Drucksache - DS/0642/V  

 
 
Betreff: Bezirkliche Konzeption zur Zusammenarbeit mit freien Trägern der Migrantenarbeit in Lichtenberg
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:BezirksamtBezirksamt
Verfasser:BzBmin 
Drucksache-Art:Vorlage zur KenntnisnahmeVorlage zur Kenntnisnahme
Beratungsfolge:
Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin Entscheidung
27.08.2003 
21. Sitzung in der V. Wahlperiode der Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin zur Kenntnis genommen   
Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin Entscheidung
19.11.2003 
24. Sitzung in der V. Wahlperiode der Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg von Berlin mit Zwischenbericht zur Kenntnis genommen   

Sachverhalt
Anlagen:
Vorlage z. Ktn. BA PDF-Dokument
Vorlage z. Ktn. BA (Zwb.) PDF-Dokument

Das Bezirksamt Lichtenberg von Berlin wurde ersucht, die Entwicklungsplanung für die Kindertagesstätten des Bezirkes Lichtenberg fortzuschreiben und zu überarbeiten und bei der Erarbeitung des Kita - Entwicklungsprogramms konkrete Kita - Sanierungsaufgab

Ergänzungen und Schlussfolgerungen aus der “Bezirklichen Konzeption zur    

         Zusammenarbeit mit freien Trägern der Migrantenarbeit in Lichtenberg”

 

 

 

 

 

 

 

Berlin, den

 

 

 

 

Emmrich

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

Daten und Analysen zu ausgewählten Konfliktfeldern in der Integrationsarbeit und erste Schlussfolgerungen

 

 

Ziel der vorliegenden Information ist es, Daten und Fakten über Lebensbedingungen der nichtdeutschen Bevölkerung Lichtenbergs in ausgewählten Bereichen zu vermitteln, auf Ergebnisse, Erfahrungen und Probleme bei ihrer Integration einzugehen sowie Erfordernisse für  kommunalpolitisches Handeln zu verdeutlichen.

 

 

1. Erwerbstätigkeit

 

1.1 Arbeitsmarkt und Beschäftigung

 

Für Lichtenberg stehen folgende Angaben zur Verfügung:

Im Arbeitsamt Berlin Ost waren im August 2003  1.549 (6,3 %) Ausländer arbeitslos gemeldet.

 

Die geringe Zahl der ausländischen Arbeitslosen und der kleine prozentuale Anteil an der Gesamtarbeitslosenzahl sind der Tatsache geschuldet, dass viele Ausländer keine Arbeitserlaubnis erhalten und somit von der selbständigen bzw. unselbständigen Erwerbstätigkeit per Gesetz ausgeschlossen sind. Das betrifft in Lichtenberg Kriegsflüchtlinge und Asylbewerber. Weiterhin gehören zu diesem Personenkreis die nachgezogenen Ehegatten (Einhaltung von Wartezeiten). Nur sehr beschränkten Zugang zum Arbeitsmarkt haben z. B. Studenten mit Semesterferienjobs sowie Werkvertrags- und Saisonarbeitnehmer aus mittel- und osteuropäischen Ländern.

Statistische Angaben über die Anzahl der erteilten Arbeitserlaubnisse im Arbeitsamtsbezirk stehen nicht mehr zur Verfügung.

 

Bei der Arbeitsplatzvermittlung kommt es entscheidend auf den aufenthaltsrechtlichen Status an, wobei nichtprivilegierte Ausländer nur dann eine Arbeit antreten dürfen, wenn für sie nachweislich kein deutscher oder ihnen gleichgestellter EU-Bürger als Arbeitnehmer gefunden wurde, das heißt, strenge Vorrangsprüfung nach Lage und Entwicklung des Arbeitsmarktes. Immer schwieriger wird die Situation auf dem Arbeitsmarkt für die deutschen und die oft weniger qualifizierten nichtdeutschen Arbeitskräfte angesichts der verstärkten Zuwanderung von Billig-Arbeitskräften, die teils legal, teils illegal auf den mobiler und flexibler gewordenen Arbeitsmarkt drängen.

