Drucksache - DS/0654/V  

 
 
Betreff: Umfahrung der Lückstr. bis zur Fischerstr.
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:Bauen/VerkehrBezirksamt
  BzStRin Stadt,
Drucksache-Art:BeschlussempfehlungVorlage zur Kenntnisnahme
Beratungsfolge:
Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin Entscheidung
27.08.2003 
21. Sitzung in der V. Wahlperiode der Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin ohne Änderungen in der BVV beschlossen   
Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin Entscheidung
19.11.2003 
24. Sitzung in der V. Wahlperiode der Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin mit Abschlussbericht zur Kenntnis genommen   

Sachverhalt
Anlagen:
Beschlussempfehlung Bauen/Verkehr PDF-Dokument
Vorlage z. Ktn. BA (Abb.) PDF-Dokument

Das Bezirksamt Lichtenberg von Berlin wurde ersucht, die Entwicklungsplanung für die Kindertagesstätten des Bezirkes Lichtenberg fortzuschreiben und zu überarbeiten und bei der Erarbeitung des Kita - Entwicklungsprogramms konkrete Kita - Sanierungsaufgab

Der Ausschuss für Bauen und Verkehr empfiehlt der Bezirksverordnetenversammlung:

Das Bezirksamt wird ersucht zu prüfen, ob die Planung und Realisierung des Straßenneubaus zur verkehrlichen Entlastung der Lückstraße als Teilstück von der Sewanstraße zur Fischerstraße vorangetrieben werden kann. Dabei soll der Kostenbedarf und die Linienführung für den Straßenabschnitt sowie deren Auswirkungen ermittelt werden.

 

Zur genannten Beschlussempfehlung nimmt das Bezirksamt wie folgt Stellung:

Mit der Beschlussfassung zum Flächennutzungsplan durch das Abgeordnetenhaus und der förmlichen Festlegung des Sanierungsgebietes Lichtenberg-Weitlingstraße im Jahre 1994 wurde die bis Anfang der 90er Jahre erwogene Verbreiterung der Lückstraße und damit ihre Umfunktionierung zu einer überörtlichen Straßenverbindung aufgegeben. Seither ist eine Netzergänzung zur Entlastung der Lückstraße vom Durchgangsverkehr notwendig.

Die überörtlichen Verkehrsströme müssen östlich am Knoten Rummelsburger Straße / Sewanstraße gebündelt und von dort möglichst direkt zur Hauptstraße geführt werden. An der Hauptstraße wird eine Hauptverkehrsstraße in Ost-West-Richtung erreicht, während an der Karlshorster Straße eine Verteilung in die anderen Richtungen des Hauptnetzes geschieht.

Zur Umfahrung der Lückstraße wurden bislang die folgenden Varianten diskutiert:

Direkte Anbindung” von der Sewanstraße / Rummelsburger Straße nach Süden zur Hauptstraße / Saganer Straße mittels Unter- oder Überführung der DB-Gleisanlagen,

Zobtener Straße” von der Sewanstraße / Rummelsburger Straße über die Zobtener Straße und Schlichtallee zur Hauptstraße (FNP-Darstellung),

Fischerstraße” von der Sewanstraße / Rummelsburger Straße über die Fischerstraße und Schlichtallee zur Hauptstraße.

Die letztgenannte Variante böte die Möglichkeit, die Lückstraße - unter Nutzung und baulicher Ertüchtigung der vorhandenen Fischerstraße - zu umfahren. Am Nöldnerplatz ist die Fischerstraße entweder geradlinig oder über die Bogenfahrbahn vor der Max-Taut-Schule an die Schlichtallee anzuschließen. Die gerade gebaute neue Erschließungsstraße für das Einkaufcenter auf dem Grundstück Sewanstraße 2 wird Teil dieser Umfahrung. Neues Straßenland müsste nur auf einem relativ kurzen Abschnitt in südlicher Verlängerung dieser Erschließungsstraße erworben werden. Der vorhandene Straßenraum der Fischerstraße ließe grundsätzlich den Ausbau mit einem leistungsfähigen Querschnitt zu. Wesentlich ins Gewicht fiele auch der Vorteil, das keine Eisenbahnbrücken speziell für diese Trasse neu gebaut oder erweitert werden müssten. Diese Linienführung bietet insgesamt keinerlei technische Schwierigkeiten.

Folgende negative Kriterien sprechen gegen die Variante Fischerstraße:

Die Umfahrung Fischerstraße belastet den geplanten Grünzug südlich der Lückstraße, und würde einige Kleingärten in Anspruch nehmen. Belastet wäre auch der Schulstandort der Max-Taut-Schule. Da aber die Unterrichtsräume fast durchweg zur Hofseite liegen, müsste dies für die Lernenden erträglich sein. Das Vorfeld der Schule würde in jedem Fall unter dem Verkehrslärm und der Trennwirkung leiden. Die Trennwirkung des Verkehrs würde auch die Beziehung zwischen den Schulausgängen und dem geplanten Grünzug zwischen Lückstraße und Fischerstraße treffen.

