Auszug - Schutz von Frauen mit Migrationshintergrund  

 
 
8. Sitzung in der VIII. Wahlperiode des Ausschusses Gleichstellung und Inklusion
TOP: Ö 6
Gremium: Gleichstellung und Inklusion Beschlussart: erledigt
Datum: Mi, 05.07.2017 Status: öffentlich
Zeit: 19:00 - 20:30 Anlass: ordentliche Sitzung
Raum: Rathaus Lichtenberg, Raum 13 a (barrierefrei)
Ort: Möllendorffstraße 6, 10367 Berlin
 
Wortprotokoll
Abstimmungsergebnis

 

Als Gäste vom heutigen Ausschuss begrüßten wir die Frauen vom Frauenhaus Hestia.

 

Es stellen sich die Mitarbeiterinnen Frau Melani Reinke, Frau Ulrike Ley und Frau Ambert vor.

Seit 2007 heißen wir Hestia, wir arbeiten mit Sozialarbeiterinnen zusammen und haben zwei Stellen. 385 Anträge von Frauen lagen im letzten Jahr vor. Sie berichten über die derzeitige Situation im Frauenhaus.

Besonderes Thema war der Schutz von Migrantinnen vor häuslicher Gewalt. Diese kann sich in körperlicher, seelischer und psychischer Gewalt ausdrücken. Die Problemlage verschärft sich zusehens. Oft sind diese Frauen arm, sie verschulden sich auf Geheiß des Mannes und haben Verträge unterschrieben. Es treten Suchtprobleme und Depressionen auf. Die Kinder sind in diesen Haushalten immer mit betroffen, sie werden geschlagen, erniedrigt und sexuell missbraucht.

 

Der Aufenthalt der Frauen mit Migrationshintergrund in unserem Land ist an die Ehe gebunden. Viele trauen sich nicht den Eheverbund zu verlassen und sich zu trennen. Oder es gibt große Hürden, denn die Frau muss die Gewalt beweisen. Das ist zum Beispiel bei psychischer Gewalt gar nicht möglich.

Eine große Anfrage gibt es durch die Flüchtlingsheime, dort bräuchte man eigentlich eine psychische Betreuung. Migrantinnen sind oft so isoliert, sie haben jahrelang nicht geübt sich z. B. selbstständig in einer Stadt zu bewegen, einen Fahrschein zu lösen oder ein Bankkonto zu eröffnen.

 

Es wurde eine Hotline eingerichtet, die „Big Hotlein.“ Die „Big Hotlein“ ist von 8 h-23 h besetzt, aber nur von Montag bis Freitag. Am Wochenende haben den Dienst die Frauen im Frauenhaus übernommen, sind aber damit auch zunehmend überfordert.

Die Finanzierung hat früher die Philipp Morris Stiftung übernommen, das fällt in Zukunft auch weg. Der Senat müsste diese Hotline unterstützen.

Trotzdem müssen wir mindestens 1-2 Frauen abweisen, weil wir keine Plätze haben. Hilfe in anderen Bundesländern zu suchen, ist nicht so einfach.

Die Wohnungsnot bei den Frauen ist groß, weil der Wohnungsmarkt überfüllt ist. Die andere Situation ist der psychische Zustand der Frauen. Einige sind schon bereit einen Wohnungsantrag zu stellen und alleine in eine Wohnung zu ziehen. Andere sind noch so geschädigt oder haben unter körperlichen Verletzungen zu leiden, dass es noch gar nicht möglich ist, alleine zu leben. Einen zeitlich festgelegten Termin gibt es da nicht. Aber letztendlich ist der Zustand eine eigene Wohnung zu haben, doch das Paradies für die Frauen.

Zwei Jahre besteht noch die Verantwortung für die Frauen, sie werden von uns angeschrieben.

 

 

Es gibt sechs Frauenhäuser in Berlin, Zufluchtswohnungen mit einem Untermietvertrag. Diese Wohnungen werden durch das Jobcenter bezahlt, oder die Frauen tragen die Miete selbst, sobald sie eine Arbeit haben. Es gibt das Recht, dass der misshandelnde Mann der Wohnung verwiesen werden kann. Viele Frauen kommen nicht aus Angst vor noch mehr Druckausübung und Gewalt.

In der Woche sind die Frauen von „Hestia“ immer erreichbar. Der Aufenthalt ist kostenlos, es gibt eine psychosoziale Beratung, eine Krisenintervention. Wichtig ist die Sicherung des Lebensunterhaltes, die Begleitung zu Ämtern und Behörden, das Ziel ist ein gewaltfreies Leben für die Frauen zu erreichen.

Der Senat finanziert Plätze für 121 Frauen und 171 Kinder.

Es gibt Frauen, die bleiben einen Tag, und es gibt Frauen, welche ein Jahr bleiben. Es kommen Frauen mit bis zu sieben Kindern. Für die Mädchen und Jungen bis zum Alter von 12 Jahren gibt es Spielräume mit Erzieherinnen, auch ein kleinerer Garten, um sich im Freien aufzuhalten. Die Kolleginnen, welche mit den Kindern arbeiten, arbeiten auch eng mit den Frauen zusammen.

 

Eine Frage von Frau Dr. Ingenbleek: Ist die Supervision Teil der Arbeit?

Antwort der Frauen von Hestia: Wir haben Supervision, bräuchten sie aber noch mehr.

 

Eine Frage von Herrn Faetke: Wenn die Männer das Frauenhaus aufsuchen, gibt es gewalttätige Übergriffe?

Antwort: Wir arbeiten eng mit der Polizei zusammen.

 

Mitarbeiterin von Hestia: 48 Plätze wurden gekürzt, obwohl wir eher immer mehr benötigen.

 

Frage von Herrn Eisenhardt: Was kann der Bürgermeister dabei tun?

Antwort: Das ist eine Sache, die auf Landesebene gelöst werden muss.

 

Herr Eisenhardt: Wie wäre es mit einem Integrationslotsen?

Es meldet sich Frau Herlitze, Beauftragte für Menschen mit Behinderung im Bezirk: Frauen mit Behinderung seien auch leichte Opfer. Es gibt ein Frauenhaus mit einem behinderten Platz, wir fordern schon lange das die Häuser barrierefrei umgebaut werden. Leider haben wir dafür keine Unterstützung erhalten.

 

Frau Kundel fragt, ob ein weiteres Frauenhaus geplant sei?

Der Senat wisse darüber Bescheid, jedoch ob er in dieser Hinsicht etwas plant, sei noch wage.

 

Anfrage von Frau Ehlers: Wie ist es mit transsexuellen Frauen?

Antwort von Hestia: Wir hatten drei Fälle, diese kamen aus Gewaltbeziehungen. Es gibt seltene Anfragen, aber wir versuchen zum Beispiel ein eigenes Bad zu organisieren.

 


 

Anlagen:  
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