Drucksache - 0153/4  

 
 
Betreff: Die Bezirkliche Kunstsammlung ein Muster ohne Wert III
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:Die Linke (fraktionslos) 
Verfasser:Tillinger/Cieschinger 
Drucksache-Art:Große AnfrageGroße Anfrage
Beratungsfolge:
Bezirksverordnetenversammlung Beratung
15.03.2012 
7. Öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin beantwortet   

Sachverhalt
Anlage/n
Anlagen:
Große Anfrage
Beantwortung

Wir fragen das Bezirksamt:

 

Wir fragen das Bezirksamt:

 

1.      Ist dem Bezirksamt bekannt, dass die russische Besatzung des Stadtgutes der Stadt Charlottenburg in Sommerfeld nach Kriegsende über die englische Stadtkommandantur den Bezirk aufforderte, die dort eingelagerten Gemälde, die als Besitz des Bezirkes Charlottenburg identifiziert wurden, dort abzuholen?

 

2.      Auf Grund welcher Anweisung wurde der Archivraum im Dachgeschoss des Rathauses Charlottenburg geräumt und liegt dem Bezirksamt eine lückenlose Inventarisierung der Gegenstände vor, die entnommen, neu eingelagert und welche weggeworfen wurden?

 

3.      Ist dem Bezirksamt bekannt, dass im Katalog „Sammlerstücke“ in nicht unerheblichem Umfang fehlerhafte Angaben gemacht wurden: Wie ist beispielsweise zu erklären, dass auf Seite 156 Constantini, Giovanni (1872 – 1947) das Bild „Der Bettelmönch“  1874 – also als zweijähriger – hergestellt hat und auf Seite 154 Johann Friedrich Bolt ( 1769-1836) einen Kupferstich nach einem Bild von Richard Dähling (1879) – also nach seinem Tode gemalt- herstellen konnte?

 

4.      Kann das Bezirksamt dem Fragesteller erklären, warum auf Seite 12 des Kataloges das Kaiser Friedrich Denkmal auf dem Wilhelmplatz verortet wurde, es sich aber nach anderen Quellen  auf dem Luisenplatz befunden hat?

 

5.      Kann das Bezirksamt schon über erste konkrete Ergebnisse der Nachforschungen nach den möglicherweise wieder aufgetauchten Bildern aus dem Besitz des Bezirksamtes berichten und wie erklärt es, dass das Bild „Friesische Braut“ (Seite 158) im Gesamtwerkverzeichnis von Otto Heinrich Engel, 2008 unter der Nr. 233 als „in Privatbesitz“ ausgewiesen ist?

 

 

Beantwortung Herr BzStR Gröhler:

 

Frau Vorsteherin, meine Damen und Herren, das Bezirksamt darf die Große Anfrage wie folgt beantworten und bevor ich zur Beantwortung komme, Herr Tillinger, will ich mal den Eindruck, den Sie eben schon wieder hier in den Raum gestellt haben, auf das Schärfste zurückweisen. Ich finde es inzwischen, ich weiß gar nicht, Frau Vorsteherin, darf ich nervtötend sagen bei einem Bezirksverordneten? Also, ich finde es inzwischen nervtötend, wie Sie ständig hier wie mit einer tibetanischen Gebetsmühle immer das Gleiche runterleiern und mit Dreck nach der Kunstsammlung des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf werfen. Das find ich einfach nicht in Ordnung und allein den Eindruck, den Sie hier schon wieder vermitteln, es würde da nicht sachlich gearbeitet, es würde da nicht wissenschaftlich gearbeitet und irgendwo stellen Sie ja schon wieder in den Raum, da sind garantiert irgendwie Fehler, da ist was weggekommen, da hat sich einer was in die Tasche gesteckt. Wahrscheinlich ist gleich noch die Anfrage, wann ich auf welcher Finca war oder irgendwas. Also, ich finde das nervt ein wenig an der Stelle, Herr Tillinger. Vielleicht sollten Sie auch mal überlegen, wie das auf Dauer bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ankommt. Mich persönlich stört es ja nicht so sehr, es ist ok.

 

Zu 1.

Dem Bezirksamt ist die Auslagerung von Kunstwerken auf das Charlottenburger Stadtgut Sommerfeld selbstverständlich bekannt. Zum einen weil es darüber Vermerke gibt, z. B. mit dem Hinweis Sommerfeld oder Tresor Rathaus Charlottenburg, d. h. während des Krieges Sachen in den Tresor eingelagert wurden, um sie zu schützen und angegeben sind bei einzelnen Kunstgegenständen denn auch Kriegsschäden, die auch teilweise im Rahmen des Auslagerns stattgefunden haben. Ob allerdings die sowjetische Besatzungsmacht der britischen Kommandantur mitgeteilt hat, das Kunstgegenstände wieder nach Charlottenburg gebracht werden soll, entzieht sich unser Kenntnis. Wir haben darüber allerdings auch keine Recherchen angestellt.