 

Ein bisher für Lichtenberg noch nicht gravierendes Thema sind die Zahlen der ausländischen Bewerber um Ausbildungsplätze nach Schulabschluss. Per August 2003 waren im gesamten Arbeitsamtsbezirk Ost 8.538 Bewerber gemeldet, darunter 98 ausländische Jugendliche.

 

 

1.2 Selbständige

 

Im Hinblick auf die Zahl der selbständig erwerbstätigen Nichtdeutschen ist im Ostteil Berlins seit Jahren ein stärkerer Anstieg zu verzeichnen.

Als eine der Hauptursachen für die Gründung einer selbständigen Existenz bei den ethnischen Minderheiten kann die weiterhin wachsende Arbeitslosigkeit angesehen werden. Berlinweit verteilen sich die angemeldeten Gewerbe vor allem auf die Zweige Handel, Bau, Gastgewerbe sowie sonstige Dienstleistungen, womit das gesamtwirtschaftliche Gewicht der Selbständigkeit von Migranten deutlich wird.

Die Öffnung der Grenzen nach Osteuropa hat einen starken Zuwachs an Geschäftsgründungen im Bereich Export/Import mit sich gebracht.

Insbesondere viele ehemalige vietnamesische Vertragsarbeiter verdienen nach dem Verlust ihres Arbeitsplatzes 1990/91 den Lebensunterhalt für sich und ihre nachgezogenen Familien durch das Ausüben von Kleingewerbe. Damit reagieren sie auf ihre schlechteren Chancen und die in der Regel nur befristete und schlecht bezahlte Arbeit z. B. bei Reinigungs- und Baufirmen und als Hilfsarbeiter. Bei dem Kleingewerbe werden Marktnischen innerhalb der ethnischen Minderheiten, z. B. durch das Angebot von landestypischen Nahrungsmitteln in kleinen Läden oder an Marktständen für Textil-, Gemüse- und Blumenhandel sowie Geschenkartikel und Wettbewerbsvorteile durch die kulturell typische Einbindung von Familienangehörigen in die Kleinbetriebe genutzt.

 

Der Anteil ausländischer Gewerbetreibender (natürliche und juristische Personen) am Gesamtbestand der Lichtenberger Unternehmen beträgt zur Zeit 4,4 % und ist damit in den vergangenen fünf Jahren nahezu stabil geblieben. Insgesamt sind hier Gewerbetreibende aus 68 Nationen vertreten.

Relativ hoch ist mit 39 % - ebenfalls nahezu unverändert - der prozentuale Anteil der ambulant tätigen ausländischen Gewerbetreibenden mit Wohnsitz in Lichtenberg: 1.480.

In diesem Bereich sind Vietnam, Indien, Pakistan und die Türkei am häufigsten vertreten.

 

Gewerbebetriebe im stehenden Gewerbe

 

Gesamt    Anteil           In %                  Ausländeranteil in den Branchen

                Ausländer                                                  (in %)

                                               Industrie   Handwerk   Handel   Gastron.   Dienstl.

Ausländeranteil

im Reisegewerbe

(ambulant in %)

13.911        754            4,4                            3,4          10,3        25,9          2,6

           39

 

Existenzgründer und Arbeitnehmer aus Migrantengruppen werden in erster Linie durch Sprachbarrieren behindert. Die Vorschriften, Gesetze und Verordnungen, die zu beachten sind, wenn ein Gewerbe ausgeübt wird, sind im Deutschen oft schon schwer verständlich, um so mehr, wenn Deutsch eine Fremdsprache ist.

 

Die Möglichkeiten der Unterstützung auf dem Weg in die Selbständigkeit, die die Abteilung Wirtschaft und Immobilien in Beratungen und Informationsseminaren anbietet, werden von Migranten aufgrund von sprachlichen Verständnisproblemen nicht optimal genutzt. Erforderlich sind mehrsprachige Formulare und Infobroschüren. Die Förderfibel steht in Deutsch und Englisch zur Verfügung, was offensichtlich nicht ausreicht. Auch bei Bankgesprächen oder Abschluss von Verträgen (z. B. Mietverträge) ist die mangelnde Kenntnis der deutschen Sprache ein Problem.

