Drucksache - DS/1707/II  

 
 
Betreff: Schimmelbefall in der Wohnanlage Schöneberger Straße, Hafenplatz und Dessauer Straße
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:SPDSPD
  Hübsch, Uwe
Drucksache-Art:Mündliche AnfrageMündliche Anfrage
Beratungsfolge:
BVV Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin Vorberatung
22.06.2005 
Öffentliche Sitzung der BVV Friedrichshain-Kreuzberg beantwortet   

Beschlussvorschlag

Ich frage das Bezirksamt:

Ich frage das Bezirksamt:

 

1.      Zu welchem Ergebnis haben die in der Bauausschusssitzung vom 09.06.2005 angekündigten Untersuchungen zur Ermittlung einer vollständigen Schadensbilanz geführt?

 

  1. Teilt das Bezirksamt die Vorwürfe der Mieter gegen das Bauaufsichtsamt, welche sie im Brief vom 17.06.2005 an die Bezirksverordnetenversammlung dargelegt haben?

 

  1. Wie ist das weitere Vorgehen des Bezirksamtes zur Wiederherstellung von gesunden Lebensverhältnissen in den betroffenen Häusern?

 

 

 

Beantwortung erfolgt gemeinsam mit der Drucksachen 1706/II

 

Dr. Schulz:

