Drucksache - 0871/4  

Die BVV beschließt:

Das Bezirksamt wird aufgefordert, darzustellen:

1. wie sich die Schülerzahlen an den Oberschulen in unserem Bezirk seit 2010 entwickelt haben,
    
2. wie viele Schülerinnen und Schüler aus Charlottenburg-Wilmersdorf kommen, wie viele Schülerinnen und Schüler aus anderen Bezirken kommen,
    
3. welches die Ursachen für den Schülerrückgang an den Charlottenburg- Wilmersdorfer Oberschulen sind,
    
4. wie sich die Schülerzahlen im Verhältnis zu den im Bezirk wohnenden Jugendlichen der betroffenen Altersstufen verhalten,
    
5. welche Chancen, Möglichkeiten und Notwendigkeiten das Bezirksamt sieht, sowohl die Gymnasien als auch die Integrierten Sekundarschulen dauerhaft zu sichern.

Der BVV ist bis zum 31.07.2014 zu berichten.

Hierzu wird Folgendes berichtet:

Die Schulentwicklungsplanung basiert insbesondere auf der Modellrechnung zur Entwicklung der Schülerzahlen an allgemein bildenden Schulen, die durch die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft einmal jährlich im März erstellt wird. Darüber hinaus ist die Statistik zur "Schülerwanderung", die auch durch die zuständige Senatsverwaltung erstellt wird, eine Grundlage entsprechender Planungen. Selbstverständlich werden auch die Bevölkerungsprognose, die Einwohnerdaten aber auch bestimmte Erfahrungswerte berücksichtigt.

Grundsätzlich ist auf Grundlage des o.g. Datenmaterials festzustellen, dass die Anzahl der Einwohner in Berlin insgesamt und auch im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf wieder ansteigt. Dieses ist in der Regel durch Zuzüge begründet. Ein entsprechendes Ansteigen der Schülerzahlen zeigt sich in den nächsten Jahren insbesondere für den Bereich der Grundschulen. Diese Entwicklung wird sich durch das Aufwachsen zeitversetzt auch an den Oberschulen widerspiegeln.

Für die kommenden Schuljahre ist festzustellen, dass die Schülerzahl an den Oberschulen erst einmal weiter sinken wird.  Die Ursache hierfür ist der allgemeine Schülerrückgang im Land Berlin.

Die Schülerzahlen haben sich an den allgemein bildenden Oberschulen im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf wie folgt entwickelt:

Im Schuljahr 2013/2014 besuchten insgesamt 2.709 Schülerinnen und Schüler aller Klassenstufen mit Wohnsitz im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf eine Oberschule außerhalb des Bezirkes im Land Berlin. Davon wurden 1.339 an einer Integrierten Sekundarschule und 1.370 an einem Gymnasium unterrichtet.

Dem gegenüber stehen insgesamt im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf 5.456 unterrichtete Schülerinnen und Schüler mit Wohnsitz in anderen Bezirken Berlins oder im Land Brandenburg. Davon besuchten 2.605 Schülerinnen und Schüler eine Integrierte Sekundarschule und 2.851 ein Gymnasium.

Festzustellen ist, dass auch in den vergangenen Schuljahren ca. doppelt so viele Schülerinnen und Schüler mit Wohnsitz in anderen Bezirken Berlins oder im Land Brandenburg eine Schule im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf besuchten als

Schülerinnen und Schüler mit Wohnsitz in Charlottenburg-Wilmersdorf in Schulen anderer Bezirke unterrichtet wurden.

Bezieht man die Schülerzahlen auf die im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf wohnenden Jugendlichen, so ist für die Klassenstufen 7-10 festzustellen, dass im Schuljahr 2012/2013 insgesamt 8.688 Jugendliche ihren Wohnsitz in unserem Bezirk hatten. Die Schülerzahl für die o.g. Klassenstufen betrug 9.534. Im Schuljahr 2013/2014 wohnten insgesamt 8.442 Jugendlichen in der entsprechenden Altersgruppe im Bezirk. Demgegenüber besuchten 9.372 Schülerinnen und Schüler Oberschulen im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf.

