Drucksache - 1013/5  

 
 
Betreff: Kältehilfe 2018/2019 in Charlottenburg-Wilmersdorf
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:Fraktion Bündnis 90/Die Grünen 
Verfasser:Dr. Vandrey/Wapler/Kaas Elias 
Drucksache-Art:Große AnfrageGroße Anfrage
Beratungsfolge:
Bezirksverordnetenversammlung Beratung
17.01.2019 
27. Öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin vertagt   
21.02.2019 
28. Öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin erledigt   

Sachverhalt
Anlage/n
Anlagen:
Große Anfrage
Schriftl. Beantwortung

 

Wir fragen das Bezirksamt:

 

  1. Wie viele Einrichtungen im Bezirk bieten Unterkünfte im Rahmen der Kältehilfe an und wie sind diese ausgelastet?

 

  1. Inwieweit können diese Kältehilfeeinrichtungen Personen mit Rollstuhl, Hund oder anderen besonderen Bedürfnissen unterbringen und gibt es welche nur für Frauen?

 

  1. Wie bewertet das Bezirksamt die Notwendigkeit der Hilfe über die Kälteperiode hinaus und inwieweit können dauerhaft Unterkünfte (Housing first) angeboten werden?

 

Sehr geehrte Frau Vorsteherin,

 

die Große Anfrage wird wie folgt beantwortet:

 

  1. Wie viele Einrichtungen im Bezirk bieten Unterkünfte im Rahmen der Kältehilfe an und wie sind diese ausgelastet?

 

Seit Jahren wie auch in diesem Winter kommt die Soziale Wohnhilfe ihrer Aufgabe nach, die Kältehilfe zu organisieren und nach Möglichkeit zusätzliche Plätze zu akquirieren, obgleich es sich nicht um eine Pflichtaufgabe handelt.

 

Folgende Platzkapazitäten stehen regelmäßig zur Verfügung:

 

 

 

 

 

 

Die Träger Kirchengemeinde Neu Westend und Luisengemeinde sind derzeit nicht voll ausgelastet, auch die City-Station hatte im November nicht die volle Belegung erreicht, was zum einen den milden Witterungsverhältnissen in diesem Winter geschuldet sein kann und zum anderen dem erhöhten Platzangebot berlinweit. Bisher stehen jedoch erst die Zahlen für November zur Verfügung. Bei Erreichen der Minusgrade ist zu erwarten, dass die Kapazitäten mehr ausgeschöpft werden.

 

 

  1. Inwieweit können diese Kältehilfeeinrichtungen Personen mit Rollstuhl, Hund oder anderen besonderen Bedürfnissen unterbringen und gibt es welche nur für Frauen?

 

Aktuell gibt es im Bezirk keine Einrichtung in der Kältehilfe, die ausschließlich Plätze für Frauen bereithält. Die City-Station bietet bei Bedarf jedoch Möglichkeiten, Frauen in einem gesonderten Raum unterzubringen.

 

In der City-Station ist die Möglichkeit eines barrierefreien Zuganges für Rollstuhlfahrer vorhanden. Auch das Nachtcafé der Luisengemeinde verfügt über einen Fahrstuhl und ist insoweit barrierearm, dass nur wenige Stufen zum Fahrstuhl zu überwinden sind. Grundsätzlich ist jedoch in beiden Einrichtungen eine Aufnahme nur möglich, wenn es den Gästen des Nachtcafés möglich ist, allein vom Rollstuhl auf die Matratze und zurück zukommen.

 

In dem ganzjährigen Angebot der Notübernachtung Franklinstr. wird ein Zimmer für Rollstuhlfahrende vorgehalten.

 

 

Berlinweit sind weitere Kältehilfeplätze für Frauen an folgenden Standorten vorgehalten:

Frauennotübernachtung ‘Am Wassertor’ - Diakonisches Werk Berlin Stadtmitte e. V.

Nachtcafé Bi Nuu

Notübernachtung für Frauen ‘Mitten im kiez’

Notübernachtung für Wohnungslose Frauen des SkF e.V.

