Drucksache - DS/0738/V
Das Bezirksamt wird ersucht Maßnahmen einzuleiten, die den
Bezirk Lichtenberg langfristig an den Vorteilen der EU-Osterweiterung
partizipieren lassen. Es sollen die Bereiche Wirtschaft, Bildung, Kultur und
Verwaltung betrachtet werden. Unter anderem sollen die Maßnahmen folgende Möglichkeiten
eröffnen: 1.
Erschließen
neuer Märkte für die bezirkliche Wirtschaft 2.
Anbieten
von Akquisitionshilfe für Fördermittel für grenzüberschreitendes Engagement von
Unternehmen 3.
Grenzüberschreitende
Kommunikation unter Schülern und Jugendlichen 4.
Austauschen
von Lehrinhalten und -methoden 5.
Bekannt
machen von Kunst und Künstlern 6.
Kennen
lernen von Verwaltungsstrukturen und -abläufen 7. Das Bezirksamt soll prüfen, in wie weit der
Internet- Auftritt des Bezirkes in Bezug auf die EU- Osterweiterung
überarbeitet werden kann. Zu Punkt 1 und 2: In den letzten Jahren wurde insbesondere auf der
Berliner Landesebene einiges unternommen, um die Berliner Wirtschaft auf ihre
Chancen in den neuen Märkten Mittel- und Osteuropas (MOE) vorzubereiten. Gemeinsam
mit Wirtschaftspartnern aus Berlin und Brandenburg wurden im Rahmen der
Wachstumsinitiative 2004-2014 wirksame und praxisorientierte Informations- und
Beratungsangebote für Berliner Firmen geschaffen. In der erweiterten EU und der
globalisierten Weltwirtschaft haben nur Regionen mit einer entsprechenden Größe
Chancen, ein wirtschaftliches Gewicht zu entwickeln und an der wirtschaftlichen
Dynamik teilhaben zu können. Die Unternehmen in Berlin und damit auch die
Lichtenberger Unternehmen müssen sich in das Wachstums- und
Verflechtungspotential der Region einbringen. Die Länder Berlin und Brandenburg und die
Wojewodschaften Westpommern, Großpolen, Lebuser Land und Niederschlesien mit
ihren städtischen Schwerpunkten Stettin, Posen, Frankfurt/Oder, Gorzów
(Landsberg), Görlitz, Zielona Góra (Grünberg), Breslau und Dresden sind seit
dem EU Beitritt Polens dabei, zu einer gemeinsamen Region – der Oder-Region –
zusammenzuwachsen. Gemeinsame Wirtschaftskonferenzen mit interessierten
Unternehmen Berliner sowie die in den letzten Jahren in Berlin geschaffenen
unterschiedlichen MOE-Business-Projekte bieten gute Möglichkeiten, strategische
Interessen weiter zu bündeln, die institutionelle Zusammenarbeit zu vertiefen
und wirtschaftliche Kooperationen voranzutreiben. Der Bezirk Lichtenberg von Berlin hat ein auf bezirklicher
Ebene einmaliges „Office für
deutsch-polnische Wirtschaftskontakte (ODPW)“ geschaffen. Die Finanzierung
erfolgt aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und aus
Mitteln des Bezirks Lichtenberg. Gegenstand des Projektes ist es,
Wirtschaftskontakte zu polnischen Institutionen und Unternehmen unter
besonderer Berücksichtigung der Partnerschaftsbeziehungen des Bezirks
auszubauen, zu vertiefen und zu langfristig tragfähigen Kooperationen zu
festigen. Im Ergebnis der Ermittlung der Kooperationsbedarfe und
öffentlichkeitswirksamer Aktivitäten nehmen derzeit rd. 25 Partner und
Unternehmen aus Lichtenberg bzw. aus angrenzenden Bezirken die Dienste des ODPW
regelmäßig in Anspruch. Die Unternehmen kommen aus unterschiedlichen Branchen
(Metall/Elektro, Baunebengewerbe, Umwelt, Dienstleister u.a.). Insgesamt kann das ODPW seit April 2005 auf rd. 600
Unternehmenskontakte verweisen. Aus diesen Kontakten heraus sind über 60
persönliche Gespräche mit Unternehmen und anderen Partnern aus Lichtenberg und
Berlin geführt worden. Für rd. zwei Drittel der KMU wurden nach Ermittlung des
Branchen-/Kooperationsprofils spezifische Unternehmenskontakte vermittelt und
