Drucksache - DS/0960/V
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Das Bezirksamt wird ersucht, das “Berliner Bildungsprogramm
für die Bildung, Erziehung und Betreuung von Kindern in Tageseinrichtungen” als
verbindliche Grundlage der Bildungsarbeit und der Gesundheitsförderung für die
kommunalen Lichtenberger Kitas in den Einrichtungen umzusetzen. Gleichzeitig
wird es Grundlage für Qualitätsvereinbarungen mit freien Trägern, die Kitas
betreiben. Die Standards des Bildungsprogramms stellen ein Kriterium zur
Vergleichbarkeit der Qualität der Kitas dar. Das Bezirksamt ermöglicht den
Eltern durch die Herausgabe und Verteilung entsprechender Handreichungen diesen
Prozess transparent zu begleiten. Die Elternvertretungen sind über den Zeitplan
der Einführung und die Stufen der Umsetzung des Bildungsprogramms in
Lichtenberg zu informieren. Das Bezirksamt bietet ebenso Tagesmüttern und
Eltern, deren Kinder keine Betreuungseinrichtungen besuchen, entsprechende
Informationen an, um auch dort vergleichbare Standards zu ermöglichen. Die
vorgenannten Ausführungen betreffen vor allem die Bereiche: 1.
Bewegungserziehung 2.
Sprachentwicklung 3.
Gesunde
Ernährung Das Bezirksamt bittet die BVV, Folgendes zur Kenntnis zu
nehmen: Die Frage nach der Qualität der
Arbeit in Kindertageseinrichtungen wird immer deutlicher gestellt. Gerade im
Zusammenhang mit der Auswertung der Ergebnisse der PISA - Studie ist
insbesondere die Frage nach der Umsetzung des Bildungsauftrages von
Betreuungseinrichtungen im Vorschulalter in den Mittelpunkt gerückt. Hier gibt
es in den letzten Jahren eine Reihe von zielgerichteten Aktivitäten, die mit
staatlichem Auftrag in Kooperation von Wissenschaft und Praxis laufen. Berliner Bildungsprogramm In der Diskussion um eine qualitativ
gute vorschulische Förderung und die verstärkte Profilierung der
Kindertagesstätte als Bildungseinrichtung bringt sich das Land Berlin mit der
Übergabe eines Bildungsprogramms für den Kindertagesstättenbereich ein. Im Sommer 2003 wurde der Entwurf des
Berliner Bildungsprogramms durch den Senator für Bildung, Jugend und Sport zur
Fachdiskussion der Öffentlichkeit übergeben. Danach wurde das Programm
überarbeitet und veröffentlicht und als Arbeitsmaterial allen
Kindertagesstätten im Land Berlin übergeben. Mit Übergabe des Entwurfs des
Bildungsprogramms begann bereits die Informationsphase. Alle Leiterinnen und
stellvertretenden Leiterinnen von Kitas in kommunaler Trägerschaft sowie
Tagesmütter erhielten eine intensive erläuternde Einführung in Inhalt, Struktur
und Aufbau des Bildungsprogramms. Mit Beginn des Kita – Jahres 2004/05
wurde allen Kindertagesstätten und Tagesmüttern das überarbeitete Programm
übergeben. Gleichzeitig erhielten alle Kita – Eltern eine Kurzfassung des neuen
Bildungsprogramms in Form einer Broschüre. Der Bezirkselternausschuss Kita
informierte sich zu den Ansprüchen des Programms und erhielt Einblicke in die
Arbeit der Lernwerkstatt für kommunale Kindertagesstätten. Ziel ist es, wie bereits in der
Drs.Nr. V/580 beschrieben, das Berliner Bildungsprogramm zu einem verbindlichen
Orientierungsrahmen für die pädagogisch-inhaltlichen Arbeit in allen Kitas in
Berlin zu erklären und durch Qualitätsvereinbarungen zwischen der
Senatsjugendverwaltung und den Trägern abzusichern. Im Zentrum des Berliner
Bildungsprogramms stehen 7 Bildungsbereiche: -
Körper,
Bewegung und Gesundheit -
Soziale
und kulturelle Umwelt -
Sprachen,
Kommunikation und Schriftkultur -
Bildnerisches
Gestalten -
Musik -
Mathematische
Grunderfahrungen -
Naturwissenschaftliche
Grunderfahrungen Auch wenn die Strukturierung in 7
eigenständige Bildungsbereiche sichtbar wird, so wird ihre Verzahnung permanent
deutlich und zielt auf die ganzheitliche Entwicklung der Kinder im
Vorschulalter ab. Hier geht es nicht, wie in der Schule, um einen Fächerkanon,
der abzuarbeiten wäre. Die Reihenfolge der Bildungsbereiche folgt prinzipiell