Notübernachtung JugendKulturZentrum PUMPE, AWO Kreisverband Mitte

Notübernachtung ‘Evas Haltestelle’ - SkF e.V. Berlin

 

Obdachlose Menschen mit Haustieren können im Bezirk in der City-Station untergebracht werden.

 

 

  1. Wie bewertet das Bezirksamt die Notwendigkeit der Hilfe über die Kälteperiode hinaus und inwieweit können dauerhaft Unterkünfte (Housing first) angeboten werden?

 

 

Grundsätzlich ist ein bedarfsdeckendes Angebot an Wohnheimplätzen für Menschen anzustreben, die unfreiwillig obdachlos sind. Insbesondere benötigt Berlin barrierefreie Wohnheimplätze für Rollstuhlfahrende. Dann müssten in der Kältehilfeperiode nur Schlafplätze für die obdachlosen Menschen vorgehalten werden, die den Weg in die Institutionen nicht schaffen bzw. wünschen und für die, die in der restlichen Zeit des Jahres freiwillig draußen nächtigen.

 

Bislang haben die Angebote der Kältehilfe ausgereicht um eine minimale Versorgung sicherzustellen. Die Kälteperiode wurde um 2 Monate von Oktober 2018 bis April 2019 erweitert. Bereits in den vergangenen Jahren zeigte sich, dass in wärmeren Randmonaten der Kältehilfe die Angebote weniger genutzt werden. Im April 2018 lag die Auslastung bei 91 %. Die Angebote der Kältehilfe unseres Bezirkes bieten eine gute Anbindung der Nutzerinnen und Nutzer mit der Möglichkeit im Nachtcafé eine Mahlzeit, ein warmes Getränk, ein gutes Gespräch und einen Zuhörer angeboten zu bekommen. Darüber hinaus erfüllen die Nachtcafés jedoch nicht die Bedürfnisse nach Unterbringung von wohnungslosen Menschen auf einen Rückzugsort in einem Einzel-, Doppel- oder Mehrbettzimmer, so dass diese nicht ganzjährig ausgeweitet werden sollten. Die Kältehilfe dient in erster Linie dem Schutz des Lebens vor Kälte. Ein ganzjähriges Angebot wäre eher kontraproduktiv, da hier keine ausreichenden Beratungskapazitäten mit dem Ziel einer Integration in das Hilfesystem vorgehalten werden können.

 

Housing First ist ein sehr unterstützungswürdiges Angebot, das von einem bedingungslosen Recht auf Wohnen ausgeht. Das Land Berlin hat seit dem letzten Herbst 30 Plätze für Frauen über den Sozialdienst katholischer Frauen e.V. und 40 weitere Plätze über den Trägerverbund Neue Chance und Berliner Stadtmission über einen Zeitraum von drei Jahren mit einer Finanzierungszusage angestoßen. Aussagen über Erfolg und in der Konsequenz eine mögliche Verstetigung, sind erst nach Abschluss der Evaluation durch die Alice-Salomon-Hochschule sinnvoll und möglich.

 

Seit Anfang November 2018 bietet die Caritas eine Krankenwohnung, die sich mit ihrem Angebot an volljährige wohnungslose Menschen richtet, die vorwiegend auf der Straße leben, an. Viele von ihnen sind nicht krankenversichert oder haben einen ungeklärten Versicherungsstatus. Sie sind oft in einem gesundheitlich schlechten Zustand. Das Angebot bietet nach der Erstversorgung in einem medizinischen Hilfsprojekt für Wohnungslose oder im Krankenhaus rund um die Uhr einen Platz zum Gesundwerden. Ein Team bestehend aus Pflegefachkräften, Hilfskräften und einer Sozialarbeiterin sowie ehrenamtlichen Ärztinnen und Ärzten betreuen und versorgen bis zu 15 Wohnungslose. Auch Rollstuhlfahrer werden aufgenommen. Mit Unterstützung der Fachkräfte wird ein Weg in das medizinische Regelversorgungssystem gesucht. Die Unterbringung und Versorgung sind auf maximal vier Wochen begrenzt.

 

 

Mit freundlichen Grüßen

Arne Herz

 

 


 

 
 

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