Drucksache - DS/0057/VI  

Ich frage das Bezirksamt:

1. Wie sehen die konkreten Maßnahmen zur Umsetzung des Konzepts „Housing First“ im Bezirk aus?

2. Wie viele Wohnungen stehen im Bezirk für das Konzept zu Verfügung?

3. Welche Begleitangebote zur Unterbringung werden entwickelt?

Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin

Abt. Arbeit, Bürgerdienste und Soziales

Stellvertretender Bezirksbürgermeister und Bezirksstadtrat

Ihre Anfrage beantworte ich wie folgt:

1. Wie sehen die konkreten Maßnahmen zur Umsetzung des Konzepts „Housing First“ im Bezirk aus?

Housing First wird als Projekt von

a)      Neue Chance gGmbH in Kooperation mit dem Verein für Berliner Stadtmission mit Standort in Friedrichshain-Kreuzberg https://housingfirstberlin.de/projekt/ und

b)      durch den Sozialdienst katholischer Frauen mit Standort in Mitte betrieben.

Durch die Soziale Wohnhilfe des Amtes für Soziales würden gerne Klienten*innen dorthin vermittelt werden; zumindest seit Beginn der Coronapandemie gab es jedoch keinerlei Kapazitäten und entsprechend nur Absagen.

2. Wie viele Wohnungen stehen im Bezirk für das Konzept zu Verfügung?

Bezirkliche Angaben stehen nicht zur Verfügung.

Um Missverständnisse zu vermeiden, will ich darauf hinweisen, dass nicht eine feste Anzahl von Wohnungen zur Verfügung steht, die dann durch wechselnde Personen besetzt wird. Vielmehr versuchen die Projektträger ständig, neue Wohnungen für das Projekt zu rekrutieren.

Zur Einordnung verweise ich auf den sehr lesenswerten Evaluationsbericht (Evaluationsbericht des Modellprojekts „Housing First Berlin“, Dezember 2021, hier zitiert von den Seiten 30 und 31, Download hier: https://housingfirstberlin.de/evaluation/HousingFirst_Evaluationsendbericht_2021.pdf):

„(…) Danach baten seit dem Start des Modellprojekts am 01. Oktober 2018 bis zum Stichtag 31.08.2021 insgesamt 611 wohnungslose Haushalte um Aufnahme ins Projekt, die Nachfrage hat damit auch im dritten Projektjahr trotz Corona kaum nachgelassen. Bis zum Ablauf der Modellprojektphase sind 44 Aufnahmen ins Projekt erfolgt, davon 12 Frauen. Von diesen konnten 40 Personen mit Wohnraum versorgt werden, davon wiederum 11 Frauen. Die unterschriebenen Mietverträge summieren sich aufgrund von zwei Wohnungswechseln auf 42. Ausgeschieden aus dem Projekt sind im Laufe der Zeit sieben Personen, und zwar durch Beendigung der Hilfe, Abbruch der Hilfe sowie durch einen Todesfall. Mit Stand 30.09.2021 waren somit 37 Personen in laufender Unterstützung durch das Projekt, davon 10 Frauen.

Die Gründe für die 568 Nichtaufnahmen (Stand 31.08.2021) sind in Tabelle 2 ersichtlich.

Tabelle 2: Gründe für Nichtaufnahmen

Gründe für Nichtaufnahmen   Anzahl   Prozent

Noch auf Warteliste    16    2,8 %

Anfrage zurückgezogen   31    5,5 %

Gehört nicht zur Zielgruppe   137    24,1 %

Mangels Kapazität abgesagt   384    67,6 %

Gesamt     568    100 %

Der weiterhin hohe Anteil von Haushalten unter den Nichtaufnahmen, denen lediglich aus Kapazitätsgründen abgesagt werden musste (bis 31.08.2020: 72,6 %, vgl. Gerull 2020a: 5), macht den hohen Bedarf an zusätzlichen Plätzen für eine Unterstützung im Rahmen des Ansatzes Housing First deutlich. (…)“

3. Welche Begleitangebote zur Unterbringung werden entwickelt?

Die Unterbringung wird durch die oben benannten Projekt-Träger realisiert und dann auch begleitet. Teil des Konzepts ist eine dauerhafte sozialarbeiterische Begleitung und Unterstützung. Näheres ergibt sehr umfänglich aus dem erwähnten Evaluationsbericht.

Mit freundlichen Grüßen

Oliver Nöll

Anlage: Evaluationsbericht des Modellprojekts „Housing First Berlin“, Dezember 2021