Treffen angebahnt. Für einige Unternehmen wurden weiterführende Kontakte
vermittelt. Aufgrund gezielter Recherche des ODPW und Mitwirkung der
Projektpartner des ODPW (u.a. Business Centre Koszalin, EuroInfo Kielce und
SPNT Szczecin) in Polen war es möglich, dass für die interessierten Unternehmen
jeweils 2 bis 3 Angebote polnischer Firmen eingeholt werden konnten. Eine Schwerpunktaufgabe des ODPW liegt in der Unterstützung
der Kontakte und dem Aufbau von Arbeitsbeziehungen des Bezirks mit den
polnischen Partnerregionen Warschau-Bialoleka und der Region Hajnowka. Neben den Beziehungen zu den Partnerregionen sind die
Kontakte zu Netzwerkpartnern in Polen, die wiederum Kontakte zu interessierten
KMU haben bzw. herstellen können, von entscheidender Bedeutung. Es wurden
schriftliche Kooperationsvereinbarungen über die Intensivierung der
Zusammenarbeit abgeschlossen (BusinessCenter Koszalin, Forschungs- und
Wissenschaftspark Szczecin und EuroInfoCentre in Kielce). Das Business Center
wiederum hat das ODPW als Partner bei der Erstellung eines Kataloges an
deutsch-polnischen Dienstleistungen gewonnen. Auf der Internetseite www.odpw.de
mit der Rubrik Kooperationsangebote
werden Kooperationsangebote Lichtenberger KMU auf der polnischen Seite
veröffentlicht. Angebote polnischer KMU werden auf der deutschen Internetseite
den Lichtenberger KMU und anderen Interessierten sortiert nach der räumlichen
Herkunft offeriert. Die Internetseite des ODPW ist mit den Web-Auftritten der
Kontaktpartner in Koszalin, Szczecin, Kielce sowie Warschau-Bialoleka und Hajnowka
verlinkt. Eine Verlinkung ist beiderseits mit dem Unternehmensportal (UPL) des
Regionalmanagements im Bezirk Lichtenberg gegeben. Insgesamt wird eingeschätzt, dass mit der Tätigkeit des ODPW
das Standortprofil des Bezirks Lichtenberg um einen wichtigen Aspekt ergänzt
wird. Das ODPW vertritt den Bezirk bei polnischen Partnern und trägt dort dazu
bei, ein Standortprofil für den Bezirk in Polen zu entwickeln und das
vorhandene Standortprofil Berlins zu vertiefen. Innerhalb des Bezirks bzw. gegenüber Unternehmen, Partnern der
Wirtschaftsförderung etc. ist es gelungen, die Offenheit, Interesse und Neugier
für Impulse aus dem Ausland zu wecken und für Chancen der transnationalen
Zusammenarbeit zu sensibilisieren. Zu Punkt 3 und 4: Beispielhaft wird hier auf die aktuellen Jugendbegegnungen im Rahmen der
Städtepartnerschaften verwiesen: 1. Jugendaustausch mit Bialoleka
(Polen)
( je 12 Teilnehmer) Thematik: Wie sieht jüdisches Leben heute in Deutschland und
Polen aus? Gestalte dein eigenes Medienprojekt. Zeitraum : 13.-30.07.06 an poln. Ostseeküste,
01.-08.10.06 in Libg Alter : 13-16
Jahre Organisator: Bildungswerk für
Jugend-Soziales-Kultur gGmbH im Auftrag des BA 2. Jugendaustausch mit Jurbarkas
(Litauen) (
je 15 Teilnehmer) Thematik: Gesund Leben- Natur und Sport in Berlin und
Jurbarkas Zeitraum : 08.07-16.07.06 in Libg, 24.07.-01.08.06 in Jurbarkas Alter :15-18 Jahre Organisator: pro sozial e.V. im Auftrag des BA 3. Bandwettbewerb in Lichtenberg
( 6 Teilnehmer) Gastauftritt einer Band aus Kaliningrad Zeitraum: 08.09.-10.09.06 Alter : 18-25 Jahre Organisator: kommunale Jugendfreizeiteinrichtung
"Arche" im Auftrag des BA 4. Arbeitstreffen zur Behindertenpolitik Delegation aus Bialoleka Zeitraum: 29.05.-31.05.06 Organisator: BA Grenzüberschreitende Kommunikation
unter Schülern und Jugendlichen Die Lichtenberger Schulen haben
vielfältige Kontakte (Schulpartnerschaften, Schüleraustausche, Wettbewerbe,
gemeinsame transnationale Projekte zwischen Schülern oder zum
Lehrer-Erfahrungsaustausch) zu Partnerschulen im Europäischen Ausland, u.a.