 

Zu 2.

Der Umzug des Heimatarchivs aus dem Rathaus Charlottenburg erfolgte auf Anweisung der für Kultur zuständigen Dezernentin, BzBm Thiemen, und wurde im Jahr 2011 im Rahmen des Umzugs des Museums Charlottenburg-Wilmersdorf vollzogen. Zielsetzung war und die ist auch erreicht worden aus meiner Sicht, dass damit ein Standard wissenschaftlicher Archiv genügender Erschließung der Materialien stattfinden kann, also, dass Alles tatsächlich an einer Stelle kompakt sowohl archiviert als auch gepflegt wird, als auch zugänglich gemacht wird. Insbesondere die benutzerfreundliche Handhabung stand dabei im Vordergrund, weil sie war im Turm des Rathauses Charlottenburg nicht so gut vorhanden, wie es jetzt in der Villa Oppenheim in der Tat möglich ist. Damit ist die Recherche im Museum selbst deutlich effektiver gestaltet und der verlagerte Bestand wurde listenmäßig erfasst und ich darf Ihrer Vermutung, dass Achivgegenstände weggeworfen worden sind entgegentreten, das hat nicht stattgefunden.

 

Zu 3. und 4.

Der Katalog zu Sammlerstücken ist herausgegeben worden vom Bezirksamt, nämlich vom Kulturamt, und zwar durch Frau von der Lieth als Fachbereichsleiterin im Jahr 2008 unter der Mitarbeit von Frau Dr. Sabine Meister. Wer auch immer so interessiert den Katalog durchgeblättert hat, Herr Tillinger, Sie werden es ja selbst im Rahmen Ihrer aufwendigen Zeit und Arbeit als Bezirksverordneter nicht geschafft haben.

Derjenige hat in der Tat offensichtlich zwei Ungenauigkeiten erfasst und dafür sind wir auch sehr dankbar und wir werden das in der zweiten Auflage des Katalogs gern berichtigen. Zum einen ist es wichtig, dass es sich nicht um Giovanni Constantini handelt, weil der dann tatsächlich irgendwie mit den Lebensdaten nicht ganz in Übereinstimmung wäre. Viel richtiger muss es Giuseppe Constantini sein und wir bitten um Nachsicht, dass das beim Korrekturlesen offensichtlich übersehen worden ist. Ich übernehme gern die politische Verantwortung, auch wenn es vor meiner Amtszeit war. Der Bürgermeister fragte gerade, ob es für mich ein Grund zum Zurücktreten sei? Nein, für so schwerwiegend halte ich diesen Fehler nicht. Und auch den zweiten Fehler, der stattgefunden hat, halte ich nicht für so ganz schwerwiegend, nämlich die Angabe zum Künstler Johann Friedrich Bolt ist korrekt, allerdings haben wir das Problem, dass die Angabe bei Richard Dähling, da steht 1879, nicht meint, dass zu dem Zeitpunkt das Werk entstanden sei, sondern das ist das Todesjahr von Richard Dähling, aber das Geburtsjahr ist nicht bekannt. Und wir geben auch gern noch einen dritten Fehler zu, in der Tat befand sich das Kaiserdenkmal nicht auf dem Wilhelmplatz, also dem Richard-Wagner-Platz, sondern auf dem Luisenplatz am Schloss Charlottenburg. Aber ich finde es besonders erfreulich, dass Herr Tillinger darauf Wert legt, dass ein kaiserliches Denkmal natürlich auch am richtigen Platz steht.

 

Zu 5.

Zum Werk von Otto Heinrich „Engel“: die Angabe „Privatbesitz“ ist nicht zutreffend. Das Gesamtwerksverzeichnis wurde 2009 erstellt und das Werk von Otto Heinrich wurde schon 1915 von der Kunstdeputation angekauft, insofern ist es nicht im Privatbesitz.

Zu Ihrer eigentlich wichtigsten Frage darf ich Ihnen mitteilen, dass die Anfrage beim Landeskriminalamt, Abteilung Kunstdelikte, bisher negativ verlaufen ist. Das Landeskriminalamt hat am 12. März Frau von der Lieth mitgeteilt, das bisher nicht festgestellt werden konnte, das Werke, die sich früher im Besitz des Bezirks Charlottenburg oder Wilmersdorf befunden haben, z. Z. auf Auktionen versteigert worden sind oder angeboten werden. Das Landeskriminalamt hat allerdings ans Kunstamt weitere Fragen zu den Kunstwerken gestellt, die jetzt selbstverständlich beantwortet werden und dem Kontakt zwischen dem LKA und dem Bezirksamt weitergeführt und ggf. auch intensiviert werden, weil auch wir haben ein Interesse daran, dass die verschwundenen Kunstwerke wieder in den Besitz des Landes Berlins und des Bezirks zurückkehren.

 


 

 
 

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