Auszug - Vorstellung und Begehung des Curt-Bejach-Gesundheitshauses durch das Bezirksamt
Das aktuelle Gebäude ist nicht mehr das ursprüngliche, 1925 eröffnete Gesundheitshaus. Dieses wurde 1905 von der Stadt gekauft, nachdem es vorher durch das Urban-Krankenhaus genutzt worden war. Viele der aktuell durch das Gesundheitsamt hier ausgeübten Funktionen wurden 1925 bereits durch das Haus ausgeführt. Es galt bereits damals als eine einzigartige, sozialmedizinische Vorzeigeinstanz. 2012 wurde das Haus in Curt-Bejach-Gesundheitshaus umbenannt. Das bezirkliche Gesundheitsamt gliedert sich in 7 Fachbereiche. Das Gesundheitsamt bemüht sich, flächendeckend in die Kitas zu gehen, um hier die (fakultativen, nicht gesetzlich vorgeschriebenen) Kitauntersuchungen vorzunehmen. Allerdings gibt es im Bezirk über 200 Kitas, sodass nicht alle abgedeckt werden können. Die Schwerpunktsetzung erfolgt daher zu Gunsten derjenigen Kitas, welche sozial stark herausgefordert sind. Ein Schwerpunkt der Arbeit des Gesundheitsamtes liegt im Bereich KJGD bei Zuzugsuntersuchungen für Personen, die aus dem Ausland nach Berlin zuziehen. Für einige Impfungen (z.B. Masern) besteht in den Schulen eine Pflicht. Wenn die Eltern sich hiergegen weigern, bleibt die Schulpflicht dennoch aufrecht. Es wird dann jedoch ein Bußgeldverfahren eingeleitet wird. Die Zahl derer ist relativ erheblich (aktuell im dreistelligen Bereich) und betrifft sowohl Zuzüge, als auch bestehende Einwohner*innen. Dem Bußgeldverfahren wird stets das intensive Bemühen des Gesundheitsamtes vorgeschaltet, durch Ansprache und Beratungsangebote doch noch eine Impfung zu erreichen. Die Kinderuntersuchungen des Gesundheitsamtes sind kostenfrei und erfolgen im Rahmen der Sprechstunde. Eine Warteliste gibt es nicht, aber es kommt natürlich zu Wartezeiten. Die Säuglingsuntersuchungen umfassen auch Impfungen für nicht-versicherte Kinder. Diese sind kostenlos und erfolgen auch insofern initiativ, als beim ersten Vorsprechen der Eltern nach dem Impfpass gefragt wird. Das Gesundheitsamt bemüht sich im Rahmen seiner Möglichkeiten, die Angebote bekannter zu machen. Viele Menschen finden den Weg hierher aber auch durch Mund-zu-Mund-Propaganda. Das Gesundheitsamt hat auch eigene Sozialarbeiter*innen, die auch aufsuchend tätig sind. Durch das Gesundheitsamt werden auch Untersuchungen im Auftrag anderer Ämter durchgeführt, beispielsweise des Schulamtes bei schulbezogenen Fragen gesundheitlicher Probleme sowie im Auftrag des Jugendamtes bei Verdacht auf eine Kindeswohlgefährdung. Der Kinder- und Jugendgesundheitsdienst (KJGD) ist offen, Einblicke in die Arbeit seiner täglichen Berufspraxis im Rahmen der Öffnungszeiten zu geben. Seine Arbeit wird in allseitigem Einvernehmen Gegenstand einer gesonderten Sitzung des Ausschusses sein, welche gemeinsam mit dem Ausschuss für Schule und dem Jugendhilfeausschuss (JHA) zeitnah im Jahr 2023 stattfinden wird. Der Kinder- und Jugendpsychiatrische Dienst (KJPD) gibt Stellungnahmen über mögliche Kindswohlgefährdung ab und hat auch eine Rufbereitschaft. Seit dem letzten Jahr hat der KJPD eine Steigerung seines Zulaufs für schulbezogene Beratungen um ca. 50% verzeichnet. Das Gesundheitsamt erwartet, dass dieser Zulauf in den nächsten Jahren weiterhin in dieser Höhe oder evtl. sogar steigend sein wird. Der