Drucksache - 0150/6
Die Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg-Wilmersdorf hat in ihrer Sitzung am 19.05.2022 beschlossen:
"Das Bezirksamt wird aufgefordert, zusammen mit den Mitgliedern des Kleingartenbeirats, Vertretern der Bahnlandwirtschaft und den im Bezirk ansässigen Siedlervereinen ein gemeinsames Konzept zu erarbeiten, um dem Igel in diesen Bereichen sichere Rückzugsgebiete für den Winterschlaf und darüber hinaus zu ermöglichen. Eigentümer:innen privater Gärten sollen in Zusammenarbeit mit Kleingärtenvereinen mit einer Informationskampagne darauf aufmerksam gemacht werden, dass naturbelassene Gärten zum Artenschutz beitragen. Das Bezirksamt wird ermutigt, die Regelungen für Rückzugsgebiete im „Handbuch gute Pflege" (insbesondere Seite 90) weiterhin zu beachten.
Der BVV ist bis zum 30.06.2022 zu berichten."
Das Bezirksamt teilt dazu Folgendes mit:
Grundsätzlich ist es sehr sinnvoll, Lebensräume für Arten zu entwickeln oder zu stärken. Das Umwelt- und Naturschutzamt und das Straßen und stehen hier bereits in engem Austausch bezüglich der öffentlichen Grünanlagen, um bspw. durch Liegenlassen von Totholz- oder Laubhaufen Lebensräume zu schaffen bzw. naturnäher zu gestalten. Ein auf den Igel zugeschnittenes Konzept ist hingegen nicht angezeigt: dem Igel geht es verhältnismäßig gut. Er ist nicht auf der Roten Liste der gefährdeten Arten vorzufinden und ist in gewisser Weise ein Kulturfolger, der gut in Gärten überleben kann und in Komposthaufen ein reichliches Nahrungsangebot findet. Der Igel hat zweifellos eine hohe Bedeutung im Bereich Umweltbildung und Naturerleben. Aus Naturschutzsicht besteht jedoch keine Dringlichkeit, Schutzmaßnahmen für den Igel zu ergreifen. In Berlin gelten 13 % aller Pflanzen- und Tierarten als ausgestorben oder verschollen und 31 % als gefährdet. Der Igel zählt nicht zu den gefährdeten Arten. Da der Igel auch in Städten und der Kulturlandschaft ausreichend Lebensräume findet, sollte man sich bei Artenschutzmaßnahmen auf solche Arten konzentrieren, die verschiedener Erhaltungsmaßnahmen bedürfen. Hecken und Gebüsche, vereinzeltes Totholz und Reisighaufen reichen dem Igel in der Regel als Habitatstrukturen in Parks und Gärten aus. Bei der Pflege und der Unterhaltung von Grünflächen und Bäumen wird darauf geachtet, dass Laub, wo immer es möglich ist, vor Ort verbleibt. Wer als Unternehmen oder Privatperson zum Schutz des Igels beitragen will, kann zusätzlich ein Igelhäuschen aufstellen. Ansonsten reichen die Hinweise zum Igelschutz z. B. des NABU aus (https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/oekologisch-leben/balkon-und-garten/tiere/saeugetiere/00755.html). Darüber hinaus bestehen zwischen dem Landesverband der Gartenfreunde Berlin und diversen Naturschutzorganisationen bereits seit einigen Jahren Kooperationen und Bildungsreihen zum Schutz von Flora und Fauna mit berlinweiten Aktionen, die auch für Personen mit privaten Gärten oder Unternehmen offen stehen. Beispiele hierfür sind:
GRÜNE LIGA e.V.
http://www.giftfreiesgaertnern.de/ http://www.giftfreiesgaertnern.de/publikationen/ausstellung/
BLN e.V.
http://bln-berlin.de/2020/02/15/leitlinien-fuer-naturnahes-gaertnern/
Stiftung Naturschutz Berlin
https://www.stiftung-naturschutz.de/unsere-projekte/beratung-fuer-biologische-vielfalt/kooperation-mit-berliner-kleingaertnerinnen
Größtes Problem für den Igel ist nach wie vor der Straßenverkehr.
Das Bezirksamt bittet, den Beschluss damit als erledigt zu betrachten.
Kirstin Bauch Oliver Schruoffeneger Bezirksbürgermeisterin Bezirksstadtrat
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Legende
Ausschuss | Tagesordnung | Drucksache | |||
BVV | Aktenmappe | Drucksachenlebenslauf | |||
Fraktion | Niederschrift | Beschlüsse | |||
Kommunalpolitiker/in | Auszug | Realisierung | |||
Anwesenheit | Schriftliche Anfragen |