Ich fange vielleicht mit der mdl. Anfrage des BV Herrn Hübsch an. Zu 1: Als Ergebnis der Messung vom 14. und 15. Juni kann man zusammenfassend sagen, dass doch in einem erheblichen Umfang in Wohnungen Schimmelbefall festgestellt wurde. Die Frage, die sich damit befindet und Ich komm dann noch mal am Ende darauf zurück, welches Verfahren wir verabredet hatten im Bauausschuss ist allerdings, ob der gefundene Schimmel und die feuchte Messung, die da parallel durchgeführt worden ist, aufhellen können, ob baukonstruktive oder bauphysikalische Mängel vorliegen oder verhaltensbedingte Symptomatik hier vorliegt. Das ist die entscheidene Ausgangsfrage und festzustellen ist, dass wir mit der Vorlage der Messergebnisse und der visuell durchgeführten Schadensbilderhebung im Moment noch keine abschleißende Bewertung machen können. Dazu sind die einfach noch nicht weit genug ausgewertet. Will an dieser Stelle auch hinzu fügen, dass es sehr schwierig ist, aufgrund der Witterungsbedingen und der einmaligen Durchführung auch einer absolut sichere, abschließende Schadensverursachung festzustellen. An dieser Stelle allerdings fällt auf, neben der Tatsachen, dass viele Wohneinheiten Schimmelbefall aufwiesen, dass auch nicht ins Auge fallend durch die bislang noch abschließend bewerteten Messergebnisse zwingende Hinweise sich ergeben, dass Feuchte von außen eingedrungen ist. Dazu wurden keine, bislang keine schlüssige oder zwingende Hinweise gefunden. Das sage Ich auch, weil das sozusagen irritierend ist. Zu 2: Will das diplomatisch formulieren. Ich halte den Brief für keine hilfreiche Unterstützung, eine sachliche Diskussion zur Aufklärung der Ursache zu finden. Das will Ich mal so ganz diplomatisch dazu formulieren. Zu 3: Das kann erst dann beantwortet werden, wenn wir eine abschließende Bewertung der Messergebnisse und der Beobachtung vorgenommen haben. Ich erwähnte schon, dazu sind wir noch nicht abschließend gekommen und damit komme Ich zu der Anfrage von Herrn Dummin. Zu 1: Es sind ja nicht nur die von ihnen genannten Häuser untersucht worden, sondern darüber hinaus Schöneberger Straße 8,9,10,11,12, Hafenplatz 1,2, Dessauer Str. 22, also insgesamt 85 Wohnungen tatsächlich begangen und hinsichtlich Schadensbilderhebung analysiert worden. Sind natürlich viel mehr Wohnungen in diesem Komplex, aber man kann natürlich nur in die Wohnungen hinein gehen, wo die Mieter entweder anwesend waren oder dann die Mitarbeiter der Bauaufsicht hinein gelassen haben, aber 85 Wohnungen sind da sozusagen betrachtet worden. Wir sind im Moment dabei, diese Schadensbilderhebung zu sortieren, weil ja auf der einen Seite die Menge des Schimmelpilzbefalls darauf hin weißt, das da ein baukonstruktiver Mangel sein könnte. Ich sage könnte deshalb, weil sich dieser Schimmelbefall auf äußerst unterschiedliche baukonstruktive  wie bautypologische Gebäude bezieht, das ist nicht ein gleicher Typus, sondern sehr unterschiedlich. Da drin ist beispielsweise ein Bereich, ein Hausbereich, wo die außenliegenden Balkone zum Wintergarten umgebaut worden sind mit Thermofenstern. Das ist überhaupt kein Problem, aber wenn sie daraus einen Wohnraum machen, dann haben sie Schimmelpilzbefall in kürzester Zeit. Es ist aber auch nicht als Wohnraum gedacht. Entsprechend und auch bauphysikalisch eine andere Nutzung vorgesehen. Das haben wir in einem Blockbereich typologisch sozusagen den Schimmelpilz natürlich in den Brüstungen dieser Atrium, dieser Wintergärten gefunden. Da kann man relativ leichte Zuordnungen machen, also das ist typologisch sozusagen mit diesen zusätzlichen Ausbau und Balkone zu tun, aber wir haben auch andere Bereiche, wo das nicht so eindeutig ist, wo wir insb. auch das nicht in Zusammenhang bringen können mit einem möglicherweise zu weit innenliegenden Taupunkt, denn wenn das der Fall wäre, dann müssten ja praktisch alle Wohnungen, die in diesem Strang liegen , an der Außenwand Schimmelpilzbefall haben. Das lässt sich aber leider nicht so konstruieren, auch das ist eine Versuch gewesen, sozusagen eine Sortierung zu finden, sind dann sozusagen hinter einer Außenfassade liegenden Wohnungen mit Schimmelpilz belegt. Das ist nicht der Fall. Also, das ganze ist, muss Ich ihnen an dieser Stelle und zu diesem Zeitpunkt, besser gesagt sagen für uns im Moment noch etwas verwirrend. Wir finden im Moment noch keine eindeutige Antwort. Soweit kann Ich ihre Frage 3 im Moment noch nicht beantworten und ihre Frage 4 ebenfalls noch nicht. Wir haben ja letztendlich die Frage zu beantworten, wenn bauaufsichtliche Mängel vorliegen oder wir Hinweise darauf gefunden haben, aufgrund der Analyse der Schadensbilderhebung, dann würden wir und das ist das Verfahren, das wir auch im Bauausschuss angesprochen haben, entsprechenden Baugutachter beauftragt. Wenn wir diesen Hinweis nicht finden, dann können wir appellieren an die Hausverwaltung, um auch wieder Einvernehmen und Ruhe mit der Mieterschaft zu finden, das zu veranlassen. Wir können sie aber bauaufsichtlicht nicht zwingen. Insoweit können wir im Moment noch nicht den Punkt beantworten, den wir verabredet haben im Bauausschuss, also Auswertung dieser Schadenserhebung und dann sozusagen Beauftragung des Gutachters, weil wir diese abschließende Bewertung mit dem Ergebnis, dass zwingende Hinweise auf baukonstruktive Mängel vorliegen im Moment noch nicht vornehmen können. Muss wirklich sagen, dass das eine sehr unüberschaubare Situation ist. Vielleicht noch als ein Randbeispiel, weil das so eine Typik zeigt. Es gibt dort eine, in der Zwischenzeit unbewohnte Wohnung. Dort konnte man ein bisschen genauer den Putz sich anschauen, die Putzschichten sich anschauen und aus der Sicht der Bauaufsicht und der Messung, die vorgenommen wurden einschl. der relativen Luftfeuchte der Raumluft ist für diese Wohnung recht eindeutig zu sagen, bis auf den Faktor, dass vielleicht andere Witterungseinflüsse auch eine gewisse Veränderung eintreten kann, dass keine Feuchte von außen in diese Wohnung gedrungen ist. Trotzdem ist diese Wohnung auch deshalb aufgegeben worden, weil massiv über Schimmelbefall geklagt wurde, sodass Ich hoffe, dass wir das Rätsel klären können und Ich kann hier nur noch mal bestätigen, dass was Ich im Bauausschuss gesagt habe, sobald wir den geringsten Belastungsfähigen Hinweis finden, dass die Bauphysik und  die baukonstruktive Situation eine Rolle spielen, werden wir selbstverständlich bauordnungsrechtliche baugutachten von Experten verlangen und dann entspr. Verwaltungsverfahren einleiten, wenn die Verwaltung da nicht die entspr. Sanierung macht.

