Drucksache - 0150/6  

 
 
Betreff: Laubhaufen als Lebensräume für Igel erhalten
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:Ausschuss für Umwelt, Grünflächen, Natur- und Klimaschutz 
   
Drucksache-Art:DringlichkeitsbeschlussvorschlagVorlage zur Kenntnisnahme
Beratungsfolge:
Ausschuss für Umwelt, Grünflächen, Natur- und Klimaschutz Beratung
19.04.2022 
3. Öffentliche Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Grünflächen, Natur- und Klimaschutz - Bitte melden Sie sich an - ohne Änderungen im Ausschuss beschlossen   
Bezirksverordnetenversammlung Beratung
19.05.2022 
8. Öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin ohne Änderungen in der BVV beschlossen   

Sachverhalt
Anlagen:
D-Beschlussvorschlag
Beschluss
Vorlage zur Kenntnisnahme

Die Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg-Wilmersdorf hat in ihrer Sitzung am 19.05.2022 beschlossen:

 

"Das Bezirksamt wird aufgefordert, zusammen mit den Mitgliedern des Kleingartenbeirats, Vertretern der Bahnlandwirtschaft und den im Bezirk ansässigen Siedlervereinen ein gemeinsames Konzept zu erarbeiten, um dem Igel in diesen Bereichen sichere Rückzugsgebiete für den Winterschlaf und darüber hinaus zu ermöglichen. Eigentümer:innen privater Gärten sollen in Zusammenarbeit mit Kleingärtenvereinen mit einer Informationskampagne darauf aufmerksam gemacht werden, dass naturbelassene Gärten zum Artenschutz beitragen.

Das Bezirksamt wird ermutigt, die Regelungen für Rückzugsgebiete im „Handbuch gute Pflege" (insbesondere Seite 90) weiterhin zu beachten.

 

Der BVV ist bis zum 30.06.2022 zu berichten."

 

 

Das Bezirksamt teilt dazu Folgendes mit:

 

Grundsätzlich ist es sehr sinnvoll, Lebensräume für Arten zu entwickeln oder zu stärken. Das Umwelt- und Naturschutzamt und das Straßen und stehen hier bereits in engem Austausch bezüglich der öffentlichen Grünanlagen, um bspw. durch Liegenlassen von Totholz- oder Laubhaufen Lebensräume zu schaffen bzw. naturnäher zu gestalten. Ein auf den Igel zugeschnittenes Konzept ist hingegen nicht angezeigt: dem Igel geht es verhältnismäßig gut. Er ist nicht auf der Roten Liste der gefährdeten Arten vorzufinden und ist in gewisser Weise ein Kulturfolger, der gut in Gärten überleben kann und in Komposthaufen ein reichliches Nahrungsangebot findet. Der Igel hat zweifellos eine hohe Bedeutung im Bereich Umweltbildung und Naturerleben. Aus Naturschutzsicht besteht jedoch keine Dringlichkeit, Schutzmaßnahmen für den Igel zu ergreifen. In Berlin gelten 13 % aller Pflanzen- und Tierarten als ausgestorben oder verschollen und 31 % als gefährdet. Der Igel zählt nicht zu den gefährdeten Arten. Da der Igel auch in Städten und der Kulturlandschaft ausreichend Lebensräume findet, sollte man sich bei Artenschutzmaßnahmen auf solche Arten konzentrieren, die verschiedener Erhaltungsmaßnahmen bedürfen. Hecken und Gebüsche, vereinzeltes Totholz und Reisighaufen reichen dem Igel in der Regel als Habitatstrukturen in Parks und Gärten aus. Bei der Pflege und der Unterhaltung von Grünflächen und Bäumen wird darauf geachtet, dass Laub, wo immer es möglich ist, vor Ort verbleibt.

Wer als Unternehmen oder Privatperson zum Schutz des Igels beitragen will, kann zusätzlich ein Igelhäuschen aufstellen. Ansonsten reichen die Hinweise zum Igelschutz z. B. des NABU aus (https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/oekologisch-leben/balkon-und-garten/tiere/saeugetiere/00755.html). Darüber hinaus bestehen zwischen dem Landesverband der Gartenfreunde Berlin und diversen Naturschutzorganisationen bereits seit einigen Jahren Kooperationen und Bildungsreihen zum Schutz von Flora und Fauna mit berlinweiten Aktionen, die auch für Personen mit privaten Gärten oder Unternehmen offen stehen. Beispiele hierfür sind:

 

GRÜNE LIGA e.V.

  • Projekt des GRÜNE LIGA e.V. „Giftfreies Gärtnern“ mit diversen Themenblättern, darunter „Lebensräume für Tiere“ in dem es u.a. um Totholzhecken/-haufen für den Igel geht. Das Projekt und dessen Ergebnisse wurden bei einer Eröffnungsveranstaltung im Februar 2020 beim Landesverband am Spandauer Damm mit großen Interesse der Kleingärtnerinnen und Kleingärtner vorgestellt. Neben den erwähnten Themenblättern wurde darüber hinaus eine Wanderausstellung, bestehend aus elf Stoffbannern konzipiert, welche kostenfrei für Kleingartenanlagen, Stadtteilzentren, rkte und Feste auf Nachfrage bei der GRÜNEn LIGA e.V. ausgeliehen werden kann.

http://www.giftfreiesgaertnern.de/

http://www.giftfreiesgaertnern.de/publikationen/ausstellung/

  • Im Rahmen der Umweltbildung ist ebenfalls ein wetterfestes Exemplar für den Bezirk auf Nachfrage in der Koordinierungsstelle für Natur- Umwelt- und Klimabildung Charlottenburg-Wilmersdorf in der Seelingstraße ausleihbar. Dankenswerterweise wurden dem Umwelt- und Naturschutzamt die Druckdateien durch die GRÜNE LIGA e.V. zur Verfügung gestellt. Zuletzt war die Ausstellung beim Fest der Nachhaltigen Mierendorff-Insel am 01.07.2022 zu sehen.

 

BLN e.V.

  • Erstellung einer Linksammlung und eines Flyers mit Leitlinien für Naturnahesrtnern durch die AG Kleingarten.

http://bln-berlin.de/2020/02/15/leitlinien-fuer-naturnahes-gaertnern/

 

Stiftung Naturschutz Berlin

  • Kooperationsvereinbarung „Gemeinsam für biologische Vielfalt in Berlin“ mit den Handlungsfeldern Wildpflanzen, Kulturpflanzen, Wildtiere, Kompostwirtschaft/Torfverwendung, Umweltbildung/Naturerfahrung sowie Öffentlichkeitsarbeit. Neben dem Bau von Nisthilfen für Wildbienen/Insekten und der Anlage von Wiesen wurden und werden durch Anlage von z.B. Totholzhecken für Kleintiere deren Quartiersangebote erhöht.

https://www.stiftung-naturschutz.de/unsere-projekte/beratung-fuer-biologische-vielfalt/kooperation-mit-berliner-kleingaertnerinnen

 

Größtes Problem für den Igel ist nach wie vor der Straßenverkehr.

 

Das Bezirksamt bittet, den Beschluss damit als erledigt zu betrachten.

 

Kirstin Bauch Oliver Schruoffeneger

Bezirksbürgermeisterin Bezirksstadtrat

 

 
 

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