Arbeitnehmer ohne ausreichende Sprachkenntnisse sind nicht vermittelbar. Deshalb muss die Propagierung des Angebots an Deutschkursen, wo immer möglich (Bürgerämter, Sozialamt, Schulen),erfolgen.

 

Im Jahr 2002 besuchten 2.845 Migranten Deutschkurse der VHS Lichtenberg.

 

Verstärkte Angebote an Sprachkursen durch Vereine und Projekte freier Träger im Bezirk ergänzen dieses Angebot und sind noch offensiver an die Migrantengruppen heran zu tragen.

 

Das Wirtschaftsamt schätzt ein, dass im Vergleich zu deutschen Gewerbetreibenden keine Auffälligkeiten oder Besonderheiten in der Gewerbeüberwachung ausländischer Unternehmen bekannt sind (Ausnahme: illegaler Zigarettenhandel).

Viele von Ausländern betriebene Handels- und Gastronomiebetriebe bereichern das Angebotsspektrum und die interkulturelle Akzeptanz im Bezirk.

 

Die vereinzelt anzutreffenden Spannungen und Probleme innerhalb vietnamesischer Großhandelsstrukturen sind interner Natur und haben kaum Auswirkungen auf die Öffentlichkeit.

 

 

2. Bildung und Jugend

 

Bildung und Ausbildung sind zentrale Förderelemente für die berufliche und soziale Integration von Migrantinnen und Migranten. Ihnen kommt ein bedeutender Stellenwert zu, da der Erfolg des Integrationsprozesses zu einem wesentlichen Teil von der schulischen und beruflichen Eingliederung abhängt.

 

2.1 Kitabereich

 

In den 56 öffentlichen Kindertagesstätten des Bezirkes Lichtenberg werden 6.820 Kinder betreut, darunter 713 ausländische Kinder. Der prozentuale Anteil ist sehr unterschiedlich und liegt in keiner Kita über 40 %.

 

Die Integration der ausländischen Kinder gestaltet sich in den Kita ohne nennenswerte Probleme. Laut Einschätzung der Mitarbeiterinnen treten erste Sprachschwierigkeiten bei den Aufnahmegesprächen zwischen Eltern und Mitarbeiterinnen auf.

 

Hilfreich für die Kindertagesstätten sind Ansprechpartner / Übersetzungsangebote unterschiedlichster  Informationsmaterialien in verschiedenen Sprachen.

 

Erfahrungen zeigen, je früher die ausländischen Kinder die Kita besuchen, um so leichter fallen den Kindern der Spracherwerb und die Integration. Hier ist die rechtzeitige Aufklärungsarbeit durch Gremien o. ä. hilfreich.

 

Die Mitarbeiterinnen im Sozialraum 10 schätzen kritisch ein, dass nach Schließung des Ausländerheimes Gehrenseestraße kaum noch Kontakte zu Vereinen bestehen, die sich in der Vergangenheit sehr gut bewährt haben.

 

Die Ausländerbeauftragte hat im Zuge der Schließung der Wohnheime die dort ehemals ansässigen Vereine (BI und SFAB), die weiter entfernte Standorte bezogen haben, auf die Notwendigkeit hingewiesen, sich stärker als bisher in Wohngebietsaktivitäten zu integrieren. Die neue Situation der dezentralen Unterbringung der Migranten in Wohnungen bringt Umstrukturierungen in der Arbeit der Träger mit sich und macht eine engere Zusammenarbeit als Partner der Vermieter unter Beibehaltung der Pflege der bewährten Kontakte zu den Ämtern erforderlich.

 

 

2.2 Interkulturelle Erziehung in der Aus- und Weiterbildung der Kitaerzieherinnen

 

Problemfelder:

Die Bedeutung der Muttersprache als Grundlage für den Zweitspracherwerb (deutsch) ist dem Fachpersonal in den kommunalen Kindertagesstätten bekannt. Das Wissen um die Hintergründe und die Umsetzung in pädagogisches Handeln ist noch nicht ausreichend.