 

Herr Dummin:

Zunächst mal vielen Dank, Herr Dr. Schulz für ihre Erläuterungen, die mir einsichtlich erscheinen, gleichwohl bleiben etliche Fragen offen und für mich ist eine Frage, die offen ist, Ich kann verstehen, wenn bei einem Mieter oder bei 5 Mietern in einem Hause Schimmelbefall auftritt, dass man sagt, ihr habt schlecht gelüftet oder falsch geheizt oder was auch immer, aber bei dieser Massierung von Schimmelbefall insb. in verschiedenen Häusern, stellt sich doch die Frage, ob es nicht offensichtlich ist, dass der Schimmelbefall zumindest auch und in vielen Fällen vielleicht der einzige Grund dafür ist, dass er auf bautechnischen oder bauphysikalischen Mängeln beruht. Die 2. Frage, die Ich stellen möchte ist, inwieweit hat die Bauaufsicht überhaupt die Möglichkeit festzustellen, ob der Schimmelbefall auf äußere Einflüsse, also verkehrt liegender Taupunkt z.b. zurück geht, oder aber durch Fehlverhalten der Mieter und schließlich wird das Bezirksamt das Gutachten, was mal von einem Bausachverständigen erstellt worden ist und zu dem Ergebnis kam, dass erhebliche bautechnische und bauphysikalische Mängel bei Errichtung des Gebäudes gemacht wurden, berücksichtigen.

 

Dr. Schulz:

Von hinten angefangen, natürlich werden wir uns alle verfügbaren Informationen beschaffen und auch dieses Gutachten werden wir versuchen, uns zu beschaffen. Wir haben es im Moment noch nicht und erst dann werden wir wissen, ob es ein Bausachverständiger war, oder ein Mensch, der da irgendwie gemessen hat. Zum 2. – wir haben ja folgendes Problem in unserer Baukultur. Früher, als es Holzfenster gegeben hat, hat niemand, niemand über Schimmelpilz gesprochen oder überhaupt soetwas beobachtet. Es war ein unbekanntes Phänomen, aber sobald sozusagen die Isofenster entstanden sind mit dem Doppelplastik, die absolut luftdicht schließen, wird plötzlich schlagartig wichtig, dass sie wissen, richtig zu lüften und wenn sie gleichzeitig und das ist gleichzeitig passiert in diesem Zeitfenster eine Modernisierung der Sanitäreinrichtung bekommen haben, dass nämlich Außenklos und Außentoiletten und Duschen in die Innenräume eingebaut wurden und viele Altbauflächen und das haben wir hier auch , keine Fenster nach außen haben und dann nur mit einem Ex...mechanisch belüftet werden, dann kann Ich ihnen garantieren, dass in 50% aller Fälle in diesen Duschkabinen natürlich in dem Silikonfugen Schimmelpilzansätze haben. Da müssen sie schon extrem ein Sauberkeitsfetischist sein, der mit Zitronensäure oder was weiß Ich, dann immer mindestens zweimal die Woche reinigt und dann können sie das verhindern. Also, wir haben dann Zusammenkommen sozusagen Modernisierung in einem Wohnungszuschnitt, der letztendlich eine Außenentlüftung nicht mehr zuließ und deswegen auf mechanische Entlüftung setzt und die dann auch funktionieren muss und zum anderen, dieses luftdichte Verschließen von Wohnungen strikt vorausetzt, dass man die Kunst des Lüftens beherrscht. Wenn sie, na ja wenn sie immer nur heizen, dann sind sie im hohen Maße erstaunt, was sie nach 2, 3 Tagen an relativer Luftfeuchte erreicht haben. Wenn sie eine relative Luftfeuchte erreichen von etwa 80%, das ist aber überhaupt kein Problem und draußen ist eine Außentemperatur von 10, 12% - dann haben sie Kondenswasser an den Wänden und an den Fenstern. So und dann vielleicht noch mal zu den anderen Gesichtspunkten. Natürlich lässt sich feststellen durch diese Oberflächenmessung der feuchte, ob die Feuchte sozusagen von außen oder von innen kommt. Die Messung können sie auch von außen machen. Das lässt sich, sagen wir mal noch nicht abschließen, aber als Orientierungsmessung sehr gut verwerten. Also, wenn einen falsche Wärmedämmung tatsächlich gemacht worden ist, das wäre ein bauphysikalischer fehler. Dann würde nämlich der Taupunkt zu weit nach innen liegen. Das wäre ein klassischer Baumangel, der dazu führen würde, dass auch von der Bauphysik her eine weitgehende, umfassende Sanierung durchgeführt werden müsste.