Grundsätzlich zeigt die u.g. Modellrechnung in den Ist-Zahlen der Oberschulen, dass die Anzahl von Schülerinnen und Schülern in der Sek I an Integrierten Sekundar-Schulen und Gymnasien in Berlin in den nächsten Jahren insgesamt rückläufig ist. Erst ab dem Schuljahr 2018/2019 soll die Anzahl der Schülerinnen und Schüler, die die Sek I einer Integrierten Sekundarschule besuchen, wieder auf den Ist-Stand des Schuljahres 2012/2013 ansteigen. An den Gymnasien wird dieses voraussichtlich erst im Schuljahr 2019/2020 der Fall sein.

Die entsprechende Modellrechnung geht von folgender Entwicklung der Schülerzahlen aus:

Während in der Modellrechnung des Jahres 2013 noch von deutlich geringeren Schülerzahlen in den Oberschulen ausgegangen worden ist, wird in der Prognose des Jahres 2014 von einem deutlichen Anstieg der Schülerzahlen ausgegangen.

Mit Beginn des Schuljahres 2013/14 betrug die Zahl der Schülerinnen und Schüler in den Integrierten Sekundarschulen 4093. Bis 2016/17 wird diese Zahl auf 3.960 sinken und bis 2022/23 auf rd. 4.700 ansteigen.

Dem Bedarf von 45 bis 47 Zügen im Jahr 2022/23 wird ein Bestand von rd. 41 Zügen gegenüber stehen. Da auch in mehreren anderen Bezirken sich ggf. mittelfristig Kapazitätsprobleme im Bereich der Integrierten Sekundarschulen entwickeln, sofern nicht gegengesteuert wird, muss der Bezirk  Charlottenburg-Wilmersdorf die Entwicklung beobachten.

Für die Gymnasien ist festzustellen, dass mit Beginn des Schuljahres 2013/14 die Zahl der Schülerinnen und Schüler 5.279 betrug. Bis 2016/17 wird die Zahl auf 4.910 sinken und bis 2022/23 wieder auf 5.770 steigen.

Dem rechnerischen Bedarf von rd. 50 Zügen im Jahr 2022/23 steht eine Kapazität von rd. 46 gegenüber. Sollten sich in den kommenden Jahren die prognostizierten Schülerzahlen bestätigen bzw. noch weiter erhöhen, wären durch den Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf entsprechende Maßnahmen einzuleiten.

Aus schulentwicklungsplanerischer Sicht ist daher festzustellen, dass vor dem Hintergrund der o.g. Entwicklungen mit steigenden Schülerzahlen, die derzeitigen Platzkapazitäten an den Oberschulen im Bezirk zu erhalten sind. Auch wenn derzeit  noch nicht abzusehen ist, ob sich die Zahlen der Prognose bestätigen, müssen auch die Möglichkeiten des Ausbaus vorhandener Platzkapazitäten geprüft werden. Das Spannungsverhältnis zwischen sinkenden Schülerzahlen in den kommenden Schuljahren und den daraus resultierenden Problemstellungen und dem voraussichtlichen wieder Ansteigen der Zahlen ggf. mit zusätzlichen Bedarfen, kann der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf nicht eigenständig, sondern nur in enger Abstimmung und Zusammenarbeit mit der zuständigen Senatsverwaltung lösen. 

Entsprechende Gespräche sind in Planung, so dass hierzu abschließend noch keine belastbaren Aussagen getroffen werden können.  Das Bezirksamt wird diese Problematik auch weiterhin mit allen Beteiligten ergebnisoffen diskutieren und über den jeweiligen Entwicklungstand im Schulausschuss berichten. 

Reinhard Naumann              Elfi Jantzen

Bezirksbürgermeister              Bezirksstadträtin