Die in den Kita arbeitenden Erzieherinnen sind von der Ausbildung her auf diese Problematik nicht vorbereitet. Sie müssen sich durch Fortbildung und Beratung fachkundig machen, d. h. interkulturelle Kompetenzen erwerben.

Die Zweisprachigkeit/Mehrsprachigkeit bei einzelnen Kindern und im gesellschaftlichen Umfeld wird noch nicht ausreichend als kostbare Ressource für kindliche Bildungsprozesse gesehen.

Familienkulturen, die stark von den eigenen Vorstellungen abweichen, finden noch zu wenig Akzeptanz (sich der eigenen Vorurteile nicht bewusst sein / zu wenig Achtung gegenüber Andersartigkeit).

Die Verständigung mit Eltern, die die deutsche Sprache nicht verstehen und sprechen, ist oft sehr erschwert. Dies wirkt sich ungünstig auf die Zusammenarbeit mit diesen Eltern aus.

 

Der Bereich arbeitet mit der Ausländerbeauftragten in Form von Fachgesprächen und Beteiligung an Fachtagungen sowie mit dem Migrantenrat und dem Ausschuss für Gleichstellung der BVV intensiv zusammen.

 

 

2.3 Schulbereich

 

In den nächsten Jahren wird der Anteil an Schülern nichtdeutscher Herkunftssprache in Lichtenberger Schulen steigen, womit auch die Integrationsherausforderungen wachsen.

 

Die folgende Aufstellung gibt einen Überblick über den derzeitigen Stand (September 2003):

 

Schulart                                    Schüler nichtdeutscher                      Anteil in Prozent

                                                Herkunftssprache                                                                             

 

Grundschule                                         1.647                                                      20,3

Hauptschule                                             146                                                      14,6

Realschule                                               108                                                        5,1

Gesamtschule                                          721                                                      12,6

Gymnasium                                              437                                                        6,5

 

Von den insgesamt 24.688 Lichtenberger Schülerinnen und Schülern sind demnach 3.059 nichtdeutsche Kinder und Jugendliche. Das entspricht einem Gesamtanteil von 12,4 %.

 

Ausländische Kinder unterliegen der Schulpflicht und können alle Schulabschlüsse erreichen. Kinder, die Förderklassen (45 Schüler an der Skladanowsky-Oberschule; 51 Schüler an der Alexander-Puschkin-Oberschule) besuchen, werden in Regelklassen integriert. Schüler aus Eingliederungslehrgängen beenden mit dem 16. Lebensjahr die Schulpflicht. Ausländische Jugendliche, die beim Zuzug nach Deutschland 16 Jahre alt sind, unterliegen nicht mehr der Schulpflicht.

 

Im Schuljahr 2001/02 schlossen in Lichtenberg 3.987 Schulabgänger ihre Schulbildung ab. Davon waren 112 Schüler nichtdeutscher Herkunft; das entspricht 2,8 %. (Diese Statistik schließt die Übergänger zu weiterführenden Schulen ein.)

 

Im Bezirk Lichtenberg werden im Schuljahr 2003/04 wöchentlich 544 Stunden für die Förderung von Schülerinnen und Schülern nichtdeutscher Herkunftssprache zur Verfügung gestellt; davon 377 für den Grundschulbereich, die restlichen für Oberschulen und Sonderschulen.

 

Positiv für Lichtenberg ist die Einrichtung von zwei Staatlichen Europaschulen und deren Einbindung in das Berliner Netz der Europa-Schulen.

 

Aus der Aufstellung lassen sich ansatzweise die Unterschiede beim Schulbesuch zwischen deutschen und nichtdeutschen Schülern in der ungleichen Verteilung auf die verschiedenen Schularten und in Folge bei der Entwicklung der Schulabschlüsse ablesen. Besonders deutlich wird dieser Unterschied bei Hauptschule und Gymnasium.

