Drucksache - DS/0417-01/V
Die Bezirksverordnetenversammlung möge beschließen:
Das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg fördert und unterstützt eine Fotoausstellung im Rathaus über die Zerstörungen im Bezirk von Diyarbakir, was die Altstadt Suriçi einschließt. Zur Realisierung der Ausstellung stellt das Bezirksamt einen Etat von 5500 € zur Verfügung (Zweckbindung).
Begründung:
Die Stadt Diyarbakir (historischer Name: Amed) im Südosten der Türkei gilt seit jeher als die ‚Hauptstadt der Kurden‘. Viele historische Denkmäler zeugen von der jahrhundertelangen kurdischen Kultur als auch der anderen dort historisch ansässigen Kulturen wie die Armenier und Assyrer.
Die türkische Regierung hat nun den Abriss des historischen Altstadt-Viertels in Diyarbakir-Sur veranlasst, was einer Vernichtung kurdischen und universellen Kulturerbes gleichkommt. Dies ging einher mit der Vertreibung der überwiegend kurdischen Bevölkerung. Dabei wurden auch jahrhundertealte als Denkmal geschützte Gebäude zerstört, die zum Puffergebiet des UNESCO Weltkulturerbes gehören. Die bekannten Hevsel-Gärten an der historischen Stadtmauer (beides UNESCO Welterbe) von Diyarbakir sind ebenfalls von der Vernichtung bedroht, weil dort Kommerzialisierung betrieben wird und neue Wohnprojekte anvisiert sind. Damit gehen wertvolle kurdische Kulturgüter verloren, mit denen sich die kurdische Bevölkerung aus der Türkei identifiziert.
In den letzten Jahren hatte die Stadtverwaltung unter der Regie der HDP große Anstrengungen unternommen, die Lebensbedingungen der überwiegend kurdischen Bevölkerung in der Altstadt zu verbessern. Teile der historischen Altstadt wurden restauriert und die Infrastruktur wie die Wasserversorgung, Straßenbeläge modernisiert. Zahlreiche zivilgesellschaftliche Organisationen und Hilfsprojekte waren dort ansässig und schafften mit Beschäftigungsprojekten für viele Bewohner*innen eine finanzielle Lebensgrundlage. Die Stadtverwaltung bot ihre Dienste auf Türkisch und Kurdisch an. Die Beschilderung der Verwaltungsstellen in der Stadt war dreisprachig: türkisch, kurdisch und assyrisch (aramäisch), da auch viele Christen in Diyarbakir zu Hause waren. Noch bis zum Sommer 2015 florierte das multikulturelle Leben in der Altstadt.
Mit dem Ende des Waffenstillstandes durch die türkische Regierung in der kurdischen Region kam der bewaffnete Konflikt auch nach Surici, was zunächst zu Kämpfen, dann Dauerblockaden mit systematischen Zerstörungen von etwa der Hälfte der Altstadt geführt hat. Die Zerstörung dauert nach wie vor an und weitet sich langsam auf den bisher verschonten Westteil der Altstadt aus.
Zu dem Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg lassen sich viele Parallelen herstellen. Viele Bürger*innen aus Friedrichshain-Kreuzberg stammen aus dieser Region. Mit dieser Ausstellung möchte der Bezirk den in Berlin lebenden Kurden und Kurdinnen die Möglichkeit geben, sich über die aktuelle Situation in der kurdischen Metropole zu informieren.
Zu der Eröffnungsveranstaltung steht neben den Fotografen auch ein ehemaliger Angestellter der Stadtverwaltung für Fragen und Auskünfte zur Verfügung. Die Ausstellung wird begleitet von verschiedenen thematischen Veranstaltungen kurdischer Kulturvereine. Zu der Veranstaltung werden auch kurdische Bürger*innen anwesend sein, die aus Diyarbakir stammen und in den unterschiedlichen Phasen der Verfolgung von Kurden und linken Oppositionellen (80er/90er Jahre, heute aktuell) nach Deutschland migriert sind und über ihre Erfahrungen und Erinnerungen berichten.
PHI 19.09.2017 Die Drucksache wird zurückgezogen.
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