Drucksache - DS/2180/V  

 
 
Betreff: „Gastarbeiter:innen“-Denkmal in Kreuzberg
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:SPDstellv. Vorsteherin
Verfasser:Aydin, SevimSommer-Wetter, Regine
Drucksache-Art:AntragBeschluss
Beratungsfolge:
BVV Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin Entscheidung
25.08.2021 
Öffentliche Sitzung als Hybrid-Sitzung oder Video-/Telefonkonferenz der BVV Friedrichshain-Kreuzberg (BVV) überwiesen   

Beschlussvorschlag
Anlagen:
Antrag_Gastarbeiter_innen Denkmal  

Die Bezirksverordnetenversammlung möge beschließen:

 

Das Bezirksamt wird beauftragt, einen „Gastarbeiter:innen“-Denkmal für die erste Generation der Arbeitsmigrant:innen an einem zentralen Ort in Kreuzberg zu errichten. Ziel ist es einen Erinnerungsort für alle „Gastarbeiter:innen“ zu schaffen, in dem ihre Leistungen sowie ihr Beitrag zum Wohlstand und Aufbau in der Bundesrepublik Deutschland und West-Berlin gewürdigt und ihre Lebensgeschichten dokumentiert werden. Es soll ein Ort geschaffen werden, der nicht nur aus einer Statue besteht, sondern auch die Geschichte der Arbeitsmigration nach Ende des zweiten Weltkrieges dokumentiert. Bei der Konzeption und Entwicklung des Denkmals sollen insbesondere Migranten:innenorganisationen und nach Möglichkeit „Gastarbeiter:innen“ der ersten Generation beteiligt werden.

 

Begründung:

 

Deutschland gilt heute als Einwanderungsland und ist von einer pluralen Gesellschaftsstruktur geprägt. Dies ist insbesondere auch auf die Anwerberabkommen in den 1950er und 1960er-Jahren zurückzuführen. Inzwischen hat jeder vierte in Deutschland und in Berlin einen Migrationshintergrund. Dies macht die Vielfalt unserer Stadt sowie unseres Bezirkes aus.

 

Die Anwerbeverträge für Arbeitskräfte in der ehemaligen Bundesrepublik Deutschland wurden zunächst mit Italien (1955), Spanien und Griechenland (1960) und später auch mit der Türkei (1961), Marokko (1963), Portugal (1964), Tunesien (1965) und Jugoslawien (1968) geschlossen.

 

Die Anwerbepolitik der Bundesrepublik Deutschland war auf eine befristete Zuwanderung ausgerichtet, die den Arbeitskräftemangel bestimmter Industriezweige der bundesdeutschen Nachkriegsökonomie ausgleichen sollte. Sie übten meist in der Industrie Tätigkeiten aus, die wegen des relativen Überhanges an Arbeitsplätzen und des steigenden Anspruchsniveaus einheimischer Arbeitnehmer:innen immer seltener von diesen ausgeführt wurden. Während des Wirtschaftswunders übernahmen die „Gastarbeiter:innen“ wichtige Ersatz-, Erweiterungs- und Pufferfunktionen. Das galt auch für die Zeit der Rezession.

 

Die Bundesregierung sah damals vor, dass die „Gastarbeiter:innen“ in einer Art Rotationsprinzip mit befristeten Verträgen kamen und nach einiger Zeit wieder in ihre Heimatländer zurückkehren sollten. Sie wurden als „Gastarbeiter:innen“ bezeichnet, weil ihr Aufenthalt vorübergehend war. Die Ausländer:innenbeschäftigung war an den Bedürfnissen von Wirtschaft und Arbeitsmarkt ausgerichtet. Klar ist, dass ohne den Einsatz der "Gastarbeiter:innen“ das deutsche Wirtschaftswunder nicht in so kurzer Zeit erreicht worden wäre.

 

Nach nun mehr über 65 Jahre haben Gastarbeiter:innen dieses Land geprägt und dennoch wird in unserer Gesellschaft die Geschichte dieser Menschen viel zu selten thematisiert: Nur Wenige wissen um ihre Leistung, um ihren Beitrag für den Wohlstand, den Aufbau im Nachkriegsdeutschland und West-Berlin, der letztlich nicht unerheblich zur Etablierung einer vielfältigen Gesellschaft beigetragen hat. Sie haben unsere offene Stadtgesellschaft bereichert und die wirtschaftliche Entwicklung entscheidend mitgeprägt.

 

Gerade Kreuzberg war ab den 60er Jahren von Gastarbeiter:innen sehr stark geprägt. Die Gastarbeiter:innenmigration hat unse­ren Bezirk nicht nur wiederaufgebaut, sondern auch weltbekannt gemacht. Dieses Erbe und unseren Respekt sollten wir mit einem Denkmal an einer zentralen Stelle Kreuzbergs sichtbar machen.

 

Am 30. Oktober 2021 jährt sich das Anwerbeabkommens zwischen der Türkei und Deutschland zum 60. Mal. Dies sollte als Anlass genommen werden, um die Leistungen der ersten „Gastarbeit:innen“-Generation zu würdigen und anzuerkennen. Das Denkmal sollte noch zu Lebzeiten der ersten Generation in Kreuzberg errichtet werden.

 

 

BVV 25.08.2021

Die Bezirksverordnetenversammlung beschließt:

 

Überweisung: Integrationsausschuss, Ausschuss für Kultur und Bildung (federführend)

 
 

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