Drucksache - 2011/3  

 
 
Betreff: Wie gut funktioniert die Integrierte Sekundarschule (ISS)?
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:FDP-Fraktion 
Verfasser:Block/Dr.Fest 
Drucksache-Art:Große AnfrageGroße Anfrage
Beratungsfolge:
Bezirksverordnetenversammlung Beratung
17.02.2011 
49. Öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin schriftlich beantwortet   

Sachverhalt
Anlage/n
Anlagen:
Große Anfrage
Schriftliche Beantwortung

Wir fragen das Bezirksamt:

Wir fragen das Bezirksamt:

 

1.      Wie ist der Pflichtaufenthalt für Schüler, Lehrkräfte und sonstiges Personal im Ganztagsbetrieb der ISS geregelt?

 

2.      Wie wird das Mittagessen an den ISS gestaltet in Bezug auf das Menü, die Bezahlung, die Dauer der Mittagspause und die Teilnahme der Schülerinnen und Schüler ?

 

3.      Mit welchen Institutionen der Jugendförderung, der Weiterbildung, Sportvereinen und anderen Organisationen sind Kooperationsverträge geschlossen worden und in welchem Umfang werden deren Angebote wahrgenommen ?

 

4.      Wie viel zusätzliche Lernzeit, z.B. für Förderunterricht und Hausarbeitsbetreuung sowie Arbeitsgemeinschaften wird durch Lehrerinnen und Lehrer an den ISS, die bisher keinen Ganztagsbetrieb vorgehalten haben, betreut?

 

5.      Wie hoch ist der Anteil der Jugendlichen nicht deutscher Herkunftssprache in den 7. Klassen und in welchem Umfang stehen Stunden für gezielten Förderunterricht in Deutsch zur Verfügung?

 

 

Das Bezirksamt beantwortet die Große Anfrage schriftlich wie folgt:

 

Zu 1.:

Alle Integrierten Sekundarschulen (ISS) im Land Berlin werden als Ganztagsschulen entwickelt, so wie dies bisher an den Gesamtschulen in Berlin üblich war. Von den sieben ISS im Bezirk sind bereits die Friedensburg-Schule, die Robert.Jungk-Schule, die Nelson-Mandela-Schule und die 1. Gemeinschaftsschule vollständige Ganztagsschulen, da sie bereits vor der Oberschulreform über diese Organisationsstruktur verfügten.

 

Da in der Peter-Ustinov-Schule, der ISS Wilmersdorf und der Sekundarschule am Schloss die alten Bildungsgänge Realschule und Hauptschule der Jahrgänge 8, 9 und 10 auslaufen, wird der vollständige und verpflichtende Ganztagsbetrieb an diesen Schulen erst sukzessive aufgebaut. Allerdings ist durch den Einbau und die Inbetriebnahme von Mensen und Cafeterien auch in diesen Schulen schon jetzt eine Entwicklung zum Ganztagsbetrieb für alle Schüler/innen zu verzeichnen, da eine Mittagessenteilnahme für alle nur möglich ist , wenn Unterricht und Pausen- und Freizeitzeiten anders organisiert werden. Eine Verlängerung des Schultags hin zum Ganztagsbetrieb ist damit fast überall gegeben. Dies bedeutet auch, dass die gesamte Organisation der Schule sich ändert und die Personaleinsätze sowohl des pädagogischen als auch des sonstigen Personals dieser Entwicklung anpasst werden müssen.

 

Zu 2.:

Mit der Anfang April geplanten Übergabe des Ergänzungsbaus der Peter-Ustinov-Schule werden alle ISS im Bezirk über die für einen Ganztagsbetrieb erforderliche Mensa/Cafeteria-Ausstattungen verfügen. An den Gesamtschulen waren diese Ausstattungen bereits seit längerem vorhanden. Trotzdem ist festzustellen, dass eine umfangreiche oder gar vollständige Teilnahme der Schüler/innen an einem gemeinsamen Mittagessen auch an diesen Schulen nie gegeben war. Die Teilnahmezahlen am Mittagessen sind nach Berichten der Schulleitungen leider höchst schwankend. Verbesserungen werden nur dort erreicht, wo intensiv pädagogisch zum Thema Ernährung und Gesundheit mit den Schüler/innen gearbeitet wird und durch die Schule pädagogische Rituale gemeinsam mit den Schüler/innen entwickelt werden. Dadurch wird i. d. R. auch eine gemeinsame Esseneinnahme gefördert. Projekte zur Verbesserung der Esskultur werden von den Schulen, häufig auch in Zusammenarbeit mit den Caterern, immer wieder neu entwickelt. Eine Verpflichtung zur Essenseinnahme besteht an den ISS nicht. Die Finanzierung eines Mittagessens muss durch die Schüler/innen selbst erfolgen. Das Preisniveau für ein warmes Mittagessen liegt bei 2.20 € bis 2.80 €. Durch den Schulträger erfolgt eine indirekte Subventionierung des Mittagessens, indem die Ausstattungen der Cafeterien und Mensen an den Schulen einem durch die Schule selbst ausgewählten Caterer zu günstigen Konditionen, die im Wesentlichen nur eine pauschalierte Betriebskostenerstattung darstellt, zur Verfügung gestellt werden. Durch die Schule selbst, in der Regel durch eine Essenskommission als Untergremium der Schulkonferenz, werden mit dem Caterer  Versorgungskonzept, Angebotsstruktur, Preise, Öffnungszeiten u.s.w. vereinbart und die Einhaltung der Vereinbarungen kontrolliert. Häufig gibt es auch eine Zusammenarbeit zwischen Schule und Caterer bei der pädagogischen Bearbeitung des Themas gesunde Ernährung und bei der Organisation von Schulveranstaltungen.

