Auszug - Kinder- und Jugendpsychiatrie, Neuordnung der Suchtberatung
Nachdem
Herr Räßler-Wolff ins Thema einführte und sich für die Gastfreundschaft des KEH
bedankte übernahm Frau Müller, Vertreterin der erkrankten Chefärztin, das Wort. Neben Frau
Müller war Frau Leimbach, vom KJPD mit anwesend. Frau Müller
erläuterte den Grundsatz der Arbeit des KEH: „So viel wie möglich
ambulant, so wenig wie möglich stationär“. Mit der Festlegung der
bedarfsgerechten Versorgung von Berlin wurden in allen Versorgungsregionen die
Bettenzahlen gesenkt. Im Jahr 2000 wurde im KEH die Bettenzahl von 50 auf 40
reduziert. Im Jahr 2003 erfolgte dann ein neuer Zuschnitt der
Versorgungsregionen. Das KEH, bis zu diesem Zeitpunkt für Lichtenberg,
Prenzlauer Berg, Friedrichshain und Weißensee zuständig, erhielt nun das
Versorgungsgebiet Hohenschönhausen/Lichtenberg und Marzahn-Hellersdorf. Die
Veränderung der Versorgungsgebiete hatte einen deutlichen Anstieg der Behandlungszahlen
zur Folge. Im neuen Bezirk Lichtenberg stiegen die Fallzahlen um 20 und in
Marzahn-Hellersdorf um 220, was einen Anstieg um 60 % bei gleich bleibender
Bettenkapazität ausmachte. Der Anstieg
bei den Krisenaufnahmen macht die Situation noch deutlicher. Bis 2003 gab es
jährlich etwa 38 Krisenaufnahmen. Nach 2003 mussten etwa 128 Krisenaufnahmen
alleine aus Marzahn-Hellersdorf realisiert werden. Die steigende Belastung für
andere Patienten und auch das Personal ist unermesslich. Die Station der
Kinder- und Jugendpsychiatrie hat eine Auslastung von 95%, was extrem hoch ist.
Die Erhöhung der Krisenaufnahmen steht den geplanten Behandlungen konträr
gegenüber. Auffällig
sind die immer jünger werdenden Patienten, die bereits mit 3 oder 4 Jahren zur
psychischen Behandlung ins Krankenhaus kommen. Auch in der Altersgruppe 12
– 14 Jahre ist ein extremer Anstieg mit Dekompressionsfällen zu
verzeichnen. Durch den
neuen Zuschnitt der Versorgungsregionen ist diese enorme Belastung für das KEH
entstanden. In Marzahn-Hellersdorf sind seelische und psychische Belastungen
besonders deutlich zu finden. Sowohl Lichtenberg als auch Marzahn-Hellersdorf
sind belastete Regionen mit geringen Nettoeinkommen, vielen Alleinerziehenden
und geringem Bildungsstand. 90 % der behandelten Kinder und Jugendlichen kommen
aus Familien mit psychischen Vorbelastungen bei einem oder mehreren
Familienangehörigen. Migranten kommen meist erst in die Klinik, wenn die
Probleme sehr stark sind und dann eine länger andauernde Behandlung notwendig
ist. In Marzahn-Hellersdorf
gibt es nur eine behandelnde Ärztin für Kinder- und Jugendpsychiaterin. Die
durchschnittliche Verweildauer im Bundesdurchschnitt beträgt 55 Tage, die jetzt
auf 38 Tage gesunken ist. Während die
Kinderzahlen in dem Bundesgebiet sinken, steigen die Zahlen der psychisch zu
behandelnden Kinder. Im Versorgungsgebiet leben 75.000 Kinder von denen 5.000
eine Behandlung benötigen. Die
komplementären Systeme (Ambulanz, Jugendhilfe, Schule, Familienberatung usw.)
brechen zunehmend zusammen. Da auch die
geschlossene Unterbringung realisiert werden muss, erfolgt eine komplette
Einschließung aller Patienten. Die räumlichen Bedingungen lassen leider nichts
anderes zu. Dadurch steigt auch die Belastung für alle Patienten. Frau Müller
berichtet, dass die Krankenbilder immer komplexer werden. Danach
stellten Ausschussmitglieder viel Fragen: Das KEH hat 5 – 6 Bettenplätze
für Krisenaufnahmen beantragt. Das Versorgungsgebiet ist für die Niederlassung
weiterer Ärzte nicht lukrativ. Auch bei der Verbesserung der komplementären
Systeme wäre eine Verbesserung erst mittel- bis langfristig zu erwarten. Die
Bettenzahlen sind in allen Versorgungsgebieten gleich, egal wie der soziale
Status und die Bevölkerungszahlen sind. Der Umbau
des KEH (Modernisierung des Haus 7) sind finanziell untersetzt und soll 2008
beginnen. Frau Lompscher war zu einem Besuch im KEH und hat die Prüfung von 500.000
Euro zusätzlich für die Herstellung der räumlichen Flexibilität zugesagt. Der
Ausschuss vereinbart, dass Frau Schilde gemeinsam mit Frau Dr. Wein einen Brief
an die Senatorin schreiben, indem auf die schlechten Baulichkeiten im KEH
hingewiesen wird, die Kapazitäten der Betten und des Personals nicht ausreichen
und die ambulante Versorgung als unzureichend eingeschätzt wird. |
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