auch zu Partnern in den MOE- Staaten. Die Schostakowitsch Musikschule Berlin Lichtenberg unterhält
seit mehreren Jahren einen engen Kontakt zur Schostakowitsch Kinder Musikschule
in Kaliningrad. Außerdem bestehen Kooperationskontakte zu Musikschulen in
Ungarn, Dänemark und Petersburg. Ensembles der Musikschule nehmen regelmäßig an
Wettbewerben und Workshops im
europäischen Ausland teil. Ebenso wird sie Gastgeberin für ausländische
TeilnehmerInnen sein. Im Rahmen dieser internationalen Kontakte finden Workshops
und Gespräche über Aufbaustrukturen und Erfahrungen von Lehrinhalten und –
methoden statt. Zu Punkt 5: Neben den Austauschprojekten der Musikschule werden
künstlerische Positionen und KünstlerInnen Osteuropas aus verschiedenen Gattungen in den
Kultureinrichtungen des Bezirksamtes vorgestellt. Insbesondere im Studio im
Hochhaus werden in Ausstellungen und Lesungen von DichterInnen,
Wissenschaftlern und KünstlerInnen vorgestellt. Im Jahr 2005 fand eine
umfassende Veranstaltungsreihe anlässlich des 60. Jahrestages der Befreiung vom
Hitlerfaschismus statt, bei der Experten aus Geschichte und Literatur einbezogen waren. In Zusammenarbeit
mit der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur und dem
Berliner Brechthaus wird im Studio h auch 2006 ein russisches Dichterprojekt
stattfinden, an dem z.B. der Vorsitzende des russischen PENclub und der
bekannte deutsche Schriftsteller Volker Braun teilnehmen werden. Zu Punkt 6: Das Bezirksamt Lichtenberg ist
Partner in einem EU- Projekt „ConAct Europe II– Vorbereitung von
Verwaltungsmitarbeitern auf transnationale Arbeit“, welches im Rahmen des EU-
weiten Leonardo da Vinci Programms gefördert wird. Acht Berliner
Bezirksverwaltungen werden in diesem Mobilitätsprojektsprojekt insgesamt 30
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu einem dreimonatigen Auslandsaufenthalt
entsenden. Ziel ist die Sensibilisierung
und Qualifizierung für die Herausforderungen der europäischen Zusammenarbeit.
Während des Verwaltungs- Praktikums in einem anderen europäischen Land sollen
sich die Teilnehmer/innen Kenntnisse über die jeweiligen Arbeitsinhalte,
-strategien, Verwaltungsstrukturen und –kulturen aneignen, Erfahrungen in der
transnationalen Arbeit sammeln und letztendlich interkulturelle Kompetenzen und
Sprachkenntnisse erwerben bzw. ausbauen. Mit der Entsendung der Beschäftigten
wird das Ziel verfolgt, die Europafähigkeit der Berliner Verwaltung zu
verbessern. Seit 2005 stellt das BA Lichtenberg im Rahmen des EU-
geförderten Programms „Leonardo da Vinci“
polnischen Studierenden einen Praktikumsplatz für ein dreimonatiges
Praktikum im Büro der Bezirksbürgermeisterin /EU- Beauftragte zur Verfügung und
leistet damit einen konkreten Beitrag zum Kennen lernen von
Verwaltungsstrukturen innerhalb Europas für Studenten an Fachhochschulen für
Verwaltung in Polen. Zu Punkt 7: Das Bezirksamt Lichtenberg hat seine Internetpräsentation
durch mehrsprachige Seiten erweitert. Dazu gehören ausgewählte Seiten in
englischer und polnischer Sprache. Sie enthalten insbesondere Informationen zu
Daten und Fakten über Lichtenberg, Sehenswertes, Ausgestaltung der
Städtepartnerschaften, Administration, Wirtschaft, Kultur und Sport. Die Seiten
bieten auch weiterführende Links, z.B. zum Office für deutsch-polnische
Wirtschaftskontakte an. Die Seiten wurden mit Hilfe ausländischer Studenten,
die in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit ein Praktikum absolvierten,
erarbeitet. Die
Internetseiten über die Aktivitäten im Rahmen der Städtepartnerschaften mit
Ländern Ost-Europas werden kontinuierlich ausgebaut, insbesondere werden
sie mit Informationen aus den Partnerstädten aufgewertet. Berlin, den
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