 

Im Verzeichnis des LISUM werden Fortbildungsmaßnahmen (Interkulturelle Erziehung, Mediation, Streitschlichterprogramme) für den Personenkreis der Lehrerinnen und Lehrer angeboten.

 

Die Identität der in Deutschland aufwachsenden nichtdeutschen Kinder und Jugendlichen ist immer von zwei oder mehr Kulturen geprägt, und für die Entwicklung eines gefestigten Identitätsbewusstseins ist die Sprachförderung der Muttersprache unerlässlich.

 

Zusätzliche Stunden zur Förderung der Mehrsprachigkeit nichtdeutscher Kinder und Jugendlicher stehen derzeit nicht zur Verfügung. Gute Pädagogen finden Möglichkeiten der Förderung im Rahmen des Regelunterrichts.

Angeregt von der Ausländerbeauftragten, haben sich Projekte freier Träger in Lichtenberg dieses Themas angenommen und bieten z. B. vietnamesischen Kindern muttersprachlichen Unterricht unter Einbeziehung von kultureller, landeskundlicher und religiöser Wertevermittlung an.

 

Einige Anmerkungen zu der Frage Sprache und Integration:

 

Die Kenntnis der deutschen Sprache ist die zentrale Bedingung für die Integration der Migranten in Deutschland. Deshalb muss sich an die Migranten die Erwartung richten, die deutsche Sprache zu erlernen. Eine der Voraussetzungen für Gleichberechtigung und Chancengleichheit ist, dass eine Person mit ihrer Umwelt auch sprachlich in Beziehung treten kann. Das Erlernen der deutschen Sprache zielt hauptsächlich auf die wirtschaftliche und berufliche Eingliederung, die Verbesserung der Kontakte im sozialen Umfeld, die Teilhabe an der politischen Willensbildung und die kulturelle Integration.

Mangelnde Sprachkenntnisse führen unvermeidlich zu Unsicherheit und Kommuni-kationsproblemen und daher oft zu Minderwertigkeitsgefühlen und Frustration. Wenn     z. B. Eltern gar nicht oder nur mangelhaft Deutsch sprechen, können sie ihren Kindern bei schulischen Fragen nicht helfen, Erlebnisbereiche der heranwachsenden Generation in der neuen Umwelt bleiben den Eltern verschlossen, was zu Rollenunsicherheit, Status- und Autoritätsverlust in Familien führen kann und den Generationskonflikt zusätzlich verschärft. Das Sprachniveau der Eltern und deren Einstellung zum Erlernen der deutschen Sprache sind somit in einem engen Zusammenhang mit der Sprachentwicklung der Kinder zu sehen.

 

 

2.4 Jugendfreizeiteinrichtungen

 

Im Jahr 2002 besuchten 30.486 nichtdeutsche Kinder und Jugendliche die Jugendfreizeiteinrichtungen des Bezirks. Besonders hoch war ihr Anteil, bezogen auf die Gesamtzahl der Besucher, in der JFE Judith Auer, Otto Marquardt-Straße, mit 55 %; der JFE OCB, Wiecker Straße, mit 54 %; der JFE BBC, Bernhard-Bästlein-Straße, mit 31 % und der JFE Mikado, Egon-Erwin-Kisch-Straße, mit 25 %.

Insgesamt betrug der Migrantenanteil in 2002 in allen Jugendfreizeiteinrichtungen 11 %.

 

Zu Konflikten kommt es im Bereich der ”offenen Tür”, in Form von verbalen Streitigkeiten bis hin zu tätlichen Auseinandersetzungen. Auch außerhalb der Einrichtungen treten Konflikte auf.

Der Wegfall der Angebote des Vereins DJO in der Welsestraße seit dem ersten Quartal 2003 führte zu Problemen in der Region 1 (Hohenschönhausen Nord, Sozialräume 2, 3, 4 und 5). Diese spiegeln sich besonders in der JFE Mikado wider.

 

Konflikte innerhalb von Einrichtungen werden nach Möglichkeit von den Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern in Zusammenarbeit mit den Erziehern und den Jugendlichen diskutiert bzw. gelöst.

