und stellvertretenden Leiterinnen von Kitas in kommunaler Trägerschaft sowie Tagesmütter erhielten eine intensive erläuternde Einführung in Inhalt, Struktur und Aufbau des Bildungsprogramms.

 

Mit Beginn des Kita – Jahres 2004/05 wurde allen Kindertagesstätten und Tagesmüttern das überarbeitete Programm übergeben. Gleichzeitig erhielten alle Kita – Eltern eine Kurzfassung des neuen Bildungsprogramms in Form einer Broschüre. Der Bezirkselternausschuss Kita informierte sich zu den Ansprüchen des Programms und erhielt Einblicke in die Arbeit der Lernwerkstatt für kommunale Kindertagesstätten.

 

Ziel ist es, wie bereits in der Drs.Nr. V/580 beschrieben, das Berliner Bildungsprogramm zu einem verbindlichen Orientierungsrahmen für die pädagogisch-inhaltlichen Arbeit in allen Kitas in Berlin zu erklären und durch Qualitätsvereinbarungen zwischen der Senatsjugendverwaltung und den Trägern abzusichern.

 

Im Zentrum des Berliner Bildungsprogramms stehen 7 Bildungsbereiche:

-          Körper, Bewegung und Gesundheit

-          Soziale und kulturelle Umwelt

-          Sprachen, Kommunikation und Schriftkultur

-          Bildnerisches Gestalten

-          Musik

-          Mathematische Grunderfahrungen

-          Naturwissenschaftliche Grunderfahrungen

 

Auch wenn die Strukturierung in 7 eigenständige Bildungsbereiche sichtbar wird, so wird ihre Verzahnung permanent deutlich und zielt auf die ganzheitliche Entwicklung der Kinder im Vorschulalter ab. Hier geht es nicht, wie in der Schule, um einen Fächerkanon, der abzuarbeiten wäre. Die Reihenfolge der Bildungsbereiche folgt prinzipiell der Logik, nach der sich das Kind die Welt erschließt. Dem Grundsatz, kindliche Bildungsprozesse aus ganzheitlicher Sicht zu verstehen, liegen vor allem entsprechende Erkenntnisse aktueller Bildungsforschung zur frühen Kindheit, national wie international zugrunde.

 

Im Berliner Bildungsprogramm wird die Komplexität der Anforderungen an Kita-Erziehung mit dem Zugang vom Kind und seinen Bildungsbestrebungen, pädagogische Konsequenzen abzuleiten, eindrucksvoll deutlich. Insbesondere die Anlage der Bildungsbereiche und ihre Verzahnung in der Praxis bieten neue Anstöße für die Diskussion in den Kitas.

 

Bewegungserziehung

 

Es gehört zum Fachwissen jeder Erzieherin, dass sich Kinder, wenn sie sich körperlich und geistig gesund entwickeln sollen, bewegen müssen. Es ist Anspruch einer hohen Betreuungsqualität, den Kindern im Tagesablauf möglichst viele Gelegenheiten zur selbstbestimmten Ausübung ihrer Bewegungsaktivitäten zu geben. Neben pädagogisch zielgerichteten Bewegungsangeboten in den zahlreich vorhandenen Sport- und Psychomotorikräumen stehen den Kinder auch in Gruppenräumen Bedingungen zur Verfügung, die zum Ausprobieren ihrer Bewegungsfähigkeiten anregen. Darüber hinaus werden fast täglich Treppen, Stufen und das Gartengelände genutzt. Je nach Umgebung der Kita werden Spielplätze, Wald- oder Flurstücke bewusst aufgesucht, um Kindern vielfältige Bewegungserfahrungen zu ermöglichen. In Ergänzung zu diesen täglich zu leistenden Aufgaben nutzen immer mehr Kitas Angebote von Sportgruppen und Vereinen außerhalb der Kita.

 

Sprachentwicklung

 

Die Sprachentwicklung und –förderung hat im gesamten Tagesablauf eine zentrale Bedeutung und wird als integrierter Teil des Gesamtkonzeptes der pädagogischen Arbeit gesehen. Die Sprachentwicklung und –förderung wird richtigerweise nicht losgelöst von der Herausbildung und Förderung anderer Entwicklungsbereiche betrachtet, sondern als ein kontinuierlich zu gestaltender Prozess verstanden, der vom 1. Tag des Kindes in der Kita  beginnt. Dabei wird der Zusammenhang mit der Förderung der Bewegungsentwicklung und Wahrnehmungsfähigkeit als wesentliche Voraussetzung guter Sprachentwicklung gesehen. Die Erzieherinnen in den Kindertagesstätten organisieren den Tagesablauf so, dass eine Vielfalt von kommunikativen Situationen entsteht. Die Erzieherin unterhält sich mit den Kindern bei alltäglichen Handlungen, erzählt und spricht mit einzelnen Kindern und initiiert Gruppenaktivitäten wie Gesprächskreise, Erzählen und Vorlesen oder Darstellendes Spiel. Die bezirkliche “Konzeption zur Förderung der Sprachentwicklung der Kinder in den Kitas und in der Vorschule” zeigt weitere Möglichkeiten der zielgerichteten Förderung der Sprachentwicklung der Kitakinder aller Altersstufen auf und wird in den kommunalen Kindertagesstätten des Bezirkes als verbindlicher Handlungsrahmen bei der Vorgehensweise der pädagogischen Arbeit verstanden.

 

Im Jahr 2004 durchliefen in den Lichtenberger kommunalen Kindertagesstätten 1078 Kinder im Kontext ihrer Schulanmeldung den Sprachtest “Deutsch Plus”. Kinder mit Förderbedarf in der Sprachbeherrschung wurden somit systematisch erfasst und werden nun gezielt durch die Erzieherinnen in den Kitas gefördert.

