Drucksache - 1347/4  

Die BVV hat in ihrer Sitzung vom 09.07.2015 beschlossen:

Das Bezirksamt wird aufgefordert zu prüfen, mit welchem Aufwand die verwitternde rote Telefonzelle vor dem ehemaligen Rathaus Wilmersdorf auf den Leon-Jessel-Platz versetzt und – dem Wunsch der Kiezinitiative „Miteinander im Kiez e.V. entsprechend – am neuen Standort als Bücherbox genutzt werden kann.

Der BVV ist bis zum 31.08.2015 zu berichten.

Judith Stückler

Bezirksverordnetenvorsteherin

Hierzu wird Folgendes berichtet:

Das Bezirksamt ist seit längerem in Gesprächen mit dem Initiator des Konzeptes der nachhaltigen „Bücherboxxen“, Herrn Kutt, über einerseits eine dauerhafte „Bücherboxx“ auf dem Leon-Jessel-Platz und andererseits die Nutzung bzw. Weiterverwendung der roten englischen Telefonzelle auf dem Fehrbelliner Platz.

Dabei gab es zunächst auch die Überlegung, die letztgenannte auf den Leon-Jessel-Platz zu versetzen. Bei genauerer Untersuchung der englischen Telefonzelle stellte sich jedoch ein weit größer als erwarteter Sanierungsbedarf heraus und erhebliche Schwierigkeiten hinsichtlich der Versetzbarkeit aufgrund des Zustandes und des Gewichtes wurden deutlich. Damit nahmen wir vorerst von dieser Idee Abstand.

Im Rahmen eines berlinweiten Kunstprojektes wurden dann alle noch vorhandenen englischen Telefonzellen in Berlin sowie Nachbauten an den Originalstandorten bespielt, verbunden mit einer Diskussion bezüglich deren Bedeutung für Berlin.

Dabei wurde allen Beteiligten deutlich, dass die englischen Telefonzellen einen hohen Symbolwert in und für die Stadt haben. Sie stehen gleichermaßen dafür, dass aus Gegnern Freunde und Beschützer wurden, als auch für einen Verweis auf den besonderen politischen Status von Berlin mit seinen Schutzmächten. Somit können sie auch Anregung für die jüngere Generation bieten, sich mit der Nachkriegsgeschichte Berlins auseinanderzusetzen – und dies an einem Ort, der auch durch seine Bebauung diese Geschichte repräsentiert : gebaut im Dritten Reich, Headquarter der Briten im Nachkriegsberlin, Rathaus Wilmersdorf als demokratischem Ort und aktuelle als Zufluchtsort für viele Flüchtlinge, die auch eine erneute Veränderung unserer Gesellschaft bedeuten.

Aus all diesen Überlegungen heraus sind das Bezirksamt und Herr Kutt übereingekommen, diese Telefonzelle auf dem Fehrbelliner Platz zu belassen und sie als „Bücherboxx“ mit dem Themenschwerpunkt  „Fremdsprachliche Literatur“ zu betreiben.

Für den Leon-Jessel-Platz haben wir vereinbart, die dortige „Bücherboxx“ vorerst bis zum Ende des ersten Quartals 2016 dort zu belassen, auch um noch eine verbindlichere Betreuungsstruktur sich entwickeln zu lassen. Danach soll geprüft werden, ob die „Bücherboxx“ dort verbleiben kann, oder ob ggf. eine neu zu beschaffende und zu gestaltende aufgestellt werden kann. Dies ist der Initiative vor Ort so auch bereits vermittelt worden.

Reinhard Naumann                            Dagmar König

Bezirksbürgermeister                            Bezirksstadträtin