zahnärztliche Dienst führt überwiegend Reihenuntersuchungen, beispielsweise mit Schulklassen durch. Es werden auch Gruppenprophylaxen durchgeführt. Der Bereich Hygiene und Umweltmedizin ist für die Verhütung und Bekämpfung von bevölkerungsgefährlichen Krankheiten durch, überprüft aber auch Einrichtungen und Dienstleister, die nah am Körper arbeiten (z.B. Piercingstudios). Eine solche Überprüfung findet in den meisten Bereichen gesetzlich geregelt in regelmäßigen Abständen statt. Beispielsweise wurde in den beiden Krankenhäusern im Bezirk jede Station einmal jährlich begangen. Dieser Turnus wurde durch die Pandemie durchbrochen. Der Bereich Gastronomie wird nicht durch das Gesundheitsamt betreut, sondern durch die Veterinär- und Lebensmittelaufsicht beim Ordnungsamt. Die Beschäftigungspositionen (BePos) für das Pandemieteam sollen aktuell bis 31. März 2023 fortgeführt werden; allerdings hat der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg aktuell ca. 50 dieser BePos, bekäme aber nach der derzeitigen Festlegung des Senates nur 25 durch das Land finanziert. Der Sozialpsychiatrische Dienst (SPDi) hat beratende und intervenierende Aufgaben, auch in Zusammenarbeit mit anderen Behörden des Landes (Polizei, Gerichte, etc.). Die Zentren für sexuelle Gesundheit und Familienplanung sind überregional zuständig. Dort werden fachspezifische Sprechstunden für nichtversicherte Frauen und Schwangere angeboten, überwiegend zur Schwangerschaftsvor- und -nachsorge, aber auch zur Familienplanung und zur Verhütung. Es existiert nur eine einzige Beratungsstelle für hörbehinderte Kinder und Jugendliche. Diese hat jedoch zwei Standorte, in Neukölln sowie in Friedrichshain (derzeit wegen Sanierung auf dem Hof der Urbanstraße 24 in Kreuzberg). Diese Zentralisierung ist historisch bedingt gewachsen. Mit Stand zum 30. Juni 2022 verfügte das Gesundheitsamt Friedrichshain-Kreuzberg über 139,13 VZÄ (ohne Pandemieteam). Der Stellenplan laut Bezirkshaushalt sieht 162,58 VZÄ vor. Einige Stellen können aktuell wegen akuten Fachkräftemangels nicht besetzt werden. Im Gesundheitsamt Friedrichshain-Kreuzberg kann die Facharztausbildung für öffentliches Gesundheitswesen absolviert werden. Der Leiter des Gesundheitsamtes, Herr Dr. Graubner, hat hierfür ebenso wie sein Vorgänger die entsprechende Berechtigung. Der Standort Friedrichshain (Koppenstraße 38 – 40) wird derzeit saniert. Die dortigen Dienste sind bis zum Abschluss der Sanierung auf mehrere Standorte in Friedrichhain und Kreuzberg verteilt, unter anderem das Dienstgebäude Petersburger Straße und das Rathaus Friedrichshain-Kreuzberg an der Frankfurter Allee. Der Standort Urbanstraße wurde kürzlich mit der Serviceeinheit Facility Management begangen. Hierbei wurden Perspektiven für bauliche Maßnahmen erörtert, insbesondere zur Schaffung weiterer Räumlichkeiten. Aktuell wird viel in Wechselmodellen gearbeitet – das heißt, dass die Beschäftigten überwiegend keine festen Arbeitsplätze mehr haben, sondern rotierend dort arbeiten, wo ein Schreibtisch frei ist.
Auf Nachfragen: Die Einschulungsuntersuchungen für 2022 konnten erneut vollständig gewährleistet werden. Dies war bisher nur 2020 nicht der Fall, weil die Bekämpfung der Pandemie erhebliche Ressourcen gebunden hat.
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