 

Im Februar 2005 wurde allen Kitaleiterinnen der kommunalen Kitas des Bezirkes durch eine Dozentin der Kon - Lab-Beratungsstelle Leipzig das Programm “Neue Wege der sprachlichen Frühförderung” nach Dr. Zvi Penner vorgestellt. Das vorgestellte Programm kann bereits mit Kinder im ersten Kindergartenjahr durchgeführt werden. Es lässt sich leicht in den Alltag der Einrichtungen durch die Erzieherinnen integrieren und ergänzt eine kommunikationsorientierte Förderung. Das Frühförderprogramm vermittelt Kindern die notwendigen sprachsystematischen Voraussetzungen für den Übergang in die Schule. Dieses Projekt wird ab Mai 2005 vorerst unter Beteiligung von 7 kommunalen Kindertagesstätten durchgeführt. Hierfür werden insgesamt 35 Erzieherinnen geschult und als Multiplikatoren in den Kitas wirksam.

 

Am Projekt “Vorlesen für Kinder” unter dem Motto “Deutschland liest vor – Lichtenberg liest mit” beteiligen sich 19 Kindertagesstätten.

 

Gesunde Ernährung

 

In den bezirklichen Kindertagesstätten gibt es vielfältige Projekte zur “Gesunden Ernährung”. In enger Zusammenarbeit mit der Abteilung Umwelt und Gesundheit wurden Köchinnen und Köche aus den Kitas zur Zubereitung gesunder und vollwertiger Kost geschult. Sie arbeiten auch im Arbeitskreis “Vollwertige Ernährung im Kindesalter” mit und führen regen Erfahrungsaustausch durch. Dabei laufen folgende Aktivitäten:

-          Rezeptvorschläge mit Verkostung

-          Anregungen für ein gesundes Frühstück

-          Vorstellung von Vollkornkost

-          Speiseplangestaltung nach ernährungsphysiologischen Gesichtspunkten

-          Obst/Gemüsebüfett anstatt Süßigkeiten zu Festen und Feiern

-          Gemeinsames Eltern – Kind – Abendessen.

Darüber hinaus erhalten die Kitas, die Mischkost verabreichen, über Ernährungsberater der Firmen Anleitungen zum gesunden Kochen mit Frisch- und Tiefkühlkomponenten. Es werden Themen zur gesunden Ernährung zu Elternabenden angeboten.

Besondere Aufmerksamkeit gilt jede Woche dem Speiseplan. Hier werden Vorschläge von Kindern, Erzieherinnen und Eltern einbezogen.

 

Bereits im letzten Jahr wurde ein Interessenbekundungsverfahren – Gemeinschaftsverpflegung in Kindertagesstätten – durchgeführt.

Ziel dieses Verfahrens war es, wirtschaftlichere Lösungen zum Einzelküchenbetrieb, die allen Anforderungen an eine gesunde Ernährung der Kinder gerecht werden, zu finden. Dabei sollten insbesondere alle Möglichkeiten und Varianten der Fremdführung von Küchen betrachtet werden.

 

Im Mai vergangenen Jahres wurde im Rahmen einer Bekanntmachung im Amtsblatt von Berlin über die Durchführung des Verfahrens informiert. 30 verschiedene Interessenten haben sich die dazugehörige Verfahrensbeschreibung (siehe Anlage) abgefordert. In der Konsequenz haben 8 Interessenten ihre verschiedenen Versorgungsmodelle im Rahmen eines Konzeptes und ihres Leistungsportfolios vorgestellt.

 

Im Rahmen der Auswertung dieser verschiedenen Konzepte konnte festgestellt werden, dass es umsetzungsfähige, wirtschaftliche Alternativen zur Einzelküchenbetriebsführung gibt, die den Anforderungen an eine gesunde ausgewogene Ernährung der Kinder und den vorgeschriebenen Referenzwerten der Deutschen Gesellschaft für Ernährung durchaus gerecht werden. Die übergebenen Speisepläne stellen sich als abwechslungsreich und ernährungsphysiologisch optimal dar. Ein bestmöglicher Gehalt an Nährstoffen, Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen wird garantiert. Zum Teil werden bis zu 450 verschiedene Menüzusammenstellungen angeboten, aus denen individuelle Speisepläne erstellt werden können.

 

Eine öffentliche nationale bzw. europaweite Ausschreibung wird sich diesem Verfahren, wie ursprünglich in der Beschreibung dargestellt, derzeit nicht anschließen können, da die Entscheidung über die Entwicklung der Küchenorganisation in Kindertagesstätten dem künftigen Eigenbetrieb überlassen werden sollte.

 

Aufgaben

 

Die Umsetzung des Berliner Bildungsprogramms in die Praxis ist und wird zentrale Aufgabe eines jeden Trägers und jeder Kita in den nächsten Monaten und Jahren sein.

Das Bezirksamt erwartet von den Trägern, die im Jahre 2005 Kindertagesstätten übernehmen, dass der bisherige Prozess zur Umsetzung des Berliner Bildungsprogramms kontinuierlich fortgesetzt wird.

Zusätzlich wird die zu bildende AG § 78 KJHG, die sich im April 2005 konstituiert, ein Forum zur Abstimmung zwischen öffentlichen und freien Trägern unter Einbeziehung der Eltern bei der Umsetzung der Maßnahmen sein.

 

 

Berlin, den

 

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Emmrich                                                        Räßler

Bezirksbürgermeisterin                                 Bezirksstadtrat

 

                                                                      

 

 
 

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