Drucksache - DS/0415/VI  

 
 
Betreff: Denkmal für „Vertragsarbeiter:innen“
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:SPDstellv. Vorsteher
Verfasser:Iyidirli, AhmetShafaqyar, Moheb
Drucksache-Art:AntragBeschluss Überweisung
Beratungsfolge:
BVV Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin Vorberatung
19.10.2022 
Öffentliche Sitzung der BVV Friedrichshain-Kreuzberg überwiesen   
Ausschuss für Partizipation, Migration und Integration Vorberatung
09.11.2022 
Öffentliche Sitzung Ausschusses für Partizipation, Migration und Integration (PaMI) überwiesen   
Ausschuss für Kultur und Bildung Vorberatung
01.12.2022 
Öffentliche Sitzung des Ausschusses für Kultur und Bildung (KuBi) überwiesen   
10.05.2023 
Öffentliche Sitzung des Ausschusses für Kultur und Bildung (KuBi) überwiesen   
19.06.2024 
Öffentliche Sitzung des Ausschusses für Kultur und Bildung (KuBi) ohne Änderungen im Ausschuss beschlossen   
Ausschuss für Personal, Haushalt, Investitionen, Rechnungsprüfung und Wirtschaftsförderung Beratung ff
Ausschuss für Partizipation, Migration und Integration Vorberatung
19.04.2023 
Öffentliche Sitzung des Ausschusses für Partizipation, Migration und Integration (PaMI) vertagt   

Beschlussvorschlag
Anlagen:
Antrag_Denkmal Vertragsarbeiter_innen  

Die Bezirksverordnetenversammlung möge beschließen:

 

Das Bezirksamt wird beauftragt, die Errichtung eines Gedenkortes für die so genannten Vertragsarbeiter:innen der ehemaligen DDR im Bezirksteil Friedrichshain zu prüfen. Ziel ist es, komplementär zur Errichtung eines Gedenkortes für die 1. Generation der so genannten Gastarbeiter:innen im (ehemals West-Berliner) Bezirksteil Kreuzberg auch der Leistungen der Arbeitskräfte zu gedenken, die die ehemalige DDR ab den 1960er Jahren vor allem aus Vietnam, aus Polen und Ungarn sowie auch aus Mosambik, Angola, Kuba und Nicaragua angeworben hat. 

 

Bei der Prüfung und möglichen Entwicklung eines solchen Denkmals sollen insbesondere Selbstorganisationen und nach Möglichkeit auch Vertreter:innen  der ersten Generation dieser Arbeitsmigrant:innen intensiv beteiligt werden.

 

Begründung:

 

Deutschland gilt heute als Einwanderungsland und ist von einer pluralen Gesellschaftsstruktur geprägt. Dies ist insbesondere auf die Anwerbeabkommen der alten Bundesrepublik in den 1950er und 1960er Jahren, aber auch auf die Anwerbung ausländischer Vertragsarbeiter:innen durch die ehemalige DDR zurückzuführen. Inzwischen hat jeder Vierte in Deutschland und in Berlin einen Migrationshintergrund. Dies macht die Vielfalt unserer Stadt sowie unseres Bezirkes aus.

 

Als einziger Bezirk Berlins besteht Friedrichshain-Kreuzberg aus je einem Stadtteil des ehemaligen Ost- und des ehemaligen West-Berlins. Dabei ist Kreuzberg vor allem von der Einwanderung der von der alten BRD angeworbenen „Gastarbeiter:innen“ geprägt. Viele der Selbstorganisationen dieser Migrant:innen sind in Kreuzberg ansässig oder haben hier ihren Ursprung. Kreuzberg erscheint deshalb als geeigneter Standort für ein Denkmal für diese „Gastarbeiter:innen“.

 

Die besondere geografische Zusammensetzung des Bezirks legt aber das gemeinsame Gedenken sowohl an die „Gast-“ wie auch an die „Vertragsarbeiter:innen“ durch möglicherweise dezentrale Erinnerungsorte nahe. Beide Gruppen verbindet die Struktur ihrer Einwanderungsmodalitäten als zeitlich befristete Arbeitskräfte, deren Verbleib und gesellschaftliche Integration nicht vorgesehen waren und die von ihnen selbst hart erkämpft werden mussten. Beide haben längst die innerbezirklichen Grenzen überschritten und sich in beiden Stadtteilen niedergelassen bzw. Unternehmen dort aufgebaut. Gleichzeitig gibt es große Unterschiede in der Geschichte dieser Einwanderergruppen und den Biographien ihrer Mitglieder. In stärkerem Maße etwa waren die Vertragsarbeiter:innen der DDR von der einheimischen Bevölkerung isoliert. Nicht nur ihre Integration, selbst Kontakte zu DDR-Bürger:innen waren außerhalb der Arbeit nicht vorgesehen. In größerem Maße stellten auch der Untergang der DDR und die deutsche Wiedervereinigung die Vertragsarbeiter:innen vor Probleme, von der Verstetigung ihres Aufenthaltes bis zur gesellschaftlichen Akzeptanz.

 

In enger Zusammenarbeit und Kommunikation mit Vertreter:innen und Selbstorganisationen der Vertragsarbeiter:innen und ihrer Nachkommen soll das Bezirksamt deshalb prüfen, ob diese die Idee der Errichtung eines Gedenkortes in unserem Bezirk befürworten.

 

 

BVV 19.10.2022

Die Bezirksverordnetenversammlung beschließt:

 

Überweisung:

 

  • Ausschuss für Partizipation, Migration und Integration
  • Ausschuss für Kultur und Bildung
  • Ausschuss für Personal, Haushalt, Investitionen, Rechnungsprüfung und Wirtschaftsförderung (federführend)

 

 
 

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