Die Arbeitsgemeinschaft nach § 78 SGB VIII ”Außengeländer” steht allen Sozialarbeitern und Erziehern zur Verfügung, wenn es um die Klärung übergreifender und besonderer Probleme in der Arbeit mit nichtdeutschen Kindern und Jugendlichen geht. Die AG erarbeitet zur Zeit Standards für die Arbeit mit dieser Zielgruppe.

 

Die Angebote der öffentlichen Jugendfreizeiteinrichtungen werden bedarfsgerecht ausgerichtet. Leben im Umfeld viele Migranten, werden die Angebote entsprechend dieser Zielgruppe gestaltet. Insofern ist das Angebot als ein dynamisches und den aktuellen Bedarfslagen angepasstes zu verstehen.

Ausschließlich auf Migranten ausgerichtete öffentliche Jugendfreitzeiteinrichtungen gibt es nicht. Es handelt sich in jedem Fall um integrative Angebote. Nichtdeutsche Kinder und Jugendliche haben die gleichen Möglichkeiten der Mitbestimmung und Mitgestaltung wie die anderen Besucher der Einrichtungen. Insbesondere sind dabei die Klubräte das Gremium, in das sich die Jugendlichen einbringen können.

 

Bisher gelang es nicht nichtdeutsche Kinder und Jugendlicher in die Arbeit des Kinder- und Jugendparlaments einzubeziehen, ein Gremium, das ihnen als Teil der Gesellschaft die Chance des gemeinsamen Erwerbs demokratischer Kultur geben und den häufig zu beobachtenden negativen Erfahrungen mit ihrer Identität (Herkunft, Sprache, Hautfarbe) entgegenwirken könnte.

 

 

 

 

 

Anlage  - Beispiele für interkulturelle Fortbildungen

 

Interkulturelle Erziehung als Inhalt von Fort- und Weiterbildung:

Eine kommunale Kita des Bezirkes beteiligt sich am Projekt ”fair Bindungen” der Internationalen Akademie/Institut für den Situationsansatz an der FU Berlin. Die Erzieherinnen dieser Kita überprüfen die Anwendbarkeit von Materialien und Instrumenten, die in fünf Kreuzberger Kitas entwickelt wurden und die interkulturelle gemeinwesenorientierte Arbeit in der Kita unterstützen können. Erwachsene und Kinder befassen sich mit Gemeinsamkeiten und Unterschieden und üben sich im Umgang mit den eigenen Vorurteilen, mit Ungerechtigkeiten und Diskriminierungen. Diese Kita wirkt zugleich als Multiplikator im Bezirk.

Im Rahmen der Beratungs- und Fortbildungstätigkeit durch die Pädagogisch-Psychologische Fachberatung (Kita-Beratung) sind Themen der interkulturellen Erziehung und der Sprachförderung permanenter Bestandteil.

 

Exemplarisch seien genannt:

 

Fortbildungen

·        Zur Sprachsituation von Kindern aus anderen Kulturen

·        Zusammenarbeit mit Eltern

·        Auseinandersetzen mit Ansprüchen des Entwurfes des Berliner   Bildungsprogramms

·        Zur Beobachtung von Kindern und Dokumentieren von Entwicklungsverläufen

·        Workshops zum entdeckenden Lernen in der Lernwerkstatt z. B. ”Mit Sprache spielen – Sprache lernen”

 

Fachtagung:

Durchführung eines bezirklichen Fachtages im Oktober 2003 zum Thema ”Sprache ist mehr als Sprechen – Möglichkeiten zur Sprachförderung in den Kitas”

(verantwortlich: Jug FB 2 ”Tagesbetreuung für Kinder” und Jug FB 3 ”Psychosoziale

Dienste”)

 

Darüber hinaus wird die Kooperation mit der Sozialpädagogischen Fortbildungsstätte ”Jagdschloss Glienicke” verstärkt werden. So sind für 2004 mehrere Veranstaltungen zum Thema Sprachförderung auch bei Kindern nichtdeutscher Herkunftssprache angedacht.

 

 

 

 
 

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