 

Dr. Thomas Römer:

Herr Schulz, aus ihrer Darstellung wird ja ziemlich deutlich, dass dieses Problem mit den Kältebrücken in bestimmten Wohnbauten immer massiv zu Diskussionen und Streit mit Sachverständigen führt. Das verstehe Ich, Ich verstehe auch, dass es auch relativ schwierig ist, das wahrscheinlich auf einen kurzen Halt darzustellen. Nur, wir haben ja mit den betroffenen MieterInnen Vorort gesprochen und die haben ja nun tatsächlich in bestimmten Wohnungen mit ziemlich starken Schimmelbefall zu tun, wo das Gesundheitsamt ja auch schon zu einer verbalen Äußerung genötigt hat, dass hier möglicherweise hier gesundheitliche Schädigungen dann bei den Mietern vorliegen. Was schlagen sie denn den betroffenen MieterInnen vor in der jetzigen Situation. Wielange sollen die denn noch mit dieser Situation dort umgehen. Ich mache ihnen das jetzt ausdrücklich nicht zum Vorwurf, sondern bitte sie wirklich, schnell in dieser Frage zu agieren und eventuell, wahrscheinlich haben sie das schon geprüft auch mal mit dem Mieterverein. Dort gibt es Sachverständige, die sich mit diesen Fragen beschäftigen, sich kurz zu schließen, damit man da irgendeine Lösung findet.

 

Dr. Schulz:

Das ist ja gerade der Versuch, eine Lösung zu finden. Das ist ja entscheidend, zu wissen, was die Ursache ist. Wenn die Ursache wäre ein Baumangel, ja dann kann Ich natürlich nicht den Mietern raten, machen sie einfach ein bisschen mehr die Fenster auf, stellen sie mal die Heizung etwas höher, dann muss grundlegend saniert werden durch die Hauverwaltung und wahrscheinlich richtig an die Substanz. Wenn es aber nicht ein Baumangel ist, dann wäre es auch fahrlässig zusagen, mit einem Anordnungsverfahren an die Hausverwaltung , ihr nacht jetzt also eine großartige Putzsanierung und dann wird die durchgeführt und dann ist dergleiche Zustand, wenn möglicherweise tatsächlich durch eine Optimierung in der Lüftung eine Verbesserung eingeleitet werden könnte und wenn das die Ursache war, also der entscheidende Punkt ist, wir müssen heraus finden, was die Ursache ist, weil dann unterschiedliche Ratschläge daraus resultieren und Ich kann ihnen nur sagen, wir werden versuchen, das sehr zügig abschließende Stellungnahmen zu bekommen und wir werden uns dabei auch nicht päpstlich stellen, dass wir sozusagen nach den letzten Kenntnissen der Bauphysik erst dann tätig werden. Das kann Ich ihnen sicherlich versichern und das werfen sie mir auch nicht unterstellen, aber einen bestimmten Grad der Hinweise, dass hier ein Baumangel vorliegt, den müssen wir natürlich auch im rechtlichen Sinne zusammen bekommen, weil ansonsten jeder Drucksachen auf die Hausverwaltung natürlich mit rechtlichen gegenoffensiven uns aus der hand geschlagen werden kann.                                 

 

 

 

 

 

 
 

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