der Logik, nach der sich das Kind die Welt erschließt. Dem Grundsatz, kindliche
Bildungsprozesse aus ganzheitlicher Sicht zu verstehen, liegen vor allem
entsprechende Erkenntnisse aktueller Bildungsforschung zur frühen Kindheit,
national wie international zugrunde. Im Berliner Bildungsprogramm wird
die Komplexität der Anforderungen an Kita-Erziehung mit dem Zugang vom Kind und
seinen Bildungsbestrebungen, pädagogische Konsequenzen abzuleiten,
eindrucksvoll deutlich. Insbesondere die Anlage der Bildungsbereiche und ihre
Verzahnung in der Praxis bieten neue Anstöße für die Diskussion in den Kitas. Bewegungserziehung Es gehört zum Fachwissen jeder
Erzieherin, dass sich Kinder, wenn sie sich körperlich und geistig gesund
entwickeln sollen, bewegen müssen. Es ist Anspruch einer hohen
Betreuungsqualität, den Kindern im Tagesablauf möglichst viele Gelegenheiten
zur selbstbestimmten Ausübung ihrer Bewegungsaktivitäten zu geben. Neben
pädagogisch zielgerichteten Bewegungsangeboten in den zahlreich vorhandenen
Sport- und Psychomotorikräumen stehen den Kinder auch in Gruppenräumen
Bedingungen zur Verfügung, die zum Ausprobieren ihrer Bewegungsfähigkeiten
anregen. Darüber hinaus werden fast täglich Treppen, Stufen und das Gartengelände
genutzt. Je nach Umgebung der Kita werden Spielplätze, Wald- oder Flurstücke
bewusst aufgesucht, um Kindern vielfältige Bewegungserfahrungen zu ermöglichen.
In Ergänzung zu diesen täglich zu leistenden Aufgaben nutzen immer mehr Kitas
Angebote von Sportgruppen und Vereinen außerhalb der Kita. Sprachentwicklung Die Sprachentwicklung und –förderung
hat im gesamten Tagesablauf eine zentrale Bedeutung und wird als integrierter
Teil des Gesamtkonzeptes der pädagogischen Arbeit gesehen. Die Sprachentwicklung
und –förderung wird richtigerweise nicht losgelöst von der Herausbildung und
Förderung anderer Entwicklungsbereiche betrachtet, sondern als ein
kontinuierlich zu gestaltender Prozess verstanden, der vom 1. Tag des Kindes in
der Kita beginnt. Dabei wird der
Zusammenhang mit der Förderung der Bewegungsentwicklung und
Wahrnehmungsfähigkeit als wesentliche Voraussetzung guter Sprachentwicklung
gesehen. Die Erzieherinnen in den Kindertagesstätten organisieren den
Tagesablauf so, dass eine Vielfalt von kommunikativen Situationen entsteht. Die
Erzieherin unterhält sich mit den Kindern bei alltäglichen Handlungen, erzählt
und spricht mit einzelnen Kindern und initiiert Gruppenaktivitäten wie
Gesprächskreise, Erzählen und Vorlesen oder Darstellendes Spiel. Die
bezirkliche “Konzeption zur Förderung der Sprachentwicklung der Kinder in den
Kitas und in der Vorschule” zeigt weitere Möglichkeiten der zielgerichteten
Förderung der Sprachentwicklung der Kitakinder aller Altersstufen auf und wird
in den kommunalen Kindertagesstätten des Bezirkes als verbindlicher
Handlungsrahmen bei der Vorgehensweise der pädagogischen Arbeit verstanden. Im Jahr 2004 durchliefen in den
Lichtenberger kommunalen Kindertagesstätten 1078 Kinder im Kontext ihrer
Schulanmeldung den Sprachtest “Deutsch Plus”. Kinder mit Förderbedarf in der
Sprachbeherrschung wurden somit systematisch erfasst und werden nun gezielt
durch die Erzieherinnen in den Kitas gefördert. Im Februar 2005 wurde allen
Kitaleiterinnen der kommunalen Kitas des Bezirkes durch eine Dozentin der Kon -
Lab-Beratungsstelle Leipzig das Programm “Neue Wege der sprachlichen
Frühförderung” nach Dr. Zvi Penner vorgestellt. Das vorgestellte Programm kann
bereits mit Kinder im ersten Kindergartenjahr durchgeführt werden. Es lässt sich
leicht in den Alltag der Einrichtungen durch die Erzieherinnen integrieren und
ergänzt eine kommunikationsorientierte Förderung. Das Frühförderprogramm
vermittelt Kindern die notwendigen sprachsystematischen Voraussetzungen für den
Übergang in die Schule. Dieses Projekt wird ab Mai 2005 vorerst unter
