Auszug - Kinder- und Jugendpsychiatrie, Neuordnung der Suchtberatung  

 
 
13. Sitzung in der VI. Wahlperiode des Ausschusses Umwelt/Gesundheit
TOP: Ö 2
Gremium: Umwelt/Gesundheit Beschlussart: erledigt
Datum: Mi, 26.09.2007 Status: öffentlich
Zeit: 19:00 - 22:00 Anlass: ordentliche Sitzung
 
Wortprotokoll
Beschluss

Nachdem Herr Räßler-Wolff ins Thema einführte und sich für die Gastfreundschaft des KEH bedankte übernahm Frau Müller, Vertreterin der erkrankten Chefärztin, das Wort

Nachdem Herr Räßler-Wolff ins Thema einführte und sich für die Gastfreundschaft des KEH bedankte übernahm Frau Müller, Vertreterin der erkrankten Chefärztin, das Wort.

Neben Frau Müller war Frau Leimbach, vom KJPD mit anwesend.

Frau Müller erläuterte den Grundsatz der Arbeit des KEH: „So viel wie möglich ambulant, so wenig wie möglich stationär“. Mit der Festlegung der bedarfsgerechten Versorgung von Berlin wurden in allen Versorgungsregionen die Bettenzahlen gesenkt. Im Jahr 2000 wurde im KEH die Bettenzahl von 50 auf 40 reduziert. Im Jahr 2003 erfolgte dann ein neuer Zuschnitt der Versorgungsregionen. Das KEH, bis zu diesem Zeitpunkt für Lichtenberg, Prenzlauer Berg, Friedrichshain und Weißensee zuständig, erhielt nun das Versorgungsgebiet Hohenschönhausen/Lichtenberg und Marzahn-Hellersdorf. Die Veränderung der Versorgungsgebiete hatte  einen deutlichen Anstieg der Behandlungszahlen zur Folge. Im neuen Bezirk Lichtenberg stiegen die Fallzahlen um 20 und in Marzahn-Hellersdorf um 220, was einen Anstieg um 60 % bei gleich bleibender Bettenkapazität ausmachte.

Der Anstieg bei den Krisenaufnahmen macht die Situation noch deutlicher. Bis 2003 gab es jährlich etwa 38 Krisenaufnahmen. Nach 2003 mussten etwa 128 Krisenaufnahmen alleine aus Marzahn-Hellersdorf realisiert werden. Die steigende Belastung für andere Patienten und auch das Personal ist unermesslich. Die Station der Kinder- und Jugendpsychiatrie hat eine Auslastung von 95%, was extrem hoch ist. Die Erhöhung der Krisenaufnahmen steht den geplanten Behandlungen konträr gegenüber.

Auffällig sind die immer jünger werdenden Patienten, die bereits mit 3 oder 4 Jahren zur psychischen Behandlung ins Krankenhaus kommen. Auch in der Altersgruppe 12 – 14 Jahre ist ein extremer Anstieg mit Dekompressionsfällen zu verzeichnen.

Durch den neuen Zuschnitt der Versorgungsregionen ist diese enorme Belastung für das KEH entstanden. In Marzahn-Hellersdorf sind seelische und psychische Belastungen besonders deutlich zu finden. Sowohl Lichtenberg als auch Marzahn-Hellersdorf sind belastete Regionen mit geringen Nettoeinkommen, vielen Alleinerziehenden und geringem Bildungsstand. 90 % der behandelten Kinder und Jugendlichen kommen aus Familien mit psychischen Vorbelastungen bei einem oder mehreren Familienangehörigen. Migranten kommen meist erst in die Klinik, wenn die Probleme sehr stark sind und dann eine länger andauernde Behandlung notwendig ist.

In Marzahn-Hellersdorf gibt es nur eine behandelnde Ärztin für Kinder- und Jugendpsychiaterin.

Die durchschnittliche Verweildauer im Bundesdurchschnitt beträgt 55 Tage, die jetzt auf 38 Tage gesunken ist.

Während die Kinderzahlen in dem Bundesgebiet sinken, steigen die Zahlen der psychisch zu behandelnden Kinder. Im Versorgungsgebiet leben 75.000 Kinder von denen 5.000 eine Behandlung benötigen.

Die komplementären Systeme (Ambulanz, Jugendhilfe, Schule, Familienberatung usw.) brechen zunehmend zusammen.

Da auch die geschlossene Unterbringung realisiert werden muss, erfolgt eine komplette Einschließung aller Patienten. Die räumlichen Bedingungen lassen leider nichts anderes zu. Dadurch steigt auch die Belastung für alle Patienten.

Frau Müller berichtet, dass die Krankenbilder immer komplexer werden.

Danach stellten Ausschussmitglieder viel Fragen: Das KEH hat 5 – 6 Bettenplätze für Krisenaufnahmen beantragt. Das Versorgungsgebiet ist für die Niederlassung weiterer Ärzte nicht lukrativ. Auch bei der Verbesserung der komplementären Systeme wäre eine Verbesserung erst mittel- bis langfristig zu erwarten. Die Bettenzahlen sind in allen Versorgungsgebieten gleich, egal wie der soziale Status und die Bevölkerungszahlen sind.

Der Umbau des KEH (Modernisierung des Haus 7) sind finanziell untersetzt und soll 2008 beginnen. Frau Lompscher war zu einem Besuch im KEH und hat die Prüfung von 500.000 Euro zusätzlich für die Herstellung der räumlichen Flexibilität zugesagt.

Der Ausschuss vereinbart, dass Frau Schilde gemeinsam mit Frau Dr. Wein einen Brief an die Senatorin schreiben, indem auf die schlechten Baulichkeiten im KEH hingewiesen wird, die Kapazitäten der Betten und des Personals nicht ausreichen und die ambulante Versorgung als unzureichend eingeschätzt wird.

 

 

 


 

 
 

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