 

An den Oberschulen ist es üblich, dass  insbesondere von den Schüler/innen der höheren Jahrgangsstufen kein Mittagessen im Abonnement angenommen wird, sondern nach täglich wechselndem Bedarf Komponentenmahlzeiten gekauft und verzehrt werden. Alle Schulmensen verfügen daher über Ausstattungen, mit denen nicht nur eine warme Mittagsmahlzeit ausgegeben werden kann, sondern die auch einen Cafeteriabetrieb zulassen. Auch die Öffnungszeiten sind meist so festgelegt, dass außer Mittagessen auch Pausenverpflegung möglich ist.

Alle ISS haben das Thema Schulmittagessen in die Diskussionen zum Schulprogramm aufgenommen  und wollen die besseren Bedingungen der Ganztagsschule auch dazu zu nutzen, mit pädagogischen Mitteln eine Kultur des Schulmittagessens an der Schule zu entwickeln.

 

Zu 3.:

Alle ISS verfügen zur Absicherung des Angebots der Jugendsozialarbeit an der Schule über sozialpädagogische Fachkräfte. Während diese Fachkräfte an der Robert-Jungk-Schule und der Friedensburg-Schule im öffentlichen Dienst beschäftigte Mitarbeiter/innen sind, haben die ISS Wilmersdorf und die Peter-Ustinov-Schule einen Kooperationsvertrag mit Modul e.V. geschlossen, die Nelson-Mandela-Schule mit dem Träger tjfbg gmbH, die Sekundarschule am Schloss mit dem CJD Berlin und die 1. Gemeinschaftsschule mit dem SCC Berlin e.V. . Darüber hinaus gibt es zahlreiche Kooperationen, die in der Regel themenbezogen hergestellt und umgesetzt werden oder auf die anlassbezogen temporär zurückgegriffen wird, wie  z. B. JobCenter, Oberstufenzentren, JugendTechnikSchule, Polizei, Bildungsverband Südwest, Berufsstarter, Courage e.V., Musikschule, Landessportbund, City-Basket e.V., Fit am Arbeitsplatz, Tanzschule Keller, Jugendförderung, Regionale sozialpädagogische Dienste des Jugendamtes.

 

Zu 4.:

Hierzu hat die Regionale Schulaufsicht der Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung dem Schulträger folgende Auskunft erteilt:

Förderunterricht wird nach Maßgabe der Einzelschule erteilt; ebenso wird die Einrichtung von Arbeitsgemeinschaften durch die Schule vorgenommen. Insgesamt hat die Schulaufsicht darüber keine detaillierte Kenntnis.

 

Zu 5.:

Von den 858 ISS-Schüler/innen im 7. Jahrgang haben 417 den Status „nicht deutsche Herkunft“ (48,8 %) und 341 den Status „von der Zuzahlung zu den Lernmitteln befreit“ (39,7 %).

 

Ferner hat die Regionale Schulaufsicht mitgeteilt:

Förderunterricht wird im Rahmen der Regelausstattung gewährleistet.

Die Ausstattung errechnet sich für die ISS aus:

Schülerzahl (Sek. I) x 0,21 = Stunden für Teilung und Förderung.

Die Ausstattung für Sprachförderung errechnet sich aus:

Schülerzahl (Sek. I und Sek. II) x 0,1 = Stunden für Sprachförderung.

Voraussetzung ist, dass entweder die Zahl der Schüler/innen nichtdeutscher Herkunftssprache oder die Zahl der von der Zuzahlung zu den Lernmitteln befreiten Schüler/innen über 40% der Gesamtschülerzahl liegt, wobei in diesem Fall beide Teilschülerzahlen addiert werden. Dadurch ergibt sich u. U. eine höhere Zahl als die Gesamtschülerzahl.

 

 

Reinhard Naumann

Bezirksstadtrat

 


 

 
 

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