Nachdem das Bezirksamt Anfang dieses Jahres feststellen musste, dass sich die im FNP dargestellte Umfahrungsvariante über die Zobtener Straße nicht im Zeithorizont bis zur Aufhebung der Sanierungsrechtsverordnung realisieren lässt, hat das Bezirksamt im Mai 2003 ein Verkehrsplanungsbüro beauftragt, für den Bereich Nöldnerplatz – Lückstraße ein Verkehrskonzept zu erarbeiten. Mit diesem Gutachten sollen verkehrslenkende und bauliche Maßnahmen zur Diskussion gestellt werden, die zu einer Verminderung der Verkehrsbelastung führen und einen Beitrag zur Verbesserung der Wohn- und Aufenthaltsqualität in den südlichen Blöcken des Sanierungsgebietes Weitlingstraße leisten. In diesem Verkehrsgutachten behandelt der Gutachter auch die Umfahrungsvariante über die Fischerstraße und verwirft diese mit folgender Begründung:

Die Fischerstraße stellt einen Umweg dar. Die Streckenlängen betragen 730 m bei der Wegeführung über die Lückstraße und 1050 m bei der Führung über die Fischerstraße. Angenommen wurde eine Tempo-30-Ausweisung auf der Lückstraße und eine tatsächliche Fahrgeschwindigkeit von 45 km/h auf der Fischerstraße sowie eine Wartezeit an der Lichtsignalanlage Lückstraße / Weitlingstraße; daraus gehen folgende Reisezeitverhältnisse mit Verkehrsanteilen hervor:

Route

Lückstraße

Fischerstraße

Streckenlänge

730 m

1050 m

Geschwindigkeit

30 km/h

45 km/h

Fahrzeit

87,6 s

84,0 s

Wartezeit bei Rot

6,7 s

0

Reisezeit

94,3 s

84,0 s

Reisezeitverhältnis

0,53

0,47

Gesamtverkehr

26.700 Kfz / 24 h

gebundener Verkehr

12.500 Kfz / 24 h

 

wahlfreier Verkehr

14.200 Kfz / 24 h

Verkehrsanteil

47 %

53 %

Aufteilung

6.700 Kfz / 24 h

7.500 Kfz / 24 h

Gesamtverkehr

19.200 Kfz / 24 h

7.500 Kfz / 24 h

Das Verlagerungspotential über die Route Fischerstraße ist nach Auffassung des Verkehrsgutachters nur halb so groß wie das über die Umfahrung unter Nutzung der Zobtener Straße. Damit verbleiben auf der Lückstraße nach der Prognose immer noch 19.200 Kfz / 24 h. Entsprechend geringer fallen auch die Entlastung der Weitlingstraße und die zusätzliche Belastung der Marie-Curie-Allee aus.

Die Verkehrsstärke auf der Lückstraße würde gegenüber 1998 mit damals 22.400 Kfz in 24 h lediglich um 14 % zurückgehen. Dieser relativ geringe Entlastungseffekt muss am finanziellen und personellen Aufwand für den Bezirk und an der Belastung anderer Gebiete gemessen werden.

Der Ausbau der Fischerstraße bis zum Anschluss an die Planstraße A würde nach einer aktuellen Kostenschätzung des Bauamtes – Tiefbauamt ca. 4.200.000,00 € kosten. In der Kostenschätzung sind neben dem Straßenbau die Kosten der Regenentwässerung, der Beleuchtung, des Straßengrüns, einer Lichtsignalanlage und pauschal die Umlegungskosten der anderen Leitungsverwaltungen sowie die Ingenieurkosten incl. Planfeststellung enthalten. Nicht berücksichtigt wurden die Kosten für eventuellen Grunderwerb, mögliche Entschädigungen für wenige Kleingärten, etwaige Ausgleichsmaßnahmen und der Abriss des am Ende der Planstraße A stehenden Werkstattgebäudes.

Das Hauptproblem der Umfahrung über die Fischerstraße besteht - neben der noch ungeklärten Finanzierungsfrage - in der Lärmverteilung auf mehrere Straßenzüge. Da die Lückstraße einen starken Verkehrsanteil behält, muss die Ruheseite der Gebäude bzw. der Grundstücke nach Süden, also zur Fischerstraße hin, orientiert sein. Dort wären aber zukünftig auch erheblich mehr Lärm und Abgase zu erwarten.

Der Vorteil der Variante Fischerstraße besteht in der Erschließung anliegender, zu Gewerbestandorten entwickelbarer Flächen. Diese bekämen damit eine sehr gute Hauptnetzanbindung und wären aus weiter entfernten Stadtteilen gut erreichbar.

Nach Abwägung aller relevanter Fakten macht sich das Bezirksamt die Position des Verkehrsgutachters zueigen und verwirft die Umfahrungsvariante Fischerstraße als ein zu kostenintensives und mit erheblichen negativen Auswirkungen auf die Umgebung verbundenes Provisorium.

 

 

 

Emmrich                                                                 Lompscher

Bezirksbürgermeisterin                                           Bezirksstadträtin für Stadtentwicklung

 

 
 

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