Beteiligung von 7 kommunalen Kindertagesstätten durchgeführt. Hierfür werden
insgesamt 35 Erzieherinnen geschult und als Multiplikatoren in den Kitas
wirksam. Am Projekt “Vorlesen für Kinder”
unter dem Motto “Deutschland liest vor – Lichtenberg liest mit” beteiligen sich
19 Kindertagesstätten. Gesunde Ernährung In den bezirklichen
Kindertagesstätten gibt es vielfältige Projekte zur “Gesunden Ernährung”. In
enger Zusammenarbeit mit der Abteilung Umwelt und Gesundheit wurden Köchinnen
und Köche aus den Kitas zur Zubereitung gesunder und vollwertiger Kost
geschult. Sie arbeiten auch im Arbeitskreis “Vollwertige Ernährung im
Kindesalter” mit und führen regen Erfahrungsaustausch durch. Dabei laufen
folgende Aktivitäten: -
Rezeptvorschläge
mit Verkostung -
Anregungen
für ein gesundes Frühstück -
Vorstellung
von Vollkornkost -
Speiseplangestaltung
nach ernährungsphysiologischen Gesichtspunkten -
Obst/Gemüsebüfett
anstatt Süßigkeiten zu Festen und Feiern -
Gemeinsames
Eltern – Kind – Abendessen. Darüber hinaus erhalten die Kitas,
die Mischkost verabreichen, über Ernährungsberater der Firmen Anleitungen zum
gesunden Kochen mit Frisch- und Tiefkühlkomponenten. Es werden Themen zur
gesunden Ernährung zu Elternabenden angeboten. Besondere Aufmerksamkeit gilt jede
Woche dem Speiseplan. Hier werden Vorschläge von Kindern, Erzieherinnen und
Eltern einbezogen. Bereits
im letzten Jahr wurde ein Interessenbekundungsverfahren –
Gemeinschaftsverpflegung in Kindertagesstätten – durchgeführt. Ziel
dieses Verfahrens war es, wirtschaftlichere Lösungen zum Einzelküchenbetrieb,
die allen Anforderungen an eine gesunde Ernährung der Kinder gerecht werden, zu
finden. Dabei sollten insbesondere alle Möglichkeiten und Varianten der
Fremdführung von Küchen betrachtet werden. Im Mai
vergangenen Jahres wurde im Rahmen einer Bekanntmachung im Amtsblatt von Berlin
über die Durchführung des Verfahrens informiert. 30 verschiedene Interessenten
haben sich die dazugehörige Verfahrensbeschreibung (siehe Anlage) abgefordert.
In der Konsequenz haben 8 Interessenten ihre verschiedenen Versorgungsmodelle
im Rahmen eines Konzeptes und ihres Leistungsportfolios vorgestellt. Im Rahmen
der Auswertung dieser verschiedenen Konzepte konnte festgestellt werden, dass
es umsetzungsfähige, wirtschaftliche Alternativen zur
Einzelküchenbetriebsführung gibt, die den Anforderungen an eine gesunde
ausgewogene Ernährung der Kinder und den vorgeschriebenen Referenzwerten der
Deutschen Gesellschaft für Ernährung durchaus gerecht werden. Die übergebenen
Speisepläne stellen sich als abwechslungsreich und ernährungsphysiologisch
optimal dar. Ein bestmöglicher Gehalt an Nährstoffen, Vitaminen, Mineralstoffen
und Spurenelementen wird garantiert. Zum Teil werden bis zu 450 verschiedene
Menüzusammenstellungen angeboten, aus denen individuelle Speisepläne erstellt
werden können. Eine öffentliche nationale bzw.
europaweite Ausschreibung wird sich diesem Verfahren, wie ursprünglich in der
Beschreibung dargestellt, derzeit nicht anschließen können, da die Entscheidung
über die Entwicklung der Küchenorganisation in Kindertagesstätten dem künftigen
Eigenbetrieb überlassen werden sollte. Aufgaben Die Umsetzung des Berliner
Bildungsprogramms in die Praxis ist und wird zentrale Aufgabe eines jeden
Trägers und jeder Kita in den nächsten Monaten und Jahren sein. Das Bezirksamt erwartet von den
Trägern, die im Jahre 2005 Kindertagesstätten übernehmen, dass der bisherige
Prozess zur Umsetzung des Berliner Bildungsprogramms kontinuierlich fortgesetzt
wird. Zusätzlich wird die zu bildende AG §
78 KJHG, die sich im April 2005 konstituiert, ein Forum zur Abstimmung zwischen
öffentlichen und freien Trägern unter Einbeziehung der Eltern bei der Umsetzung
der Maßnahmen sein. Berlin, den
___________________ _____________________________ Emmrich Räßler Bezirksbürgermeisterin Bezirksstadtrat |
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